Literatur Magazin
- Geschrieben von Marion Hinz -
Manche Romane sind ziemlich verzweigt. Da wechseln ständig die Personen, Generationen, Zeiten und Orte. Da muss man höllisch aufpassen und dranbleiben, um alles richtig einordnen und die Zusammenhänge verstehen zu können.
Das ist zugegebenermaßen nicht unbedingt einfach für uns Leser. Doch einfach muss ja auch nicht immer alles sein in der schöngeistigen Literatur. Hauptsache, die Geschichte ist spannend erzählt, sprachlich gut und klug gestaltet. Dann lässt man sich gerne gefangen nehmen und in andere Sphären entführen. Wie bei der Lektüre von Maggie O’Farrells Roman „Hier muss es sein“, im Original 2016 erschienen und nun von Kathrin Razum aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Woran bemisst sich die Qualität eines Kunstwerks? Darüber lässt sich auf festem Boden streiten, wenn es strenge Regeln gibt – wie für ein klassisches Drama, für ein religiöses Triptychon oder eine Sonate. Aber wie steht es um die Qualität eines Romans?
Der Roman ist unter allen literarischen Gattungen die offenste – in formaler wie in inhaltlicher Hinsicht ist so gut wie alles erlaubt, und so gut wie alles wurde auch schon versucht. Woher sollen wir da einen Maßstab nehmen?
- Geschrieben von Marion Hinz -
Der 61jährige in Südtirol geborene, in Wien und Neuss lebende Schriftsteller Oswald Egger wird in diesem Jahr mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
„Mit Oswald Egger zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung einen Schriftsteller aus, der seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahre 1993 die Grenzen der Literaturproduktion überschreitet und erweitert“, begründet die Jury ihre Entscheidung. Der Büchner-Preis ist der renommierteste jährlich vergebene Literaturpreis für deutschsprachige Autoren. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und wird am 2. November 2024 in Darmstadt überreicht.
- Geschrieben von Marion Hinz -
2017 hielt sich der Schriftsteller und Nietzsche-Fan Taqi Akhlaqi aus Afghanistan für vier Monate in Deutschland auf. Grund war ein Arbeitsstipendium im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich in Düren, das seit 1989 Künstlern und Künstlerinnen aus aller Welt einen befristeten ruhigen Ort zum Arbeiten bietet.
Vor dieser Reise hatte Taqi Akhlaqi Europa und somit auch Deutschland nur im Spiegel von Literatur und Kunst gesehen. Insbesondere Nietzsche war ihm längst ans Herz gewachsen. Das Deutschland, das der Schriftsteller Taqi innerhalb dieser vier Monate kennenlernte, war für ihn eine Welt voller Überraschungen und Wunder.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Saša Stanišic` fantastische Fähigkeit, Geschichten zu erzählen ist immer wieder eine Freude für uns Leser. Seine große Erzählkunst zeigt sich auch in „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“, erschienen bei Luchterhand.
In zwölf Erzählungen geht es um Möglichkeitsräume, um Perspektiven, um Träume, die wahr werden oder die – weil noch nicht ausgeträumt – in eine vielversprechende Zukunft münden könnten. Es geht aber auch um die eigene Migrationsgeschichte des Autors, um Herkunft, Ankommen und Dasein.
- Geschrieben von Elvira Mujčić, Dagmar Reichardt et al. -
Ana, die Protagonistin dieser Geschichte, ist ein moldawischer Teenager, der nach Italien katapultiert wird. Plötzlich stellt die Heranwachsende fest, dass sie sich weder auf Italienisch noch auf Moldawisch vollständig auszudrücken vermag. „Wer bist du, wenn du deine Wurzeln und Worte verlierst?“ ist nicht nur die zentrale Frage, die sich Ana in dieser Lebenslage stellt. Vielmehr schmückt dieses Motto auch den Untertitel des 2012 erschienenen Buchs über „Die Sprache von Ana“, das die auf Italienisch schreibende Autorin und Übersetzerin, 1980 in Loznica (Serbien) geborene und Anfang der 1990er-Jahre in Italien eingebürgerte Elvira Mujčić verfasst hat.
Seitdem zirkuliert der quasi-autobiographisch konnotierte Roman als Geheimtipp im Fremdsprachenunterricht Italienisch an Schulen und Universitäten.
- Geschrieben von Elvira Mujčić, Dagmar Reichardt et al. -
Elvira Mujčić wurde 1980 in Loznica im ehemaligen Jugoslawien – heute Serbien – geboren und wuchs sowohl in Bosnien als auch Kroatien auf. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie als Flüchtling in Italien eingebürgert und lebt heute in Rom.
Die studierte Literatin und fremdsprachlich gebildete, auf Italienisch schreibende Roman- und Theaterschriftstellerin ist auch als Literaturübersetzerin bekannter Gegenwartsautorinnen und -autoren aus dem ex-jugoslawischen Raum – darunter Slavenka Drakulić, Faruk Šehić oder Robert Perišić – sowie als Radiomoderatorin – etwa einer internationalen kulturellen Presseschau für den staatlichen RAI-Sender (RAI Radio 3) – in Italien tätig.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Aktuell ist im Westend Verlag, der in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag feiert, das neue Buch der in Lübeck lebenden Autorin Charlotte Kerner erschienen. In „We are Volcanoes“ erzählt sie die Lebens- und Forschungsgeschichte der Ökovisionärinnen Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway.
Die Künstlerin Andrea Cochius malte die Illustrationen für das Buch. Auf der Messe unabhängiger Verlage „Die Buchmacher“ in St. Petri, Lübeck, stellten Charlotte Kerner und Andrea Cochius das thematisch höchst aktuelle Buch vor.
- Geschrieben von Marion Hinz / Anja Liedtke -
„Zum Ausruhen ist mir die Prosa lieber, für neuen Input die Lyrik.“ Oder: „… und plötzlich rieche ich den Duft von warmem Stein.“
Heute, am 21. März jährt sich der „Welttag der Poesie“ zum 25. Mal. Der Tag wurde 2000 von der UNESCO ausgerufen und wird seitdem jährlich gefeiert. Gewürdigt werden soll mit diesem besonderen Tag der Stellenwert der Poesie. Erinnert werden soll auch an die Vielfalt des Kulturguts Sprache und die Bedeutung mündlicher Traditionen.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Daniel Kehlmann schreibt filmisch, könnte man sagen. Wie eine Kamera richtet er das Auge, den Blick auf seine Romanfiguren. Den Text schneidet Kehlmann szenisch-visuell (nach)erlebbar. So auch in seinem neuem Roman „Lichtblick“.
Geradezu meisterlich verknüpft der Autor wieder einmal Fiktion und Historie. Erzählt wird die Geschichte des Filmemachers G.W. Pabst, der mit seiner Familie vor den Nazis floh. Sein erster Film in Amerika floppt. Pabst kehrt ins Dritte Reich zurück. Fortan kooperiert er mit den Nazis.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Die Autorin Gabriele Haefs gehört zu den renommiertesten Übersetzerinnen für Skandinavistik im deutschsprachigen Raum. Die am Niederrhein geborene Haefs absolvierte ihr Studium der Volkskunde, Vergleichende Sprachwissenschaft, Skandinavistik und Keltologie an den Universitäten von Bonn und Hamburg, promovierte 1982 im Fach Volkskunde – Thema der Dissertation: „Das Irenbild der Deutschen“.
Gabriele Haefs ist mit dem norwegischen Schriftsteller Ingvar Ambjørnsen verheiratet und lebt in Hamburg. Sie ist Mitglied im Verband deutschsprachiger Übersetzer literarischer und wissenschaftlicher Werke.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Im Rahmen der LiteraTourNord 2023/2024 las der österreichische Schriftsteller Tonio Schachinger, Träger des Deutschen Buchpreises 2023 in der Lübecker Buchhandlung Hugendubel aus seinem preisgekrönten Coming-of-Age-Roman „Echtzeitalter“.
In diesem Roman geht es um den fünfzehnjährigen Till Kokorda, der im Internet ein weltbekannter Gamer ist und sein analoges Dasein im snobistischen Umfeld eines elitären Wiener Internats verbringt.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Charlotte Gneuss hat mit „Gittersee“ einen mitreißenden, spannenden Roman über einen (Vor-)Ort und dessen Bewohner in der ehemaligen DDR geschrieben. Im Dresdener Stadtteil Gittersee arbeiteten Menschen jahrzehntelang unter Tage. Bis 1967 wurde dort Kohlebergbau betrieben und in der Folge bis1989 die Förderung von Uranerz.
Bis heute sei dieser Ort strahlenbelastet, erzählt Charlotte Gneuss im Gespräch mit Lektorin Juliane Schindler über ihren Debütroman „Gittersee“, der in den 70er Jahren spielt. „Ich habe das Gefühl, dass auch die sozialen Beziehungen strahlenbelastet sind“, so die Autorin. Wichtig für diesen Roman, der auf viel Recherchearbeit und der persönlichen Geschichte ihrer Eltern beruht, seien auch Fragen gewesen wie: Was bleibt unter Tage, was bleibt über Tage? Was bleibt im Dunkeln? Was kommt ans Licht?
- Geschrieben von Marion Hinz -
Wann ist etwas vollendet? Gibt es überhaupt Vollendung in der Kunst, im Leben? Oder ist es gerade das Unvollendete, was unsere menschliche Existenz und was große Kunst ausmacht?
Derart wesentlichen Fragen geht seit Februar 2023 die offenen Gesprächsreihe „Fliegende Gedanken“ im Rahmen des Projektes „Die Unvollendeten“ im Hamburger Tonali Saal nach. Diesmal nahm die phantasiereiche, sprachmächtige Schriftstellerin Felicitas Hoppe auf dem gelben Tonali-Teppich Platz, auf dem immer auch ein gelber Stuhl freigehalten wird für Gäste aus dem Publikum. Ebenfalls wie immer führte Moderatorin Raliza Nikolov kenntnisreich und zugewandt durch den Abend. Dieser bildete den Schlusspunkt der Gesprächsreihe und zugleich den Auftakt für das große Tonali Festival vom 3. bis 9. Juli 2023 an verschiedenen Orten in Hamburg.