Bücher – wissen was zu lesen lohnt
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Die Bibel, sagt Arno Schmidt, sei „ein unordentliches Buch mit 50.000 Textvarianten“. Auch wenn diese Zahl groß klingt – damit hat er gewiss noch heftig untertrieben. Denn es sind unzählige Versionen auch heute im Gebrauch, und es werden viel mehr, wenn man in der Geschichte zweitausend Jahre oder weiter zurückgeht.
Bücher über die Entstehung der Bibel können also selbst dann kaum mehr als einen groben Überblick geben, wenn es sich um dicke und sehr gelehrte Werke handelt. In diesem Jahr sind deren zwei erschienen. Das eine ist das gemeinsame Werk zweier Theologen aus Zürich und Berlin, das andere stammt von dem prominenten britischen Althistoriker Robin Lane Fox.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
„Wer anfängt, Rechtsstaatlichkeit zu beugen,“ schrieb am 7. Oktober Ulf Poschardt in der „Welt“, „sei es mit Boykott der Schulpflicht, Nötigung oder Sachbeschädigung, zersetzt das Fundament unserer Gesellschaft. Trotzdem“, empörte er sich, „sind viele wieder ganz entzückt bei der Aktion von ‚Extinction Rebellion‘.“
Was dieser Freund des freien Autowanderns vielleicht wirklich nicht weiß, ist, dass es schon lange zurückliegt, dass ein Mann über die „Pflicht zum zivilen Ungehorsam“ schrieb – und es war mit Henry David Thoreau (1817-1862) auch noch ein Amerikaner! Angesichts von Sklaverei und ungerechten Kriegen verweigerte er die Steuerzahlung und ging deshalb sogar ins Gefängnis. Später reduzierte er seine Arbeit auf das geringstmögliche Maß, um sich wichtigeren Dingen zu widmen.
- Geschrieben von Harry Popow -
Der Schriftsteller Wolfgang Bittner, Autor zahlreicher Bücher und promovierter Jurist, hat ein neues, den allgemeinen Konsens gefährdendes Sachbuch vorgelegt, in dem er beweist, dass der West-Ost-Konflikt eine Inszenierung ist. Kommt Bittner damit auf den vom Mainstream-Zensor verordneten Index? Schon mit seinem 2015 erschienenen Buch „Die Eroberung Europas durch die USA“, das abseits der sogenannten Qualitätsmedien ein Standardwerk und Longseller wurde, prangerte er die allein auf eigenen Vorteil ausgerichtete Interventions- und Sanktionspolitik der USA an; der Untertitel lautet: „Eine Strategie der Destabilisierung, Eskalation und Militarisierung“, womit das Aggressionsprogramm der „einzigen unverzichtbaren Nation“ (Barack Obama) demaskiert war.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Wer liebt Insekten? Schmetterlinge mögen schön sein, Bienen nützlich, aber Mücken oder Wespen? Eigentlich sind wir doch froh, dass wir ihnen überhaupt nicht mehr begegnen! Manchmal sind sie nur lästig, manchmal eklig oder sogar widerlich, und fremd und unverständlich sind sie auf jeden Fall.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Brigitte Kronauer, 1940 in Essen geboren, starb am 22. Juli 2019 mit 78 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Hamburg. Ihr schriftstellerisches Werk wurde unter anderem mit dem Fontane-Preis der Stadt Berlin, mit dem Heinrich-Böll-Preis, dem Hubert-Fichte-Preis der Stadt Hamburg, dem Joseph-Breitbach-Preis und dem Jean-Paul-Preis ausgezeichnet. 2005 wurde ihr der Büchner-Preis von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung verliehen.
Posthum erschien am 9. August ihr letztes Buch „Das Schöne, Schäbige, Schwankende“, bestehend aus 39 Romangeschichten. Dieses Buch ist ein großartiger, brillanter, universeller Nachlass für uns Leser.
- Geschrieben von Hans-Joachim Schneider -
Ilka Bischop ist die Tochter einer alteingesessenen sozialdemokratischen Hamburger Kaufmannsfamilie. Sie lebt 1929 in Berlin und arbeitet für die Vossische Zeitung, die zum Ullstein-Verlag gehört. Für den verhandelt sie auch noch mit illustren Zeitgenossen über die Veröffentlichung ihrer Memoiren.
Der Autor Boris Meyn hat sie darüber hinaus mit einer ganzen Reihe weiterer Vorzüge ausgestattet: Sie ist attraktiv, emanzipiert, mehr als gut situiert – von einem väterlichen Freund hat sie unter anderem zwei Villen in noblen Hamburger Vierteln geerbt. Sie ist neugierig, mit allen Wassern gewaschen und dem gerade in Mode gekommenen Koks nicht abgeneigt, zumal dieser ihre sexuelle Experimentierfreude anstachelt. In ihrer Handtasche bringt sie neben den üblichen Damenutensilien mühelos einen Satz Dietriche (man kann ja nie wissen) sowie ein ›Schießeisen‹ unter.
- Geschrieben von Harry Popow -
Die Zitterpartie der Macht
Welch ein Glück im Unglück. Wie üblich nach einem Zwischenfall auf Leben und Tod so auch diesmal, wie erwartet: Kaum war das Kind vom Bahnsteig auf die Gleise zu Tode gestoßen worden, saßen auch schon die Oberen in einem Glashaus mitten in einem riesigen Gelände privaten Grund und Bodens beisammen und knobelten mit Hilfe künstlicher Intelligenz daran, was gegen das unendlich zunehmend scheinende Ungemach ( Feindbilder im Osten, Rassismus, Korruption, Antisemitismus, Nationalismus, rechter Populismus, Gewalt, sogenannte Gefährder, Rechtsradikale und, und, und... ) im deutschen Lande umgehend in Angriff genommen werden muss: Mehr Überwachung. Mehr Polizei. Null Toleranz. Zum Beispiel gegenüber Drogendealern. Vielleicht auch neue Mauern, so an Bahnsteigen? Mehr Rüstung, mehr Drohnen... Dies auf jeden Fall!
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Es sollte sein letzter großer Text bleiben: 1932, fünf Jahre, nachdem ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen worden war, veröffentlichte Henri Bergson, von schwerer Krankheit gezeichnet, sein Alterswerk: „Die beiden Quellen der Moral und der Religion“.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Zwanzig Jahre haben Fans in aller Welt auf eine Fortsetzung gewartet, jetzt ist sie endlich da! Mit „Echo eines Freundes“ hat der norwegische Bestseller-Autor seinen fünften Roman über den Sonderling Elling im Nautilus Verlag veröffentlicht. Wie alle bisherigen Bücher des in Hamburg lebenden Kultautors hat Gabriele Haefs, seine Ehefrau und vielfach ausgezeichnete Übersetzerin, auch den neuen Roman ins Deutsche übersetzt.
Längst hat Ingvar Ambjørnsen mit seinem Antihelden Weltruhm erlangt: Die Elling-Romane wurden in über dreißig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Es gibt auch ein vielgezeigtes Theaterstück über den liebenswerten Spinner und einen Film, der im Jahr 2002 als bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert war.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Die meisten deutschen Leser haben die 91jährige englische Schriftstellerin Jane Gardam erst spät kennengelernt. Das war 2015, als sie mit ihrer Trilogie um Old Filth einen Megaerfolg beim deutschen Publikum und bei der Kritik erzielte. Ein Erfolg, der bis heute anhält. Zu Recht, denn Jane Gardam ist eine großartige Erzählerin – und eine Grande Dame der englischen Literatur.
Die deutsche Lovestory zwischen Autorin und Lesern begann also mit Old Filth. Genau um diesen drehte sich fast alles in „Ein untadeliger Gentleman“, dem ersten Teil der Trilogie. Diesem Roman folgte „Eine treue Frau“ und zu guter Letzt „Letzte Freunde“. Allesamt liebenswerte Bücher. Zum Glück erschienen und erscheinen nach und nach immer mehr „neue“ Gardam-Bücher auf dem deutschen Buchmarkt.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
In diesen Tagen ist die Wohnungsnot eines der wichtigsten Themen der Politik. Sonst kann man sich ja auf überhaupt nichts einigen, aber hier kennt man über alle Parteigrenzen hinweg immer nur die eine Antwort: Bauen, bauen, bauen… Wie kann man in einer solchen Situation das Bauen verbieten wollen? Ist der Autor noch ganz bei Sinnen?
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Manchmal findet sich der Mensch in Situationen wieder, in denen er sich gar nicht richtig verhalten kann – was auch immer er tut, er wird jemanden verletzen oder gar töten. Der Philosoph Thomas Zoglauer diskutiert tragische Konflikte aller Art und kritisiert die Lösungsansätze seiner Kollegen.
Es sind fast immer Gedankenexperimente, mit denen zeitgenössische Philosophen ihre Überlegungen zur Moral illustrieren oder von denen sie ausgehen. Ein solches Gedankenexperiment stellt den Führer einer hügelab rasenden Straßenbahn vor das Dilemma, mit jeder möglichen Aktion einen unbeteiligten Menschen zu töten. Er will den Zug bremsen, aber er kann das nur tun, indem er den Tod eines Unbeteiligten in Kauf nimmt. Wie diskutiert man ein solches Problem? Ist es legitim, den Tod eines Einzelnen gegen den Tod vieler aufzurechnen? Und kann ein solches Szenario eine Grenzsituation wirklich realistisch abbilden? Lässt sich Moral ausrechnen, kann man einige Zahlen zusammenzählen und dann sagen, hier sterben so und so viele Menschen, auf diese Weise einige weniger, also wäre folgendes zu tun?
- Geschrieben von Harry Popow -
Mutters Salon
Bei einem fröhlichen Gartenfest mit Kindern, Enkeln und guten Bekannten sitzt Großvater Michel etwas abseits im großen Sessel, ganz Ohr für die lustigen Reden und Witze, leise lächelnd. Auf seinem Schoß ein soeben zu Ende gelesenes Buch, denn er ist nach wie vor eine Leseratte. Der Titel: „Die Heimat, der Krieg und der Goldene Westen“. Gerne würde er, der die letzten Kriegsjahre als Junge – ebenso wie der Autor – noch miterlebt hat, diese Lektüre mal anderen zeigen, aber er will die fröhliche Runde nicht stören. Weiß er doch aus Erfahrung, politische Bücher sind nicht jedermanns Ding. Und wenn, dann nähert man sich ihnen nur mit sehr spitzen Fingern und mit bedeutungsvollem Schweigen. Also sitzt er still und bescheiden, noch tief ins Gelesene versunken.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Tadeusz Dąbrowski ist von Haus aus Lyriker. Bisher hat der polnische Autor sechs Gedichtbände, die in zwanzig Sprachen übersetzt wurden, veröffentlicht. Auf Deutsch erschienen „Schwarzes Quadrat auf schwarzem Grund“ (2010) und „Die Bäume spielen Wald“ (2014).
Jetzt hat der renommierte polnische Autor seinen ersten Roman veröffentlicht: „Eine Liebe in New York“ (Verlag Schöffling & Co.). Übersetzt hat diesen Roman die mehrfach preisgekrönte Übersetzerin Renate Schmidgall. Beides ist ein Glücksfall für die Gegenwartsliteratur.