Die bei Hamburg lebende Künstlerin Dagmar Schuldt untersucht in ihren Werken die Konstruktion und Wirkung von Wahrnehmung unserer Geschichte. Seit vielen Jahren beschäftigt sie sich mit Phänomenen der Erinnerungskultur, mit Fragen zur Archäologie und Geschichte sowie mit der Spurensuche und -sammlung.
Was passiert, wenn wir den Blick auf die kanonische Geschichte verändern und die Narrative aus anderen Sichtwinkeln formulieren? Aus welchen Fragmenten der Wahrnehmung ist unsere Erzählung von Geschichte entstanden? Wie wird unsere Erinnerung die Zukunft prägen? Dies sind nur einige wenige Fragen, denen die Künstlerin nachgeht.
In der künstlerischen Arbeit von Dagmar Schuldt findet daher nicht nur das Bewahrte, Offensichtliche und Sichtbare einen Platz, sondern insbesondere das, was wir nicht mehr sehen und wahrnehmen, erinnern können oder wollen.
Im deutschen Begriff „Geschichte“ ist der der „Schichtung“ inbegriffen. Das Schichten von Zeit, von Ereignissen und Vorkommnissen auf einer horizontalen wie vertikalen Achse kann vor unserem inneren Auge zu einem dreidimensionalen Konstrukt werden – wie eine Skulptur, die sich ständig und immer weiter ausdehnt und verändert. Welche Punkte und Schichten als geschichtsträchtig angesehen werden, ist von vielerlei Forschungen, Funden, Überlegungen, Übereinkünften und Interpretationen sowie von Ideologien und Machtverhältnissen abhängig.
Immer wieder müssen wir feststellen, dass wir bestimmte geschichtliche Ereignisse relativieren oder sogar umschreiben müssen, weil sich neue Funde, Entdeckungen und Zuordnungen ergeben. Selbst innerhalb der Fachgebiete der Archäologie, Geschichts-, Natur- und Sozialwissenschaft sowie Forensik gibt es sich widersprechende Auffassungen[1] und Beurteilungen. Die Archäologie, die sich mit Hinterlassenschaften vorangegangener Generationen beschäftigt, muss zunächst ganz pragmatisch Schichten abtragen, um an Residuen heranzukommen. Fundstücke geben uns Auskunft über Lebenssituation, Ernährungsgewohnheiten, Kultur, Religion, Handelswege, landwirtschaftliches, handwerkliches und militärisches Können und vieles mehr. Absolutes unumstößliches und voll umfängliches Wissen gibt es recht selten. Noch immer sind – im übertragenen Sinn – auf dem archäologischen Globus weiße Flecken.
Diese heterogenen Eckpunkte sind idealer Nährboden für eine künstlerische Annäherung, weil sie nicht wissenschaftliche Ergebnisse ins Zentrum der Arbeit stellt, sondern vielmehr in einem Raum von Wirklichkeiten (nicht Realitäten) existieren. Wirklichkeiten haben Wirkung. Sie sind von uns gesetzte Wahrnehmungen, Interpretationen und Infragestellungen der Realität. Die ursprüngliche Einsicht des Begriffsschöpfers von „Wirklichkeit“ – nämlich des Theologen, Philosophen und Übersetzers des Spätmittelalters, Meister Eckhart[2] – ließe sich wohl mit Hilfe des Mottos zusammenfassen, dass „Wirklichkeit“ alles sei, was „wirkt“. – Das beinhaltet auch, Veränderung bewirken.
Genau hier setzt der Titel des interdisziplinären und genreübergreifenden Projekts „Archäologie der Gedanken“ an. Die Gedanken sind bekanntlich frei[3] – eine Idee, die bereits in der römischen Antike formuliert wurde und über das Mittelalter in die Neuzeit reicht. Die „Archäologie der Gedanken“ verbindet die Wissenschaft mit dem Publikum auf eigene Weise. Wir graben in uns, legen frei, verbinden unsere Gedanken mit Erinnerungen und Erfahrungen, mit Erlerntem, Wissen und Erlebtem. Und wir konfrontieren unsere Gedanken via Text, Sprache, Bilder etc. mit denen anderer.
Die „Archäologie der Gedanken“ verbindet außerdem ganz konkret das Archäologische Museum Frankfurt/M. mit dem südwestlichen Stadtraum, mit konkreten Stellen, Orten, Gebieten und historischen Begebenheiten in Niederrad und dem Stadtwald. Gerade die heutig eher dezentralen Orte in den Mittelpunkt einer künstlerischen Auseinandersetzung im Zentrum Frankfurts zu thematisieren, formuliert die Stadt und seine Bewohner auf eine andere Weise mit, bezieht sie ein und setzt sie – und sich – auf Augenhöhe. Der vermeintliche Rand wird zum Zentrum.
Frankfurt und seine Umgebung wird seit Jahrtausenden von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen durchquert und besiedelt. Ob Kelten oder Römer, Alamannen und Franken, Bayern, niederländische und jüdische Einwanderer, Schweden, Franzosen und Preußen, sie alle prägten die Stadt und die Geschichtsschreibung.
Es entstanden Handelsrouten, Pilgerwege, Verkehrs- und Kommunikationsknotenpunkte, die die Stadt und ihre Geschichte bis heute definieren und einen Austausch von Gedanken ermöglicht haben. Heute ist Frankfurt/M. nicht nur ein Finanzzentrum, Handelsplatz und kontinentaler Hub, es ist ein europäischer Daten-Hotspot, einer der größten Internet-Knotenpunkt der Welt – mit 10 Terrabyte Datenvolumen pro Sekunde[4] –, der unterirdisch und für uns unsichtbar Informationen fließen lässt.
Seit je her brachten und bringen bis heute Menschen unterschiedlicher Kulturen und Herkunft verschiedene Gedankenmodelle und Ideen mit und tauschen sich untereinander aus.
Der Begriff „Gedanke“ wird von der Künstlerin Dagmar Schuldt sowohl als historisches Denken angesehen als auch als andauernder Vorgang sowie als denkoperatives Resultat. Ihre Überlegungen projiziert sie jenseits der Welt des kognitiv Psychischen, Immateriellen auf ein symbolisches sich verzweigendes Wegenetz. Damit werden Archäologie und Geschichte von ihr als Landschaft[5], Kommunikations- und Kulturraum wahrgenommen.
Wir alle kennen das Phänomen der Wanderung – des Reisens zu Fuß oder mit einem Transportmittel –, der Pilgerschaft oder Wallfahrt an spirituelle Orte, oft über längere Zeiträume hinweg, ob allein oder in einer Gruppe. Pilgern ist in vielen Kulturen und auf vielen Kontinenten bekannt. Es geht nie allein um das Erreichen des Zielortes, sondern um die innere Einkehr, das (Nach-)denken, das Gefühl von Zugehörigkeit und Identität, der Bestätigung von Religiosität, die Mühsal des Weges, die Neugier auf etwas Fremdes, Neues auf der Suche nach Sinngebung, Erleuchtung oder unerwarteten Erlebnissen und Begegnungen.
Bei vielen Pilgerschaften gibt es sogenannte Pilgerpässe oder Urkunden, in denen Stempelabdrücke der absolvierten Wegstrecken und Orte gesammelt werden können. Sie dienen der Dokumentation, des Existenznachweises, der Unterstützung und der Erinnerung.
Die Künstlerin nutzt dieses bekannte Verfahren für ihre Arbeit. Die Besucher erhalten im Museum eine von ihr entwickelte ausfaltbare Kunstlandkarte, die bewusst an eine Wander- oder Pilgerkarte erinnert. Diese verbindet über jeweils eine Abbildung und ein „Wortwerk“[6] sieben Orte in Niederrad und dem Stadtwald, sodass zunächst eine imaginäre Route entsteht. Die Besucher haben im Museum die Möglichkeit, selbst Stempelabdrücke auf der Karte zu hinterlassen und diese später als Kunstwerk oder Andenken oder als Vorlage für eine analoge Wanderung mitzunehmen.
Jeder der Orte hat einen sogenannten „Geopunkt“[7]. Über einen QR-Code lässt sich jeweils ein Kurztext mit einer Einführung in die betreffenden Ausschnitte der Geschichte aller zu erwandernden Orte digital abrufen.
Für die Ausstellung im Archäologischen Museum hat Dagmar Schuldt sieben aus Cortenstahl gefertigte Stelen für die sieben Orte produziert. Unter der aufklappbaren Abdeckplatte befindet sich jeweils ein individueller Stempel, dessen künstlerisches Motiv sich auf die Verortungen und deren archäologischen und historischen Gehalt bezieht.
Dass die Stelen nicht direkt an den Orten im Außenraum platziert wurden, hat sowohl inhaltliche als auch pragmatische Gründe. „Den Rand ins Zentrum und das Zentrum an den Rand holen“. Um einer Zersplitterung vorzubeugen und eine mögliche Fragmentierung des Werks zu vermeiden, entschied sich die Künstlerin während des anfänglichen Planungsprozesses, alle Stelen an einem Ort, nämlich im Museum, zu versammeln. Damit kreierte sie eine fiktionale Erweiterung des Wanderwegs frei von touristischen Aspekten und begann zugleich, sich künstlerisch ein Vorstadtgebiet zu erschließen, das den meisten Menschen als Naherholungsgebiet bekannt ist. Die Erfahrung, die sich aus ihren eigenen Wanderungen für alle im Projekt gewählten Orten ergab, wurde zu einem Lernprozess. Dagmar Schuldt wurde klar, dass die vorhandene Unsichtbarkeit eines konkreten Ortes im Außenraum nicht mit einer Stele ausreichend sichtbar gemacht werden kann. Außerdem sollten die Stelen weder zu einer bloßen Beschilderung als Kommentar verblassen, die mit anderen Konkurrenzobjekten im Außenraum um die Aufmerksamkeit der Besucher rangen, noch sollten sie Zerstörung Diebstahl oder Zerstörung ausgesetzt sein.
Die Platzierung der Stelen im Museum holt dennoch, oder vielleicht auch gerade auf Grund dieser Entscheidung, die konkreten geschichtsträchtigen Orte zurück in unser Bewusstsein und regt uns dazu an, die im Werk benannten Stellen realiter zu erkunden, sie zu besuchen oder zu erwandern. Die Beschäftigung mit der Historie und der heutigen Situation, auf die sich die sieben Stelenpunkte (Karmeliter, Waldfried, Gundweg, Schäferstein, Tiroler Schneise, Paul Gerhard und Hügelgrab)[8] beziehen, führt zu einer selektiven, eigengedanklichen, stadtrealistischen, künstlerischen, psychischen und verzweigten Struktur. Letztere ist zwar zeitlich saltatorischer Natur, zwingt uns aber grundsätzlich dazu, unseren Umgang mit heutigen urbanen Aneignungen, Benennungen, geschichtlichen Hintergründen, Veränderungen sowie mit Teilwahrnehmungen, Desinteresse und mit in Vergessenheit Geratenem zu überdenken.
In der Ausstellung komprimiert die Künstlerin städtische und landschaftliche Orte und macht sie als Wege- und Gedankennetzwerke erfahrbar. Konkret nutzt sie Kopien historischer Karten, die sie überarbeitet, wodurch sie teilweise antike Wegenetze und Verbindungen sichtbar werden lässt und ihnen Patina sowie eine neue Materialität und Schichtungen verleiht. Darüber hinaus entstehen Bruchlinien der Lacke und Firnisse auf den Bildoberflächen, die so zu einem nunmehr erkennbar gemachten, vermeintlichen und feinadrigen neuen Netzwerk werden. In der Keramik spricht man von Krakelee, zufälligen Haarriss-Prozessen durch (Temperatur-)Spannungen in der Oberflächenglasur, die Alterung suggerieren. Den gleichen Effekt schafft Dagmar Schuldt auf ihrer Kartografie. Unter dem Begriff „Zeichnung“ lassen sich dann unterschiedliche Typen subsummieren: Zunächst gibt es die bereits existente Zeichnung, die der Karte, mit eingezeichneten Flüssen, Wäldern, Siedlungen etc. Hinzu kommen die Zeichnungsspuren, die die Künstlerin setzt und die sich klassisch als Linien abheben, und schließlich jene, die sich haptisch ergeben durch Ritzungen, Krater und Oberflächenbruchlinien.

Dreiklang zum "Waldfried": Stempelmotiv, Zeichnung, Wortwerk
Landschaft wird hier für uns – dank Navigations- und GPS-gestützter Darstellungsweisen mittlerweile zur gewohnten Orientierungssymbolik: Schuldts künstlerischer Blick entspringt der Vogelperspektive, wird zeichnerisch, ausschnitthaft, flächig und flach. Lediglich das Trägermaterial weist vorgebliche Gebrauchs-, Falt- und Knickspuren auf, ist gewellt und birgt eine eigene Geschichte seiner Handhabung.
„Kartografie eines Zwischenraums“ nennt die Künstlerin die Werkgruppe, die in Vitrinen im Foyer ausgestellt ist. Neben der klassischen Präsentationsweise einer im Ganzen aufgefalteten Karte gibt es weitere, die teilgefaltet sind – und bleiben werden. Letztgenannte Karten erscheinen dreidimensional, objektähnlicher und verweisen auf die archäologischen Schichtungen, deren raumbezogene und analytische Information (noch) nicht sichtbar, aber existent ist.
Dagmar Schuldt ist in ihren Werken immer flexibel, sie verbindet weit auseinanderliegende Epochen miteinander, füllt Räume, verbindet diese als historische und gegenwärtige Orte und Gegebenheiten. Das Fragmentarische und Selektive in ihrem Werk unterliegt dabei nicht etwas Zufälligem, sondern produziert eine eigene Geschichts-, Erinnerungs- und Repräsentationserzählung. Dabei geht es keinesfalls um Vollständigkeit, Aufklärung und Festlegung, sondern um lockere Verbindungen, Assoziationen und geistigen Freiraum.
Eine der Ausstellungsstationen ist mit „Gedankengang“ betitelt und bezieht sich auf ein Werk, das Dagmar Schuldt in einer ähnlichen Weise bereits 2021 im Museum für Hamburgische Geschichte ausgestellt hat. Es verweist somit auf die Kontinuität ihres Werkbegriffs und dessen innovative Inhalte.
An dieser Werkstation präsentiert die Künstlerin ein sieben Meter langes Mosaik aus historischen Fliesenbruchstücken, auf die die Künstlerin in blauer Glasurfarbe von ihr eigens angefertigte Zeichnungen brennen ließ. Diese Zeichnungen sind sowohl Teil ihrer eigenen Erinnerung als auch derjenigen der kollektiven Geschichte, stammen jene Fliesenfragmente doch von im Zweiten Weltkrieg zerstörten Häusern. Während jede deutsche Stadt entweder über Trümmerberge oder Ablageorte von Kriegsschutt[9], die während und nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurden, verfügt, so bildet beim ebenso sinnbildlichen wie physisch durchschreitbaren „Gedankengang“ in Frankfurt die Zerstörung[10] des ehemaligen Karmeliterklosters und heutigen Stadtarchivs und Museums eine inhaltlich und thematisch historisch rekonstruierbare Brücke.
Eine weitere solche Verbindungslinie zwischen Schuldts Frankfurter und der Hamburger Ausstellung stellt ein Videowerk her, das auf einem großen Bildschirm im Chorraum zu sehen ist.
Diese, zum „Gedankengang“ ausgelegte Fliesenfragmente, werden in dem Video „Schicht – um Schicht – Umschichten“ in unterschiedlichen örtlichen Bezügen gezeigt. Dazu gehört u.a. die Sammlung des Museums für Hamburgische Geschichte[11] sowie der Strand der niedersächsischen Gemeinde Jork. Schuttreste nach dem großen Brand von Hamburg 1842 sowie Kriegstrümmer nach 1945 waren hier über acht Kilometer entlang des Südufers der Elbe abgeladen worden.[12] Dagmar Schuldt legte in Hamburg 300 historische Fliesenfragmente mit den eingebrannten Zeichnungen für einige Stunden entlang der Wasserlinie aus und hielt diese künstlerische Performance filmisch fest.

Ausstellungsansicht mit Video-Sceen. Foto: Claus Friede
Wie in Hamburg so wurden auch in Frankfurt[13] an verschiedenen Stellen in und am Rande der Stadt Kriegstrümmer entsorgt, die heute archäologisch von Interesse sind oder wären.
Vom Frankfurter „Monte Scherbelino“ ist kaum etwas übrig geblieben, da die Schuttrest bis in die 1980er-Jahre weiterverwertet wurden.
Wieder überlagern sich in Schuldts Werk Erlerntes, Erinnertes, Assoziiertes und Vergessenes schichtweise und setzt sich zu einem reaktivierten Bild von Geschichte gegenwartsbezogen zusammen.
Die Elemente der Ausstellung „Archäologie der Gedanken“ setzen sich stets neu zusammen, werden unterschiedlich kontextualisiert und tragen auf diese Weise symbolisch zur kontinuierlichen Veränderung unseres Erinnerns und des Gedächtnisses bei.
Dagmar Schuldt: „Archäologie der Gedanken“
Zu sehen vom 10.09.2025 bis 31.05.2026 im Archäologisches Museum Frankfurt/M., Karmelitergasse 1, in 60311 Frankfurt/M.
Öffnungszeiten: Mittwoch 10 – 20 Uhr
Donnerstag – Sonntag 10 – 18 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen
Weitere Informationen (Museum)
Die Ausstellung wird gefördert von der Dr. Marschner Stiftung
Fußnoten:
[1] Nur eines von mehreren Beispielen ist der Historikerstreit von 1986/87. Dieser war eine zeitgeschichtliche Debatte in der Bundesrepublik Deutschland um die Singularität des Holocaust und die Frage, welche Rolle dieser für ein identitätsstiftendes Geschichtsbild Deutschlands spielen soll.
[2] Eckhart von Hochheim, (um 1260–1328)
[3] Nachweislich bei Cicero in seinem Werk Pro Milone, später bei Walther von der Vogelweide (um 1170–1230) und Vrîgedanc (um 1233) bis zu den Schlesischen Volksliedern von 1842.
[4] Quelle: DE-Cix (Deutsche Commercial Internet Exchange) ist ein Internetknotenbetreiber mit Hauptsitz in Frankfurt am Main.
[5] Im Sinn der Beschaffenheit und Kultivierung von Land, im Gegensatz zu einem rein topografischen Gebilde.
[6] Der Begriff „Wortwerk“ wird in diesem Zusammenhang als literarisch, lyrischer und künstlerischer Text verstanden. Er bezieht sich auf die Spracharbeiten – „Wortwerke“ genannt – des Künstlers Franz Erhard Walther zurück, die er ab den 1970er Jahren entwickelte.
[7] Als Geopunkt bezeichnet man geografisch oder kulturgeschichtlich wichtige Punkte, die für die Öffentlichkeit durch Kennzeichnung erschlossen werden. Ein vergleichbarer fachlicher Begriff lautet „geodätischer Messpunkt“, der als Referenz dient. Man kann die Geopunkte über einen GPS-Chip via Smartphone, Tablet etc. eingeben und dann zielgenau aufsuchen.
[8] Die von der Künstlerin ausgewählten Stelenorte wurden über einen längeren Zeitraum durch Aufsuchen, Hintergrundinformationen, Dokumente, historische Landkarten, Museumsbesuche etc. festgelegt.
[9] Bekannt ist der 1943 in Frankfurt angelegte und im Volksmund sogenannte „Monte Scherbelino“ im Osten der Stadt. Es gab bereits den in den 1920er-Jahren angelegten ersten „Monte Scherbelino“ für Abrissgut. Dieser existierte im Süden der Stadt und wurde nach 1945 nur in geringem Umfang als Deponie für Trümmer des Bombenkrieges genutzt.
[10] Dagmar Schuldt entschied sich auch auf Grund einer historischen Fotografie, die die ausgebrannte und teilzerstörte Halle der Karmeliterkirche nach dem Bombenangriff 18. März 1944 zeigt, den „Gedankengang“ im Mittelschiff auszulegen.
[11] Vgl. Publikation; Dagmar Schuldt: Erinnerungsmosaik – Zur Wahrnehmung und Erzählung von Geschichte, Hamburg 2021.
[12] Quelle: Forschungszwischenbericht von Kreisarchäologe Daniel Nösler (Amt für Planung, Klimaschutz und Kultur, Schloss Agathenburg) für den Landkreis Stade, ab 2011 (https://ausgrabung-aktuell.museen-stade.de/) und Artikel: Björn Carstens: Hier ruht das alte Hamburg in Kreiszeitung vom 7. Februar 2014.
[13] Die 1945 gegründete Trümmerverwertungsgesellschaft (TVG) lud in Frankfurt/M. die ca. 13 Millionen Kubikmeter Kriegsschutt an verschiedenen Stellen abgelegt. Als Trümmer wurde alles bezeichnet was zu 70% bis vollkommen zerstört war. Trümmergut ging per Beschlagnahme in den Besitz der Stadt über. 1964 wurde der TVG-Betrieb eingestellt.

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