NewsPort - Kunst & Kultur aktuell
Kulturmagazin für den deutschsprachigen Raum
Jean Paul: „Der Komet“
- Details
- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Nicht viele der wenigen großen und wirklich bedeutenden deutschen Romane sind so gründlich vergessen wie „Der Komet“ Jean Pauls –, sein Spätwerk, das er nicht zu Ende schreiben mochte –, weil er nach dem Tod seines Sohnes 1821 in sich selbst nicht mehr die Kraft für ein durch und durch humoristisches Buch fand.
War Jean Paul Friedrich Richter ein Romantiker? Geboren 1763, war er vierzehn Jahre jünger als Goethe, von dem er sich in seinem Temperament gewaltig unterschied, aber er war andererseits ein wenig älter als die Romantiker wie Ludwig Tieck, E.T.A. Hoffmann oder Novalis, mit denen ihn manches verband – ohne dass er selbst ein Romantiker gewesen wäre. Seine Lebensdaten verweisen ihn in eine Zwischenzeit, und auch sein Werk gehört weder zur Klassik noch zur Romantik. Tatsächlich trennt ihn vieles von den Romantikern. Mit einem Bein stand Jean Paul noch in der „zeit des zopfstiles“ (Stefan George), mit dem anderen in der Zukunft, in der Bewunderer wie Arno Schmidt auf ihn warteten. Aber manches bringt seine Zeitgenossen und ihn eben auch zusammen, zum Beispiel die romantische Ironie.
„Die, My Love“. Jennifer Lawrence und die Dechiffrierung weiblicher Selbstzerstörung
- Details
- Geschrieben von: Anna Grillet -
Während Grace (überragend Jennifer Lawrence) und Jackson (Robert Pattinson) noch hemmungslos leidenschaftlich auf dem verdreckten Küchenboden vögeln, bewegt sich die Kamera durch den Wald in Richtung Zukunft: Bildgewaltig gehen riesige alte Bäume in Flammen auf.
In „Die, My Love“ inszeniert die schottische Regisseurin und Drehbuchautorin Lynne Ramsay („A Beautiful Day“) das Porträt einer scheiternden Liebe als beklemmenden Mystery-Thriller: radikal, erschütternd, herzzerreißend und von makabrer Komik.
Paulo de Brito: Immer Wieder – Widerstand
- Details
- Geschrieben von: Claus Friede -
Im Stadtmuseum der oberbayerischen Stadt Weilheim stellt der portugiesische Künstler Paulo de Brito ein Gesamtkunstwerk aus, das sich mit dem Widerstand gegen die einstige Diktatur in seinem Heimatland im Speziellen, aber auch grundsätzlich als gemeinsames globales Handeln auseinandersetzt.
Die sogenannte „Nelkenrevolution“ vor über 51 Jahren, am 25. April 1974, bereitete den Weg Portugals in die Demokratie und ins europäische Haus der Nachkriegszeit – nach Jahrzehnten der Unterdrückung und Verfolgung nach einem Militärputsch in den 1920ern und dem Salazar-Regime, das ab den frühen 1930er Jahren das Land knechtete.
67. Nordische Filmtage Lübeck. Ein Resüme
- Details
- Geschrieben von: Marion Hinz -
Mit dem dänisch-schwedischen Spielfilm „Therapie für Wikinger“ (Den Sidste Viking/The Last Viking, Regie: Anders Thomas Jensen) eröffneten die Nordischen Filmtage Lübeck 2025 am 5. November ihr offizielles Programm.
Eine gute Wahl, zumal dieser Film viele Geschmäcker, viele Genres bedient. Makabre Szenen lösen solche ab, die mit viel Humor gespickt sind. Für jeden Filmfan ist also etwas dabei in dieser schwarzen Komödie. In die deutschen Kinos kommt dieser Film am 25. Dezember.
Alfred Haberpointner: Struktur Textur Raum
- Details
- Geschrieben von: Claus Friede -
Die in Landshut ansässige Galerie Wolfgang Jahn präsentiert Werke des in der Nähe von Salzburg lebenden Künstlers Alfred Haberpointner.
Haberpointner arbeitet skulptural mit Holz und verschiedenen Metallen sowie bildhaft auf Papier und Jute.
In Landshut sind viele seiner bis zu dreiteiligen Wandobjekte aus Holz zu sehen; gleich im unteren Eingangsraum empfangen die Besucher fünf davon.
Jean Pauls zweiter Roman: „Hesperus“. Einst ein großer Bestseller
- Details
- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Jean Pauls „Hesperus oder 45 Hundposttage“ war 1795 ein Riesenerfolg für einen bis dahin kaum bemerkten Autor. Das Buch wurde verschlungen, der Dichter gefeiert.
Und heute? Ist dieser Roman noch lesbar oder vielleicht sogar mehr als das, eine Empfehlung? Gibt es noch andere Gründe als ein akademisches Interesse an der Literaturgeschichte, sich mit diesem dicken und (nur heute? oder auch schon damals?) nicht ganz einfach zu lesenden Roman zu beschäftigen?
Duboule | Tavelli | Oester: „Isobar“
- Details
- Geschrieben von: Uta Bretsch -
Das Schweizer Trio Duboule | Tavelli | Oester (D | T | O) gehört zu den eigenwilligsten und innovativsten Ensembles der aktuellen Jazzszene.
Geleitet von Gitarrist Théo Duboule und Schlagzeuger Noé Tavelli und geprägt von ihrer tiefen Verbundenheit mit afro-diasporischen Traditionen, kühner experimenteller Improvisation und einem radikal-künstlerischen Geist, kreiert das Trio einen rohen und dringlichen Sound.
Winter im Berner Oberland: Erlebnisvielfalt zwischen Piste und Panorama
- Details
- Geschrieben von: Redaktion -
Wenn die ersten Schneeflocken fallen und die markanten Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau im Winterkleid erstrahlen, beginnt in der Jungfrau-Region eine ganz besondere Jahreszeit.
Hier trifft hochalpine Dramatik auf Schweizer Gemütlichkeit, und Gäste erleben in und um Grindelwald einen Winter, der abwechslungsreicher kaum sein könnte: Skifahren und Snowboarden, Schlitteln und Winterwandern, Freestyle-Action und Adrenalin-Rides – alles eingebettet in eine Landschaft, die schon beim Anblick verzaubert.
Rising stars. Felix futurorum omen?!
- Details
- Geschrieben von: Frank-Peter Hansen -
Yuja Wang hat sich zu einem Zeitpunkt, als sie die 30 noch nicht erreicht hatte, in einem Interview sinngemäß dahingehend geäußert, dass sie sich dem Musikschaffen Beethovens nicht gewachsen fühle und folglich davon Abstand nehme, als Interpretin seiner Kompositionen die Bühnen der Welt zu betreten.
Sie hatte bei dieser Aussage vermutlich vor allem die späten Klaviersonaten Nr. 28–32 (Opus 101 bis 111) – im Speziellen höchstwahrscheinlich Beethovens letzte Klaviersonate, also die Nr. 32 in c-Moll, op. 111 mit ihrem in der doppelten Bedeutung des Wortes Finalsatz, der Arietta: Adagio molto, semplice e cantabile – im Sinn. Und exakt deswegen war diese Pianistin, was verwundern mag, als werdende Künstlerin eben kein Rising star oder so etwas wie ein frühreifes Genie.
The Artisan Affair. Neue Messe für Kunsthandwerk in Hamburg
- Details
- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -
Als das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg im Februar 2025 das Ende der traditionsreichen Messe für Kunst und Handwerk verkündete, war der Schock in der Szene der angewandten Kunst groß. Wie konnte es möglich sein, eine derart renommierte, über 140 Jahre alte Institution im Handstreich zu beenden?
Wie sollte es möglich sein, eine exklusive Plattform für hochkarätiges zeitgenössisches Kunsthandwerk zu ersetzen? Gerade mal neun Monate später, eröffnet Anfang November „The Artisan Affair“ in den Mozart-Sälen des Logenhauses Hamburg an der Moorweide – eine Messe mit dem Anspruch, die Lücke zu füllen.
