Theater & Tanz in und um Hamburg
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

So ernste, intensive und gesellschaftskritische Stücke wie Klaus Pohls „Lasst mich in Ruhe!“ sind eine Seltenheit am St. Pauli Theater. Die von Ulrich Waller inszenierte Uraufführung beginnt als komödiantischer Mutter-Tochter-Konflikt mit viel Musik, wandelt sich aber unversehens in ein tiefgreifendes, berührendes Drama um die Kernfragen des Lebens.
- Geschrieben von Frauke Hartmann -

Diese Familie ist ein Schlachtfeld. In dieser Familie wird gelogen und gestritten was das Zeug hält, in dieser Familie haut man sich als Wahrheiten daherkommende Beleidigungen so gnadenlos und konsequent um die Ohren, dass am Ende jede und jeder schwer verwundet in die Flucht geschlagen ist.
Wer kennt den Horror nicht, den eine Familie, wenn nicht die eigene und nur sie, auszulösen vermag? Ist sie nicht die Lehrstube, in der wir die Bigotterie der Welt, die falschen Zungen, den vermeintlichen Trost und hinter allem die unendliche Sehnsucht nach Geborgenheit und bedingungsloser Liebe kennenlernen? Unsere Illusionen, die wir immer wieder zerstören müssen?
- Geschrieben von Frauke Hartmann -

Zum zweiten Mal wagt sich das Altonaer Theater in Hamburg an ein Buch von Joachim Meyerhoff. Frei nach dem Motto „Bestseller auf die Bühne“. Wie das Buch, so heißt auch der Abend: „Ach diese Lücke, diese entsetzlichen Lücke“. Er scheint noch besser ins Theater zu passen als die in Altona bereits gefeierte Bühnenadaption von Meyerhoffs Roman „Wann wird es endlich wieder so wie es nie war“, in der er seine Kindheit auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik bei Schleswig wiederbelebt.
Denn hinter dem Goethe-Zitat verbirgt sich ein zugleich liebevoller, schmerzvoller und urkomischer Rückblick auf den Beginn seiner Theaterkarriere an der Otto-Falckenberg-Schule in München und vor allem auf seine Großeltern, in deren großbürgerliche Villa am Schloss Nymphenburg der junge Mann aus Schleswig vorübergehend einzieht.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Die Menschen zum Lachen zu bringen ist harte Arbeit. Noch schwieriger, als sie zu Tränen zu rühren. Nicht ohne Grund ist das Lachen im Deutschen ein Ort, wo man die Leute hinbringt und keine Gefühlsregung, wie der syrische Comedian Kinan Al aus Berlin beim Wettkampf um den 17. Hamburger Comedy Pokal im ausverkauften Schmidt’s TIVOLI trocken bemerkte.
Mit seinem lakonischen Humor gewann das Schwergewicht unter den sieben Finalisten im Handumdrehen die Herzen der Zuschauer, was ihm neben dem 2. Platz auch gleich noch den Publikumspreis sicherte.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Vier Stunden und keine Minute zu lang. Auf Kampnagel begeisterte das Tanztheater Wuppertal mit seinem Gastspiel „1980 – Ein Stück von Pina Bausch“ – einem wahrhaft magischen Abend, dem es 39 Jahre nach seiner Uraufführung immer noch gelingt, Sehgewohnheiten zu torpedieren.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Es ist das wohl böseste Ehedrama, das je geschrieben wurde. Und auch das bekannteste: Dutzende Male wurde Edward Albees Theaterstück „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von 1962 für die Bühne bearbeitet.
Die Verfilmung mit Elizabeth Taylor und Richard Burton (1966) ist legendär. Nun hat Karin Beier den gnadenlosen Geschlechterkampf am Deutschen Schauspielhaus Hamburg mit Maria Schrader und Devid Striesow inszeniert – als einen klug auf zwei Stunden gekürzten Wettkampf zweier intellektueller Hochleistungs-Exhibitionisten, die ihre gegenseitige Zerfleischung coram publico als eine Art akademische Disziplin um die schmerzhaftesten Verbalinjurien austragen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Die Saison ist wieder eröffnet – nicht irgendeine, es ist die Hundertfünfundzwanzigste! Und zu dieser Jubiläumsspielzeit im Hansa Theater in Hamburg haben Thomas Collien und Ulrich Waller ein grandioses Programm an Weltklasse-Artistik zusammengestellt.
Das „handverlesene Publikum“ im nunmehr denkmalgeschützten Saal war völlig aus dem Häuschen – obwohl ihm Kabarettist und Conférencier Georg Schramm zwischendurch heftig ins Gewissen redete und den Stargast frech als „Grottenolm“ ankündigte.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Von solchen Zahlen kann man nicht einmal träumen. Rund 42000 Kondome, 25 000 Würstchen, 16800 Waschmaschinenladungen und 12600 Bierdosen wurden in sage und schreibe 4208 Vorstellungen bislang verbraucht:
Genau 15 Jahre nach der Uraufführung am 16. September 2003 begrüßten Norbert Aust und Corny Littmann mit Pauken und Trompeten auf rotem Teppich ihre Gäste zur Jubiläumsaufführung des St. Pauli Musicals „Heiße Ecke“ im Schmidts Tivoli.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Mit einem berauschend sinnlichen, wunderbar poetischen und philosophischen, dabei total abgedrehten Pop-Techno-Bühnenmärchen begeistert Theatermagier Antú Romero Nunes zum Saisonauftakt im Hamburger Thalia Theater: „Orpheus – Eine musische Bastardtragödie“ gleicht in seiner bildgewaltigen Opulenz phasenweise einer Musicalshow, schon allein wegen der Live-Band und der tollen Tanzeinlagen.
Wenn alle Antikenspektakel so sexy wären, würden die Kids die griechische Mythologie in- und auswendig kennen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Es war wirklich vollgepackt, das Programm des diesjährigen Internationalen Sommerfestivals, das an diesem Wochenende zu Ende geht: Neun Welt-, Europa- und Deutschlandpremieren, vier Konzert-Uraufführungen und rund 50 unterschiedliche Programmpunkte lieferten in den vergangenen drei Wochen auf Kampnagel und anderswo Unterhaltung auf höchst unterschiedlichem Niveau.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

War es nun die erdrückende Hitze in der Halle K6, der alle möglichst rasch entkommen wollten oder konnte die kubanische Malpaso Dance Company, die Mittwochabend das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel in Hamburg eröffnete, die hochgesteckten Erwartungen am Ende doch nicht erfüllen?
Der Beifall des erlesenen Publikums jedenfalls war erstaunlich knapp. Gerade noch im Bereich des Höflichen. Dabei hätte die brillante Truppe für „Triple Bill“ bei ihrer Europapremiere durchaus etwas mehr Begeisterung verdient.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Das Stück brillant, die Schauspieler große Klasse, die Inszenierung rundum gelungen und der kleine Saal der Komödie Winterhuder Fährhaus restlos ausverkauft. Dennoch muss das Theater KONTRASTE seinen Spielbetrieb zum Ende des Monats einstellen.
Mit der scharfzüngigen Gesellschaftskomödie „Der Vorname“ des französischen Erfolgsduos Alexandre de La Patellière und Matthieu Delaporte, zeigt die experimentierfreudige Studiobühne noch bis zum 22. Juni, auf was die Hamburger in Zukunft wohl verzichten müssen.
- Geschrieben von Claus Friede -

Das Hamburg Ballett führt in seinem diesjährigen Spielplan „Das Lied von der Erde“ von John Neumeier mehrmals in der Staatsoper Hamburg auf. 2015 wurde das Werk für das Ballet de l’Opéra de Paris choreographiert und anschließend für Hamburg neu entwickelt.
Zugrunde liegt die 1907 bis 1908 von Gustav Mahler (1860-1911) komponierte gleichnamige „Sinfonie“, die sich jedoch sowohl einer direkten musikalischen Zuordnung als auch Kategorisierung entzieht. Für Mahler war das Werk eines im Übergang. Er wiederum legte für seine Vertonung Nachdichtungen chinesischer Lyrik aus dem 8. Jahrhundert zu Grunde. Somit spannt sich beim „Das Lied von der Erde“ ein zeitlich-kultureller Bogen über mehr als ein Jahrtausend bis ins Heute.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Drosselmeier als blutsaugender Organhändler, Clara auf der Müllkippe, statt Hoftheater und Spitzenschuhe Breakdance, Darth Vader und Super Mario.Vergessen Sie alles, was Sie über Tschaikowskys Märchenballett „Der Nussknacker“ zu wissen glaubten. „The Nutcracker Reloaded“ von Frederik Rydman ist ein inhaltlich düsteres, tänzerisch, musikalisch und Bühnenbild-technisch sensationell gemachtes Streetdance-Spektakel mit hinreißenden Tänzern. Noch ist das Jahr jung, doch diese Interpretation aus Schweden gehört garantiert zu den Tanzhighlights 2018.