Theater - Tanz
tatjana

Vielleicht war es dem Respekt gegenüber seinem Lehrmeister John Cranko geschuldet, vielleicht wollte John Neumeier auch nur deutlich machen, etwas völlig Eigenständiges kreiert zu haben.
Seine Neufassung von „Eugen Onegin“, Puschkins Versroman und Vorlage von Crankos Ballettklassiker von 1965, trägt jedenfalls einen anderen Namen: "Tatjana", nach der traurigen Heldin, deren Liebe Onegin verschmäht – bis er zu spät seinen Irrtum erkennt. Mit der Uraufführung und einer hinreißenden Hélène Bouchet in der Titelrolle starteten nun die 40. Hamburger Ballett-Tage. John Neumeier, der mittlerweile wohl Dienst älteste Ballettchef der Republik, stellte sich einmal mehr als Spezialist des psychologisch ausgeleuchteten Handlungsballetts und Schöpfer grandioser Pas-de-Deux unter Beweis.

 
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momentum mobile – Der Mythos des Sisyphos am Ernst Deutsch Theater in Hamburg

Was ist mein Stein? Theatrales Philosophieren mit dem rebellischen Proletarier der Götter
Glück ist das Thema. Nichts Geringeres. Mit der Frage nach Glück befasst sich die aktuelle Spielzeit des Ernst Deutsch Theaters – und mit dem erstaunlichsten glücklichen Menschen befasst sich eine Produktion der plattform-Bühne: mit Sisyphos.
Sisyphos' Stein rollt wieder und wieder den Berg hinunter. Sisyphos steigt hinab und wälzt ihn wieder hinauf in dem Wissen, dass es unendlich so weiter gehen wird. So wollen es die Götter als Strafe dafür, dass er dem Reiz der Erde nicht widerstehen wollte und sich weit mehr Lebenszeit genommen hat, als ihm zugedacht war. Es gibt für Sisyphos also kein Ziel mehr, es gibt nur noch die Phasen von Stein oder Nicht-Stein.

 
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The Forsythe Company: Sider Foto: Dominik Mentzos

Sie versteht sich als das biennale Schaufenster des zeitgenössischen Tanzes, und dieses Jahr kommt die Tanzplattform Deutschland endlich wieder nach Hamburg.
Gezeigt wird die Jury-Auswahl der zwölf interessantesten Produktionen der letzten zwei Jahre. Am 27. Februar wurde das viertägige Tanzfestival auf Kampnagel feierlich eröffnet – mit hochkarätigen Gästen und viel internationalem Publikum.

 
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„Waisen“ von Dennis Kelly im St. Pauli Theater. Foto: Oliver Fantitsch

Harte Kost. So hart, dass mancher Zuschauer nach einer Stunde und 45 Minuten förmlich aus der Schockstarre zu erwachen schien.
So dauerte es eine Weile bis das Publikum das großartige Trio, Judith Rosmair, Uwe Bohm und Johann von Bülow, gebührend zu feiern begann: „Waisen“ von Dennis Kelly (Deutsch von John Birke), das Wilfried Minks jetzt im Hamburger St. Pauli Theater inszenierte, ist ein psychodramatisches Kammerspiel vom Feinsten. Ein Stück, das den Zuschauer mit seinen überraschenden Wendungen fast unerträglich auf die Folter spannt.

 
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Gilla Cremer Foto: Bo Lahola

Die Eltern sind gestorben, das Haus ist verkauft. Nun muss es nur noch ausgeräumt werden, komplett. Eine Woche hat Tochter Agnes dafür.
"Die Dinge meiner Eltern" nehmen sie mit auf eine Zeitreise, sie öffnen den Blick hinter die Fassade der Familie, auf die ungelebten Träume ihrer Mutter, auf Verborgenes, Vergessenes, Verdrängtes. Und stellen die Frage: Was ist das eigentlich - u­nser eigenes Leben? Gilla Cremers neue Produktion, die in den Hamburger Kammerspielen Premiere hatte, zieht die Zuschauer in ihren Bann mit und lässt ihnen gleichzeitig Raum für die Suche nach ihren eigenen Wahrheiten.

 
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William Kentridge: Schlüsselbilder im Kopf - Gesamtkunstwerk auf der Bühne

Er war der Star der Documenta 13, einer der wenigen ganz großen Namen und Lieblingskünstler von Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev: Der südafrikanische Zeichner, Animationsfilmer, Puppenspieler und Regisseur William Kentridge zählt heute fraglos zu den wichtigsten Künstlern weltweit.
Nun kommt er – Dank Unterstützung der ZEIT-Stiftung – nach Hamburg und stellt an drei Tagen hintereinander am Schauspielhaus sein komplexes Schaffen vor: „Drawing Lessons I, II, III“, gefolgt von den Lektionen IV, V, VI, sowie der Kammeroper „Refuse the Hour“ mit zwölf Tänzern, Sängern und Schauspielern, geben umfassend Einblick in Kentridges künstlerische Methoden, zeigen auf, wie der Künstler über Kultur, Politik und Geschichte denkt – und wie er es schafft, Zeichnung, Film, Schattenspiel, Performance, Tanz und Musik so mühelos zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden.

 
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alt

Sieben Stunden Theater. Sieben Stunden griechische Tragödie mit mehr als 100 Schauspielern, Sängern und Musikern auf der Bühne.
Einen derartigen Kraftakt hat Hamburg zuletzt beim „Faust“-Marathon erlebt. Karin Beier hat in ihren „Rasenden“ am Deutschen Schauspielhaus alle Register gezogen – von Oper und Drama, über neue Musik und Tanz, bis hin zum Live-Cooking, zur Video-Installation und zum Klamauk. Sie hat ein Feuerwerk an Ideen gezündet, die jedoch – bis auf wenige kostbare Gänsehaut-Momente - so schnell verblassen, wie die Silvesterraketen über der Hamburger Alster. Die Mitwirkenden sind allesamt großartig, die fünf Stücke um den Trojanischen Krieg handwerklich perfekt inszeniert. Nur: Der geniale Wurf, den Hamburg so lange ersehnte, blieb aus. Anstatt sich auf die Wucht der Dramen und die Ausdruckskraft der Darsteller zu konzentrieren, setzt Beier zum Auftakt ihrer Intendanz am Deutschen Schauspielhaus über weite Strecken auf Aktionismus und blutige Show. Wir schauen dem Grauen zu und bleiben unberührt. Leider.

 
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Haus, Spielzeit, neue Intendanz: Das Deutsche Schauspielhaus eröffnet mit „Die Rasenden“

Nachdem der verheerenden Bühnenunfall am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg den Start unter neuer Intendanz vereitelt hatte eröffnet Intendantin Karin Beier schließlich am 18. Januar ihr Haus.
Keinen Tag länger, war ihr erster Gedanke, nachdem der Eiserne Vorhang hochgeschnellt war und die Gegengewichte den Bühnenboden durchschlagen hatten. „Notfalls bring ich das Stück auf den Bahnhofsvorplatz.“ Etwas später spürte sie, dass „es Quatsch ist, an einen alternativen Spielort zu gehen, das große Projekt wurde für genau dieses Haus mit seinem großen Zuschauerraum konzipiert.“
In der nächsten Nacht folgten hitzige Debatten, die für Kreativität sorgten, wie die 49-jährige Intendantin lachend erzählt. Am Morgen darauf trommelte sie ihr Ensemble auf der Probenbühne zusammen und verkündete ihren Plan: „Die Rasenden“, erklärte sie, werde sie auf Eis legen, die anderen Arbeiten kämen zunächst aber wie geplant auf Außenspielstätten heraus und würden dann so schnell wie möglich auf die große Bühne wechseln. Dass dies dann erst über zwei Monate später soweit sein würde, sei kräftezehrend gewesen, erzählt sie weiter.

 
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Mein Freund Harvey

Weiße Hasen tauchen gern in der Literatur, auf der Bühne oder im Kino auf, von dem kleinen Viktorianischen Hektiker mit der Taschenuhr aus Alice im Wunderland bis zum totenkopflächelnden, geheimnisvollen Freund Donnie Darkos.
Das Stück um den zwei Meter langen unsichtbaren Schneehasen Harvey ist ein Kriegskind: es wurde 1944 am Broadway uraufgeführt und lief dort fünf Jahre lang. Autorin Mary Chase erhielt dafür sehr zu Recht den Pulitzer Preis.
Jetzt wird die kluge Boulevardkomödie bis zum 10. Januar 2014 im Ernst-Deutsch-Theater gezeigt. Und sie ist überaus empfehlenswert.

 
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Phantom der Oper - antiquiertes, seelenloses Ausstattungstheater

Wer die Deutschlandpremiere des „Phantoms der Oper“ 1990 sah, dem kam der Empfang zum „Comebacks des Jahres“ vertraut vor: Demonstranten und Polizei vor dem Eingang zur Neuen Flora.
Diesmal aber kein Protest gegen das Theater, sondern dafür: Die Belegschaft der Show sei im Vergleich zu damals auf die Hälfte geschrumpft – so schimpften Mitarbeiter. Insbesondere die Musiker hätten zu leiden. Stimmt: Andrew Lloyd Webber orchestrierte das Musical neu und dampfte es auf nunmehr 14 Musiker ein. Der Klang wirkt dadurch zwar weniger raumgreifend, dafür aber eine Spur eleganter.

 
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Orientbegeisterung in Altona – „Die Italienerin in Algier“

Für die Inszenierung der in Vergessenheit geratenen komischen Oper „Lauter Verrückte“ von Johann Simon Mayr (1763-1845) hat Philipp Kochheim soeben den Rolf Mares Preis erhalten.
Nun hatte das nächste preisverdächtige Stück an der Hamburger Kammeroper Premiere: „Die Italienerin in Algier“, Gioachino Rossinis genialer Wurf aus dem Jahr 1813. In der schlanken deutschen Fassung von Barbara Hass (Text), Andreas Franz (Regie) und Fabian Dobler (musikalische Bearbeitung) ist der orientalische Ausstattungspomp drastisch reduziert und eine mitreißend moderne, pointierte Groteske entstanden, in der Feline Knabe als ebenso stimmgewaltige wie selbstbewusste Isabella die Überlegenheit einer Domina an den Tag legt.

 
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Salzburger Marionettentheater - 100 Jahre jung

Jim Knopf, Kater Mikesch, Pinocchio – die meisten Erwachsenen verbinden Puppentheater wohl mit Kindheitserinnerungen, dabei hat die Welt der bewegten Figuren höchst anspruchsvolle Facetten.
Bestes Beispiel ist das Salzburger Marionettentheater, das in diesem Jahr 100 geworden ist. Gegenwärtig tourt die Traditionsbühne mit ihrer neuen Produktion „Alice in Wonderland“ durch Amerika, denn dort gelang ihr vor gut 60 Jahren der internationale Durchbruch. Daheim wird sie derweil mit einer großen Ausstellung geehrt: Das Salzburg Museum zeigt „100 Jahre Salzburger Marionettentheater“ – einen atmosphärisch dichten Überblick über Leben und Werk des Theatergründers Anton Aicher (1859-1930).

 
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Nicht aus Pappe: „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“

Jonas Jonassons Bestseller „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ auf die Bühne zu bringen, ist zweifellos ein ambitioniertes Projekt, zumal für das durch finanzielle Lecks und Umbauarbeiten gebeutelte Altonaer Theater.
Größenwahnsinnig, haben vielleicht einige gedacht. Wie wollen die so eine wunderbar verrückte Reise durch das 20. Jahrhundert und drei Kontinente in drei Stunden erzählen? Mit umwerfenden Witz und Einfallsreichtum lautet die Antwort. Zur Uraufführung am Sonntag gab es stehenden Stakkato-Applaus für eine ganz und gar hinreißende Inszenierung, die punktgenau die liebenswerte Skurrilität der Romanvorlage trifft.

 
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Swan Lake Reloaded

Tchaikovskys "Schwanensee" ist wohl eines der bekanntesten Ballettstücke überhaupt.
Die Geschichte von Prinz Siegfried, der sich in die verzauberte Schwanenprinzessin Odette verliebt, wird nun schon seit 136 Jahren auf die Bühne gebracht – in den unterschiedlichsten Varianten. Der schwedische Choreograph Fredrik Rydman hat sich nun an eine weitere Interpretation des klassischen Meisterwerks gewagt: Bei "Swan Lake reloaded" wird Ballett mit Streetdance-Elementen gemischt. Noch bis zum 28. Juli ist das spektakuläre Tanztheaterstück im Thalia Theater Hamburg zu sehen.

 

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