Wie Kreuze muten die beiden großen, mit wechselnden Farben beleuchteten „T“ an, die sich von der in nachtblaues Licht getauchten Bühne abheben. Sind wir hier in einer Kirche? Nein, wir sind in der Lübecker Musik- und Kongresshalle. Die hat heute Abend tatsächlich etwas Sakrales.
Bis auf die rockige Musik, die aus Lautsprechern dröhnt und die gute Stimmung im Publikum anheizt. Und bis auf das riesengroße Handy, das als Bildschirm zur Vergrößerung der Showeffekte dient. So kommen auch die Zuschauer in den letzten Reihen auf ihre Kosten. Mentalist Timon Krause betritt die Bühne.
Der Mentalist tourt durch Deutschland und Österreich
Sechsfache Scheinwerferlicht-Spots strahlen auf den magischen Zauberer, der unsere Gedanken lesen kann, herab. Applaus brandet auf. Der „Messias“ ist da. So lautet der Titel der Show mit Star-Mentalist Timon Krause.
Dieser Magier wird das Publikum begeistern und bannen – bis hin zu Hypnose. Letzteres ist erst kurz vor der Pause der Fall. Von Anfang an dabei sind Henning Neidhardt (Keyboard u.a.) und Kevin Wolf (Drums). Sie bauen musikalisch Spannung auf – neben einigen eingespielten Hits – bevor es weitergeht im „Messias“-Programm.
Einige Programmpunkte hat mancher im Publikum sicher erwartet, sind sie doch aus diversen Fernsehauftritten des Künstlers bekannt. Wettspiele wie „Schere, Stein, Papier“, die eher Gedankenspiele sind, scheint Timon Krause immer zu gewinnen. Auch das Gedankenlesespiel „Ich kenne deine PIN“ kennt man vielleicht schon aus dem Fernsehen. Und doch ist auch diesmal das Ergebnis verblüffend: Timon kennt nicht nur die PIN einer Person, sondern sogar von mehreren. Und das gleichzeitig. Wie macht er das bloß?
Immer bindet Timon Krause das Publikum ein. Manchmal lässt er uns sogar am Lernprozess teilnehmen, zeigt uns, wie so ein Trick funktioniert, der eigentlich gar kein Trick ist, sondern augenscheinlich auf reiner Beobachtungsgabe, auf Kenntnis von Körpersprache und Gesichtsmimik basiert. Dafür hat Timon Krause schließlich jahrelang geübt, trösten wir uns, die wir heute Abend hier sind und staunen wollen wie in Kindertagen. Nur, dass wir glauben, wir seien seitdem viel schlauer geworden. Aber das hilft uns jetzt leider nicht weiter. Auch nicht die Vermutung, da seien doch bestimmt Leute im Publikum, die bezahlt worden sind fürs Mitmachen. Nein, sind sie nicht! Eindeutige Gewissheit gibt es schon deshalb, weil Timon Krause manchmal Frisbees ins Publikum wirft, sie durch den Saal gleiten lässt. Und die treffen dann wirklich rein zufällig auf diejenigen Zuschauer, die dem Meister beim nächsten (Trick)Spiel auf der Bühne hilfreich zur Seite stehen.
Da wird der Altar des Konsums beleuchtet inklusive unser Amazon-Kaufverhalten. Es geht um Social Media-Nutzung, um Sinnfindung, um Manipulation - bis hin zur Beichte auf der Bühne. Das Ganze ist gespickt mit viel Humor. Der geht zwar schon mal bis an die Grenze, aber nie darüber hinaus! So wird dem Magier auf Geheiß beispielsweise „die krasseste Sünde“ ins Ohr geflüstert, die zum Glück dem gemeinen Publikum namentlich geheim bleibt. Timon Krause verrät keinen Kandidaten, blamiert niemanden in seiner Show. Auch nicht die vor der Pause hypnotisierte junge Frau, die in sich versunken nach der Pause immer noch in gleicher Position auf der Bühne sitzt und dafür viele Likes von den Besuchern bekommt. Auch die Anzahl der Likes errät der Meister-Mentalist selbstverständlich. Daran gezweifelt hat wahrscheinlich niemand. Darüber gestaunt haben viele!

Timon Krause on Stage. Lübeck. Foto: Marion Hinz
In der „Messias“-Show gibt es viel zum Staunen, viel zum Lachen, viel Geheimnisvolles. „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen“, sagt und schreibt Albert Einstein in seinem 1934 erschienenen Essay „Wie ich die Welt sehe“. In diesem Sinne lässt sich sagen, die Machart des Magiers Timon Krause bleibt ein Geheimnis, ist nicht erkennbar. Erkennbar wird allenfalls, wie Timon Krause uns manipuliert, uns manipulieren kann. Erkenntnisse anderer Art ergeben sich in seiner aktuellen Show eher: Beispielsweise wie wir so ticken, wenn wir blinzeln, lächeln oder ernst dreinschauen. Wie wir uns bewegen, wenn wir uns verstellen wollen. Wie wir uns verraten, wenn wir lügen. Wie wir etwas vertuschen wollen und doch nicht können. Unser Abweichen von der „Baseline“ zu erkennen, das wird uns in und mit dieser Show leicht gemacht. Wir sammeln freudig ein, was uns angeboten wird und haben an diesem Abend einfach nur viel Spaß. Und das ist in diesen Zeiten besonders wichtig!
Mit seiner Show ist Timon Krause schon um die Welt gereist. Sogar in Las Vegas ist der inzwischen weltweit berühmte Mentalist aufgetreten. Das sagt viel, wenn nicht alles: Wer dort angekommen ist, ist ein Meister seines Fachs. Nun also ist der Magiemeister in Deutschland unterwegs. Nach dem Tournee-Auftakt in Flensburg war Lübeck die zweite Station. Bis zum abschließenden Event am 26. Oktober in Berlin ist seine "Messias"-Show hierzulande noch weitere 25 Mal zu erleben. Danach geht die Reise weiter nach Österreich, zu zwei Gastspielen in Linz und Wien.
Timon Krause
Timon Krause wurde am 28. Juni 1994 in Moers geboren, wuchs in Anholt, einem Stadtteil von Isselburg auf. Seine Zauberer-Ausbildung erhielt er in Neuseeland, in Amsterdam studierte er Philosophie. Dort lebt er heute noch. Begonnen hat das Gedankenlesen, Hypnose und Zauberei sehr früh. Als Timon mit zwölf Jahren zum ersten Mal eine Hypnoseshow gesehen hatte, dachte er: „Ich will das lernen!“ Gesagt, getan.
Mit 16 Jahren veröffentlichte er sein erstes Buch zum Thema Gedankenlesen. Heute wird sein beruflicher Alltag neben den Auftritten als Mentalist durch Vorträge und Publikationen bestimmt. Unterhaltung und Humor, Psychologie und Philosophie, Menschenkenntnis und Beobachtungsgabe ergeben bei Timon Krause eine gelungene Mixtur.
Bald wird Timon Krause, der bisher als Gast in Fernseh-Shows auftrat, bei Pro 7 seine erste eigene Fernseh-Show haben mit dem Titel „Ich durchschaue jeden!“ In vier Shows tritt der Gedankenleser gegen jeweils drei Promis an. An seiner Seite ist Moderator Matthias Opdenhövel. Die Dreharbeiten fanden Mitte September statt, der Sendetermin steht noch nicht fest.
Timon Krause: Messias – Tour 2025
Weitere Informationen und Termine (Semmel Concerts)

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