Kultur Kolumne
- Geschrieben von Herby Neubacher -
Der ‚gute Hirte’ (Lateinisch ‚Pastor bonus’) ist im Christentum eine der ältesten und verbreitetsten Bezeichnungen für Jesus Christus.
Das rührt daher, das aller Ursprung christlichen Glaubens in den Gott-Legenden und Mythen eines nomadischen Hirtenvolks, den frühen Israeliten des Alten Testamentes, wurzelt.
Im Alten Testament ist das Hirtenbild sehr verbreitet: Abel, Abraham, Isaak, Jakob oder Joseph waren Hirten. Hirten wurden verheißene Führer des Volkes einerseits, verantwortungslose Könige und Richter andererseits als gute oder schlechte Hirten bezeichnet. Die bedeutendste Rolle als Hirte nahm David ein. Dem messianischen Hirten ‚mein Knecht David’, der das getrennte Volk vereinigen würde, schlägt aber Ablehnung und Mord entgegen. Jesus – der Nachfahre aus dem Hause David erleidet ein ähnliches Schicksal um es dann – am Ostertag – zu überwinden. Vielfach wird das Hirtenbild immer wieder auf Gott bezogen. Besonders findet sich das Bild aber im Psalm 23, dem ‚Hirtenpsalm’.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Die Metropolitan Opera in New York hat die Nase weit vorn, wenn es um’s globale Marketing geht. Kinos in aller Welt bringen Live-Übertragungen von dort auf ihre Leinwände, Fernsehstationen senden, und ein weiteres Puzzle-Teil sind die DVDs, auf denen zum Beispiel die Opening Nights verfügbar gemacht werden.
So wie jetzt Tschaikowskys „Eugen Onegin“, dessen aktuelle Inszenierung die Saison 2013/14 eröffnete – der TV-Mitschnitt ist jetzt im Programm der Deutschen Grammophon veröffentlicht. Große Besetzung, natürlich: Mariusz Kwiecin singt den Onegin, der aus der großen Welt auf das verschlafene Landgut der Larinas fällt, Piotr Beczala seinen Freund Lenski, am Pult steht der Valery Gergiev und die Rolle der Tatjana hat Anna Netrebko übernommen – ein halbes Jahr nach ihrem fulminanten Rollendebüt an der Wiener Staatsoper.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Das Verfolgen von Entwicklungslinien der Musikgeschichte ist meist unspektakulär. Zwei neue CD-Veröffentlichungen zeigen nun, wie spannend es sein kann, wenn die Großen unter den Komponisten sich mit den Ideen früherer Generationen auseinandersetzen.
Ein hübsches Märchen der Musikgeschichte ist, dass die großartige Musik Johann Sebastian Bachs nach dessen Tod im Jahr 1750 einem nahezu flächendeckenden Vergessen anheim fiel. Erst 1829, mit der legendären Wiederaufführung der Matthäuspassion unter der Leitung des damals gerade 20 Jahre alten Felix Mendelssohn Bartholdy habe langsam eine Bach-Renaissance eingesetzt.
- Geschrieben von Harry Popow -
Wir schreiben August 1947.
„Fahr zur Hölle“, schmettert ein sowjetischer Offizier einer Frau hinterher. Sein wütender Ausruf gilt einer Bestie, die im II. Weltkrieg als SS-Aufseherin im Konzentrationslager Belizi (Außenlager des Frauen-KZs Ravensbrück) Mitschuld trägt am Tod von 256 Häftlingsfrauen. Eben noch sollte sie erschossen werden, da kommt der Befehl von ganz oben: Stopp, Sibirien statt Tod! Sie verbüßte zehn Jahre Haft in sowjetischen Lagern und Gefängnissen der Staatssicherheit.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Etwas Neues muss her – Nils Petter Molvaer will sich nicht festlegen lassen und „switched“ daher mal wieder in ein neues musikalisches Feld, testet neue Klänge. Zum Beispiel mit einer Pedal-Steel-Guitar und unglaublich viel Percussion.
Seine Trompete schmeichelt und lockt – trotz elektronisch moderner Anklänge wirkt sie ruhig und beseelend. Sie lockt in Molvaers Gedankenwelt: träumerisch, geheimnisvoll, mystisch an manchen Stellen. Und dennoch beschwingt und leicht. Irgendwas zwischen Waldspaziergang und tropischem Regenschauer, zwischen Abendsonnenschein und sehnsuchtsvoll-suchender Klangmalerei.
- Geschrieben von Herby Neubacher -
Der KulturPort.De-KlassikKompass lädt Sie nun sonntags weiter zu einer Reise durch die Welt der Bach-Kantaten ein.
Zunächst beschäftigen wir uns mit den Cantatas zu den Festen und Themen des Kirchenjahres. Die Bach Philosophie und meditative Kraft dieser Musik ist heute noch – wie vor 300 Jahren ungebrochen.
Die protestantische Kirche kennt sechs Sonntage nach Ostern. Sie beginnt die Zählung mit dem Sonntag nach Ostern und endet mit dem Sonntag nach Christi Himmelfahrt. Die Osterzeit endet als Ganzes mit dem Pfingstsonntag.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Pera Ensemble, bestehend aus Mehmet C. Yeşilçay (musikalische Leitung), Francesca Lombardi Mazzulli (Sopran), Valer Barna-Sabadus (Countertenor) und als Gast Ahmet Özhan (Gesang) hat kürzlich eine CD herausgebracht, die „Gesänge aus dem Christentum, Islam und dem Judentum – friedlich miteinander vereint“. So ist der Wunsch, der auf dem Cover gedruckt steht. Eine sicherlich gute Absicht, aber das Ergebnis ist nicht umfassend überzeugend, weil nicht zukunftsweisend.
- Geschrieben von Claus Friede -
Zugaben müssen für gewöhnlich vom Publikum am Ende eines Konzertes erklatscht werden. Das, was außerhalb des Konzertprogramms steht und als Überraschung zusätzlich gespielt wird oder jenes Stück, worauf das jeweilige Publikum besonders reagiert wird wiederholt.
Die Zugabe (Encore, in englischer Sprache) interpretiert die US-amerikanische Violinistin Hilary Hahn anders, aufwändiger, geplanter und anspruchsvoll. Nichts destotrotz – ein überraschendes Moment ist garantiert, wenn man die beiden CDs anhört, die die Deutsche Grammophon kürzlich auf den Markt brachte.
- Geschrieben von Herby Neubacher -
Ostern geht mit der Auferstehung Christi zu Ende und wir beenden den KlassikKompass und der Welt der Bach-Kantaten fürs erste.
Die beiden letzten bach-Cantatas zu denen ich hier Stellung beziehe sind “Ein Herz, das seinen Jesum lebend weiß“ BWV 134 und „Ich lebe mein Herze zu deinen Ergötzen“ BWV 145 .
Der Ursprung ist das ‚Triduum Sacrum’ (lateinisch für ‚heilige drei Tage’) oder ‚Triduum Paschale’ – ‘österliche drei Tage’ bezeichnet man in der Liturgie den Zeitraum, der mit der Messe vom Letzten Abendmahl am Gründonnerstagabend beginnt, sich vom Karfreitag, dem Tag des Leidens und Sterbens des Herrn, über den Karsamstag, den Tag der Grabesruhe des Herrn, erstreckt und mit dem Ostersonntag als Tag der Auferstehung des Herrn endet.
- Geschrieben von Herby Neubacher -
Wir blicken heute auf den österlichen Sonn- und Montag und auf die Bach-Kantaten: ‚Erfreut euch ihr Herzen’ BWV 66 sowie ‚Bleib bei uns, denn es will Abend werden’ BWV 6.
Der Ostermontag, steht als zweiter Feiertag ganz im Zeichen des Osterfestes. Allerdings wird hier eine andere Bibelstelle verwendet, welche die Auferstehung Jesu Christi aus dem Blickwinkel der Emmaus-Jünger erzählt.
Streng genommen ist der Montag also die Fortsetzung des Ostertages und somit – liturgisch – nur bedingt als eigenständiger Tag zu sehen. Biblisch ist die Geschichte am Ostersonntag verankert und nicht am Ostermontag.
Im Tagesevangelium sind zwei Jünger am dritten Tag nach der Kreuzigung Jesu aus Jerusalem fortgegangen, um wieder nach Emmaus zurückzukehren.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Der junge russische Pianist Nikolai Tokarev kann mit seinen 31 Jahren schon auf eine fulminante Karriere zurückblicken: früher Konzert-Ruhm, Preise in gewichtigen Wettbewerben. Und allerfeinste Kritiken, die immer wieder seinen packenden Zugriff aufs Repertoire, seinen jugendlichen Elan, seine enorme und sein energiegeladenes Spiel, seine energische Attacke hervorheben.
Natürlich hat so einer keine kleinen Vorbilder, trotzdem zeugt es von Mut, ein Album „Homage to Horowitz“ zu nennen – das legt die Messlatte sehr hoch. Doch Aufnahmen des legendären Klavier-Superstars des vergangenen Jahrhunderts habe Tokarev immer wieder bei seinen Eltern gehört, er sei quasi mit ihnen aufgewachsen.
- Geschrieben von Herby Neubacher -
Der Ewige ‚Sonn’-Tag mit seinem unvergleichlichen kalten Osterlicht und dem Erschrecken das sich in Lachen wandelte, der von den Christen als erster Tag der Woche gefeiert wird und an dem Christi Verheißung Wahrheit wurde: ‚Denn siehe, ich mache alles neu!’
Zunächst stelle ich Ihnen drei Bach-Kantaten vor in der Reihenfolge: BWV 4 ‚Christ lag in Todesbanden’ und BWV 31 ‚Der Himmel lacht, die Erde jubilieret’ sowie BWV 249 Oster-Oratorium ‚Kommt, eilet und laufet, ihr flüchtigen Füße’.
Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen und salbten ihn.
Und sie kamen zum Grabe am ersten Tag der Woche sehr früh, da die Sonne aufging.
Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?
Und sie sahen dahin und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß. Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an; und sie entsetzten sich.
Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten!
Gehet aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat.
Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen.
Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.
Evangelium: Markus 16, 1-8
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Fragen Sie sich auch immer, ob das schon dazugehört, wenn das Orchester sich kurz vor Konzerten aufwärmt und die Instrumente stimmt – gerade wenn Modernes auf dem Programm steht? Auch Laura Winkler und das Wabi-Sabi Orchestra beginnen mit so einer scheinbar ungeordneten Klangcollage ihre „Paper Clips“. Eventuelle Irritationen lösen sie jedoch schnell auf. Was auf der CD – ihrer ersten mit den jungen deutschen Musikern – zu hören ist, überrascht. Gewöhnungsbedürftig, weil manchmal dissonant und ungewohnt, vielschichtig, kantig-eigen.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Glaubt man der Legende, starb Leonardo Vinci, der italienische Barockkomponist (1690-1730), durchaus opernreif auf dem Höhepunkt seiner Karriere in Neapel: Eine Tasse vergifteter Trinkschokolade soll im Spiel gewesen sein, Verwandte einer adeligen Liebschaft des Tonsetzers sollen den Lehrer Pergolesis und Amtsnachfolger Scarlattis an der königlichen Hofkapelle damit aus dem Verkehr gezogen haben, nur wenige Wochen nach der triumphalen Uraufführung seiner Oper „Artaserse“, die er zum Karneval 1730 in Rom auf die Bühne gebracht hatte.