Bildende Kunst

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Die aus einzelnen rechteckigen Elementen zusammengesetzten Werke zeigen urbanes, beleuchtetes, nächtliches Leben und vermitteln in einigen der Arbeiten durch die verwackelten Lichterstreifen Geschwindigkeit, Rausch und Farbleuchtspuren im Raum. Verwischt, verschwommen, verloren und vorbeigefahren – es bleibt ein Gefühl von Geschwindigkeit und sehr kurzer Aufenthaltsdauer im ehemals fotografischen Motiv. Der große zeitintensive und prozessuale Aufwand, der Einsatz verschiedener Medien und Materialien sowie die Art und Weise der Hängung steht in einem Kontrapunkt zur Kürze der fotografischen Situation. Dieser kurze Moment des Drückens des Auslösers wirft konzentrische Kreise und entwickelt ein Geflecht an inhaltlichen Substrukturen und künstlerischen Tätigkeiten. Die künstlerischen Ergebnisse rechtfertigen allerdings dieses komplexe Vorgehen.
Die abgebildeten Räume und Orte sind zunächst weder motivisch noch über Indizien benennbar. Die nächtliche Stadt mit ihren diffusen Lichtern und Leuchtstreifen gibt auch in der Reihung keinerlei Anhaltspunkte, wo wir uns befinden könnten. Gäbe uns die Künstlerin nicht im Titel einen Städtenamen, so wären wir vollkommen orientierungslos. Die Stadt gleicht in den fotografierten Momenten der anderen. Durch dieses Vorgehen sorgt die Künstlerin dafür, dass die verschwommen, nächtlichen Szenen eine allgemeine und übertragbare Gültigkeit erhalten, denn wir Betrachter haben keinerlei Beweis dafür, ob es sich tatsächlich um Aufnahmen aus der jeweiligen betitelten Stadt handelt oder ob nicht assoziative Benennungen der Künstlerin uns auf eine Spur führen sollen, die es gar nicht gibt. Die Behauptung an sich impliziert im Grunde ihre eigene Stellvertreterschaft. Die Stadt birgt immer auch ihre eigene Doppelgängerin in sich. Das sorgt dafür, dass die diffusen städtischen Strukturen in den Werken als Matrizes gesehen werden können, die uns die Frage nach der eigenen Identität und Historie sowie nach urbanen Mentalitäten stellen.

 


Die Künstlerin präsentiert Ihre „Urban-Skin“-Reihungen wie Tätowierungen auf dieser hautähnlichen Oberfläche, scheinbar für ewig eingraviert, statisch und dennoch lasziv. Dieser Gegensatz, der statuarischen Mobilität, bleibt also als erinnerungswürdiges und allgemein gültiges Mal zurück.

Adriane Steckhan wurde 1971 geboren, studierte zwischen 1995 und 2002 an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg und schloss als Diplom Designerin ab. Von 2002 bis 2003 folgte ein Malereistudium am Wimbledon College of Art in London bei Robert Mason.

Die Ausstellung "Urban Skins" läuft vom 8. Juli bis zum 2. August in der Fabrik der Künste, Kreuzbrook 12, 20537 Hamburg, anlässlich des Hamburger Architektur Sommers 2009. Mit freundlicher Unterstützung der Hamburgischen Kulturstiftung. alt

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