Bücher – wissen was zu lesen lohnt
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- Geschrieben von: Ruth Asseyer -

Eine streiterprobte Philosophin schreibt über das Streiten. Das macht neugierig, insbesondere in einer Zeit, in der öffentliche Debatten zunehmend aggressiv oder gar nicht mehr geführt werden, Stichwort Cancel Culture.
Svenja Flaßpöhler ist in den letzten Jahren selbst bei einigen öffentlichen Auftritten und mit ihrem Bestseller „Die potente Frau“ zwischen die Frontlinien geraten. Ihre Erfahrungen versucht sie, in ihrem neuen Essay „Streiten“ mit Hilfe philosophischer Begrifflichkeiten zu verarbeiten.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -

Martin Heidegger ist seit langem lebhaft umstritten – für die einen ein Genie, für andere ein maßlos überschätzter Schriftsteller. War er ein großer Philosoph oder doch nur ein den Tiefsinn geschickt simulierender Autor?
Mit Hannah Arendt steht es anders. Sie galt und gilt immer noch als moralische Instanz – besonders, aber nicht nur, für die Linken –, und die kurze Liebesbeziehung der noch minderjährigen Studentin mit dem zwar jungen, aber doch deutlich älteren Professor war und ist für viele ihrer Verehrer nicht leicht zu akzeptieren.
Wie groß muss da erst die Zumutung sein, wenn ein französischer Autor, bekannt durch seine sehr heftigen Angriffe auf Heidegger, nun zeigt, dass noch die in die USA geflohene Jüdin sich dem ganz und gar uneinsichtigen Altnazi verbunden fühlte, dass sie ihm sich zu verteidigen half und viele seiner Gedanken übernahm?
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -

Der vierte Band der „Philosophie der symbolischen Formen“ Ernst Cassirers ist in der Philosophischen Bibliothek erschienen.
Die zwanziger Jahre waren eine der produktivsten Epochen der deutschen Philosophie, denn selten zuvor und ganz gewiss niemals danach erschienen in so kurzer Zeit so viele bedeutende Werke. Eines der wichtigsten war die dreibändige „Philosophie der symbolischen Formen“ (1923–1929) des damals an der neugegründeten Universität Hamburg lehrenden Ernst Cassirer, ein Werk, das schon bald den Rang eines Klassikers erlangte und bis heute ein sorgfältiges Studium verdient. Am Ende seiner Vorrede zum dritten und letzten Band kündigt der Autor ein Buch an, das die „Beziehung und Verknüpfung“ seiner Überlegungen und Ergebnisse „mit der Gesamtarbeit der wissenschaftlichen Philosophie“ darstellen sollte, denn es sei ihm „niemals förderlich und fruchtbar erschienen“, eine Arbeit „sozusagen in den leeren Raum hineinzustellen“.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -

Eine Neuerscheinung der Philosophischen Bibliothek versammelt Essays und Abhandlungen Nicolai Hartmanns.
Werte spielen in der politischen Rhetorik unserer Tage eine wesentliche Rolle, denn es sollen ja die gemeinsamen Werte sein, die Länder oder Parteien miteinander vereinen. In der Philosophie dagegen wird kaum noch von Werten gesprochen. Zwar waren sie in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts ein wichtiges Thema, aber das Werk Max Schelers von 1913 – „Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik“ – oder die ähnlich voluminöse „Ethik“ Nicolai Hartmanns spielen in aktuellen Diskussionen praktisch keine Rolle. Sie sind Lektüre für Fachleute. In beiden Fällen ist das schade, denn wirkliche Philosophie – lebendiges, den Problemen zugewandtes Denken – sollte ein breites Publikum ansprechen.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -

Es ist ebenso umstritten wie das Gendern und meist damit verbunden: Wokeness ist der Anspruch, besonders sensibel auf Zumutungen aller Art zu reagieren und diese Feinfühligkeit in der Sprache zu spiegeln.
Esther Bockwyt hat der „Wokeness“ ein Buch gewidmet und versucht es als Psychologin einzuordnen.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Du meine Güte, was für traurige. tragische, schöne Geschichten werden uns in diesem Briefroman ans Herz gelegt. Was für ergreifende Einzelschicksale werden vor uns ausgebreitet.
Gekonnt erzählt von einer, die uns das Früchten lehrt und das Lieben, das Sich-voreinander-Gruseln und das Einander-Liebhaben. Was für eine wunderbare, erstaunliche, großartige Erzählerin ist diese Jane Gardam. Zu viel des Lobes?
Keinesfalls! Wer bisher noch kein einziges Buch der irischen Autorin gelesen hat, kann gut und gerne mit „Gute Ratschläge“ beginnen. So heißt die deutsche Neuerscheinung von Jane Gardam, hervorragend übersetzt aus dem Englischen von Monika Gaark.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Die Gedanken sind frei – nach diesem Motto handelt und schreibt Dirk C. Fleck sich durchs Leben. Das ist durchaus auch für uns Leser:innen eine Bereicherung. Weil das so ist, hat Marina Silalahi die bisher weit gestreuten Texte in dem Buch „Gefleckte Diamanten“ versammelt und herausgegeben.
Und das ist gut so! Wer ist dieser Mann, den so viele anerkannt gute (und so viele vermeintlich schlechte) Gedanken bewegen? So kurz wie möglich gelistet: Dirk C. Fleck ist Journalist und Autor, war Lokalchef bei der Hamburger Morgenpost, Redakteur bei Merian und Die Woche, Reporter bei Tempo.
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- Geschrieben von: Harry Popow -

Herausgeber und Autor Wilfried Handwerk versandte kürzlich ein Buch mit dem wunderschönen Titel „Die Augen von Anna“. Der Untertitel lautet: Deutsche Poeten über den Frieden. Diese publizistische Lektüre wurde 2024 in Moskau veröffentlicht.
Linksseitig befinden sich die deutschen Texte, rechtsseitig die übersetzten Texte in russisch. Die Auswahl der Zitate traf der Greifswalder Uwe Durak und die Gestaltung des Buches traf Vladimir Fadejew, laut Klappentext in Abstimmung mit dem Russischen Schriftstellerverein.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -

Unser Leben wird nicht nur immer künstlicher, sondern damit auch ärmer – je weiter wir uns von der Natur entfernen, desto eintöniger werden die Sinneseindrücke, die auf uns einströmen, ebenso wie die Bewegungen, die wir uns selbst abverlangen.
Das Leben in einer Welt aus Beton und Blech, Glas und Asphalt fordert uns nicht. Es ist unmöglich, dass es unsere Sinne anregt, denn der „Vielgestalt der Erscheinungen“, die der Dichter Gustav Aschenbach in Thomas Manns „Tod in Venedig“ sucht, begegnen wir kaum jemals.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Bisher ist der in Hamburg lebende Psychologe und Autor Tom Diesbrock mit Karriere- und Lebensratgebern in die Öffentlichkeit getreten. Jetzt hat er mit „Ein Vogel namens Schopenhauer“ seinen ersten Roman geschrieben.
Das Buch handelt von einer Pilgerreise, die allerdings nicht religiös motiviert ist. Es geht auch nicht zu Fuß nach Mekka oder Lourdes, sondern mit dem Rad von Italien nach Deutschland. Genauer gesagt, über die Berge nach Burghausen in Bayern. Begleitet wird der Pilger auf seiner Reise von einem Vogel, der eines Morgens plötzlich und offensichtlich verletzt in Matteos Garten steht und den er Schopenhauer nennt.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Für ihren Debütroman „Upe“ (dt.: „Der Fluss“) wurde die 1984 geborene Lettin Laura Vinogradova 2021 mit dem „Europäischen Literaturpreis“ ausgezeichnet. Jetzt liegt das Buch in der Übersetzung von Britta Ringer unter dem Titel „Wie ich lernte, den Fluss zu lieben“ auch auf Deutsch vor.
Es ist ein kleiner, feiner Roman mit einem Umfang von nur 124 Seiten. Die aber haben es in sich, wollen – wenn möglich – in einem einzigen Lesefluss gelesen werden.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Es grenzt an ein Wunder: Mit 75 Jahren schickt Jane Campbell ihre erste Kurzgeschichte ungebeten an die renommierte „London Review of Books“ und die Story wird prompt veröffentlicht. Daraufhin ermutigte die begeisterte Verlegerin die in Oxford lebende Autorin, die Psychoanalytikerin Jane Campbell, weitere Geschichten zu schreiben.
Zum Glück für uns Leserinnen hat Jane es getan und mit 80 Jahren ihr erstes Buch veröffentlicht. „Kleine Kratzer“ heißt der wunderbare Band mit Erzählungen, der in der kongenialen Übersetzung von Bettina Abarbanell nun auch auf Deutsch vorliegt.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Schon mit ihrem mehrfach ausgezeichneten Debütroman „Hier ist noch alles möglich“ beeindruckte Gianna Molinari Leserschaft und Fachwelt. Mit ihrem zweiten Roman „Hinter der Hecke die Welt“ könnte ihr das genauso gelingen.
Das Setting ist auch diesmal außergewöhnlich. Wir erleben zwei Parallelwelten. Die eine Welt besteht aus einem Dorf, das Angst vor dem Verschwinden hat. Die andere Welt erlebt eine Frau, die sich ihren Traum erfüllt und auf einem Forschungsschiff an einer Expedition in die Arktis teilnimmt. Beide Welten sind vom Verschwinden bedroht.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -

Mit dem generischen Maskulinum beschäftigt sich ein Buch des renommierten Linguisten Eckhard Meineke. Mit großer Kompetenz argumentiert er gegen die feministische Linguistik und gegen die Umsetzung ihrer Dogmen durch den Journalismus.
Warum ärgert mich das Gendern so sehr? Weil ich nicht vergessen kann, ein Mann zu sein und deshalb von vornherein Partei bin? Weil es mich nicht freut, dass ich jetzt mehr und mehr auf das Privileg verzichten muss, direkt angesprochen zu werden?