Theater & Tanz in und um Hamburg
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Geburtstagsgala für Barbara Nüsse im St. Pauli Theater und im Thalia Theater, wo sie die Ehrenmitgliedschaft erhielt – zwei unvergessliche Theaterabende.
„Barbara, Sie müssen das spielen, bis Sie 80 sind! Und immer in dem schönen roten Kleid“, hatte ihr Hans Wollschläger nach der Uraufführung von „Penelope“ zugerufen und sie hat es wahrgemacht: Am Vorabend ihres 80. Geburtstags vergangenen Donnerstag stand Barbara Nüsse noch einmal als Penelope alias Molly Bloom auf der Bühne, mit diesem Wahnsinnsmonolog aus James Joyces „Ulysses“, bevor ihr im zweiten Teil der Gala Schauspielkolleginnen und Weggefährten wie Peter Franke und Gerhard Garbers die Ehre erwiesen. Ein selten intensiver, ein hinreißender Abend im St. Pauli Theater!
- Geschrieben von Frauke Hartmann -
Wer sich von diesem Abend eine schmissige Operette mit großem Orchester, üppigen Choreografien, überragenden Stimmen und tollen Kostümen erhofft, kommt am Thalia Theater in Hamburg definitiv nicht auf seine Kosten.
Was Regisseurin Anna-Sophie Mahler aus der Operette „Die Rache der Fledermaus“ herausgelesen hat, wie das 1874 am Zenit der Operettenära uraufgeführte Werk ursprünglich heißen sollte, ist der Absturz in die letzten Tage der Menschheit. Und zwar im Dreivierteltakt, den Johann Strauß, Walzer-Komponist etlicher Ohrwürmer, darin ausgiebig zelebriert.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Hier geht kein Vorhang auf, hier fällt auch kein Vorhang. Die Bühne im Schauspiel Frankfurt ist offen. Alles und nichts breitet sich aus im Raum. Zu sehen ist: eine Matratze links im Bild. Darauf liegt ein Mensch. In der Mitte des Raumes steht ein leise vor sich hin brabbelnder Fernseher.
Rechts vorne die Stehlampe mit ihren vier Armen aus den Sechzigern. Hinten sind ein paar Dinge zu ahnen. Alles hier ist bereit für George Taboris Welttheaterstück „Die Goldberg-Variationen“. Zu erleben ist ein geniales, zeitloses, zeitgenössisches, lebendiges und lebhaftes Theaterstück, dargeboten von nahezu traumwandlerisch, perfekt agierenden Schauspieler*innen. Der alte, einst erfolgreiche Regisseur Mr. Jay (super: Peter Schröder) hat sie ein letztes Mal gerufen, um mit ihnen das Buch der Bücher zu inszenieren, die Bibel.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Nicht nur Yasmina Reza ist eine Meisterin darin, den „Gott des Gemetzels“ zu beschwören. Wie man seit dem italienischen Kinohit „Perfetti Sconosciuti“ (2016) und seinem deutschen Remake „Das perfekte Geheimnis“ weiß, versteht auch Autor Paolo Genovese menschliche Abgründe genüsslich vorzuführen.
Nun hat Ulrich Waller die grandiose Gesellschaftskomödie im St. Pauli Theater inszeniert und damit wohl einen neuen Kassenschlager geschaffen. Das Premierenpublikum jedenfalls trampelte vor Vergnügen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Ach ist das schön!“, rief die Dame neben mir bei der ersten Varieté-Nummer und man kann ihr nur zustimmen: Die alljährliche Wintershow im Hansa Theater ist wirklich zu und zu schön!
Ein Abend in dieser „Schmuckschatulle“ fühlt sich an wie ein Vorweihnachtsgeschenk – und ist die beste Therapie gehen Corona-Blues.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Elsas Zauberkräfte schienen zur Deutschland-Premiere des Musicals „Die Eiskönigin“ bis ins Foyer des Stage Theaters an der Elbe zu reichen: Keine Spur von Abstandsregeln und Ängsten vor steigenden Inzidenzwerten.
Stattdessen dichtes Gedränge der 1.200 handverlesenen 2-G-Gäste, die bestgelaunt und weitestgehend maskenlos die neue Hamburger Musical-Königin feierten.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Furioser Saisonauftakt im Schauspielhaus Hamburg mit einer phänomenalen Lina Beckmann, deren „Richard the Kid & the King“ wie eine Naturgewalt über die Bühne hereinbrach. Vier volle Sternstunden Theater.
Klassiker heißen Klassiker, weil ihre Kernaussagen immerwährende Gültigkeit besitzen – in jeder Gesellschaft, zu jeder Zeit. Auch Shakespeares „Richard III.“, sein um 1592 entstandenes Drama um den wohl grausamsten und blutrünstigsten Despoten aus der Familie York, war über die Jahrhunderte immer wieder beliebt, die politischen Geschehnisse der jeweiligen Epochen zu beleuchten und Parallelen zu ziehen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es war nicht weniger als ein Ritterschlag. Zum 30jährigen Jubiläum des Schmidts Tivoli sagte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher in seiner kurzen Laudatio, es sei eine ganz besondere Kultur, die Corny Littmann nach St. Pauli und Hamburg gebracht hat: „Die Schmidt-Kultur“.
- Geschrieben von Frauke Hartmann -
Ausbruch aus dem Corona-Keller
Das Wetter spielte mit an diesem Abend. Schon der Weg durch St. Georg zum Schauspielhaus gleicht einem Hochsommertag. Außenbestuhlung bis an den Straßenrand, jeder Platz besetzt mit laut gestikulierenden Gästen, hungrig nach Leben und Gemeinschaft. Nur die umherschwirrenden Kellnerinnen und Kellner tragen noch Masken. Fast wie früher. Fast. Die Euphorie ist neu.
Das bisschen Abendsonne reicht noch nicht, um Jacken und Schals abzulegen, aber ihre Strahlen künden immerhin schon mal vom Ende nicht nur der meteorologischen Kühlschranktemperatur im Mai, sondern auch vom Ende der gefühlten Eiszeit im gefühlten Corona-Keller.
- Geschrieben von Jörn Rieckhoff -
Im Januar 2021 ist im Ballettzentrum Hamburg ein neues Probenvideosystem an den Start gegangen. Frédéric Couson, Leiter der Tonabteilung des Hamburg Ballett, hat die „Dancing Cloud“ mit Projektpartnern wie der Kulturbehörde Hamburg entwickelt. Er erläutert, warum das System nicht nur technologisch innovativ ist, sondern auch künstlerisch neue Perspektiven eröffnet.
Ein Gespräch von Jörn Rieckhoff (Kommunikation und Dramaturgie beim Hamburg Ballet) mit Projektleiter Frédéric Couson.
- Geschrieben von Frauke Hartmann -
Der Saisonauftakt am Thalia Theater war mehr als mutig, geradezu heldenhaft. Der Hunger danach, wieder analog vor Publikum zu stehen und, ja, die gefühlte Notwendigkeit des Theaters, als Spiegel und Experimentierfeld unserer Kultur und Zivilisation zu dienen, hat scheinbar Unmögliches möglich gemacht.
Thalia-Intendant Joachim Lux verkündete der Presse stolz, dass fast alle abgesagten Premieren nun nachgeholt würden. Corona zum Trotz. Ein dicht gedrängtes Programm entstand aus diesem Nachholbedarf. Mit drei der „ungespielten“ Stücke aus der abgebrochenen Spielzeit begann die Saison. So konkurrierte das Thalia schon im August mit dem Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel und brachte eine Bühnenbearbeitung des 1978 mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Films „Opening Night“ „von John Cassavetes zur Aufführung.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Saftige, pralle, herzerquickend starke Schauspielkunst. Mit der fulminanten Bühnenfassung von Daniel Kehlmanns Bestseller „Tyll“ meldet sich das Ernst Deutsch Theater nach fünfmonatiger Corona-Zwangspause zurück.
Auf dem Friedrich-Schütter-Platz fast ein Gedränge wie eh und je. Das Premierenpublikum, diese verschworene Gemeinschaft aus Promis und Pressekollegen, erkennt sich auch hinter der Maske.
Freudiges Hallo nach allen Seiten, nur mit etwas mehr Abstand als gewohnt.
- Geschrieben von Marion Hinz -

Wer die Chance nutzt, „Orlando“ an der Schaubühne am Lehniner Platz in Berlin zu sehen, erlebt einen Theaterabend, der lange in Erinnerung bleibt.
Das Stück nach dem Roman von Virginia Woolf bietet ein farbenprächtiges Kaleidoskop (Regie: Kate Mitchel) mit Szenen und Sätzen, die es in sich haben. Sage und schreibe 400 Jahre Menschheitsgeschichte durchleben die Zuschauer in diesen zwei Stunden (Bühnenfassung: Alice Birch). Es ist ein rasanter Ritt durch die Zeit, ein irrwitziges Spiel mit den Geschlechterrollen und der Liebe. Es ist ein pralles Kostümfest, ein Fest der Vitalität, gespickt mit Ironie und Witz - bis hin zur Karikatur. Doch „Orlando“ ist noch weitaus mehr als das: Es ist auch eine Auseinandersetzung mit den großen Themen unserer Welt, mit unserer Vergangenheit, mit unserer Zukunft.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Menschen, Mäuse, Sensationen…
Diese Kunst sei die ehrlichste aller Künste, sagte Conférencier Arnulf Rating am Premierenabend und wer wollte dem widersprechen: Auch in seiner 12. Spielzeit begeistert das Hansa Theater in Hamburg mit Artisten der Superlative, die das Haus am Steindamm zu einem Hotspot des internationalen Varietés machen.