Bildende Kunst

Er war ein Universalkünstler, Wenzel Hablik, im westböhmischen Brüx 1881 geboren, agierte als Architekt, Gestalter, Zeichner, Grafiker, Maler und Objektkünstler. Der viel zu jung mit 52 Jahren Verstorbene, reiste gerne und viel und auch mal „wohin man mich so oft gewünscht hat, nämlich da, wo der Pfeffer wächst“ (Hablik, 1925).

Das Zitat stammt aus einem Brief, den der Südamerika-Reisende an seine Frau, die Kunsthandwerkerin Elisabeth Hablik-Lindemann sandte.

 

Unter dem wundervollen geradezu lyrischen Titel „Tropengluten und Kakteenbäume. Habliks Reise nach Südamerika“ zeigt das Wenzel-Hablik-Museum in der norddeutschen Störstadt Itzehoe bis Anfang November eine Ausstellung, die sich der abenteuerlichen Reise durch sechs Länder Lateinamerikas 1925-1926 widmet.

 

Es ist auch eine Entdeckungsreise für die Besucher*innen der Ausstellung, nicht allein im gemeinsamen Durchqueren der Erdgeschossräume des Museums und der zweijährigen Reise selbst, sondern insbesondere auch in der Sichtbarmachung des langanhaltenden Widerhalls dieser Grand Tour im Werk Habliks nach 1926.

 

Zunächst geht es aufs Schiff; an Bord des Dampfschiffs „Spreewald“ der Hamburg-Amerika-Linie läuft dieses nach ein paar Zwischenstopps direkt nach Kolumbien, durch den Panamakanal nach Ecuador, Peru, Chile nach Bolivien.

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Mit wachen Augen, als geschulter Beobachter fängt Hablik sofort Atmosphäre ein, Fremdartigkeit, landschaftliche Erhabenheit, die Pracht der üppigen Natur, die Tierwelt und er arbeitet an Portraits – Zeichnungen und Aquarelle entstehen.

Beeindruckend sind eine Reihe von langgezogenen hochformatigen Malereien bewaldeter Cordellieren, Erdpyramiden in Bolivien, Kakteenbäumen und Pflanzenstudien. Das Format ist passend zu den bekannten kristallartigen himmelwärtsorientierten Architekturstudien und Innenraumentwürfen.

Auch die Aquarelle der Gebirgsregionen zwischen schneebedeckten Gipfeln und karger, felsiger Hochplateau-Landschaft erzeugen Stimmung.

 

Ein bedeutsamer Teil der Ausstellung widmet sich mit Entwürfen und einigen Objekten der Webkunst. Inspiration findet Hablik in Peru und Bolivien. Wie ein transkultureller Reflex reagiert er auf die uralten Traditionen eckiger Formensprache der indigenen Völker. Wandbehänge, Polster und Kleider stehen in seinem Fokus. Er blickt als Künstler auf die Muster, nicht als Weber, der sich auch um die Technik kümmern muss. Nicht alles ist deshalb so ohne Weiteres umsetzbar. Seine Muster wirken sachlich, farbig zurückgenommen, auf Erdtöne reduziert. Angeregt von Tierdarstellungen, die er in den Andenländern Peru, Chile und Bolivien gesehen haben muss ist eine Reihe von Kästchenmustern in der Ausstellung in Vitrinen zu sehen. Beeindruckend ist jeweils der Wandbehang „Korallenbaum“ und die Liege mit Bezugsstoff „Peru“, beide um 1928 entstanden. Die Mischung aus Bezugspunkten von südamerikanisch-indigenem und europäisch-modernem Stil sind augenfällig. Hablik schafft es, die Muster in seine Zeit so zu übertragen, dass sie nicht eklektizistisch oder gar allein fremdkulturell wirken. Scheinbar atmet er alles auf der Reise ein und wie der Blas eines Wals kommt ein Gemisch verschiedener Substanzen heraus.

 

Die Ausstellung ist werkimmanent immens wichtig, weil zum einen klar wird, welche Schaffenskraft auf und nach Reisen entstehen und Ortswechsel gleichzeitig auch kreative geistige Wechsel bedeuten können, zum anderen wie nachhaltig gerade diese Reise auf das nachfolgende Werk von Hablik gewirkt haben muss. Das Gesamtwerk des Künstlers ist allein durch diese Schau besser und präziser zu fassen, sie ist ein Gewinn, die die beiden Macherinnen Katharina Gräber und Janina Willems uns offerieren und wir diese dankbar annehmen.


Tropengluten und Kakteenbäume. Habliks Reise nach Südamerika

Zu sehen bis zum 6. November 2022 im Wenzel-Hablik-Museum, Reichenstraße 21 in 25524 Itzehoe.

Es ist ein Begleitheft erschienen.

Weitere Informationen (Homepage Museum)

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