Film
Winter's Tale

Ein romantisch philosophisches Fantasy-Drama von rührender Ernsthaftigkeit.
Akiva Goldsman inszeniert das surreale Großstadtmärchen ästhetisch virtuos als poetische Parabel über die Macht der Liebe. Nur leider geht dabei die fulminante literarische Vorlage, der gleichnamige Roman des amerikanischen Autors Mark Helprin, verloren.

New York, mythische Megapolis Anfang des 20. Jahrhunderts. Der irischstämmige Dieb Peter Lake (Collin Farrell) lebt auf der ständigen Flucht vor der Bande des diabolischen Gangsterboss’ Pearly Soames (Russel Crowe). In die Enge getrieben, rettet ihn im letzten Moment ein weißer Hengst, der von nun an sein Gefährte und Schutzengel ist. Das Pferd galoppiert mit kraftvoller Eleganz über die Brücken des Hudson, zugefrorene Seen, durch verschneite Parks, belebte Avenues und wenn notwendig erhebt es sich in die Lüfte.

 
Theater - Tanz
Gilla Cremer Foto: Bo Lahola

Die Eltern sind gestorben, das Haus ist verkauft. Nun muss es nur noch ausgeräumt werden, komplett. Eine Woche hat Tochter Agnes dafür.
"Die Dinge meiner Eltern" nehmen sie mit auf eine Zeitreise, sie öffnen den Blick hinter die Fassade der Familie, auf die ungelebten Träume ihrer Mutter, auf Verborgenes, Vergessenes, Verdrängtes. Und stellen die Frage: Was ist das eigentlich - u­nser eigenes Leben? Gilla Cremers neue Produktion, die in den Hamburger Kammerspielen Premiere hatte, zieht die Zuschauer in ihren Bann mit und lässt ihnen gleichzeitig Raum für die Suche nach ihren eigenen Wahrheiten.

 
Kunsthandwerk, Grafik & Design
comicleben_comiclife

Komisch, lustig, drollig sind die deutschen Entsprechungen des englischen Begriffs ‚comic’.
Komisch und lustig sind die meisten heutigen ‚Comics’ nicht, dafür umso kultiger – jene Bildsequenzen, vor denen noch vor 30 bis 40 Jahren Eltern ihre Kindern warnten und ihrer Angst Ausdruck gaben, der ‚Comic’ sei der Inbegriff der Anti-Literatur und würde verblöden. Mit diesen Vorstellungen kann man heute nichts mehr anfangen und die seriöse internationale Aufbereitung des Themas sorgt dafür, dass sich der Blick auf die „bildlichen oder andere Zeichen, die in räumlichen Sequenzen angeordnete Informations- und Ästhetik-Vermittler sind“, ändert. So zumindest definierte der amerikanische Comic-Künstler und Theoretiker Scott McCould 1993 das zeitgenössische Genre. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zeigt eine punktuelle, aber erlebenswerte Ausstellung mit dem Titel: „comicleben_comiclife“ und gut 400 Exponaten.

 
Kultur, Geschichte & Management
Junge Independent-Verlage: In der Nische wird es eng

Große Verlagshäuser und Vertriebsketten dominieren den Buchmarkt, trotzdem wagen sich immer noch ambitionierte Nachwuchsverleger aufs umkämpfte Parkett.
Wie junge Publisher neue Marketing- und Finanzierungsmodelle erproben und so Autoren wie Leser für sich gewinnen können – auch wenn es in der Ecke der Indie-Labels langsam voll wird.

Inzwischen findet man sie in ganz Deutschland, in Hamburg heißen sie zum Beispiel „mairisch“ oder „asphalt & anders“: kleine Independent-Verlage, gegründet von jungen Literaturliebhabern, die sich meist mit wenig finanziellem Rückhalt und kaum Vorerfahrung im Verlegerberuf, dafür aber einer gehörigen Portion Optimismus und Motivation auf den an sich schon stagnierenden Buchmarkt wagen.

 
Bildende Kunst
Markus Lüpertz: Bilder, Skulpturen, Texte – 1964 bis 2014

Einige Kritiker verspotten Markus Lüpertz als Malerfürst, als selbsternanntes Genie, Dandy mit dem Silberknauf am Gehstock, als egomanen Selbstdarsteller. Für andere ist er ein Ausnahmetalent.
Seine Werke genießen jedoch nationale und internationale Anerkennung. Er gehört zu den erfolgreichsten, aber auch umstrittenen Vertretern der deutschen zeitgenössischen Malerei. Zahlreiche Bronzeskulpturen sind im öffentlichen Raum präsent, seine Werke in renommierten Sammlungen und Museen des In- und Auslandes vertreten. Für profane und sakrale Bauten entwirft er Glasfenster, darunter die Fenster im Macchabäer Chor der Kirche St. Andreas in Köln.
Mit der Ausstellung "Markus Lüpertz - Bilder, Skulpturen, Texte – 1964 bis 2014" ehrt die Ernst Barlach Museumsgesellschaft in Wedel den vielseitigen, heute 73-jährigen Künstler mit einer Retrospektive.

 
Theater - Tanz
William Kentridge: Schlüsselbilder im Kopf - Gesamtkunstwerk auf der Bühne

Er war der Star der Documenta 13, einer der wenigen ganz großen Namen und Lieblingskünstler von Kuratorin Carolyn Christov-Bakargiev: Der südafrikanische Zeichner, Animationsfilmer, Puppenspieler und Regisseur William Kentridge zählt heute fraglos zu den wichtigsten Künstlern weltweit.
Nun kommt er – Dank Unterstützung der ZEIT-Stiftung – nach Hamburg und stellt an drei Tagen hintereinander am Schauspielhaus sein komplexes Schaffen vor: „Drawing Lessons I, II, III“, gefolgt von den Lektionen IV, V, VI, sowie der Kammeroper „Refuse the Hour“ mit zwölf Tänzern, Sängern und Schauspielern, geben umfassend Einblick in Kentridges künstlerische Methoden, zeigen auf, wie der Künstler über Kultur, Politik und Geschichte denkt – und wie er es schafft, Zeichnung, Film, Schattenspiel, Performance, Tanz und Musik so mühelos zu einem Gesamtkunstwerk zu verbinden.

 
Film
„Le Weekend” – Godard lässt grüßen

Ironisches Comedy-Drama über ein älteres Paar aus Birmingham. Regisseur Roger Michell mischt britische Skurrilität mit französischem Esprit.
Die private Ehekrise avanciert zum universellen Generationskonflikt, dem Verlust von Idealen und Zielen. Unwiderstehlich: Jim Broadbent als melancholischer, tollpatschiger Pessimist.

Sie streiten, nörgeln, provozieren, schmollen, bringen einander zur Verzweiflung, wann immer sich eine Gelegenheit bietet. Und das in Paris, der Stadt der Liebe. Hier haben Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) vor 30 Jahren ihren Honeymoon verbracht. Das Revival alter Gefühle und schöner Erinnerungen geht gründlich schief. Zumindest für den Zuschauer wird der Wochenendtrip amüsant, falls ihn nicht selbst plötzlich Zweifel an seiner Partnerschaft befallen.

 
Kultur, Geschichte & Management
Hamburger Autorenvereinigung: Erinnern und Gedenken – zum 27. Januar 2014

Die Hamburger Autorenvereinigung, gegründet 1977, gehört zu den wichtigsten literarischen Organisationen der Hansestadt Hamburg.
Mit gut 200 Mitgliedern, Schriftstellern und Autoren unterschiedlicher Genres veranstaltet die Vereinigung nicht nur Lesungen nach bekannten Mustern, sondern organisiert Reisen zu befreundeten in- und ausländischen Partnern, vergibt den mit 25.000 Euro dotierten Hannelore-Greve-Literaturpreis sowie den mit einem Gesamtvolumen von 10.000 Euro dotierten Walter-Kempowski-Literaturpreis – Förderpreis der Hamburger Autorenvereinigung. Burkhard Driest, Siegfried Lenz, Walter Kempowski, Günter Kunert, Roswitha Quadflieg, Arno Surminski und Regula Venske gehören neben vielen anderen Prominenten zu den Mitgliedern der Vereinigung.
Der Verband agiert seit vielen Jahren überdies auch (kultur-)politisch, äußert sich zu Bewertungen der Literatur und kritisiert auch schon einmal die eigene Berufsgruppe. Vertreten durch seinen Vorsitzenden Gino Leineweber behält die Autorenvereinigung sich beispielsweise eine klare kritische Haltung im Fall von Günter Grass’ sogenannten Gedicht "Was gesagt werden muss" vor und äußerte 2013 Unverständnis für die Verschiebung der ‚Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus'-Sitzung des Deutschen Bundestages, weil dieser auf einen Sonntag fiel.

 
Bildende Kunst
Malermeese – Meesemaler: der Bilderkosmos des Jonathan Meese

"Malermeese – Meesemaler" zeigt in einer chronologisch konzipierten Ausstellung im Museum der Moderne in Salzburg das malerische Œuvre des 1970 in Tokio geborenen Künstlers.
In dem bunten, neo-expressionistischen Kosmos des Adidas-Jackenträgers tummeln sich bitterböse Helden der germanischen Sage, Götter der ägyptischen Mythologie, Adelige und Monster. In seiner Bilderwelt sind Echnaton, Nero, Mussolini, Göring und Hitler als Diktatoren der Weltgeschichte präsent sowie Swastika, Hakenkreuz, Eisernes Kreuz und Hitlergruß als Symbole totalitärer Regime.

 
Theater - Tanz
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Sieben Stunden Theater. Sieben Stunden griechische Tragödie mit mehr als 100 Schauspielern, Sängern und Musikern auf der Bühne.
Einen derartigen Kraftakt hat Hamburg zuletzt beim „Faust“-Marathon erlebt. Karin Beier hat in ihren „Rasenden“ am Deutschen Schauspielhaus alle Register gezogen – von Oper und Drama, über neue Musik und Tanz, bis hin zum Live-Cooking, zur Video-Installation und zum Klamauk. Sie hat ein Feuerwerk an Ideen gezündet, die jedoch – bis auf wenige kostbare Gänsehaut-Momente - so schnell verblassen, wie die Silvesterraketen über der Hamburger Alster. Die Mitwirkenden sind allesamt großartig, die fünf Stücke um den Trojanischen Krieg handwerklich perfekt inszeniert. Nur: Der geniale Wurf, den Hamburg so lange ersehnte, blieb aus. Anstatt sich auf die Wucht der Dramen und die Ausdruckskraft der Darsteller zu konzentrieren, setzt Beier zum Auftakt ihrer Intendanz am Deutschen Schauspielhaus über weite Strecken auf Aktionismus und blutige Show. Wir schauen dem Grauen zu und bleiben unberührt. Leider.

 

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