Kultur Kolumne
- Geschrieben von Frank-Peter Hansen -
Die Story ist schnell erzählt. Eine ungefähr fünfundzwanzigjährige Ukrainerin, die, vor dem Einmarsch der Russen, der finanziellen Not und dem damit einhergehenden Elend in ihrem Vaterland dadurch zu entgehen hofft, dass sie als Pflegekraft eine Stelle bei einem dementen pensionierten Verleger von Landkarten in der Nähe Hamburgs an- und auf sich nimmt.
Dieser studierten Germanistin, die ihren fünfjährigen Sohn bei ihrer Großmutter zurückgelassen hat, begegnet, was für Menschen, die aus Not in Notlagen geraten, das Übliche ist: Das Ohnmachtsgefühl, von aller Welt verlassen zu sein, ist überwältigend, und das Scheitern ist vorprogrammiert.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Karl Korn beschreibt in seinem Buch „Sprache in der verwalteten Welt“ eine idealtypische Person, die er den „Angeber“ nennt, aber er verwendet diesen Begriff doch ein wenig anders, als wir es in unserem Alltag tun.
Sein Angeber ist keiner, der mit einem großen Schlitten vorfährt und mit seinem Einkommen, seinen Reisen rund um die Welt oder irgendwelchen Erfolgen protzt, sondern eher ein Mensch, der sich mit albernen Sprachwitzen in den Mittelpunkt stellt, einer, der eine männliche Runde mit „Mädels“ anspricht oder der als Sportreporter den Ball ein „Spielgerät“ oder einen Formel 1-Boliden einen „Dienstwagen“ nennt.
- Geschrieben von Frank-Peter Hansen -
Es geht, um einem Missverständnis vorzubeugen, in der Kritik am Erkenntnisapriorismus nicht darum, das Erkennen überhaupt in Frage zu stellen. Es geht vielmehr, umgekehrt, darum, indem der Fehler des Erkenntnisapriorismus aufzuzeigen versucht wird, zu explizieren, was für das Erkennen wirklich charakteristisch ist.
So viel aber gleich vorneweg: Die Erkennbarkeit von schlechterdings allem zu behaupten, ist nicht die im Folgenden vertretene Position. Was zu betonen eigentlich überflüssig ist, weil ja gerade der Erkenntnisapriorismus ein Universalschlüssel fürs Erkennen überhaupt und als solchen zu sein beansprucht. Seines unterstellten Apriorismus wegen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Gesangsduo „Soveles“ (jiddisch für „kleine Eulen“) ist ein zweistimmiges a-capella Duo, das sich einem besonderen Genre verschrieben hat: dem jiddischen (Volks-)Liedgut.
Die zwei Wiener Musikerinnen Isabel Frey und Esther Wratschko schreiben und arrangieren gemeinsam jiddische Lieder. Inhaltlich liegen die Schwerpunkte auf Sozialkritik, Frauen- und Menschenrechte. Beide Sängerinnen verbindet die jahrelange tiefgreifende Auseinandersetzung mit jiddischer Musik und die Vision, die Tradition ins 21. Jahrhundert zu führen.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
In einer ingeniösen Studie fächert Lenz Prütting alle Aspekte des Lachens auf.
Unterscheidet sich der Mensch grundsätzlich vom Tier, oder ist er selbst nur ein Tier unter anderen, den „anderen Tieren“ zwar intellektuell überlegen, aber doch gleichartig und gleichwertig? Viele Jahrhunderte lang wurde nach dem einen Kriterium gesucht, das den Menschen vom Tier unterscheidet, aber heute ist das nicht mehr en vogue – es ist einfach nicht mehr üblich, einen Unterschied des Wesens zwischen Tier und Mensch zu erkennen.
- Geschrieben von Redaktion -
Eine Komposition aus Musik, Literatur und bildender Kunst.
Natürlich sei er mit den Märchen von Elsa Beskow großgeworden, erklärt Daniel Beskow, so wie viele Kinder in Schweden. Allerdings handelt es sich bei der berühmten Kinderbuchautorin um die Urgroßmutter väterlicherseits des schwedischen Pianisten. Ein Umstand, der zur CD „Fairytales“ führte.
- Geschrieben von Redaktion -
Eine kraftvolle Mischung aus neu interpretierten ukrainischen Volksliedern und Modern Jazz– das ist das neue Album der ukrainischen Sängerin und gleichnamigen Band Ganna.
Als Stimme des Widerstands aus der Ukraine ist Gannas künstlerisches Schaffen gleichermaßen wunderschön wie herzergreifend.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Vielleicht noch wichtiger als Präpositionen sind Konjunktionen, zu Deutsch die Bindewörter, die der Verknüpfung von Satzteilen oder einzelner Wörter dienen. Wer eine auch nur ein wenig anspruchsvollere Argumentation vortragen und Zusammenhänge darstellen möchte, kann unmöglich auf sie verzichten.
Ohne sie ist der Bau einer „Periode“ (ein laut Duden „kunstvoll gegliedertes Satzgefüge“, andere Bücher sprechen von einem „wohlgeformten“ Satzgefüge) überhaupt nicht möglich. Nicht nur, dass man ohne Konjunktionen keine Hauptsätze mit Nebensätzen verbinden kann: Ohne sie gibt überhaupt keine Haupt- und Nebensätze! In einem Text ohne Konjunktionen stehen bestenfalls einfache Hauptsätze unverbunden nebeneinander, und die Verbindung schlichter Aussagen zu einem sinnvollen Ganzen wird dem Leser überlassen. Die Darstellung kausaler Zusammenhänge ist damit ebenso unmöglich wie die Abbildung zeitlicher Verhältnisse.
- Geschrieben von Claus Friede -
Im Januar 2017, mitten in seinem vierten Lehrjahr an der Wichita State University, fuhr der Jazz-Gitarrist William Flynn tausend Meilen von den Ebenen Kansas‘ an die idyllischen Strände der Golfküste von Florida.
Er hatte sich für eine Künstlerresidenz von „Escape to Create“ beworben. Das Kulturgenreübergreifende Stipendium, von Einwohnern und Freiwilligen der Stadt Seaside FL finanziert und organisiert, gibt es seit 1993 – 12 Jahre nach Gründung des noch sehr jungen Ortes. Flynn erhielt einen einmonatigen Winteraufenthalt.
- Geschrieben von Redaktion -
Der auf der Insel Jersey im Atlantik geborene Brite Tadhg Daly mit irischen Wurzeln erhielt für seine 2021 veröffentlichte EP Lob in den höchsten Tönen. Nun geht er den nächsten Schritt in seiner Karriere und bringt seine zweite EP „Getting It All Wrong“ auf den Markt.
Tadgh Daly hat bereits ein bewegtes Leben hinter sich, obwohl er erst Ende 20 ist. Er hat die Schule geschmissen, verfiel den Drogen und kämpfte sich aus dem Sumpf wieder heraus.
- Geschrieben von Marion Hinz -
Vier Harzkrimis und diverse Kurzgeschichten hat Karla Letterman bereits veröffentlicht. Jetzt hat die Autorin, die sich selbst als Krimi- und Woll-Junkie bezeichnet, ihren ersten Handarbeitskrimi geschrieben.
Erschienen ist der Roman „Mörderische Masche“ mit dem Untertitel „Ein Fall für Henri und den Häkelclub“ bei dtv. Nehmen wir den Faden auf, lesen wir, welche Maschen im jüngsten Buch der Autorin aufgenommen und welche vielleicht auch wieder fallengelassen werden. Es kann durchaus sein, dass mit diesem Buch weitere Handarbeitskrimis in Kürze sehr gefragt sind.
- Geschrieben von Redaktion -
Es gibt in jeder Musik Figuren, die mit ihren Werken ein Genre als Ganzes beeinflussen. Im Jazz trifft dies zweifellos auf Esbjörn Svensson (1964-2008) zu.
Mit Esbjörn Svensson Trio (e.s.t.) prägte der schwedische Pianist und Komponist bis zu seinem Unfalltod nachhaltig ein neues Verständnis des Pianotrios und begeisterte ein weltweites Publikum jenseits von Alters- und Genregrenzen. Sein Einfluss hallt bis heute, bereits in der zweiten und dritten Generation von Musiker*innen, nach. Und auch beim Publikum ist Esbjörn Svensson unvergessen.
- Geschrieben von Stefan Diebitz -
Ist diese Behauptung Schopenhauers wahr? Er glaubt, dass in „jeder Sprache […] ein Schriftsteller die Präpositionen mit Besinnung über ihren Sinn und Werth [gebraucht]: nur der deutsche Schreiber nimmt ohne andre Auswahl, als die seine Kaprice [Grille, Laune], die erste, die beste, welche ihm eben in die Feder kommt.“
Sind deutsche Autoren wirklich so nachlässig? Wir haben doch alle mindestens eine Fremdsprache auf der Schule gelernt, und wie wir aus diesem Unterricht wissen, gibt es weniges, was beim Erlernen von Vokabeln, insbesondere von Verben, wichtiger ist als die Präpositionen. Denn jedes Verb verlangt andere.
- Geschrieben von Redaktion -
Fortschritt und Kontinuität stehen einander oft im Weg. Wenn diese beiden vermeintlich antagonistischen Prinzipien einander jedoch bedingen, entsteht meist Großes.
„Voyage“, das zweite Album von Deutschlands kleinster Big Band „Was Nun“, ist zweifellos ein solcher Glücksfall. Das Echo des erst im letzten Jahr erschienenen Debüts hallt noch nach, und doch bricht die sechsköpfige Band in ganz neue Gefilde auf.