Film
Fences

Denzel Washington inszeniert das wortgewaltige Familiendrama „Fences” als Psychogramm schwarzer Identität Ende der Fünfziger Jahre in den USA. Es ist sein dritter Film als Regisseur, für vier Oscars nominiert und schauspielerisch atemberaubend.
Troy Maxson (Denzel Washington) schweigt nie, er prahlt, poltert, provoziert. Sein Geld verdient der selbstgefällige schwadronierende Patriarch bei der Müllabfuhr. Als Afroamerikaner muss er dort immer nur die Drecksarbeit verrichten, den Truck fahren die Weißen. Er ist zutiefst verbittert, trotz Talents scheiterte seine Karriere als Baseballspieler. Für all die Enttäuschungen und Demütigungen rächt sich Troy nun an seiner Frau Rose (Viola Davis) und den beiden Söhnen.

 
Film
ELLE

Unwiderstehlich: Isabelle Huppert. Mit der Andeutung eines spöttischen Lächelns entlarvt sie das Ungeheuer in uns allen.
Die elegante Rape & Revenge-Phantasie inszeniert Paul Verhoeven als atemberaubenden Mix aus heiterer Farce und verstörendem Thriller. „Elle” ist provokant, raffiniert, bösartig, amüsant, ein Triumph der Kreativität. Genussvoll zerstört der 78jährige niederländische Regisseur das Subgenre des Exploitation-Films, um es neu zu erfinden für seine postfeministische Heldin.

 
Film
The Salesman

Ein Meisterwerk neorealistischer Suspense, eindringlich, verstörend, suggestiv. Thriller oder politische Parabel, der iranische Regisseur und Autor Asghar Farhadi will „The Salesman” nicht auf Genre-Definitionen reduzieren.
Jeder Zuschauer wird das metaphorisch vielschichtige Beziehungsdrama anders empfinden, abhängig von den eigenen Erfahrungen und Überzeugungen. Es geht um sexuelle Tabus, verletzte Ehre, selbstzerstörerische Rache, die Verunsicherung der Menschen in Zeiten radikalen gesellschaftlichen Wandels. „The Salesman” brach im eigenen Land alle Kassenrekorde und ist für einen Oscar als bester ausländischer Film nominiert.

 
Film
suburra

Ein kompromissloser Mafia-Thriller: rasant, laut, brutal, grell, obszön, abstoßend und dann wieder von unglaublicher majestätischer Schönheit.
Stefano Sollima inszeniert „Suburra” als biblische Chronik moderner Korruption. Es ist das Jahr 2011, sieben Tage noch bis zur Apokalypse. Es regnet in Strömen, der Tiber steigt unaufhörlich. Papst Benedikt XVI will abdanken. An der Strandpromenade von Ostia sollen wie in Las Vegas Betonburgen mit Kasinos entstehen. Der Regisseur von „Gomorrha” schildert die Verflechtungen der italienischen Gesellschaft im Schatten von organisiertem Verbrechen, marodem Staat und rücksichtslosen Politikern.

 
Film
Jackie

Charakterstudie einer Ikone: provokant, mitreißend, schwindelerregend.
Eine Frau nachts unter der Dusche, aus ihren Haaren fließt Blut den Rücken entlang. Es ist Jacqueline Kennedy (Natalie Portman). Sie war eine First Lady wie aus dem Märchen, elegant, kultiviert, populär, voller Ambitionen. Das Weiße Haus verwandelte sich unter ihrer Regie zu einem glamourösen Ort, wo sich High Society und Künstler trafen. Doch dann fallen am 22. November 1963 in Dallas die tödlichen Schüsse auf Präsident John F. Kennedy, Jackie sitzt direkt neben ihm. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín schildert die Tage nach dem Attentat aus ihrer Perspektive.

 
Film
La La Land

„La La Land” ist hinreißend, unwiderstehlich. Das nostalgische Musical zwischen Moderne und Klassik, Romantik und Realität verzaubert Journalisten wie auch Publikum. Es geht um Kunst, Karriere, Kompromisse.
US-Regisseur Damien Chazelle hat mit der bittersüßen Liebesgeschichte eine Art bonbonfarbenes Wunderwerk kreiert, mittendrin Ryan Gosling und Emma Stone. Bei den Golden Globes gewann das melancholische Großstadtmärchen sieben Auszeichnungen, so viele wie kein Film je zuvor.

 
Film
Die Taschendiebin

Erotisch, zynisch, raffiniert, ein verstörender Film, unwiderstehlich und von atemberaubender Schönheit.
In „Die Taschendiebin” sprengt der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook mit erzählerischer Virtuosität alle Genres. Love-Story, Heist-Movie, Rachethriller, Historiendrama verschmelzen zu einem bildgewaltigen lasziven Puzzle voller Intrigen aber auch Humor. Es geht um die hohe Kunst der Manipulation, um Verrat und Verführung, ein berauschender Mix der Kulturen aus Ost und West.

 
Film
Einfach das Ende der Welt

Ob als Wunderkind gepriesen oder Enfant terrible gefürchtet, die Journalisten vergöttern den frankokanadischen Regisseur Xavier Dolan seit seinem Leinwand-Debüt „I Killed My Mother” 2009. Doch nun reagieren manche von ihnen ungehalten, die Verfilmung von Jean-Luc Lagarces Theaterstück „Einfach das Ende der Welt” entspricht so gar nicht ihren Erwartungen.
Anders als in „Mommy” (2014) dreht sich hier alles um Sprache oder die Unmöglichkeit der Kommunikation, die Sehnsucht nach Nähe, die Furcht davor. Vielleicht aber hat die Feindseligkeit längst alle Gefühle verschlungen. Ein verstörendes suggestives Drama von fast unerträglicher Spannung, das in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.

 
Film
Nocturnal Animals

Abgründig, intelligent, von unvergleichlicher Eleganz, brutal und subtil zugleich.
Seinen melancholischen Neo-Noir „Nocturnal Animals" versteht Tom Ford als Warnung und Plädoyer für die Treue. Das explosive packende Melodram ist voller Glut und Leidenschaft. Eine verstörende suggestive Parabel auf die heutige Gesellschaft, wo Loyalität weniger zählt als sozialer Aufstieg, Beziehungen je nach Bedarf entsorgt werden.

Der amerikanische Regisseur ist ein begnadeter Erzähler und kühler Beobachter, der virtuos, trügerisch perfekte Oberflächen zerstört, um dahinter die bedrohliche Wirklichkeit freizulegen. Dieser Film geht unter die Haut, aber nicht die Gewalt lässt unseren Atem stocken, sondern die Intensität der Gefühle, Demütigung, Angst, Liebe und vor allem Hass. Schauspielerisch grandios Jake Gyllenhaal.

 
Film
Safari Film

Das Geschäft mit dem Jagdtourismus boomt. Obsession oder barbarische Eitelkeit? Regisseur Ulrich Seidl will wissen, was treibt Menschen an, in Urlaub zu fahren, um Gnus oder Zebras zu erlegen. Der österreichische Provokateur tritt seinen Protagonisten wieder mit jener radikalen Aufgeschlossenheit gegenüber, die ihn zum viel gepriesenen Ausnahmekünstler machte. Die Kamera konzentriert sich auf die Jäger und nicht die gejagten Tiere. „Safari” ist ein atemberaubender vielschichtiger Dokumentarfilm mit erschreckend verstörenden Bildern, ästhetisch aufreizend komponiert. Ein Meisterwerk stilisierter Wirklichkeit.

 
Film
Marie Curie Film

Mit ihrem Film „Marie Curie” zeigt Regisseurin Marie Noëlle die legendäre Wissenschaftlerin und zweifache Nobelpreisträgerin von einer bislang unbekannten ganz privaten Seite. Entstanden ist nach langen akribischen Recherchen das vielschichtige, emotionale und frappierende Porträt einer leidenschaftlichen starken Frau. Grandios Karolina Gruszka als Marie Curie, die Schicksalsschlägen, Anfeindungen, Selbstzweifeln trotzt, für Liebe und Gerechtigkeit gleichermaßen kämpft. Sie vertritt vehement in der von Männern dominierten Welt die Überzeugung, Forschungsergebnisse müssten der Allgemeinheit zu Gute kommen, durch Patente dürfe sich keiner bereichern. Ein ästhetisch betörendes aber unsentimentales Leinwand-Epos.

 
Film
Ich, Daniel Blake Film

Ken Loach ist 80 Jahre alt und sein Kampfgeist ungebrochen. In „Ich, Daniel Blake” prangert der britische Regisseur den heimischen Sozialstaat an. Akribisch schildert er die Ohnmacht eines arbeitslosen kranken Tischlers gefangen zwischen brutaler Bürokratie und unerträglichen Demütigungen. Es ist der erschütterndste, vielleicht beste Film des Altmeisters.
Ein Drama kafkaesker Dimension voll zornigen Humors, es zerreißt einem fast das Herz (falls man denn eines hat, würde jemand wie Loach ironisch ergänzen). Seine BBC Produktion „Cathy Come Home” löste 1967 im Parlament eine Diskussion über Obdachlosigkeit aus, Gesetze wurden geändert. Doch ob das Schicksal des Daniel Blake heutzutage Politiker zu rühren vermag, scheint fraglich. In Cannes zeichnete die Jury unter Vorsitz von Regisseur George Miller („Mad Max”) den Film mit der Goldenen Palme aus.

 
Film
Paterson

Routine will genossen und nicht ertragen werden. Das ist eins der vielen Geheimnisse, die uns Kultregisseur Jim Jarmusch anvertraut in seiner melancholisch minimalistischen Tragikkomödie „Paterson”, dem Porträt eines Dichters im Verborgenen.
Es erzählt vom höchst seltsamen Phänomen einer glücklichen Beziehung. Der Film ist verblüffend undramatisch, Kleinod und Kuriosum zugleich, das Tempo langsam, bedächtig fast meditativ, aber unwiderstehlich durch seinen subtilen lakonischen Humor. 

 
Film
Eine Geschichte von Liebe und Finsternis

Grandioses Regiedebüt von Natalie Portman. Über Fania, seine Mutter, hatte Amos Oz fast nie gesprochen, weder mit seinem Vater noch mit seiner Frau, noch mit den Kindern oder einem anderen Menschen. 2002 erschien der mehr als 800 Seiten starke autobiographische Roman „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis”.

 

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