Dieser Lyrikband ist etwas ganz Besonderes: „Das Mosaik der Nacht“ vereint zweisprachige Gedichte (griechisch-deutsch) von Ioulita Iliopoulou. Mit dieser Ausgabe ihres neuesten Werks erscheint erstmals eine vollständige Übertragung eines ihrer Bücher ins Deutsche.
Doch das ist längst nicht alles: Über einen QR-Code oder einen Link (Anm. der Red.: siehe unten) kann eigens für diesen Gedichtband von Giorgos Kouroupos komponierte Musik beim Lesen der Gedichte oder natürlich auch davon unabhängig gehört werden.
Zweisprachige Gedichte und komponierte Musik
Der Titel des Werkes ist Programm, könnte man sagen: „Wie auf Mosaiksteinen schimmern die unterschiedlichen Fassetten dieser Inselwelt hervor, der Strand, die Wellen, das Licht der Sonne, der Mond über dem Meer“, heißt es auf der Verlagsseite. Und weiter: „Die Nacht ist Ort der Erinnerung, der Zuflucht, der Angst, der Sinnlichkeit, aber auch der Albträume, der persönlichen und derer der ganzen Menschheit.“ Schöner und richtiger lässt es sich nicht sagen. Mögen die folgenden Beispiele für sich sprechen und den just zitierten Text unterstützen. Da sind gleich im ersten Gedicht vom „Meer benetzte Kinderstimmen" auf einem Hinterhof zu hören, „Dessen winzige Tür zum Glück/Sich öffnete/Für einen Augenblick/Und dann blieb der Zaun/Wieder zurück/Gänzlich verschlossen das Haus […]
Es ist eine berührende Sprache, die uns gleich zu Beginn an sich zieht, die Arme öffnet, uns umfängt, gefangen nimmt, nicht wieder loslässt. Selbst dann nicht, wenn uns gedichtete, weil verdichtete Gedanken entgegenspringen, wie „Plötzlich weht es Finsternis“. Wir kennen dieses Gefühl und danken der Dichterin, weil sie etwas ausspricht, das wir uns oftmals nicht zu denken, zu erinnern getrauen. Wir haben hier (auch) eine Fürsprecherin unserer tiefsten Ängste, die wir doch sonst so geschickt verborgen halten. Jetzt und hier dürfen wir loslassen, dürfen melancholischen, traurigen Gedanken und Gedenken nachgehen und nachgeben. Wir sind anders als „Manche räumen Tische und Stühle zusammen/Schließen eilig ab/Hängen ein Schild in`s Fenster: “Bin gleich zurück“/Und kehren nie mehr zurück.“ Wir bleiben gerne noch ein Weilchen, richten uns ein in diesem schönen Sprachgebäude.
Im europäischen Sprachraum ist Ioulita Iliopoulou keine Unbekannte mehr. Im deutschen Sprachverbreitungsgebiet hingegen war sie bisher weitgehend unbekannt. Das könnte und sollte sich nun ändern, zumal wir jetzt Zugang haben zu diesen Gedichten im „Mosaik der Nacht“, Zugang haben zu dieser Dichterin, die byzantinische und neuere griechische Literatur studierte und Schauspiel am Athener Konservatorium. Sie war bis zu dessen Tod langjährige Lebensgefährtin des Dichters und Literaturnobelpreisträgers Odysseas Elytis. Seit ihr erstes Buch „Schöne Sonnenwende, Marko“ 1987 erschien, veröffentlichte sie mittlerweile mehrere Bücher.
Sie schrieb ebenfalls Libretti und Texte zu Liedern von Giorgos Kouroupos, mit dem sie für „Das Mosaik der Nacht“ die bewährte vertrauensvolle Zusammenarbeit fortsetzte. Ebenso wie die größtenteils auf der Insel Spetses im Argolischen Golf geschriebenen Gedichte von lita Iliopoulou überzeugen die hierzu entstandenen Kompositionen (Gesang: Maira Milolidaki Klavier: Titos Gouvelis). Entstanden ist auf diese Weise ein auch häufig hör- und lesbares – immer wieder beeindruckendes – Gesamtkunstwerk.
Ioulita Iliopoulou: „Das Mosaik der Nacht“
Gedichte – Griechisch und Deutsch
Übersetzung: Giorgis Fotopoulos
Verlag Razamba
Paperback, 130 Seiten
ISBN: 978-3-941725-68-3
Link zu Giorgos Kouroupos komponierter Musik (36:23 Min.)
Weitere Informationen (Verlag)
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