Meinung

Ist diese Behauptung Schopenhauers wahr? Er glaubt, dass in „jeder Sprache […] ein Schriftsteller die Präpositionen mit Besinnung über ihren Sinn und Werth [gebraucht]: nur der deutsche Schreiber nimmt ohne andre Auswahl, als die seine Kaprice [Grille, Laune], die erste, die beste, welche ihm eben in die Feder kommt.“

Sind deutsche Autoren wirklich so nachlässig? Wir haben doch alle mindestens eine Fremdsprache auf der Schule gelernt, und wie wir aus diesem Unterricht wissen, gibt es weniges, was beim Erlernen von Vokabeln, insbesondere von Verben, wichtiger ist als die Präpositionen. Denn jedes Verb verlangt andere.

 

Präpositionen

Leider hat Schopenhauer recht. Wenn Sie erlauben, greife ich spontan ein Beispiel aus der heutigen Tageszeitung auf (Sie erinnern sich: jenes anonyme Blatt…). Wie kann man, so frage ich mich unwillkürlich, als Muttersprachler so verkehrt schreiben? Man muss sich schon direkt Mühe geben! Und wenn jemand so verkehrt schreibt: Warum merkt und korrigiert das niemand? Nicht im Fernsehen und nicht im Radio, und bei meiner Tageszeitung schon einmal überhaupt nicht. Am 2. September findet sich ein Artikel über den letzten Bericht der scheidenden Menschenrechtsbeauftragten der UNO, und sie hat, so der Bericht, „ein Indiz für Zwangssterilisationen gegenüber der weiblichen Bevölkerung“ gefunden. Geht es noch verkehrter?

 

Arthur Schopenhauer Portrait by Ludwig Sigismund Ruhl 1815 Ludwig Sigismund Ruhl (1794-1887): Arthur Schopenhauer, circa 1815, Öl, 58 cmx48cm. Quelle: Schopenhauer-Archiv der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, gemeinfrei

 

Nun, es geht. Man soll die Hoffnung nie aufgeben! Im Fernsehen läuft eine Sendung über Senioren hinter dem Steuer, und der Kommentator spricht von einem „Test über die Fahrtauglichkeit“. Man darf hier noch einmal dieselbe Frage stellen: Wie kann einem Muttersprachler ein derartiger Schnitzer unterlaufen? Wie kann ein Muttersprachlicher Verständnis mit „über“ kombinieren – plötzlich heißt es nicht mehr „Verständnis von“, sondern „Verständnis über“. Wie kann man Kritik „gegen“, nicht etwa an etwas üben? Wie kann man von der Hauptstadt von Kasachstan sagen, sie sei „zu“ Astana umbenannt worden?

 

Gibt es keine Redakteure, die noch einmal über den Text sehen? Normale Menschen haben Mühe, derart fehlerhaft zu sprechen, und die wenigsten tun es.

Es gibt noch andere Fehler, die wir immer wieder hören müssen. So wird ganz regelmäßig die Konjunktion „ob“ mit dem falschen Verb benutzt. Es hört sich grauenhaft an, wenn jemand „bezweifeln“ mit „ob kombiniert, und es ist ja auch grundverkehrt. Richtig muss es heißen, „dass“ etwas bezweifelt wird, denn „bezweifeln“ hat eine ähnliche, wenngleich vielleicht etwas schwächere Bedeutung wie „bestreiten“. Und „bestreiten“ lässt sich ebenso wenig mit „ob“ zusammenfügen. Es ist vielmehr das „Zweifeln“, zu dem das „ob“ gehört, weil dieses Wörtchen dem „Deutschen Universalwörterbuch“ zufolge Sätze einleitet, „die Ungewissheit ausdrücken“ – und schließlich ist Zweifel nichts anderes als Ungewissheit. Beim Bezweifeln dagegen sind wir uns sicher, dass es nicht stimmt.

 

Aber hier gilt es zu stoppen. Denn dieser letzte Absatz ist von der Art, wie Sprachkritik eigentlich nicht sein sollte: Er ist oberlehrerhaft, indem er auf einen Fehler hinweist (einen unbestreitbaren Fehler immerhin…), ohne dass die Kritik auf die Haltung zielt, die sich darin ausdrückt. Aber eben auf die Haltung kommt es an, wie es die vier in den beiden ersten Beiträgen vorgestellten Sprachkritiker gezeigt haben, deren Arbeit mir vorbildlich scheint. Deshalb sei im Folgenden auf zwei Präpositionen besonders eingegangen, auf „um“ und noch auf „über“, weil sich in ihnen dieselbe Haltung ausdrückt, die uns bereits im fehlerhaft verwendeten „vermeintlich“ begegnete. Es geht also nicht allein um das falsche Deutsch, sondern in jedem Fall um noch etwas mehr.

 

Die Präposition „um“, so heißt es im „Deutschen Universalwörterbuch“, stellt „in Abhängigkeit von bestimmten Wörtern eine Beziehung zu einem Objekt od. einem Attribut her.“ Das ist sehr allgemein formuliert, denn was heißt Beziehung? Im Grammatikunterricht oder in der Logik lernt man, derartige Beziehungen genau zu unterscheiden und zu kategorisieren, aber alle diese Feinheiten sollte man ganz schnell vergessen, wenn man hört, wie das schöne Wörtchen „um“ heutzutage verwendet wird. Ein Beispiel unter tausenden ist ein Artikel in meiner Lokalzeitung vom 24. Mai 2018, in dem gleich auf der ersten Seite, noch dazu in einer Überschrift, dank der fehlerhaften Verwendung von „um“ ein völliger Unsinn behauptet wird. Dort heißt es nämlich, man habe „Sorgen um den Datenschutz“.

 

Wer jetzt vermutet, dass sich in dem Artikel die Sorge um den Datenschutz artikuliert, dass der Datenschutz gefährdet ist oder abgeschafft werden soll, der irrt sich gewaltig, denn gemeint ist „wegen“, nicht „um“. Der Artikel zielt auf die Befürchtungen der Wirtschaft, dass es dem Datenschutz zu gut gehen, dass er zu stark und mächtig werden könnte und sie in ihrer Arbeit beeinträchtigt. Die Wirtschaft sorgt sich also nicht um den Datenschutz, sondern wegen ihm, und die Überschrift sagt das Gegenteil dessen, was der Artikel ausdrückt. Genau denselben peinlichen Fehler finden wir in der berühmten „Zeit“, in der ein Kommentar am (etwas voreilig…) vermuteten Ende der Pandemie ernsthaft zu glauben scheint, wir machten uns „Sorgen um Erkrankungen“. Nein, das tun wir nicht.

 

An dem oben zitierten Artikel des „Deutschen Universalwörterbuchs“ wird sehr schön deutlich, warum die Präposition „um“ so unverhältnismäßig populär werden konnte. Sie stellt „eine Beziehung“ her, und zwar eine Beziehung vollkommen unbestimmter Art. Man schreibt ein „um“, und schon braucht der Zusammenhang nicht mehr näher beschrieben zu werden. Irgendwie werden Leser oder Hörer akzeptieren, dass es einen Kontext gibt, auch wenn dieser Kontext nicht näher beschrieben wird und vielleicht ja auch gar nicht näher beschrieben werden kann. Das Denken wird jenen überlassen, die den Satz lesen, und vielleicht werden sie ja irgendwie richtig verstehen. Manchmal funktioniert es wirklich, zum Beispiel, wenn es in meiner Tageszeitung heißt: „Ärger um Gepäckberge reißt nicht ab“. Dann ist die Sache klar, weil man ja schon Nachrichten geguckt hat und weiß, dass viele Gepäcksstücke verlorengingen. Aber man darf doch bitte fragen, seit wann man sich „um“ etwas ärgert, nicht etwa „wegen“ oder „über“. Oder warum man es nicht schafft, vom „Ärger über den Verlust der Gepäckstücke“ zu schreiben. Hier wird einfach nur zusammenhangloses Zeug geredet, und der Autor hofft, dass die Leser irgendwie verstehen, was eigentlich gemeint ist.

 

„Skandal um“ gehört zu den schlimmsten Phrasen nicht allein der Krawallpresse. Wenn man einen Namen nennen würde – Skandal des Herrn XY –, dann würde man sich festlegen, und mit der Verwendung des Genitivs liefe der Journalist Gefahr, eine vielleicht sogar justiziable Behauptung in die Welt zu setzen. Viel sicherer ist es, wenn man auf das „um“ einfach nur einen Namen folgen lässt – dann ist ein Zusammenhang festgestellt, nicht mehr. Nichts Justiziables, zum Beispiel. Der Internetauftritt einer Illustrierten schreit: „Skandal um das Bremer Bamf“. Und dann kommt ein Text, der zwar keinerlei Informationen bietet, sondern alles im Unklaren lässt, aber sehr schön alle möglichen Leute verdächtig scheinen lässt: „Der Skandal um unrechtmäßige Asylbescheide in Bremen verunsichert viele Flüchtlinge.“ In ihrer Ungenauigkeit ist diese Formulierung nicht mehr zu übertreffen, denn sie sagt überhaupt nicht, was denn nun der Skandal sein soll und wer eventuell beteiligt ist. Oder doch sein könnte… Journalisten, die sich viel auf die Sachlichkeit und Präzision ihrer Formulierungen zugutehalten, sehen sich außerstande, ein schlichtes Faktum zu benennen. (Dass es in Wahrheit gar keinen Skandal gab, sondern alles ordnungsgemäß abgelaufen war, wurde erst später deutlich. Und die Flüchtlinge werden schon nicht verunsichert gewesen sein, es sei denn, sie hätten die Illustrierte gelesen.)

 

Gerade erst gestern, am 20. Oktober, stoße ich auf ein Musterbeispiel des heimtückisch verwendeten „um“ – heimtückisch, weil es einen Menschen, der zwar einen schlechten Ruf genießt, sich aber hier offensichtlich nichts hat zuschulden kommen lassen, wiederum an den Pranger stellt. Über einem Artikel über den von Schachweltmeister Carlsen heftig angegriffenen Großmeister Hans Niemann steht in fetten Lettern: „König geköpft! Nächster Schach-Eklat um Niemann“. Tatsächlich hat sich sein Gegner fragwürdig verhalten, nicht etwa Niemann, der auch im Artikel selbst als Opfer erscheint. Warum also diese reißerische Überschrift?

 

Sehr gern findet sich das „um“, wenn es um Prozesse geht. Tatsächlich werden ja Zivilprozesse (wie leider auch Krieg…) oft genug um etwas geführt, zum Beispiel um die Ostukraine, um das väterliche Erbe oder um eine Garagenzufahrt. In allen diesen Fällen bedeutet das „um“, dass man Ansprüche erhebt. Man möchte irgendetwas furchtbar gerne haben und findet seine Rechte gut begründet. Aber was bedeutet es, dass in den Nachrichten immer wieder über Prozesse um einen Mord berichtet wird? Oder um Terror? Wer, bitte schön, möchte denn einen Mord oder Terror haben? Wer sich dazu entschließt, ein Gericht zu besuchen und einen Blick auf die Anschläge auf den Türen zu werfen, wird finden, dass Strafprozesse gegen jemanden geführt werden – der Staat gegen Herrn oder Frau XY, denen man dieses oder jenes vorwirft. (Allerdings weder „vermeintlich“ noch „angeblich“ vorwirft – nein, das nicht. Sondern ihnen wird etwas wirklich und wahrhaftig vorgeworfen.)

 

In allen Wörterbüchern wird als erster Punkt beim „um“ die Erklärung gegeben, dass das betreffende Wort „eine kreisförmige Bewegung“ bezeichnet. In der schönen Wendung „um den heißen Brei herumreden“ tritt das noch hervor, und vielleicht ist das der Ausgangspunkt des heutigen fehlerhaften Sprachgebrauchs.

 

Duden woerterbuch 1880

Dr. Konrad Duden: Deutsches Wörterbuch (Duden), Leipzig 1880 (gemeinfrei)

 

„Es gab einmal eine Zeit, da machten sich viele von uns Sorgen um einen möglichen Präsidenten Goldwater“, lese ich in einer Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch, und der furchtbare Fehler des Übersetzers verkehrt die Aussage in ihr Gegenteil. Vor vielen Jahren befürchtete der Autor, der Republikaner Goldwater könnte Präsident werden, wollte also von der Sorge vor einem Präsidenten Goldwater sprechen, aber in der Übersetzung spricht er so von ihm, als sehe er das Ende eines geliebten Menschen vor sich. Genau derselbe Fehler unterlief den Machern der Internetseite der „Tagesschau“, als sie ihrer Sorge wegen der Vorgänge im saudischen Konsulat in Istanbul (die Ermordung eines arabischen Journalisten) Ausdruck verleihen wollten, tatsächlich aber von einer weltweiten Besorgnis „um den Fall“ schrieben, als seien sie besorgt, dass es dem Fall schlechter gehen könnte.

 

Ganz ähnlich „Die Zeit“, die doch den Ruf eines kultivierten Intelligenzblattes erhebt und früher auch wirklich etwas dieser Art gewesen ist. In einem Artikel über den Krieg im Jemen heißt es, in „in Riad war die Sorge um die Kosten des Krieges gewachsen“ – als habe man in Saudi Arabien ernsthaft Angst davor gehabt, dass die Kosten nicht größer werden könnten.

 

Das Gegenteil dessen, was er eigentlich sagen will, findet man auch in einem Artikel, der mit „Rotation um Nicolai Müller“ überschrieben ist. Ich, der ich mich nicht für Fußball interessiere, wurde nur dank dieser völlig sinnlosen Überschrift aufmerksam. Haben irgendwelche Leute kreisförmige Bewegungen um Nicolai Müller herum vollzogen? Als ich verstand, dass es um Fußball ging, dachte ich zunächst an den Schalker Kreisel (ein bisschen Ahnung habe ich ja schon…) und im Anschluss daran, dass die ganze Mannschaft „rotiert“, also dass jeder Spieler einmal pausieren muss (das kreisförmige „um“…), aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Alle Spieler werden regelmäßig eingesetzt, nur eben nicht der bedauernswerte Nicolai Müller: „Dass er auch Nicolai Müller nach wie vor als eine Option sieht, mit der er im Offensivspiel für Akzente sorgen kann, verdeutlichte Hütter mit der Hereinnahme des Sommer-Zugangs gegen den VfB in der zweiten Halbzeit, als es galt, den Schlussspurt der Schwaben unbeschadet zu überstehen. […] Gegen Freiburg hatte er Ende August die Führung erzielt […]. Danach stand der ehemalige Hamburger nicht mehr in der Startformation, saß zumeist auf der Bank oder sogar der Tribüne.“ Auch dieser Autor also schreibt das Gegenteil dessen, was er eigentlich sagen will.

 

Die fehlerhafte Präposition „um“ ist ein Phänomen der letzten zehn, fünfzehn Jahre. Vorher gebrauchte man kurze Zeit „über“ in derselben sinnlosen Weise, nämlich inflationär in Zusammensetzungen, in denen es nichts zu suchen hatte. In beiden Fällen ist es interessant, dass es besonders Feuilletonisten und andere studierte Leute waren, die sich gern den Anschein großer Kultiviertheit geben wollen, die sich den Anschein geben wollen, besonders sprachsensibel und anspruchsvoll zu sein. Wie konnte es sich durchsetzen, dass Literaturkritiker heute davon sprechen, ein Autor erzähle etwas „über“ jemanden? Ich dachte immer, man erzähle „von“ etwas oder „von“ jemandem…

 

Heute finden sich Biographien „über“ jemanden, als sei es verboten, das schöne Wort Biographie mit einem Genitiv zu koppeln, um so dessen Gegenstand zu bezeichnen. Als dieser grundfalsche Sprachgebrauch aufkam – ungefähr 2004 –, wurde er innerhalb von nur wenigen Monaten von einer großen Masse von Feuilletonisten übernommen, von denen die meisten wahrscheinlich großen Wert darauflegen, furchtbar individualistisch zu sein. Das ist keine lebendige Sprachentwicklung, von der Linguisten sonst träumen und die sie auf jeden Fall ganz toll finden – diese vollzieht sich viel langsamer –, sondern eine sprachliche Mode. Oder eine Manie. Schon Schopenhauer sprach die erschreckende Geschwindigkeit an, mit der sich derartige Fehler ausbreiten: „Das Niederträchtigste bei der Sache ist das Tutti unisono, mit welchem jeder neu erfundene Sprachschnitzer sogleich angestimmt wird: denn es verräth die Abwesenheit jeder Prätension auf Selbständigkeit und eigenes Urtheil […]. Hat nämlich Einer von ihnen einen neuen recht hirnlosen Sprachschnitzer in die Welt geworfen […], so springen alsbald Hunderte hinzu […]. So ist denn jeder Sudler dem Andern ein Cicero“.

 

Zurück ins Jahr 2004. In dieser Zeit tauchte das „über“ in allen möglichen Kombinationen auf, zum Beispiel in der Behauptung, jemand äußere Kritik nicht an, sondern „gegenüber der Regierung“ oder zeige „Mitleid gegenüber den Menschen“. Oder es besteht „Interesse über eine Arbeitszeitverkürzung“. Eine renommierte Journalistin schrieb, es gebe ein „neues Verständnis über Politik“. Wer eine Fremdsprache lernt, wird besondere Aufmerksamkeit den Präpositionen widmen, denn es macht einen großen Unterschied, ob es zum Beispiel im Englischen „over“ oder „about“ heißt. Ein gut erzogener Engländer zuckt nicht mit der Wimper, wenn uns Fehler unterlaufen, aber der Englischlehrer runzelt die Stirn und hebt zu belehren an… Wie kann es sein, dass derartige Fehler, wie sie oben aufgelistet wurden, Muttersprachlern unterlaufen? Und zwar besonders Journalisten oder anderen in der Presse, die immer so tun, als sei ihnen die Sprache wichtig, als unterhielten sie gar eine Art Liebesverhältnis? Denn die fehlerhafte Verwendung von „um“ oder „über“ begegnet weitaus seltener im normalen Gespräch. Es sind keinesfalls die Leute mit Volksschulabschluss, sondern die vermeintlich (!) Gebildeten.

 

Eine meiner Lieblingsstellen ist diese hier, in der dieser „tintenklecksende Lump“ (so jedenfalls hätte ihn Herr Dr. Schopenhauer tituliert), einer dieser „schalen Teetischliteraten“, seine kultur- und sprachkritische Sensibilität demonstriert, indem er über „eine Lehrstunde für sprachliche Unbedarftheit“ berichtet. Sehr schön sind auch das „Verbot über die Benutzung von Mobiltelefonen“ oder der „Koalitionskrach über Steuerreform“. Schließlich ist das „Lob über Politik“, das der damalige Verteidigungsminister Struck am 10.2.05 aussprach, sehr schön. Es war ungefähr 2005, als sich diese grauenhaften Fehler häuften – aber dann setzte sich das „um“ durch. Um (!) Sprachverhunzung handelt es sich aber in beiden Fällen.

 

Diese Fehler sind nicht egal, wie viele Leute denken mögen, sondern sie betreffen die Sache selbst. Dank der Schludrigkeit aller Beteiligten wird ein Sachverhalt fehlerhaft dargestellt. Noch zwei letzte Beispiele! Hier geht es um ein Wesensverhältnis, das sich in ähnlicher Weise in anderen europäischen Sprachen spiegelt. Immer wieder ist von „Respekt für“ etwas oder jemanden zu lesen, und auch das ist ein Fehler, der kaum einem Muttersprachler in mündlicher Rede unterläuft. Man macht es automatisch richtig und sagt „Respekt vor“. Noch mehr gilt dies für „Faszination von“ etwas. Das Wort kommt von dem lateinischen „fascinare“, das „beschreien oder behexen“ bedeutet. Wir erleben also die Faszination, wir sind einem Vorgang ausgesetzt (eigentlich werden wir verhext…) und setzen diesen Vorgang selbstverständlich nicht selbst in Gang. Er gründet nicht in unserer Individualität. Im Augenblick der Faszination sind wir Objekt, nicht Subjekt, und deshalb heißt es nicht „Faszination für“, wie heute so gerne gesagt wird. Hier wird es also noch deutlicher, dass der falsche Gebrauch der Präposition den Sachverhalt auf den Kopf stellt.


Hinweis: Die Inhalte der Kolumne geben die Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Diese muss nicht im Einklang mit der Meinung der Redaktion stehen.

 

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