Bücher – wissen was zu lesen lohnt
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- Geschrieben von: Ruth Asseyer -
Die Kulturwissenschaftlerin Andrea Gnam unternimmt in ihrem neuen Buch einen komprimierten historischen Streifzug durch die Welt der Kunst und ihrer Zeichen. Schon der Titel sagt knapp und präzise, worum es geht: „Bilder und Wörter. Kleine Kulturgeschichte einer brillanten Allianz“.
Von den ersten geritzten Felszeichnungen der frühen Menschheitsgeschichte bis zu den grell gesprühten Graffitis auf den Zügen und Hauswänden moderner Großstädte untersucht Gnam die Frage, ob und wie sich die Bedeutung dessen, was man sieht, entschlüsseln lässt. Je länger die Entstehung eines Werks zurückliegt, umso mehr entsteht Raum für Missverständnisse. Denn was man sieht, ist nicht immer das, wonach es scheint. Das belegt die Autorin kenntnisreich, analytisch präzise und in einer angenehm klaren Sprache, die den Lesern die komplexe Beziehung zwischen Wort und Bild einleuchtend und kurzweilig nahebringt.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Das Buch „Die Erfindung Preußens“ erzählt die Lebensgeschichte eines zu Unrecht gering geschätzten Herrschers anhand der Entstehung seiner wichtigsten Bauten.
Peter Stephan ist sowohl Historiker als auch Kunsthistoriker, also doppelt qualifiziert, und das muss er auch sein, wenn er den Weg Preußens zu einem deutschen Königreich an den Bauten eines vergessenen Königs aufzeigen will.
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- Geschrieben von: Gennaro Avallone (Übersetzung und Vorspann von Dagmar Reichardt) -
Iain Chambers zieht in seinem neuen Buch eine kulturtheoretische Parallele zwischen Lampedusa und Gaza: In beiden sozial hochaufgeladenen Konfliktsituationen tickt gemäß des italienisch-britischen Postkolonialismus-Experten die „koloniale Uhr“. Er entdeckt sowohl im Fall Lampedusa als auch in der Gaza-Frage „unterbrochene Sprachen“. Seine Kernthese: In der Gewalt, die derzeit in Palästina stattfindet und sich gegen Migranten richtet, wird die Geschichte des Westens verdrängt.
Wie ein schmerzhafter Splitter im Auge verstellt uns die koloniale Frage, so Chambers, auch in Deutschland den ungetrübten Blick auf die Wahrheit: Obwohl die Deutschen für ihre historische Schuld gegenüber dem Judentum einstehen und gerade zehn Jahre „Wir schaffen das!“ feiern, sind wir blind für die Wurzel allen zeitgenössischen Übels. Diese lässt sich laut Chambers im historischen Sündenfall des Kolonialismus verorten, den wir ihm zufolge geschichtlich weit weniger gewissenhaft aufgearbeitet und verinnerlicht haben als die Shoah. Sein fremder Blick offenbart die nackte Tatsache: „Lampedusa“ und „Gaza“ müssen zusammengedacht werden, um der Vergangenheit gerecht zu werden, bevor eine friedliche Weltordnung global denkbar ist.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Ein dickes Buch schildert, wie Fürsten sich im 16. und 17. Jahrhundert von gebildeten Kaufleuten bei der Zusammenstellung von Kabinetten und Museen helfen ließen.
Um Dürer geht es allein im ersten von vier Teilen. Und vorgestellt wird dort nicht in erster Linie der Künstler, sondern der Mensch, der um Anerkennung kämpft und sich mit Auftraggebern auseinandersetzen muss; oder der Handwerker auf der Suche nach den richtigen Farben.
Das Buch der in Cambridge lehrenden, bereits mit etlichen Preisen ausgezeichneten deutschen Autorin Ulinka Rublack ist nämlich keine kunsthistorische Studie, sondern eine kulturgeschichtliche, ein Werk, aus dem wir sehr viel über den Alltag wie das Selbstverständnis, über Ausbildung wie Interessen von Künstlern, Kunsthandwerkern und auch Kaufleuten erfahren können. Nur eben der Künstler Albrecht Dürer kommt nur am Rande vor…
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Die französische Kuratorin Véronique Wiesinger, Direktorin der Fondation Alberto und Annette Giacometti, legt ein schmales, aber enorm faktenreiches Buch über den Schweizer Bildhauer und Maler Alberto Giacometti vor.
Für die Mehrzahl der Interessierten – so auch für den Rezensenten – war Giacometti einer der wichtigsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts, aber tatsächlich war er noch wesentlich mehr. Bei der Lektüre des Buches fällt besonders die Offenheit dieses Künstlers ins Auge, der sich stets aufmerksam umschaute und so ungezählten Anregungen begegnete. Natürlich, zunächst und vor allem war Alberto Giacometti Bildhauer, dazu aber auch Maler und gelegentlich sogar so etwas wie ein Innenarchitekt.
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- Geschrieben von: Harry Popow -
In diesem Sachbuch setzt der Autor Wolfgang Bittner dem Kriegsgeschrei der westlichen „Wertegemeinschaft“ eine Vielzahl bisher weitgehend verschwiegener Wahrheiten entgegen.
Das Buch umfasst 144 Seiten und fordert jeden denkenden Menschen in Deutschland und auch in Europa dazu auf, sich nicht von kriegswütigen politisch blinden Profitjägern und größenwahnsinnigen Vertretern der Kapitalinteressen ins Bockshorn jagen zu lassen und damit in den Untergang.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -
Mit „Trance“ und „Schussfahrt“, den beiden ersten Bänden seiner Cric Crac Saga, hat der Hamburger Arzt und Autor Konrad Rippmann einen schier atemberaubenden Abenteuerroman quer durch ein Jahrhundert Weltgeschichte vorgelegt.
Ebenso unterhaltsam wie lehrreich. Kurz: Genau die richtige Urlaubslektüre.
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- Geschrieben von: Ruth Asseyer -
Am 6. September 1999 erhielt der Jurist und ehemalige Schweizer Diplomat Harald Feller in Bern die Medaille der Gerechten unter den Völkern von Yad Vashem für seine Rettungsaktionen von Juden in den Jahren 1944 und 45 in Budapest. Dennoch blieb er ein Unbekannter.
Der Historiker François Wisard hat jetzt Fellers außergewöhnliche Biografie im Zürcher Verlag „elfundzehn“ herausgebracht. Das Buch ist eine spannend geschriebene, quellenbasierte historische Untersuchung und zugleich die Drehbuch-Vorlage eines aufregenden Politthrillers.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Christian Beyers Einführung in Husserls Philosophie stellt ihn als analytischen Philosophen dar.
Edmund Husserl (1859–1938) ist vielleicht der einflussreichste Philosoph des 20. Jahrhunderts – das Werk Heideggers, Sartres und unzähliger anderer ist, ohne die von ihm begründete Phänomenologie, nicht zu denken. Selbst auf Philosophen, die ihm nicht folgen mochten, übte er großen Einfluss aus. Aber sein Werk ist mehr als sperrig, denn er hat sich niemals um Popularität bemüht, sondern selbstvergessen seine Überlegungen vorangetrieben. Kaum eine Philosophie ist komplizierter und tiefgründiger, und deshalb wiegt der Mangel an guten Einführungen schwer.
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- Geschrieben von: Ruth Asseyer -
Über Krieg und Nationalsozialismus hat Roswitha Quadflieg nie mit ihrem Vater, dem berühmten Schauspieler Will Quadflieg, gesprochen.
Jetzt, über 20 Jahre nach seinem Tod, hat sie ein Buch herausgebracht, in dem es um diese Themen geht, Titel: „Ich will lieber schweigen. Das Tagebuch eines Schauspielers und die Fragen seiner Tochter“.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Warum führt der Mensch Kriege? Gewalt kennt auch das Tierreich, aber es ist der Mensch – und unter allen Kreaturen dieser Erde er allein –, der Kriege führt.
Bescheiden ist der Anspruch dieses Buches nicht, denn es verspricht nicht weniger als eine „Menschheitsgeschichte“. Kann es diesen Anspruch einlösen?
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- Geschrieben von: Ruth Asseyer -
Was beinhaltet ein scheinbar so simpler Begriff wie Wohnen? Doris Dörrie versucht in ihrem neuen Buch, dieser Frage auf die Spur zu kommen. Rückblickend betrachtet sie verschiedene Orte, Häuser, Wohnungen und Räume ihres Lebens und beleuchtet dabei das Wechselspiel zwischen Umgebung, Denken und Fühlen.
Herausgekommen ist ein sehr persönlicher Essay, der individuelle sinnliche Erfahrungen und allgemeine soziale und politische Überlegungen zu einer Erzählung verknüpft.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Eine Sammlung lesenswerter Essays von Wolfgang Marx ist jetzt im Arachne-Verlag in Bonn erschienen.
Der Autor Wolfgang Marx besitzt zwei Gesichter – zunächst war er lange Jahre in der Wissenschaft tätig, zuletzt als Professor für kognitive Psychologie in Zürich; aber seitdem – seit seiner Emeritierung – war und ist er schriftstellerisch sehr aktiv und veröffentlichte Gedichte und eine Anzahl kleinerer Romane[1]. So solide er als Wissenschaftler arbeitete, so freudig versucht er sich heute an allerlei literarischen Experimenten. Das gilt besonders für seine Erzählwerke, die schon zuvor hier vorgestellt wurden[2]. Im Stil seiner Romane, die größtenteils aus Dialogen bestehen, sind auch die drei Dialoge geschrieben, die den schmalen Band beschließen, der Essays aus den letzten Jahren zusammenfasst.
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- Geschrieben von: Ruth Asseyer -
In ihrem neuen Buch „Digitale Diagnosen. Psychische Gesundheit als Social-Media-Trend,“ widmet sich die Wiener Soziologin Laura Wiesböck einem Diskurs, der von den USA ausgehend seinen globalen Siegeszug antrat und auch hierzulande zunehmend die Debatte bestimmt.
Dabei analysiert die Autorin, wie sowohl die Logik von Internetplattformen als auch die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen das, was als krank oder gesund gilt, definieren und beeinflussen. Das tut Wiesböck auf Grundlage zahlreicher Studien und auf angenehm differenzierte Weise.
