Literatur Magazin
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

Rajani Bala wohnte bei Maeva im Gästehaus. Maeva war überrascht, wie problemlos die ältere Freundin auf ihr tätowiertes Gesicht reagierte. Rajani schob die irritierende Fassade wie einen Vorhang beiseite und schaute direkt in ihre Seele. Das war noch niemandem so gut gelungen. Rauura vielleicht, dem solche Zeichnungen nicht die Sicht versperren konnten.
Die Frauen plauderten und lachten bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen, beim Frühstück auf der Terrasse, äußerte Rajani die Bitte, das Elternhaus sehen zu dürfen, in dem die „regierenden Geschwister”, wie sie Maeva und Omai nannte, aufgewachsen waren. „Außerdem, sagte sie, „hätte ich gerne deinen Lieblingsplatz auf der Insel kennengelernt. Jeder Mensch hat doch einen Lieblingsplatz…”
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

Eric Becher las das Schreiben des tahitianischen Präsidenten Omai aufmerksam durch. Er rief bei seinem Freund und Kollegen Max Malin in Berlin an, um ihn zu fragen, ob er ebenfalls Post aus Polynesien erhalten habe. Malin war nicht da, also nahm er den Brief erneut zur Hand:
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

Mike Kühling hatte Cording dazu bewegen können, ihn zu einem Interview mit dem japanischen Dissidenten Akiyama Kobayashi zu begleiten, das dem EMERGENCY-Magazin nach monatelangen Bemühungen endlich gewährt worden war. Aber nur dessen Chefredakteur, darauf hatte der Japaner bestanden. Kobayashi wohnte im Engadin, im Städtchen Maloja, nahe der italienischen Grenze. Ein Interview mit diesem Mann, der als eine der zentralen Gestalten jener Wissenschaftsclique galt, die Japan vor drei Jahren durch einen elektronischen Staatsstreich von der Zivilisation abgekoppelt hatte, wäre, so spekulierte Kühling, die ideale Fingerübung, um Cordings fatale Schreibblockade aufzuheben.
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

Hintergründe, Bezüge und Wissenswertes zur Arbeitsweise und zu den Informationsquellen des Autors lesen Sie bitte am Ende jeder Folge:
Der Schamane Rauura hatte Tahitis Präsidenten Omai in sein Fare auf den Te Pari bestellt, jener unwegsamen Gebirgslandschaft im äußersten Osten Tahiti Itis, die einer zivilisierten Erschließung bis heute getrotzt hatte. Das Haus lag oberhalb einer verfallenen Tempelanlage der Arioi direkt an der Steilküste über dem Trou du Diable, dem „Teufelsloch”, aus dem sich das gurgelnde Geräusch der Brandung permanent bemerkbar machte.
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

Tim Burnett betrat den Kontrollraum des Towers am John-F.-Kennedy-Airport um sieben Uhr zwölf, achtzehn Minuten, bevor seine Schicht begann. „Wer ist der Typ auf meinem Platz?”, fragte er seine Kollegin Heather, die er am Kaffeeautomaten traf.
„Das ist Christopher Lamere, der Neue aus Dallas. Ziemlich eingebildeter Knabe. Aber eines muss man ihm lassen: Der reiht die Dinger schnurgerade aneinander, wie auf einer Perlenkette. Vorhin waren es dreizehn am Stück.”
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

Hintergründe, Bezüge und Wissenswertes zur Arbeitsweise und zu den Informationsquellen des Autors lesen Sie bitte am Ende jeder Folge:
Achtundvierzig Stunden hatte er geschlafen. Als er nach der Morgentoilette im Salon erschien, stand das Frühstück schon bereit. Sein Gastgeber begrüßte ihn so herzlich, dass Cording sich fragte, ob er mit diesem Mann im Wodkarausch eine unverbrüchliche Freundschaft geschlossen hatte, an die er sich nur nicht erinnerte. Zwar war ihm bewusst, wer sein Gegenüber war und wo er sich befand, aber alle anderen Details ihrer Begegnung waren ausgelöscht.
- Geschrieben von Dirk C. Fleck -

KulturPort.De beginnt heute bis Weihnachten mit der exklusiven Veröffentlichung in 19 Folgen des Abschlussromans der „Maeva"-Trilogie von Dirk C. Fleck „Feuer am Fuß”. Hintergründe, Bezüge und Wissenswertes zur Arbeitsweise und zu den Informationsquellen des Autors lesen Sie bitte am Ende jeder Folge:
Vorwort
„Feuer am Fuß” ist eine literarische Hochrechnung, die jeder, der seine Augen offen hält, nachvollziehen kann. In dem Roman geht es um den Zusammenbruch unserer Zivilisation, die in ihren Grundfesten bereits heute stark erschüttert wird. Im Jahre 2035 aber wächst angesichts der globalen Katastrophe in manchen Regionen der Erde ein neues Bewusstsein heran, das die Menschen wieder in Verbindung bringt mit der Schöpfung. Das ist die ganze Geschichte dieses Buches. Allerdings treten einige seiner Protagonisten hier nicht zum ersten Mal auf.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Für den ersten Band seiner „Maeva“-Trilogie ist der Hamburger Schriftsteller Dirk C. Fleck mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet worden, so wie schon 1994 für seinen Ökotriller „GO!“ Nach dem „Tahiti-Projekt“ und „Maeva!“ erscheint nun der dritte Band der Trilogie, „Feuer am Fuß“. KulturPort.de veröffentlicht exklusiv den packenden Roman ab Montag, den 2. November in 19 längeren Ausschnitten. Und veranstaltet am 16. November auch die Premieren-Lesung aus diesem Buch, das fesselt und niemanden kalt lässt.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Swetlana Alexijewitsch wurde am 8. Oktober 2015 der Literaturnobelpreis zugesprochen. Die Autorin, Schriftstellerin und Journalistin zugleich, ist nach vielen Jahren im Exil zurückgegangen nach Weißrussland und lebt seit 2011 wieder in Minsk.
Berlin. Hier kann man schreiben: hohe helle Altbauzimmer in einer ruhigen Seitenstraße im Berliner Südwesten, zurückhaltend und elegant möbliert. Ein langer, schmaler Arbeitstisch, auf dem Unmengen handbeschriebener DIN-A4-Blätter verteilt sind. Ein Regal mit Manuskript-Blättern, der Fußboden davor ist auch schon belegt.
- Geschrieben von Thomas Janssen -

Fragmente, Faktoren, Facetten
„Die Katzen pulsierten im Pelz, atmeten.“ Oder: „Pan schläft im Geträum der blühen Kräuter.“ Der Mond wird zu einem „stillen Steinbuckel im rauhen Wolkenmoor“.
Wirklichkeitsbeschreibung. Mehr als das. Worte und Syntax bekannt, doch neu, Scheinbar belanglos, die Variationen, und doch alles verändernd. Was gehört dazu, damit ein Autor die Welt auf solche Weise neu erfindet. Und zugleich beschreibt? Ein Autor wie Arno Schmidt.
- Geschrieben von Christel Busch -

Das Ernst Barlach Museum in Ratzeburg widmet der deutsch-jüdischen Literatin Else Lasker-Schüler eine Ausstellung, die sie gleichermaßen als Wortkünstlerin und Bildkünstlerin, als Malerin und Zeichnerin würdigt.
Fotografien, Zeitdokumente, Gedichte und Texte sowie Illustrationen zeichnen den literarisch-künstlerischen Lebensweg von Else Lasker-Schüler nach. Vor siebzig Jahren im Exil in Jerusalem verstorben, gilt sie heute als bedeutende Vertreterin expressionistischer Literatur und der avantgardistischen Moderne. Ihr bildnerisches Œuvre ist dagegen weitgehend in Vergessenheit geraten. Mit ihrem extravaganten Lebensstil sorgt sie im Berlin der wilhelminischen Kaiserzeit und der Weimarer Republik für Skandale. Wer ist diese Frau, die die traditionelle Frauenrolle der bürgerlichen Gesellschaft ablehnt und sich für freie Liebe, Verhütungsmittel und die Abschaffung des Abtreibungsparagrafen 218 einsetzt?
- Geschrieben von Horst Schinzel -

In Lübeck folgt zur Zeit eine bemerkenswerte Ausstellung der anderen: das Buddenbrookhaus hat sich einmal mehr seiner Aufgabe als Literaturmuseum besonnen. Dort wird die Entstehung des Romans „Der Prozess“ von Franz Kafka und dessen Rezeption dokumentiert.
„Jemand mußte Josef K. verläumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet." Der erste Satz von Franz Kafkas „Der Prozess“ ist weltberühmt. Im Buddenbrookhaus in Lübeck ist von Freitag an drei Monate lang das ganze, 161 Blätter umfassende handschriftliche Manuskript im Abdruck zu sehen. Die Ausstellung „Kafka – Der ganze Prozess“ wirft einen Blick auf Kafkas Schreib- und Arbeitsweise und lässt die seine Texte und Manuskripte darüber hinaus von Wissenschaftlern, Schriftstellern und bildenden Künstlern kommentieren – sowie von Insassen der Lübecker Justizvollzugsanstalt.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Als Drehbuchautor prägt Sascha Arango seit Jahren den Kieler „Tatort“ – der internationale Durchbruch gelang aber erst jetzt mit dem Roman „Wahrheit und andere Lügen“.
Zum Gespräch über eine filmreife Erfolgsstory, Angst, Feigheit, Gewalt und das Böse an sich traf sich der Autor mit Isabelle Hofmann in Berlin. Sascha Arango ist Gast beim Harbour Front Literaturfestival in der Hansestadt.
Isabelle Hofmann (IH): Herr Arango, auf der Frühjahrs-Buchmesse in London wurde „Wahrheit und andere Lügen“ nach Amerika, Japan und Russland verkauft. Noch am ersten Abend rief Hollywood an und machte Ihnen ein Angebot auf die Filmrechte. Das hört sich ebenso phantastisch an wie die Geschichte Ihres bösartigen Helden, des Bestseller-Autors Henry Hayden.
- Geschrieben von Harry Popow -

Vom WIR zum ICH-ICH-ICH.
"Oh“, meinte erstaunt ein mir bekannter junger Student, als ich ihm von dem Büchlein mit dem Titel „Warum unsere Studenten so angepasst sind“ erzählte. „Das will ich auch lesen!“, rief er interessiert. Das vorneweg: Diese Schrift wird ihn, ebenso wie hoffentlich zahlreiche Leser, nicht enttäuschen.
Allein das Reizwort „angepasst“ provoziert Nachdenklichkeit, prägt es doch einen pejorativen Beigeschmack. Keiner will als angepasst gelten. Weder Studenten noch Bürger. Das ist Mitläufertum, nachäffen wollen, willenloses Nachahmen, Vorgekautes schlucken müssen, blind gehorchen und, und, und... Nicht zu verwechseln mit dem Denken und Tun aus tiefster innerer Überzeugung.