NewsPort - Kunst & Kultur aktuell
Das Kulturmagazin für den deutschsprachigen Raum
Hanni Liang: Voices for solo piano
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Pianistin Hanni Liang stellt auf ihrem neuen Album fünf Komponistinnen vor: Ethel Smyth (1858–1944), Eleanor Alberga (*1949), Chen Yi (*1953), Sally Beamish (*1956) und Errollyn Wallen (*1958).
Die mit „Voices“ (for solo piano) betitelte CD gibt Komponistinnen Stimme –, dem Unbekannten, dem Zeitgenössischen mit einem Bogen ins ausgehende 19. Jahrhundert und dem kulturell Verbindenden.
Binia Bill – Bilder und Fragmente
- Geschrieben von Redaktion -
Ambitioniert und selbstbewusst wandte sich Binia Bill (1904–1988) der Fotografie zu und schuf zwischen 1930 und 1942 ein beachtliches Werk: Ihre Porträtaufnahmen und Stillleben zeichnen sich durch eine prägnante Bildsprache aus, die sich an der Ästhetik des „Neuen Sehens“ orientiert.
Das Interesse für Perspektiven, Oberflächen, und das Spiel mit Licht und Schatten verband Binia Bill jedoch mit einer ganz eigenen Sensibilität, die ihren Blick auf Objekte, Pflanzen und Menschen prägte.
European Guitar Quartet: Fourtune
- Geschrieben von Uta Bretsch -
Was passiert, wenn sich befreundete Musiker abseits der üblichen Tour-Routine begegnen? Das European Guitar Quartet ist ein gutes Beispiel dafür: Zwei jeweils befreundete Musiker, keiner hatte zuvor mit dem anderen gespielt.
Aus einer Laune heraus entstand bei einem langen Festival-Ausklang die Idee eines Trios, das bald zum Quartett werden sollte. Es ist ein Herzensprojekt, um die Freundschaft auch musikalisch zu füllen – und nicht zuletzt, um einen Grund für die nicht enden wollenden gemeinsamen Abende zu haben.
Jasmin Bayer: Poetic Licence
- Geschrieben von Claus Friede -
Es ist eine aufregende Mischung von vierzehn Titeln, die die Münchener Jazzsängerin Jasmin Bayer mit ihrer Band auf ihr viertes und englischsprachiges Album „Poetic Licence“ produziert.
Sie hat die poetische Freiheit oder anders ausgedrückt, die Lizenz zum Dichten – anders als Ian Flemmings „James Bond“ – gerade, weil sie drei berühmte Titelsongs aus den Filmen vorträgt: Goldeneye (1995), Moonraker (1979) und Thunderball (1965). Damit huldigt sie nicht nur die Komponisten und Lyriker wie Bono und The Edge, Don Black, Hal David und John Barry, und die Interpretinnen und Interpreten, sondern auch die drei Schauspieler, die Bond einst verkörperten: Sean Connery, Roger Moore und Pierce Brosnan.
Varieté im Hansa-Theater 2024
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Same Procedure As Every Year! Man mag sich gar nicht mehr vorstellen, wie eine Theatersaison ohne das HANSA-Theater ausgesehen hat.
130 Jahre alt wird Hamburgs Varieté-Juwel in diesem Jahr, das Thomas Collien und Ulrich Waller vor gut 15 Jahren wiederbelebten und das in über 2200 Vorstellungen mittlerweile fast eine Million Besucher verzeichnet – Grund genug für Kultursenator Carsten Brosda vor der Premiere selbst die Bühne zu betreten und seine Begeisterung für die atemberaubenden Darbietungen der zwölf Artistinnen und Artisten kundzutun: „Wie großartig ist das denn, dass Menschen so etwas können!
Deutschland um 1980. Fotografien aus einem fernen Land
- Geschrieben von Claus Friede -
Eine Fotografieausstellung im Altonaer Museum in Hamburg widmet sich einer Zeit, die unsere jüngere Vergangenheit in Deutschland fokussiert.
Es ist weniger als ein halbes Jahrhundert her, Deutschland war Schwarz-Rot-Gold mit Adler oder Hammer und Zirkel, geteilt, sehr mit sich selbst beschäftig: mit dem Terrorismus der Roten Armee Fraktion (RAF), der Frage nach Atomkraft und Endlagerung, nach Atomwaffen auf deutschem Boden, der Stationierung von Pershing II-Raketen, dem politischen Umbruch einer Regierung Helmut Schmidt zu Helmut Kohl. Die DDR steckte in einer wirtschaftlichen und politischen Krise, die Jugendbewegungen oszillierten zwischen Punk, Friedensengagement und Solidarität mit der Gewerkschaft Solidarność in Polen. Ansonsten stagnierte es im ostdeutschen Sozialismus an vielen Fronten. Nicht nur ein 72-stündiger Schneesturm legte 1978 das Land lahm.
Außergewöhnliche Oper am Lübecker Theater. „Die Passagierin“ von Mieczyslaw Weinberg
- Geschrieben von Marion und Ernst-Günter Hinz -
Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“ wird selten aufgeführt. Das ist schade. Umso verdienstvoller ist die Initiative des Lübecker Theaters, dieses Werk des jüdischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg (1919–1996) nach einem Roman von Zofia Posmysz (1923–2022) zum ersten Mal im gesamten norddeutschen Raum auf die Bühne des Großen Hauses zu bringen.
Hinzu kommt ein sensibles, vielfältiges Begleitprogramm mit Filmen, Lesungen, Vorträgen und Konzerten, das in den kommenden Monaten in Lübeck zu erleben ist.
Pioniere der modernen vietnamesischen Kunst in Frankreich
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Cernuschi-Museum, in der französischen Hauptstadt Paris, zeigt ab diesen Herbst die erste große Retrospektive Frankreichs dreier Pioniere der modernen vietnamesischen Kunst: Lê Phô (1907–2001), Mai Trung Thứ (1906–1980) und Vũ Cao Đàm (1908–2000).
Vor dem Hintergrund der starken politischen und kulturellen Veränderungen und wechselvollen Beziehungen von Frankreich und Vietnam während des gesamten 20. Jahrhunderts ist diese Ausstellung ein Paradebeispiel für eine postkoloniale und transkulturelle Annäherung mehrerer sehr unterschiedlicher Kulturen. Die ausgestellten Werke bewegen sich daher zwischen Adaptionen, Kombinationen und Weiterentwicklungen von künstlerischen Elementen Techniken und Stilen, die sich wie selbstverständlich aus vietnamesischen, chinesischen, buddhistischen, europäischen und westlichen Traditionen speisen.
Vielschichtiger Roman über uns Menschen. Jane Campbell: „Bei aller Liebe“
- Geschrieben von Marion Hinz -
2023 erschien das Debüt von Jane Campbell, der Erzählband „Kleine Kratzer“, der die Leserschaft mit 13 Geschichten über Frauen jenseits der 70 begeisterte. Jetzt hat die 82jährige englische Autorin Jane Campbell mit „Bei aller Liebe“ ihren ersten Roman vorgelegt.
Wieder geht es um die kleinen Dinge des Alltags und die großen Tragödien des Lebens. Auch dieses Buch dürfte ein Bestseller werden. Das Zeug dazu hat es.
„Megalopolis“ Francis Ford Coppola und die Archäologie der Utopie
- Geschrieben von Anna Grillet -
Angst vorm Scheitern kennt Francis Ford Coppola nicht, er schwört auf den Sprung ins Ungewisse. Wie damals bei „Apokalypse Now“ (1979) riskierte der heute 85-jährige noch einmal Karriere, Vermögen, seinen Ruf und Gesundheit für ein Filmprojekt.
Das bildgewaltige Opus Magnum „Megalopolis" bezeichnet der legendäre US-Regisseur, Autor und Produzent (Trilogie „Der Pate“) beharrlich als Fabel. Seine atemberaubende futuristische Vision von New Rome ist Vermächtnis und Plädoyer zugleich, vor allem aber auch der leidenschaftlich herbeigesehnte Moment absoluter künstlerischer Freiheit. Was immer Filmkritiker schreiben mögen, entstanden ist unabhängig von Box-Office Einnahmen und Gossip ein Meisterwerk der Metaphorik, der Concept Art.