Theater & Tanz in und um Hamburg
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Mit einem berauschend sinnlichen, wunderbar poetischen und philosophischen, dabei total abgedrehten Pop-Techno-Bühnenmärchen begeistert Theatermagier Antú Romero Nunes zum Saisonauftakt im Hamburger Thalia Theater: „Orpheus – Eine musische Bastardtragödie“ gleicht in seiner bildgewaltigen Opulenz phasenweise einer Musicalshow, schon allein wegen der Live-Band und der tollen Tanzeinlagen.
Wenn alle Antikenspektakel so sexy wären, würden die Kids die griechische Mythologie in- und auswendig kennen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Es war wirklich vollgepackt, das Programm des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals, das an diesem Wochenende zu Ende geht: Neun Welt-, Europa- und Deutschlandpremieren, vier Konzert-Uraufführungen und rund 50 unterschiedliche Programmpunkte lieferten in den vergangenen drei Wochen auf Kampnagel und anderswo Unterhaltung auf höchst unterschiedlichem Niveau.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
War es nun die erdrückende Hitze in der Halle K6, der alle möglichst rasch entkommen wollten oder konnte die kubanische Malpaso Dance Company, die Mittwochabend das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg eröffnete, die hochgesteckten Erwartungen am Ende doch nicht erfüllen?
Der Beifall des erlesenen Publikums jedenfalls war erstaunlich knapp. Gerade noch im Bereich des Höflichen. Dabei hätte die brillante Truppe für „Triple Bill“ bei ihrer Europapremiere durchaus etwas mehr Begeisterung verdient.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Das Stück brillant, die Schauspieler große Klasse, die Inszenierung rundum gelungen und der kleine Saal der Komödie Winterhuder Fährhaus restlos ausverkauft. Dennoch muss das Theater KONTRASTE seinen Spielbetrieb zum Ende des Monats einstellen.
Mit der scharfzüngigen Gesellschaftskomödie „Der Vorname“ des französischen Erfolgsduos Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte, zeigt die experimentierfreudige Studiobühne noch bis zum 22. Juni, auf was die Hamburger in Zukunft wohl verzichten müssen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Hamburg Ballett führt in seinem diesjährigen Spielplan „Das Lied von der Erde“ von John Neumeier mehrmals in der Staatsoper Hamburg auf. 2015 wurde das Werk für das Ballet de l’Opéra de Paris choreographiert und anschließend für Hamburg neu entwickelt.
Zugrunde liegt die 1907 bis 1908 von Gustav Mahler (1860-1911) komponierte gleichnamige „Sinfonie“, die sich jedoch sowohl einer direkten musikalischen Zuordnung als auch Kategorisierung entzieht. Für Mahler war das Werk eines im Übergang. Er wiederum legte für seine Vertonung Nachdichtungen chinesischer Lyrik aus dem 8. Jahrhundert zu Grunde. Somit spannt sich beim „Das Lied von der Erde“ ein zeitlich-kultureller Bogen über mehr als ein Jahrtausend bis ins Heute.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Drosselmeier als blutsaugender Organhändler, Clara auf der Müllkippe, statt Hoftheater und Spitzenschuhe Breakdance, Darth Vader und Super Mario.Vergessen Sie alles, was Sie über Tschaikowskys Märchenballett „Der Nussknacker“ zu wissen glaubten. „The Nutcracker Reloaded“ von Frederik Rydman ist ein inhaltlich düsteres, tänzerisch, musikalisch und Bühnenbild-technisch sensationell gemachtes Streetdance-Spektakel mit hinreißenden Tänzern. Noch ist das Jahr jung, doch diese Interpretation aus Schweden gehört garantiert zu den Tanzhighlights 2018.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Was Kult ist, muss nicht unbedingt gut sein. Heinz Strunk ist Kult und tut alles dafür, dass es so bleibt. Egal, auf welchem Niveau. Sein blutrünstiger Bestseller „Der goldene Handschuh“ über den Frauenmörder Fritz Honka mag lesenswert sein, die abgedrehte Revue mit Live-Band nach dem Buch, die er jetzt gemeinsam mit seinen Kollegen Jacques Palminger und Rocko Schamoni (Studio Braun) auf die Schauspielhausbühne brachte, ist einfach nur öde.
Ein schriller, prätentiöser Mix aus naturalistischem Kammerspiel und plakativer Kiez-Revue. Allein die wunderbaren Schauspieler, allen voran Lina Beckmann, Charly Hübner und Bettina Stuckey, machen diese banale Rocko-Honka-Horrorshow sehenswert.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Das Hamburger Theater für Kinder im Allee Theater, das in dieser Spielzeit seinen 50. Geburtstag feiert, bezaubert mit einer fantastischen Version des „Dschungelbuchs“ nach den Geschichten Rudyard Kiplings. Ein Bühnenbild wie aus dem Urwald geschnitten, Traum-Kostüme und -Masken und eine neue Musik, die dem Ganzen emotionale Kraft gibt. Auch die ganz schön turbulente Handlung ist neu justiert: kein Disney, dafür mehr Kipling. Das junge Publikum ist begeistert.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Oje, du Fröhliche! Das Ohnsorg Theater stimmt mit „All Johr wedder“, der plattdeutschen Fassung von Alan Ayckbourns „Schöne Bescherungen“, auf die Weihnachtszeit ein.
Am vergangenen Sonntag feierte der unverwüstliche Komödienklassiker in der Bearbeitung von Georg Weisshaupt im Ohnsorg Theater in Hamburg Premiere.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Man musste wirklich zwei Mal hinsehen, um sie zu erkennen: Als Bob-Marley-Verschnitte, mit langen, schwarzen Dreadlocks, grün-gelb-rot gestreiften Mützen und riesigen Gras-Tüten, begrüßten Thomas Collien und Ulrich Waller das Publikum zur 10. Spielzeit im Hansa-Theater in Hamburg St. Georg. Ihre Botschaft machten sie unverhohlen und in bester Kabarett-Manier klar: Die Jamaika-Koalition kann man nur bekifft ertragen. An diesem Abend brauchte jedoch niemand einen Joint, um high zu sein: Das Programm war wieder einmal berauschend.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Als eigenwilliger, unberechenbarer, schlunzig-cholerischer Kommissar Peter Faber eroberte Jörg Hartmann die Herzen der TV-Nation, nun steht er wieder auf der Bühne – als Titelheld „Professor Bernhardi“ von Arthur Schnitzler, inszeniert von Thomas Ostermeier.
Am vergangenen Montag eröffnete das Gastspiel der Schaubühne Berlin das Hamburger Theater Festival 2017 im Thalia: Eine hochkonzentrierte, intensive Produktion – intelligent, fesselnd und durch die Bank exzellent besetzt.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
„Big Brother is watching you”. Wer George Orwells Roman „1984” gelesen hat, dem hat sich dieser Satz eingeprägt. Heute jedoch ist der „Große Bruder“ keine schreckenseinflößende Gestalt mehr, heute heißt er Google oder iPhone, ist ein unverzichtbarer Begleiter geworden, der zu jeder Zeit weiß, wo wir uns befinden und welche Vorlieben wir haben. Bedrohung? Iwo. Wie gefährlich unsere Naivität ist, zeigt jetzt die Bühnenfassung von „1984“ am Ernst Deutsch Theater.
Langanhaltender Beifall für ein Stück, das nur schwer zu verdauen ist.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Vergessen Sie alles, was Sie über Tango zu wissen glauben! Es gibt eine Show, die völlig neue Maßstäbe setzt: Kaum ist das Sommerfestival vorbei, rockt „Break the Tango“ die Kampnagelfabrik.
Man soll ja mit Superlativen vorsichtig sein, aber diese Tanzshow ist technisch wie musikalisch von einer Virtuosität, die wohl kaum zu toppen ist. Auch Kritiker möchten manchmal einfach nur jubeln! Was für ein Feuerwerk an Tanzfiguren! Bei der Deutschlandpremiere in der Jarrestadt war das Publikum entsprechend total aus dem Häuschen. Geht es noch besser? Unvorstellbar!
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Was für ein ungewöhnliches Stück! Eines? Nein: Was für drei ungewöhnliche Stücke – so intelligent, humorvoll und hintersinnig!
Mariano Pensottis „Loderndes Leuchten in den Wäldern der Nacht“, das am Mittwoch beim Sommertheater auf Kampnagel Premiere feierte, ist so vielschichtig verschachtelt, wie eine russische Matrjoschka: Ein Stück im Stück im Stück – wobei das erste Stück Marionetten-Theater und das letzte Stück ein Film ist, bei dem es körperlich in jeder Hinsicht zur Sache geht.