Bildende Kunst

Die in Freiburg/Br. lebende Künstlerin Vivian Kahra präsentiert im Kunsthaus Nexus in Saalfelden zumeist großformatige Bilder mit Öl, Acryl, Wasserfarben auf Leinwand, Leinen oder Papier. Sie zeigen eingefrorene Bewegungsmomente, die einer narrativen Welt folgen.

 

Dynamik, Motorik, Balance, aber auch kurze Ruhemomente bedeuten bei der Künstlerin in erster Linie sportliche Aktivität: Skateboard-Fahren, Reiten, Schlittschuhlaufen und Wintersport betreiben. Auffällig an den Bildern sind sowohl die häufig farbliche Gedämpftheit als auch der Mut zum Undefinierten, zu freien, unbemalten Räumen oder zu nur angedeuteten Flächen.

 

Seit der Studienzeit, Ende der 1990er, frühen 2000er Jahre, ist sich Vivian Kahra in ihrem künstlerischen Ausdruck treu geblieben, auch wenn sie die Thematiken längst vielschichtiger und ausgereifter erarbeitet hat.

 

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Grundsätzlich baut die Künstlerin auf klassischen Bildtypen auf, die sowohl – und oft gleichzeitig – malerische als auch zeichnerische Qualitäten hervorrufen: das Portrait, das Brustbild, die Totale, die Landschafts- und urbane Malerei und immer wieder fragmentierte Ausschnitte davon. Letztere verweisen auf etwas, was sich oftmals außerhalb des Bildes konstituiert. Eine zeitgenössische, geradezu modernisierte Form der Genremalerei; Alltagsszenen von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen in ihren Umgebungen werden festgehalten.

 

Die Motive der Werke haben oft Fotografien zur Grundlage. Per Projektion werden Umrisslinien auf der Leinwand gesetzt, Szenen komponiert und später dann mit weiteren farbigen, oft musterhaften Versatzstücken addiert und verändert.

 

Die Perspektive auf das Geschehen ist entweder leicht von oben gesetzt oder aus der Augenhöhe heraus und bewirkt Staffelung und Entrückung. Die zurückhaltenden, manchmal pastosen Grau-, Blau- und Grüntöne, die gebrochene Farbigkeit und kühle Temperatur distanzieren die Betrachter in gleicher Weise wie sie von der räumlichen Situation entrückt werden. Wir verbleiben dennoch als Betrachter auf eine jeweilige Szenerie, jedoch wie Zuschauer auf Ereignismomente in unterschiedlichen Kulissen. Nicht-handelndes Publikum und Akteure gehen somit ein kausales Verhältnis ein. Wir sind keineswegs aus den Szenerien ausgeschlossen, müssen uns jedoch mit der analysierenden Beobachterrolle vertraut und ein eigens Bild von den Dingen machen.

 

Vivian Kahra LawineVivian Kahra: Lawine, 2006/2020, Öl auf Leinwand, 140 x 220 cm. © Vivian Kahra

 

Fragilität der Einsamkeit

Was Vivian Kahra anbietet, ist die Auseinandersetzung mit Akteuren, Raum, Dynamik, Zeit, Fragment und oftmals einer anonymen Einzelfigur, die nur im eigenen Schatten, in einer Spiegelung oder in ihrem Tun eine Entsprechung findet. Die Momenthaftigkeit eines Lebensabschnitts etabliert sich weit über die Bilder hinaus. Das Individuum steht nur für sich selbst, ist zentrale Figur, mal zerbrechlich, mal selbstbewusst, mal in sich versunken, mal beobachtend.

 

Die Einsamkeit wird erst aufgebrochen, wenn die Künstlerin Gruppen malt, dann kommunizieren diese miteinander, interagieren und schauen zu. Eine klare Abgrenzung zwischen Porträt und Gruppenporträt ist dann nicht mehr möglich.

 

Lediglich die Psychologie ändert sich, sie bricht auf. Auch deswegen, weil es sich um anonyme Porträts handelt, einen Typus zeigt, nicht deutlich identifizierbare Individuen.

In den gemalten Kulissen kann man das zeitlich begrenzte Glück spüren: es ist jung, dynamisch, authentisch, sportlich, grenzgängerisch, sich ausprobierend und suchend.

 

Unausgesprochenes

Aussparungen im Bild, unfertig wirkende, angedeutete und schablonierte Elemente und Muster entziehen als Gegensatzpaare entweder Raum oder geben Weite, wirken plakativ – selten jedoch zweidimensional – schattenartig und dominant. Als ob ein semantischer Faden abbricht oder kein Ende finden kann, entsteht ein wechselreicher, geheimnisvoller Zustand zwischen geerdeter, realistischer und künstlich abstrakter Welt und Fantasie.

 

Zwei Pole bestimmen die malerische Welt der Vivian Kahra: Rationalität und Empfindsamkeit. Dies mag in uns ein Oszillieren zwischen Ruhe und Unruhe erzeugen. Die Bilder der Künstlerin gewinnen hingegen daraus ihre eigene Kraft und Harmonie.


Vivian Kahra: Kulissen des Glücks

Zu sehen vom 18. November 2023 bis 24. Februar 2024

In der Kunsthalle des Kunsthaus Nexus, Kunsthalle, Am Postplatz 1, in A-5760 Saalfelden

Weitere Informationen (Kunsthaus Nexus)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 17:00 - 20:00 Uhr, sowie zu den Bürozeiten (Dienstag bis Freitag, 09:00 - 13:00 Uhr) nach telefonischer Voranmeldung

 

Weiteres zu Vivian Kahra bei KulturPort.De:

Vivian Kahra und Bodo Korsig: restless in space, Dienstag, 27. Februar 2018

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