Literatur Magazin
- Geschrieben von Claus Friede -

Es ist ein umfassendes Werk: Auf achthundert Seiten hat die Gymnasiallehrerin und Privatdozentin Bettina Goldberg für das Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte an der Universität in Flensburg die jüdische Geschichte im nördlichsten Bundesland aufgearbeitet.
Allein knapp 250 Seiten umfasst der Anhang mit Fußnoten, Zitaten, Sekundärliteratur sowie einem Personen- und Firmenregister. Wer sich nicht scheut, diesen umfangreichen und ausführlichen Band durchzuarbeiten, erhält ein umfassendes Bild des ländlichen, jüdischen Lebens seit dem frühen 17. Jahrhundert.
Bereits vor einer Dekade wurde mit der Publikation "Menora und Hakenkreuz" von Miriam Gilles-Carlebach, mit einem Epilog von Gerhard Paul, das Thema der Juden in Schleswig-Holstein vorgestellt, allerdings bei weitem nicht derartig ausführlich wie in dem hier vorgestellten Werk. Überhaupt sucht man in deutschen Landen nach vergleichbaren Bänden – ohne Erfolg. Es gibt lediglich schmale Publikationen über das ländliche Leben von Juden in Ostfriesland, jüdischen Spuren in Mecklenburg oder die nur wenig umfangreichere Chronologie zur Geschichte der Juden in Bayern.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Klimawandel, Weltuntergang, Christian Wulff – das neue Jahr steckt voller Katastrophen.
Grund genug für den Hamburger Kabarettisten Lutz von Rosenberg Lipinsky alle möglichen Phobien unter die Lupe zu nehmen. Über sein erstes Buch „Die 33 tollsten Ängste - und wie man sie bekommt“, sprach er mit Isabelle Hofmann.
- Geschrieben von Aline Wetzelaer und Ineke Minuscoli -

Der deutsch klingende Name täuscht: Edith Bruck, Jahrgang 1932, ist eine italophone Schriftstellerin ungarischer Herkunft.
Sie entstammt einer kinderreichen jüdischen Familie in ärmlichen Verhältnissen, überlebte die Deportation nach Deutschland und ließ sich 1954 in Rom nieder. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie in Auschwitz interniert, wo ihre Eltern und ihr Bruder starben. Nach der Befreiung zog sie zunächst nach Palästina/Israel und entschloss sich dort, nach Amerika aufzubrechen. Doch ihre Reise endete aus Geldnot bereits wieder in Italien: Sie blieb, heiratete den italienischen Autor und Filmregisseur Nelo Risi und schrieb auf Italienisch, einer ihr fremden Sprache, ihr erstes Buch, auf das weitere folgten. Brucks Werke sind stark vom Trauma der Shoah geprägt und thematisieren Momente der Trennung, des Zwiespalts und der Leidenschaft.
- Geschrieben von Susanna Schöttmer -

Der Titel ist gut gewählt - wie hinter einer Nebelwand spielen sich Ereignisse ab, die nur schemenhaft als verbunden erkennbar sind:
Der gewaltsame Tod eines jungen Fischers, eine bestürzend verlaufende Schiffstaufe, die Hexenjagd auf eine junge Frau aus dem Wanderarbeiter-Milieu, alles das ist eingebettet in den historischen Hintergrund der Vorweltkriegszeit. Beruhend auf einer wahren Begebenheit, angesiedelt im Jahre 1911, zeichnet das Buch das schon morbide Moral- und Sozialgefüge in einem eng begrenzten Bereich der süderdithmarscher Küste nach, in das jedoch die Tendenzen der Außenwelt, Kapitalismus, Kommunismus, Militarismus bereits hineinwirken. Das Wattenmeer mit seinen besonderen Reizen, aber auch seinen ständig lauernden, schwer erkennbaren Gefahren ist Kulisse und Paradigma zugleich.
- Geschrieben von Aline Wetzelaer und Ineke Minuscoli -

Die italo-somalische Schriftstellerin Cristina Ubax Ali Farah gilt als weibliche Schlüsselfigur literarischer Migrationserfahrung aus dem ehemaligen italienischen Kolonialstaat Somaliland.
1973 in Verona/Italien als Tochter einer italienischen Mutter und eines somalischen Vaters geboren, verbringt sie ihre Kindheit in Mogadischu bis dort 1991 der Bürgerkrieg ausbricht. Seitdem erregt Somalia nicht nur durch seine dramatische politische Lage, sondern auch durch einen radikalen Islamismus und durch Piratenübergriffe vor der afrikanischen Küste sowie, als eine der Ursachen, die Hungerkatastrophen, internationales Aufsehen. Noch im gleichen Jahr flüchtet Ali Farah mit ihrem kleinen Sohn über Ungarn nach Verona. Schließlich lässt sie sich 1996 in Rom nieder, wo sie zwei weitere Kinder auf die Welt bringt und ein Literaturwissenschaftsstudium an der römischen Universität abschließt.
- Geschrieben von Carolin Peiseler -

Harbour Front - Sehnsucht und Hafen – das passt gut zusammen. Man guckt auf die Elbe und reist ein paar Sehnsuchtsaugenblicke an Bord eines der Containerschiffe mit.
Das Phänomen „Sehnsucht“ im Rahmen des Harbour Front Literaturfestivals wurde am 17. September denn auch in unterschiedlichsten Facetten beleuchtet. Ganz pragmatisch mit Workshops z.B. zum Thema „Gefahren der Sehnsucht“ anhand der Elbphilharmonie und höchst unterhaltsam im Gespräch zwischen John von Düffel und Rainer Moritz.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -

Nikola Anne Mehlhorn hat neben anderen literarischen Arbeiten vor allem die Trilogie ‚Brachmond’, ‚Sternwerdungssage’ und ‚Salzflut’ veröffentlicht.
Sie erhielt bisher den Hamburger Literaturförderpreis, den Friedrich-Hebbel-Preis, das Stipendium der Arno-Schmidt-Stiftung, das Heinrich-Heine-Stipendium, das Stipendium der Kester-Haeusler-Stiftung, das Werkstattstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin und des Berliner Senats, das Ledig-House-Stipendium, New York sowie das Aufenthaltsstipendium des Literarischen Colloquiums Berlin und des Berliner Senats.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -

Gino Leineweber: das könnte man für ein geschickt gewähltes Pseudonym halten, nicht weit weg von Tonio Kröger, als Andeutung der Verquickung von romanischer Kreativität und nordischer Pragmatik.
Doch das stand schon auf seinem Türschild, als er noch die wirtschaftlichen und steuerlichen Probleme seiner Mandanten auseinandersortierte, ganz bürgerlich kurz gestutztes Haar trug und die dazugehörigen seriösen Anzüge.
Inzwischen ist er auch äußerlich in den klangvollen Namen hinein gewachsen: mit silberner Löwenmähne, die an Franz Liszt oder die Brüder Grimm erinnert, das Outfit dezent-malerisch, gern mal mit Stehkragen oder Lederhosen (langen, versteht sich!)
- Geschrieben von Dagmar Seifert -

Uwe Friesel, Jahrgang 1939, ist Schriftsteller (u. a. Krimis, Romane, Hörspiele), Übersetzer (u. a. Nabokov, Updike) und Gründervater (u. a. AutorenEdition), also wahrlich ein Urgestein der deutschen Literatur.
Am 22. März wurde er zum Ehrenvorsitzenden des VS (Verband deutscher Schriftsteller) ernannt. Er lebte gut dreizehn Jahre in Italien, anschließend ungefähr dreizehn Jahre in Schweden und zog Anfang dieses Jahres, genau, als der Schnee am höchsten lag, nach Deutschland zurück.
Wieso eigentlich?
- Geschrieben von Dagmar Seifert -
Dagmar Seifert stellt bei Kultur-Port.De exklusiv eine Ihrer neuen Weihnachtsgeschichten vor: “Das Weihnachtsverbrechen”
Viel Spaß beim Lesen!
- Geschrieben von Claus Friede -

Schriftstellerin bin ich am Schreibtisch und dort bin ich allein“, sagte sie zu Beginn der ersten Lesung nach Bekanntgabe, den Literaturnobelpreis gewonnen zu haben.
Herta Müller präsentierte am 27. Oktober im Rolf-Liebermann-Studio des NDR in Hamburg ihren aktuellen Roman „Atemschaukel".
Voll wurde es bei der Veranstaltung, zu der das Literaturhaus Hamburg und NDR Kultur einluden, und nicht jeder Interessierte konnte eine der knapp 450 Karten erhalten.
Bevor Herta Müller zwei Kapitel las, sprach der Journalist und Literaturkritiker Hubert Winkels mit ihr über den momentanen Seinszustand der Preisträgerin, er fragte nach Dazugehörigkeiten, nach herzlichen Gratulanten und Neidern - und er sprach mit ihr über ihre rumänisch-deutschen Wurzeln.
- Geschrieben von Claus Friede -
„Wenn der Eisenvogel fliegt und die Pferde auf Rädern rollen, dann wird das Volk der Tibeter wie die Ameisen über die ganze Welt verstreut, und die buddhistische Lehre wird das Land des roten Mannes erreichen“, besagt eine Prophezeiung des „Lotusgeborenen“ und Begründers des tibetischen Buddhismus, die aus dem 8. Jahrhundert stammen soll.
Schicksale eines ganzes Volkes oder einer Religionsgemeinschaft wirken oft deshalb abstrakt, weil sie auf statische Zahlen und anonyme Fakten reduziert werden.
- Geschrieben von Claus Friede -
Den Hannoverschen Bahnhof in Hamburg gibt es nicht mehr. Einst, im späten 19. Jahrhundert, verband er Hamburg mit dem Süden, mit Harburg und Hannover, mit dem Ruhrgebiet bis zum niederländischen Venlo und weiter nach Paris.
Nach 1906, als die Hamburger ihren Hauptbahnhof bekamen wurde der Hannoversche Bahnhof zum Güterbahnhof und knapp 10 Jahre später zum Truppenbahnhof des Ersten Weltkriegs.
- Geschrieben von Dagmar Seifert -

"Der Einbrecherkönig" von Ernst Stummer (Co-Autor Reinhard M. Czar).
Dies sind die Memoiren eines Diebes, der alles in allem etwa dreißig Jahre seines Lebens in Haft verbringt und in der Zeit dazwischen versucht, es zu schaffen: mit einem Porno-Verlag etwa, mit Partnerschaftsvermittlung, mit Katalogen und kleinen Druckereien, häufig, indem er das benötigte Material entwendet, selten legal.