Kultur Blog
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Was war da geschehen?
Es gab immer wieder Klagen, der Kantor komme seinen Pflichten an der Thomasschule nicht nach, besonders nicht dem ungeliebten Lateinunterricht – „Der Cantor tuet nichts!“ hieß es. Es gibt Streit mit einem Präfekten des Thomaner-Chores, der bis vor den Rat gebracht wird. Das stieß den Ratsmitgliedern sauer auf. Im Ratsprotokoll vom 2. August 1730 heißt es: Weil er „über alle Maßen halsstarrig und incorrigibel“ sei, wurde beschlossen, „dem Kantor die Besoldung zu verkümmern“.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Dass Johann Sebastian Bach sein wohl populärstes Werk, das Weihnachtsoratorium, zu großen Teilen mit der Musik aus weltlichen Kantaten zusammengestellt hat, ist bekannt.
Die genauen Umstände dieser heiklen Transformation, die es auch in der h-Moll-Messe gibt, sind überraschend und amüsant zugleich und werfen ein Schlaglicht auf das Musikleben zur Zeit des großen Thomaskantors.
KulturPort.De nähert sich den Hintergründen des Weihnachtsoratoriums in einer dreiteiligen Serie über die Feiertage.
- Geschrieben von Anna Grillet -

Ein bewegender wie mitreißender Film über den britischen Astrophysiker Stephen Hawking und seine Ehefrau Jane. Grandios: Eddie Redmayne in der Rolle des brillanten Wissenschaftlers.
Die vernichtende Diagnose lautet „ALS“, Lebenserwartung höchstens zwei Jahre. Stephen Hawking ist zu diesem Zeitpunkt Anfang 20, die Professoren in Cambridge begeistert von seinem außergewöhnlichen Talent. Er steht am Beginn einer vielversprechenden Karriere und vor allem: er hat sich grade verliebt. Amyothrophe Lateralsklerose, eine Erkrankung des motorischen Nervensystems lähmt nach und nach alle Muskeln, bis der Betroffene keinen Finger mehr rühren kann. “Und das Gehirn?,” fragt Hawking den Arzt. Das arbeite normal weiter, erklärt ihm der Mediziner, aber er werde nicht mehr fähig sein, irgendjemandem seine Gedanken mitzuteilen.
- Geschrieben von Christel Busch -

Zerfetzte Körper und Gesichter, Explosionen, Flutkatastrophen, Zerstörung und Gewalt – der Bilderkosmos des 1970 in Leipzig geborenen Künstlers Norbert Bisky ist aus den Fugen geraten.
Angefangen hat seine Künstlerkarriere mit hübschen, blonden Jünglingen im Stil des Sozialistischen Realismus. Doch Bisky hat sich weiter entwickelt. Statt stereotyper DDR-Ideologie rückt das globale Weltgeschehen mit seinen Naturkatastrophen, Terroranschlägen, Folter und Gewalt in den Fokus seiner Malerei. Auffallend ist, dass christliche, mythologische und kunsthistorische Zitate in die apokalyptischen Szenarien einfließen. Seine aktuellen Werke zeigen dagegen einen erneuten Stilwechsel: keine Gewaltszenen mehr, die figurative Malerei ist abgelöst durch abstrakte Kompositionen.
Die Kunsthalle Rostock präsentiert in der Ausstellung „Zentrifuge" rund neunzig bunte, farbintensive Gemälde, die Einblick geben in Norbert Biskys Schaffensperiode der letzten Dekade sowie neu entstandene Arbeiten.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Kaum angekündigt, schon fertig: Der neue Proben- und Konzertraum des Ensembles Resonanz. Im Hochbunker an der Feldstraße in Hamburg haben die Architekten um Jörg Friedrich den neuen „Resonanzraum“ gebaut. Ein einzigartiges Experimentierfeld für Ton und Klang, für alternative Konzertformen und die lebendige Zukunft der klassischen Musik. Ein Raum, in dem das Hören die Richtung wechseln kann.
„2506 m3 Schall und Rausch“ steht auf einem Plakat, das den neuen Konzertsaal ins Bewusstsein der Musikliebhaber rücken soll. Ein Anspruch, das der Resonanzraum längst einlöst. Im ersten Stock des Bunkers, hinter einer Stahltür, öffnet sich das kleine Reich der Freiheit. Der Boden: dunkle Eiche, 22 Millimeter dick und widerstandsfähig, mit dichten Poren als Fußboden, verlegt auf einem Lattengerüst, so dass er mitschwingen kann und die tiefen Frequenzen verstärkt. „Ähnlich wie im Bayreuther Festspielhaus“, sagt Jörg Friedrich.
- Geschrieben von Anna Grillet -

Ein hinreißender feministischer Western von und mit Tommy Lee Jones: Erschütternd, komisch, beängstigend, tragisch wie absurd. Überragend Hillary Swank.
Das exzentrische Roadmovie basiert auf Glendon Swarthouts gleichnamigen Roman. Es erzählt vom harten Überlebenskampf der Siedler in Nebraska um 1850: Missernten, Armut, Hunger, Diphtherie. Der Himmel dominiert die karge Landschaft und die Leinwand. Von majestätischer Schönheit sind hier nur die Wolken. Die 31jährige energische Mary Bee Cuddy (Hilary Swank) bewirtschaftet ihre Farm allein und mit großem Erfolg.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Der Hamburger Autor Ralph Giordano ist im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs gestorben. Er war ein Mann, der sich persönlich gegen politische Unterdrückung wehren musste.
Ralph Giordano war immer ein echter Hamburger Jung, das hat ihm niemand austreiben können. Auch nicht die Tatsache, dass er als Mitarbeiter des Westdeutschen Rundfunks nach Köln zog und dort sein halbes Leben verbrachte. Schon sein Großvater Rocco war einst aus Sizilien ausgewandert und im Herzen doch Sizilianer geblieben, auch wenn er als Leiter eines Blasorchester in ganz Europa reüssierte und sich später in Hamburg niederließ. Giordanos Vater Alfons war Pianist, seine Mutter Lilly Klavierlehrerin. Dass sie jüdische Wurzeln hatte, blieb lange Zeit fast ohne Bedeutung, bevor es lebensbedrohlich wurde. Geboren 1923, ist Ralph Giordano mit seinen Eltern und den beiden Brüdern in Barmbek aufgewachsen, in der Hufnerstraße; das Haus ging 1943 im Feuersturm der „Operation Gomorrha" unter.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Ein Leben für und mit der Kunst: Unzählige Maler, Bildhauer und Keramiker hat Heinz Spielmann, langjähriger Direktor des Landesmuseums Schleswig-Holstein, im Laufe seiner Laufbahn kennengelernt. Viele davon „Aus der Nähe“, wie sein neues Buch heißt.
Isabelle Hofmann traf sich mit dem 1930 in Hattingen an der Ruhr geborenen Kunsthistoriker, der Architektur, Kunstgeschichte und Philosophie studierte. Nach seiner Station am Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, ab 1960, wurde er 1986 Direktor des Schleswig-Holsteinischen Landesmuseums Schloss Gottorf, gründete das Jüdische Museum in Rendsburg und das Richard-Haizmann-Museum in Niebüll. Nach seiner Pensionierung 1998 blieb er weiterhin aktiv, kuratiert auch heute noch zahlreiche Ausstellungen und publiziert Kunstbücher. 2002 war er Gründungsdirektor des Bucerius Kunst Forum, das er bis 2005 leitete.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -

Zwei Teile von August Bournonvilles lebensfrohem „Napoli“ sind erhalten, den dramatischen Mittelteil, der in der märchenhaften Blauen Grotte spielt, hat Lloyd Riggins für das Hamburg Ballett neu choreographiert.
Applaus-Stürme für die Solisten, und nochmal gesteigert für den Mann, der „Napoli“ auf die Bühne der Hamburgischen Staatsoper gebracht hat: für den designierten Stellvertreter und vielleicht auch Nachfolger von Ballettintendant John Neumeier – für Lloyd Riggins. Der holte das Ballett des königlich-dänischen „Ballettmesters“ August Bournonville, das in Dänemark fast einen solchen Kultstatus genießt wie „Die kleine Meerjungfrau“, 171 Jahre nach seiner ersten und einzigen Aufführung in Hamburg wieder an die Elbe. Riggins hatte es während seiner Zeit beim Königlich Dänischen Ballett kennen gelernt. Seine rekonstruierende Fassung von „Napoli“ ist ein Tanzfest der besonderen Art.
- Geschrieben von Kerstin Schüssler-Bach -

„La Fanciulla del West“ gilt Kennern als die beste Opernpartitur von Giacomo Puccini (1858-1924).
Über 80 Jahre war das Stück nicht in Hamburg zu sehen. Wie schon bei ihrer erfolgreichen „Madama Butterfly“ legen Regisseur Vincent Boussard, Bühnenbildner Vincent Lemaire und Kostümbildner Christian Lacroix nun „La Fanciulla del West“ von Klischees frei. Der Dirigent Carlo Montanaro ist kompetenter Anwalt dieser außerordentlich vielfarbigen Musik.