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Christoph von Dohnányi während seines letzten Auftritts bei den Salzburger Festspielen am 7. August 2014. Foto: SF/Silvia Lelli

„Christoph von Dohnányi war ein Spezialist für Vieles, ein Grandseigneur unter den großen internationalen Dirigenten, denen die Salzburger Festspiele ihren Weltruf verdanken. Zwischen 1962 und 2014 gelangen ihm immer wieder unvergessliche Opern- und Konzertabende,“ erklärte Festspielintendant Markus Hinterhäuser zum Tod von Christoph von Dohnányi.

 

Über fünf Jahrzehnte hat Christoph von Dohnányi Festspielgeschichte geschrieben. Neben den großen Opern von Strauss und Mozart sowie zahlreichen Konzerten mit den Wiener Philharmonikern und den von ihm als Chefdirigent geleiteten Orchestern Cleveland Orchestra und Philharmonia Orchestra London hat er auch die Uraufführungen von Hans Werner Henzes Die Bassariden und Friedrich Cerhas Baal musikalisch geleitet.

 

1962 debütierte von Dohnányi in einem Serenaden Konzert mit dem Mozarteumorchester Salzburg bei den Festspielen. Im Jahr 1966 folgte dem Debut dann die Uraufführung von Die Bassariden. Norbert Tschulnik schrieb für die Wiener Zeitung begeistert: „Christoph von Dohnányi dirigierte das Werk so, wie es ein auch Neuem aufgeschlossener, kluger und musikalischer Dirigent nur machen kann.“

 

1981 verhalf er Friedrich Cerha und seiner Oper Baal zu einem Sensationserfolg. „Fürwahr ein Meisterwerk“, titelte der Wiener Kurier. Mit den beiden Uraufführungen leistete Christoph von Dohnányi auch im Rahmen der Salzburger Festspiele einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der musikalischen Moderne, die ihm stets ein Anliegen war.

Dabei hat von Dohnányi auch Konflikte nicht gescheut. So auch bei Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg und Arnold Schönbergs Erwartung, dem Höhepunkt der Festspiele 1995. Gerhard R. Koch schrieb in der FAZ: „Christoph von Dohnanyi hat mit den Wiener Philharmonikern hart gearbeitet, Konflikte nicht gescheut. Das Ergebnis gibt ihm Recht: So fabelhaft, auch in den nötigen Schärfen, hat das Orchester selten gespielt, viele Details, bei Bartók wie bei Schönberg hat man noch nicht so deutlich gehört, kompositorische Dramaturgien wurden überwältigend klar, weil eben nicht geglättet.“

 

Ein absoluter Höhepunkt seiner Festspielauftritte war Salome am Beginn der Ära Mortier 1992. Publikum und Kritik waren sich in ihrer Begeisterung einig. Von einem „sensationellen neuen Strauss Feeling“ berichtete Klaus Jungheinrich in der Frankfurter Rundschau und Karl Harb schrieb in den Salzburger Nachrichten: „Christoph von Dohnányi gestattet den Wiener Philharmonikern keine falsche Strauss-Süße, wohl aber einen (auf-)blühenden Klang von erotischer Hochspannung, er achtet vom ersten Motiv weg mit unglaublicher Präzision auf Details, die er der Farbe der Musik dienstbar macht, und er beglaubigt den Kammerspiel-Ansatz des Stücks seinerseits durch Konzentration, die in jedem Moment Stimmen und Aussage trägt, statt sie mit wohligem Schauder zu überschütten.“

 

Im Sommer 2014 kehrte Christoph von Dohnányi nach dreizehnjähriger Abwesenheit mit dem Philharmonia Orchestra London und Bruckners Neunter unter großem Jubel des Publikums noch einmal auf die Salzburger Festspielbühne zurück. Insgesamt hat er 77 Aufführungen bei den Salzburger Festspielen geleitet.


Am Samstag ist Christoph von Dohnányi 95-jährig in München verstorben. Die schwarze Fahne, die heute am Festspielhaus weht, ist ein Zeichen der Trauer und der Dankbarkeit für Christoph von Dohnányis Wirken für die Salzburger Festspiele.

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