Film & Kino aktuell
- Geschrieben von Anna Grillet -
In dem Politdrama „Suffragette” schildert Regisseurin Sarah Gavron den leidenschaftlichen militanten Kampf der britischen Aktivistinnen für das Frauenwahlrecht. Es geht um Ausbeutung, Armut, Gleichberechtigung und Freiheit. Und um Männer, die scheinbar nur die Sprache der Gewalt verstehen wollen.
London 1912, Maud Watts (Carey Mulligan) ist eine junge Frau aus dem Londoner East End. Schon als Siebenjährige arbeitete sie in den riesigen feuchtkalten Kellergewölben der Glashaus-Wäscherei. Hier wurde sie geboren, hier starb ihre Mutter. Maud war noch ein Kind, als der Boss sie missbraucht. Kein Einzelschicksal.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Sein Vergnügen an schrägem perfiden Humor ist ungebrochen, aber Kult-Regisseur Quentin Tarantino präsentiert sich dieser Tage mit Vorliebe als radikaler Systemkritiker, nicht nur wenn er daheim in den USA gegen Polizeigewalt demonstriert sondern auch in dem monumentalen zynischen Leinwand-Epos „The Hateful Eight”: Der grandiose finstre Schnee-Western mutiert zum skurril bösartigen Kammerspiel um Justiz, Wahrheit, Willkür und Rassismus.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Philosophisches Survival-Epos mit Bildern von überwältigender archaischer Schönheit und ebensolcher Grausamkeit. Spektakulär: Leonardo DiCaprio.
Oscar-Preisträger Alejandro González Iñárritu inszeniert seinen majestätischen Schnee-Western „The Revenant – Der Rückkehrer” als mystischen Rachethriller. Das Drehbuch schrieb der mexikanische Regisseur zusammen mit Mark L. Smith.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ein provokanter, herrlich bösartiger Thriller, melancholisch und zynisch zugleich. Mit viel hintergründigem schwarzen Humor. Absolut grandios: Tom Hardy.
Die Zwillinge Reggie und Ronnie Kray galten in den Sechziger Jahren als die berüchtigtsten Gangster Londons. Ihr Territorium war das East End: Raubüberfälle, Schutzgelderpressung, Brandstiftung, Geldwäsche.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Eine hinreißende Liebesgeschichte zweier Frauen Anfang der Fünfziger Jahre. Dieser Film von Todd Haynes ist unglaublich schön, delikat, klug, oft erbarmungslos traurig und meisterhaft inszeniert. Ende Dezember präsentieren die Kritiker immer ihre Top Ten Listen, „Carol” behauptet sich fast überall auf den ersten Plätzen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Ein wehmütiger, poetischer und leicht ironischer Mystery Thriller.
England 1947. Sherlock Holmes (Ian McKellen) ist mittlerweile 93 Jahre alt. Mit seiner neuen Haushälterin Mrs. Munro (Laura Linney) und deren 11jährigen Sohn Roger (Milo Parker) lebt er zurückgezogen auf seinem Landsitz in Sussex. Der einst so bewunderte Meisterdetektiv vertreibt sich die Zeit mit Bienenzucht und Botanik. Sein Ruhm verblasst, ihn plagt die Arthritis, aber vor allem beunruhigt Holmes, dass ihn sein legendäres Gedächtnis zunehmend in Stich lässt. Warum nur hatte er vor 30 Jahren seinen Beruf an den Nagel gehängt? Ging es um eine Frau? Er kann sich nicht mehr daran erinnern und gelangt zu der Überzeugung, dass er unbedingt herausfinden muss, was damals wirklich passiert ist. Und so macht sich der gebrechliche Detektiv daran, seinen letzten großen Fall zu lösen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Hintergründige Screwball Comedy mit einer hinreißenden Greta Gerwig. Die Muse des amerikanischen Arthaus-Kinos spielt in „Mistress America” eine vor Energie sprühende Dreißigjährige beim vergeblichen Kampf um Karriere und Lebensglück im mondänen New York.
Den tragisch-komischen Selbstfindungstrip seiner konfusen Heldin inszenierte Noah Baumbach in der Tradition von Ernst Lubitsch und Howard Hawks. Das Drehbuch schrieb der Regisseur wieder zusammen mit Freundin Greta Gerwig. Manches erinnert verdächtig an ihren gemeinsamen Film „Frances Ha” (2012), ist aber genau das Gegenteil des in melancholischem Schwarz-Weiß gedrehten Hommage an Jean-Luc Godard und Woody Allen. Der kunterbunte Retro-Mix aus moderner Satire und altmodischer Hollywood Farce explodiert vor Farbe, Tempo, Wortwitz genau wie seine Protagonistin.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Die Reaktionen auf Mark Osbornes 3D-Epos „Der kleine Prinz” könnten unterschiedlicher nicht sein, viele sind tief bewegt von dem Film, andere halten ihn für eine “spektakuläre Bruchlandung”.
Am 31. Juli 1944 startete der französische Schriftsteller und Pilot Antoine de Saint-Exupéry mit seiner Lockheed F-5 zu einem Aufklärungsflug Richtung Grenoble, er kehrte nie mehr zurück. Die Gründe für den Absturz der Maschine blieben ungeklärt. Wurde er von feindlichen Fliegern abgeschossen oder hatte er Selbstmord begangen? Ein Jahr zuvor war seine melancholisch magische Erzählung „Der kleine Prinz” erschienen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Es ist sein persönlichster Film, von ungewohnter Zärtlichkeit. Der italienische Regisseur Paolo Sorrentino entführt den Zuschauer nach dem Welterfolg von “La Grande Bellezza” in die Idylle der Schweizer Alpen. „Ewige Jugend” lässt Musik und Bilder, Leben und Kunst zu einer betörenden Wehmutswelt verschmelzen.
Fred (Michael Caine) zuckt zusammen. Eben hat er noch den nächtlichen Markusplatz in Venedig überquert, ist fast in den Wellen des Hochwassers ertrunken.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Genie oder Tyrann? Offensichtlich beides. Der Film „Steve Jobs” ist wie sein Protagonist: brillant, frappierend, suggestiv. Grandios Michael Fassbender als kühner Visionär, Apple-Ikone aber auch unerträgliches Ekel.
Regisseur Danny Boyle und Drehbuchautor Aaron Sorkin stilisieren den Blick hinter die Kulisse zum aberwitzigen Kunstwerk. Eine Absage an das traditionelle Geschichtenerzählen.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Der französische Regisseur Jean-Jacques Annaud inszeniert sein schwermütiges Abenteuerepos „Der letzte Wolf” als unvergesslichen Reise in die Vergangenheit. Noch einmal wird die Innere Mongolei zu jener geheimnisvoll fremden Welt, die heute so nicht mehr existiert. Die grandiosen 3D-Aufnahmen sind Zeugnis ihrer Schönheit und Zerstörung.
- Geschrieben von Anna Grillet -
So realistisch, düster und stürmisch war William Shakespeares Mittelalter nie zuvor. Matsch, Kälte, Brutalität, Angst, Blut, Schmerz scheinen greifbar nah.
Der australische Regisseur Justin Kurzel inszeniert „Macbeth” als bildgewaltiges archaisches Epos mitten in der schroffen kargen Landschaft der schottischen Hochebene.
- Geschrieben von Dagmar Reichardt -
„Sie ist ein Star!“ – so wurde mir Mieke Bal durch den träumerischen, zugleich respektvollen, von künstlerischer Bewunderung und persönlicher Zuneigung durchdrungenen Blick eines ansonsten eher zurückhaltenden skandinavischen Kollegen in aller Kürze freundlich-präskriptiv vorgestellt. „Wir müssen etwas auf die Beine stellen!“
Der Mann hatte Recht! Anderthalb Jahre nach dieser viel sagenden Aufforderung – oder war es eine Empfehlung? – überzeugen sich 15 handverlesene Doktorand/inn/en, Dozent/inn/en und Nachwuchswissenschaftler/innen aus aller Welt sowie das kulturinteressierte Publikum der Immer-noch-Weltstadt Rom, im Rahmen des Osloer Forschungsprogramms „Caput Mundi“ 2015 unter der Leitung von Einar Petterson, vor meinen Augen und der italienischen Öffentlichkeit von Miekes ungewöhnlichen Qualitäten.
- Geschrieben von Anna Grillet -
„Mediterranea – Refugees welcome?”, ein Film, der einem die Sprache verschlägt. Unsentimental, kraftvoll, trotzig, aufbegehrend. Ästhetisch virtuos.
Der amerikanisch-italienische Regisseur und Autor Jonas Carpignano macht noch einmal die fremdenfeindlichen blutigen Krawalle von Rosarno im Januar 2010 zu seinem Thema. Er schildert nun die Ereignisse, die den gewalttätigen Unruhen vorausgingen.