Film & Kino aktuell
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Familie und die mit ihr verbundenen Verluste, Enttäuschungen und Schmerzen standen immer wieder im Mittelpunkt der skurrilen Tragikomödien von Wes Anderson. „Die Royal Tenenbaums“ machten 2001 den Anfang, doch nun bricht mit „Der phönizische Meisterstreich" eine neue Ära an.
Wenn auch das Universum des US-amerikanischen Kultregisseurs gleichermaßen betört durch seine bühnenbildartigen Sets, symmetrischen Bildkompositionen und überbordende exzentrische Komik mitten im größten Chaos, erzählt Anderson ungewohnt linear und chronologisch von den Tücken moralischen Handelns im kapitalistischen System. Und von einer Vater-Tochter Beziehung, die auch unsere Welt verändern könnte.
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- Geschrieben von: Gloria Lauri-Lucente, Gaetana Marrone. Übersetzung: Dagmar Reichardt -

Der italienische Filmregisseur Francesco Rosi (1922–2015) hat sie alle gehabt: vom Goldenen Löwen von Venedig für „Die Hände über der Stadt“ („Le mani sulla città“, 1963) über die Goldene Palme in Cannes für „Der Fall Mattei“ („Il caso Mattei“, 1972) bis hin zum British Academy Film Award für „Christus kam nur bis Eboli“ („Cristo si è fermato a Eboli“, 1979).
Unter den mehr als 30 internationalen Film- und Festivalpreisen fehlen auch die Internationalen Filmfestspiele Berlin nicht, die Rosi 1962 gleich zum Karrierestart mit dem Silbernen Bären für die Kategorie Beste Regie von „Wer erschoss Salvatore G.?“ („Salvatore Giuliano“, 1961) und 2008 – sieben Jahre vor seinem Ableben – mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk auszeichneten.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Regisseur Jan-Ole Gerster („O Boy“, 2012, „Lara“, 2019) faszinierten schon immer Charaktere, die ein gewissen Gefühl von Einsamkeit und Verlorenheit in sich tragen. Sie hadern mit verpassten Chancen, sehnen sich nach Nähe und sind doch unfähig dazu.
„Islands“ ist Gersters erster in Englisch gedrehter Film, ein subtiler Psychothriller mit frappierenden Twists in der Tradition von Patricia Highsmith und Alfred Hitchcock, aber grade diese scheinbare Ähnlichkeit verführt zu voreiligen Rückschlüssen. Immer wieder schleichen sich Referenzen ein aus Michelangelo Antonionis Drama „L’avventura“ (1959). Bestechend die Bildkompositionen aus Bewegung und Licht, sie erzeugen eine tagtraumartige Qualität von seltsam vertrauter Bedrohlichkeit.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Paris, September 1977. „La Divina", die Göttliche nannten ihre Bewunderer sie, dann schlug die Publikumsgunst in Hass um: Maria Callas ist 53 und seit vier Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten. Ihr Apartment in der Avenue Georges Mandel ähnelt pompösen Opernkulissen, ein goldener Käfig als sicherer Rückzugsort von Realität und Außenwelt.
In „Spencer“ (2022) und „Jackie “ (2016) befreite der chilenische Regisseur Pablo Larraín seine Protagonistinnen vom Ballast ihres schwindelerregenden gesellschaftlichen Status, dem Druck von Öffentlichkeit und Konvention. Sie durften sich verlieren, neu definieren. „Maria“ ist fatalistischer, düsterer und der überragendste Film der Trilogie. Die kühle Distanziertheit der griechischen Sopranistin, gespielt von Angelina Jolie, schmerzt mehr als jeder Gefühlsausbruch.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

„Der Brutalist“ erzählt von Gier, Macht, dem Kampf zweier Männer, erzählt von Hoffnung, Emigration, dem vergifteten amerikanischen Traum, von Antisemitismus, Ausbeutung und Aufbegehren, von Architektur und Ästhetik als Reaktion auf den Holocaust.
US-Regisseur Brady Corbet („Vox Lux“, 2018) kreiert mit der dreieinhalbstündigen fiktiven Biografie des jüdische Architekten Lázló Toth (grandios Adrien Brody) ein authentisches Monumental-Epos von schmerzhafter Intensität, radikal, erschütternd, visionär, meisterhaft inszeniert, voll ungelöster Rätsel und überragend in seiner visuellen Wucht und Schönheit. „Der Brutalist“ ist für zehn Academy Awards nominiert unter anderem als Bester Film und gilt aus Oscar-Favorit
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Der Norweger Halfdan Ullmann Tøndel ist der Enkel des legendären Regisseurs Ingmar Bergman und der Schauspielikone Liv Ullmann. Vielleicht wollte er grade deshalb eigentlich nie zum Film.
Sein beklemmendes satirisches Psychodrama „Armand“ expandiert zur surrealen Choreographie, einem frappierenden Labyrinth aus Lügen und Intrigen. In Cannes wurde der facettenreiche Debütfilm als Gewinner der Sektion Un Certain Regard ausgezeichnet, in Deutschland leider noch ein Geheimtipp.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Drei Jahrzehnte nach „Forrest Gump“ überlistet uns US-Regisseur Robert Zemeckis zu einer höchst ungewöhnlichen cineastischen Exkursion. Sein Fantasy-Drama „Here“ bricht mit der Einheit von Zeit, Raum und Handlung.
Zur Schnittstelle der Schicksale im Verlauf von mehr als hundert Jahren entwickelt sich das gutbürgerliche Wohnzimmer einer amerikanischen Vorstadtvilla. Die Bewohner wechseln, werden älter, sind ständig in Bewegung, die Kamera rührt sich nicht. Das schillernde Kaleidoskop der Emotionen polarisiert: Kitsch, Kolportage oder erzwungene Versuchsanordnung behaupten die einen, die anderen sehen in „Here“ das spannendste Oeuvre des 72 jährigen Filmemachers.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Regisseur Guan Hu inszeniert mit „Black Dog“ am Rande der Wüste Gobi die post-industrielle Odyssee zweier Außenseiter: einem bissigem Windhund-Mischling und dem wortkargen Ex-Häftling Lang (überragend Eddie Peng). Was die beiden verbindet, ist anfangs nur jener Argwohn der Gescheiterten und Verfolgten.
Das atemberaubende, ästhetisch virtuose Erlöser-Epos zwischen Noir Melancholie, Slapstick Komik und der rauen Poesie eines Neo-Westerns reflektiert die gesellschaftlichen Spannungen innerhalb Chinas. Der Fortschritt fordert seine Opfer grade unter den Ärmsten. „Black Dog“ wurde bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit dem Hauptpreis der Sektion „Un Certain Regard“ ausgezeichnet.
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- Geschrieben von: Redaktion -

Jeff Koons gilt als einer der einflussreichsten, populärsten und umstrittensten Künstler der letzten Jahrzehnte. Im Laufe seiner Karriere hat er die Grenzen zwischen moderner Kunst und Massenkultur ausgetestet.
Er hat mit industriellen Fertigungsmethoden und neuen Ansätzen für das berühmte Readymade experimentiert und dabei die Beziehung zwischen Künstler, dem Kult um die Berühmtheit und dem globalen Markt verändert. Wie nur wenige visionäre Künstler der jüngeren Geschichte ist es Koons gelungen, Kitsch und Pop auf ein neues Level zu heben und banale Gegenstände in eigenwillige Meisterwerke zu verwandeln.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Angst vorm Scheitern kennt Francis Ford Coppola nicht, er schwört auf den Sprung ins Ungewisse. Wie damals bei „Apokalypse Now“ (1979) riskierte der heute 85-jährige noch einmal Karriere, Vermögen, seinen Ruf und Gesundheit für ein Filmprojekt.
Das bildgewaltige Opus Magnum „Megalopolis" bezeichnet der legendäre US-Regisseur, Autor und Produzent (Trilogie „Der Pate“) beharrlich als Fabel. Seine atemberaubende futuristische Vision von New Rome ist Vermächtnis und Plädoyer zugleich, vor allem aber auch der leidenschaftlich herbeigesehnte Moment absoluter künstlerischer Freiheit. Was immer Filmkritiker schreiben mögen, entstanden ist unabhängig von Box-Office Einnahmen und Gossip ein Meisterwerk der Metaphorik, der Concept Art.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Ein Nein akzeptierte sie nicht: Lee Miller (überragend Kate Winslet), umschwärmtes Ex-Model und Muse berühmter Künstler wie Man Ray, widersetzt sich erfolgreich männlicher Dominanz. Sie – „Die Fotografin“ – sucht ständig neue Herausforderungen, dokumentiert als eine der ersten Kriegsreporterinnen in eindringlichen surrealistischen Bildern die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs.
Ellen Kuras („Vergiss mein nicht“), Kamerafrau von Michel Gondry, Martin Scorsese, Spike Lee und Jim Jarmusch, inszeniert ihr Spielfilmdebüt unerwartet klassisch. Die britische Regisseurin überlässt die Dramatik der hochemotionalen Szenen ganz der Protagonistin. Grade jene Momente der Enttäuschung, des Zorns gehören zu den stärksten in der Karriere der Oscar-prämierten Schauspielerin.
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- Geschrieben von: Claus Friede -

My Stolen Planet” ist eine tagebuchartige Erzählung von Farahnaz Sharifi, einer iranischen Filmemacherin. Geboren während der islamischen Revolution im Iran 1979, fängt sie Momente der Freude, des Schmerzes und des Trotzes in ihrem Alltag ein.
Was passiert mit den Menschen, wenn eine „Revolution“ auf dem Rücken einer entscheidenden Bevölkerungsgruppe ausgetragen wird? Die Unterdrückten sind in erster Linie die Frauen. Das ist die narrative Perspektive der Regisseurin. Gesellschaftlich, religiös, rechtlich und kulturell sind sie einer permanenten Diskriminierung ausgesetzt.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Wieder riskiert Kevin Costner viel, -als Regisseur, Produzent, Co-Autor und Hauptdarsteller. Er setzt mit der bildgewaltigen Tetralogie „Horizon: Eine amerikanische Saga“ ähnlich wie damals 1990 bei „Der mit dem Wolf tanzt“ Karriere und Vermögen aufs Spiel. Sein Ziel: Die Perspektiven aller Beteiligten gleichermaßen einzufangen, Authentizität bis ins letzte Detail.
So nah kam selten ein Western der historischen Wirklichkeit, ohne das eigene Genre zu sabotieren. Die Schauplätze wechseln ständig zwischen Montana, Wyoming, San Pedro Valley, verschneiten Gipfeln, herbstlichen Wälder, endlosen Prärien. Von der Presse oft kritisiert das Zerrissene, Episodenhafte der Erzählweise, aber grade die ständig alternierenden Handlungsstränge sind die Stärke des Monumental-Epos.
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- Geschrieben von: Redaktion -

Es ist die bewegende Geschichte einer dramatischen Liebe und zugleich ein Dokument epochaler Kunst:
Anfang des 20. Jahrhunderts lebt und malt die gebürtige Berlinerin Gabriele Münter gemeinsam mit ihrer großen Liebe, dem Russen Wassily Kandinsky, im bayerischen Murnau am Staffelsee. Die Provinz wird zum Ausgangspunkt eines künstlerischen Aufbruchs in die Moderne, der Malerei und Kunstverständnis revolutioniert und die lockere Künstlerbewegung Der Blaue Reiter hervorbringt.