Musik Magazin
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Im Jahr 2000 komponierte Tan Dun seine „Water Passion after St. Matthew“ – als moderne Multikulti-Hommage an den Passions-Großmeister Johann Sebastian Bach. Jetzt dirigiert er das Werk in Hamburg zur Eröffnung des Elbphilharmonie-Festivals „Lux Aeterna“ und ein zweites Mal in Lübeck.
Der Klang kommt aus dem Nichts, einer neuen Schöpfung gleich, Wasser und Wind, ewige Klänge der Natur. Wasser und Naturklänge ziehen sich bei Tan Duns „Water Passion“ durch die von ihm ausgewählten und erweiterten Szenen der Passionsgeschichte – Christi Taufe im Jordan, die Versuchung in der Wüste, das Abendmahl, Gebet und Gefangennahme auf dem Ölberg, ein Gesang der Steine, das Volk, das Barrabas befreit und Jesus gekreuzigt sehen will, den Tod und das Erdbeben. Und am Ende symbolisiert das Wasser in klanglicher Spiritualität die Auferstehung.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Wenn man das Herz des irischen Folks sucht, landet man seit Jahrzehnten ohne allzu viele Umwege beim Familienclan der Fureys.
Die Dubliners – das waren die Rauf- und Saufbolde. Die Feingeister, die das Gälische mit Polyphonie und Elektronik aufpeppten – das sind die Musiker von Clannad. Die Fureys waren immer eine Klasse für sich, schon als Vater Ted, der Fiddler, noch mit ihnen auftrat, als die vier Brüder mit Davey Arthur die Folkfestivals aufmischten. Konzentrierter dann bei Eddie und Finbar Furey. Die Essenz all dessen – das ist Finbar Furey, der – inzwischen 68 – im vergangenen Jahr in Irland den Nr.1-Hit „The Last Great Love Song“ landen konnte und nun mit dem gleichnamigen Album auf Tour ist.
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- Geschrieben von: Horst Schinzel -

Auch versierten Musikfreunden ist die „légende-dramatique“ in vier Teilen „La damnation de Faust“ op. 24 (deutsch: „Fausts Verdammnis“) von Hector Berlioz (1803-1869) kaum bekannt.
Zu Lebzeiten des Komponisten ist das unkonventionelle und teils surreale Werk nie szenisch aufgeführt worden, überhaupt und erstmals gut ein Vierteljahrhundert nach dessen Tod, 1893 in Monte Carlo. In der heutigen Aufführungspraxis wird das Stück, das mehr einem Oratorium denn einer Oper ähnelt, meist rein konzertant zu Gehör gebracht, was der eigentlichen Intension des Komponisten entspricht, weil es laut Berlioz, „so viele unterschiedliche Realitätsebenen aufweist“.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Man kann gewisse Spielregeln in diesem munteren Umarbeitungsreigen feststellen.
▪ Bach verwendet Musik aus weltlichen Kantaten in anderen weltlichen.
▪ Musik aus weltlichen Kantaten findet sich in geistlichen wieder.
▪ Und Musik aus geistlichen Werken kommt in anderen geistlichen Werken vor.
▪ Musik für einen Bürger kann Musik für einen König werden, Musik für einen König Musik für Gott – umgedreht ist das sehr selten. Aber auch das kommt vor:
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Was war da geschehen?
Es gab immer wieder Klagen, der Kantor komme seinen Pflichten an der Thomasschule nicht nach, besonders nicht dem ungeliebten Lateinunterricht – „Der Cantor tuet nichts!“ hieß es. Es gibt Streit mit einem Präfekten des Thomaner-Chores, der bis vor den Rat gebracht wird. Das stieß den Ratsmitgliedern sauer auf. Im Ratsprotokoll vom 2. August 1730 heißt es: Weil er „über alle Maßen halsstarrig und incorrigibel“ sei, wurde beschlossen, „dem Kantor die Besoldung zu verkümmern“.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Dass Johann Sebastian Bach sein wohl populärstes Werk, das Weihnachtsoratorium, zu großen Teilen mit der Musik aus weltlichen Kantaten zusammengestellt hat, ist bekannt.
Die genauen Umstände dieser heiklen Transformation, die es auch in der h-Moll-Messe gibt, sind überraschend und amüsant zugleich und werfen ein Schlaglicht auf das Musikleben zur Zeit des großen Thomaskantors.
KulturPort.De nähert sich den Hintergründen des Weihnachtsoratoriums in einer dreiteiligen Serie über die Feiertage.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Kaum angekündigt, schon fertig: Der neue Proben- und Konzertraum des Ensembles Resonanz. Im Hochbunker an der Feldstraße in Hamburg haben die Architekten um Jörg Friedrich den neuen „Resonanzraum“ gebaut. Ein einzigartiges Experimentierfeld für Ton und Klang, für alternative Konzertformen und die lebendige Zukunft der klassischen Musik. Ein Raum, in dem das Hören die Richtung wechseln kann.
„2506 m3 Schall und Rausch“ steht auf einem Plakat, das den neuen Konzertsaal ins Bewusstsein der Musikliebhaber rücken soll. Ein Anspruch, das der Resonanzraum längst einlöst. Im ersten Stock des Bunkers, hinter einer Stahltür, öffnet sich das kleine Reich der Freiheit. Der Boden: dunkle Eiche, 22 Millimeter dick und widerstandsfähig, mit dichten Poren als Fußboden, verlegt auf einem Lattengerüst, so dass er mitschwingen kann und die tiefen Frequenzen verstärkt. „Ähnlich wie im Bayreuther Festspielhaus“, sagt Jörg Friedrich.
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- Geschrieben von: Kerstin Schüssler-Bach -

„La Fanciulla del West“ gilt Kennern als die beste Opernpartitur von Giacomo Puccini (1858-1924).
Über 80 Jahre war das Stück nicht in Hamburg zu sehen. Wie schon bei ihrer erfolgreichen „Madama Butterfly“ legen Regisseur Vincent Boussard, Bühnenbildner Vincent Lemaire und Kostümbildner Christian Lacroix nun „La Fanciulla del West“ von Klischees frei. Der Dirigent Carlo Montanaro ist kompetenter Anwalt dieser außerordentlich vielfarbigen Musik.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Verdi vertonte 1849 unter dem Titel „Luisa Miller“ Schillers bürgerliches Sturm-und-Drang-Trauerspiel „Kabale und Liebe“, Simone Young und Regisseur Andreas Hoboki machen daraus ein packendes Kammerspiel mit großartigen Sängern.
Am Ende ist das Liebespaar tot. Luisa, ihr geliebter Rodolfo und auch Wurm, der Bösewicht, der ebenfalls ein Auge auf Luisa geworfen hatte. Vergiftet die einen, erstochen der andere. Und im Wohnzimmer steht schwarz drohend und gebrauchsfertig die Guillotine. Das Unheil, angerichtet durch die überlebte Überheblichkeit des Adels, wird nicht mehr lang darauf warten, von der blutigen Revolution gerächt zu werden. Überdeutlich, dieser Wink mit dem Fallbeil.
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- Geschrieben von: Claus Friede -
Die Hamburger Kammeroper spielt seit 1996 große Oper auf hohem Niveau in ihrem 200-Plätze-Haus an der Max-Brauer-Allee. Und hat es doch geschafft, auch unter Musikfreunden so etwas wie ein Geheimtipp zu bleiben.
Dabei ist ein Besuch in dem kleinen Theater mit dem märchenhaft-rotgoldenen, barocken Ambiente seines Zuschauerraums – 200 samtgepolsterte Stuhlunikate und ein geschnitzter und vergoldeter Barockbühnenrahmen – ein echtes Erlebnis.
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- Geschrieben von: Alexander Winterson -

Was ist die spezifische Aufgabe eines Internationalen Opernstudios?
Es sollte jungen Opernsängern als Initialzündung für ihre berufliche Laufbahn dienen. Alle Aspekte der Arbeit am Musiktheater, vom Rollenstudium bis hin zur Aufführung – aber auch Meisterkurse, Konzertauftritte und Wettbewerbe – sind Schritte auf dem Weg in dieses sehr besondere und herausfordernde Metier. Seit der Gründung des Internationalen Opernstudios in Hamburg 1994 ist es uns umfassend gelungen, junge Sängerinnen und Sänger zu diesem Ziel zu begleiten.
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- Geschrieben von: Anke Borscheid, Aija Kaukule -

Das Jahr Rigas als Kulturhauptstadt neigt sich langsam seinem Ende zu, doch auch im Herbst gibt es noch echte Höhepunkte im Programm.
Einer dieser besonderen Momente ist der Initiative des Goethe-Instituts Rigas zu verdanken, indem es zwei verschiedene Ensembles – die Berliner Experimentalmusiker „Andromeda Mega Express Orchestra“ und die „Sinfonietta Rīga”, ein staatliches Kammerorchester – in einem Projektorchester zusammenführte. Das Ergebnis dieses Experiments wurde am 26. September im Konzertsaal Riga präsentiert und ist mehr als gelungen. Die Eigenkompositionen des musikalischen Leiters Daniel Glatzel zeichnen sich durch eine neue, eigene Klangsprache voller faszinierender Gegensätze aus, welche bei der Uraufführung direkt einen Nerv beim Publikum treffen.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Wahnsinn. Neben mir singt Maria Callas.
Die Wahnsinnsarie aus Donizettis „Anna Bolena“, eine Aufnahme von 1958, entstanden kurz nach der Einführung von Stereo-LPs: feinst ziselierte Koloraturen, gewaltig in die Länge gestreckte Crescendi, ihr fast schon ersterbendes Pianissimo von keinem Knistern oder Knacken gestört, zupackendes Forte, glasklare Höhen. Der Chor fällt mit massiver Präsenz ein. So direkt habe ich der Callas noch nie beim Verfertigen der Töne zuhören können. Gänsehaut-Musik. Dasselbe bei „Lucia di Lammermoor“, noch eine Wahnsinnsarie. Ihre erste Opernaufnahme überhaupt, eingespielt noch mono im Jahr 1953 in Florenz. Man hört die Diva in spe in gnadenloser Brillanz, um winzige Spürchen verrutschte Töne inklusive, aber auch perlende Spitzentöne, zum Greifen plastisch ihre Stimme, und wie ein Messerstich das hohe Es am Ende. Und das „Ebben? Ne andró lontana“ aus Catalanis „La Wally“, aufgenommen 1954 in London, ebenfalls mono, fasst direkt ans Herz und rührt zu Tränen.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Helena kriegt sich gar nicht mehr ein: Sie soll endlich ihren „homme à la pomme“ bekommen, den sagenhaften Paris, Hirten-Prinz aus trojanischem Geblüt, der mit seinem Apfel einst den Beauty-Contest dreier zankender Göttinnen entschied.
Die Vorfreude darauf darf Jennifer Larmore in der Neuinszenierung der Hamburger Staatsoper von Jacques Offenbachs „La belle Hélène“ so hübsch wie endlos austirilieren, dass sie aus dem Bühnenhimmel heraus per Fernbedienung abgeschaltet werden muss.