Kolumne – Meinung und Widerspruch
- Geschrieben von Gino Leineweber -

Bei ihrer Rede anlässlich der Verleihung des Hannelore-Greve-Literaturpreises 2014 im Hamburger Rathaus hat die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller darauf hingewiesen, dass an das Exil der Deutschen Autoren nach 1933 und deren Schicksal in Deutschland so gut wie niemand mehr erinnert.
Sie sagte: „Nirgends in diesem Land gibt es einen Ort, an dem man den Inhalt des Wortes Exil an einzelnen Schicksalen entlang darstellen kann. Das Risiko der Flucht, das verstörte Leben im Exil, begleitet von Fremdheit, Armut, Angst und Heimweh. Das alles zu zeigen ist Deutschland seiner Geschichte schuldig geblieben.“ Wie sehr das stimmt konnte man gut einen Monat erleben als der deutsche PEN zu einer Jubiläumsveranstaltung einlud.
- Geschrieben von Harry Popow -

„...überzeugt, das Richtige zu tun.“
Es war der neunte Juli 2013, genau 14 Uhr Eastern Standard Time (EST/Ostküste USA), da hielt die Welt wieder einmal den Atem an – ein Name jagte um den Erdball: Edward Snowden. Der Mann, der den Mut hat, ein menschenverachtendes und höchst geheimes Überwachungssystem, den NSA (Nationale Sicherheitsbehörde, der größte Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten) ans Tageslicht der empörten Öffentlichkeit zu zerren. Von den einen sofort als „Außenseiter, als Krimineller und Verbrecher“ abgestempelt, von der Masse der Völker allerdings frohlockend begrüßt, nein, bejubelt. Hatte er doch dem amerikanischen Mißbrauch gegen die Privatsphäre aller Menschen und Völker die Maske vom Gesicht gerissen.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Zeitenwende: Totentanz und Auferstehung
Wir beenden unsere Reise durch 500 Jahre Mittelalterliche Musik in der ‚Zeit der Dämmerung’, wie ein sehr umfangreicher und hoch interessanter CD-Sampler des Labels Christophorus, den wir herzlich empfehlen wollen, betitelt ist. Richtig gesagt, meiner Meinung nach – wir erreichen die Zeit der Abenddämmerung des Mittelalters und der Morgendämmerung der Renaissance.
- Geschrieben von Klaus Peter Nebel -

Von Theaterabenden im Allgemeinen und im Besonderen, von hedonistischer Lebensart im ursprünglichen Sinn und davon, was man sich leisten kann.
Es ist ja so: Ins Theater geht man - bei der Oper wallfahrtet man sogar - um eine gut besprochene Inszenierung zu sehen; manchmal reicht auch das Skandalöse.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Die franco-flämische und italienische Schulen wurden zu Triebfedern der Entwicklung der mittelalterlichen Musik hin zur Blüte der Renaissance.
Es waren besonders die Fürstenhöfe mit ihrem reichen Kulturleben, die eigene Musiker und Kapellen unterhielten – im Gegensatz zum frühen Mittelalter, als die Troubadoure noch von Hof zu Hof zogen.
Die Zeit hatte sich stark verändert – die Kräfte waren verschoben. Das alte Ständesystem des Frühmittelalters – ‚Kaiser, König, Edelmann, Ritter, Bauer, Bettelmann’ – war zugunsten der Grafen, Herzöge und Bürger ausgegangen.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Zu Bachs Zeiten hatte Pfingsten drei Festtage, davon sind heute nur noch Sonntag und Montag übrig geblieben.
So schrieb der Thomas-Kantor selbstverständlich auch Cantatas für den 2. und 3. Pfingsttag. Ich habe zwei davon ausgewählt, die ich für interessant und exemplarisch halte, weil Bach in ihren sehr frei mit der Kantanten-Form umgeht und eine Art Mikrokosmos schafft, klein besetzte, fast intime Reflexionen auf des Pfingst-Geschehen. Beide Cantatas wurden in einem Jahr 1724 in Leipzig hintereinander an den zwei für sie bestimmten Feiertagen uraufgeführt – die erste ‚Erhöhtes Fleisch und Blut’ BWV 173 am 29. Mai und die andere ‚Erwünschtes Freudenlicht’ BWV 184 am 30. Mai. Beide haben für Bachs Verhältnisse sehr lange instrumental begleitete Rezitative – sogenannte Accompagnati – die dramatisch ausgefeilte, persönliche und prinzipielle Glaubensregeln aus der Pfingst-Erfahrung beinhalten.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Pfingsten (altgriechisch: pentekostē hēmera bedeutet der fünfzigste Tag).
Es wird von den Gläubigen die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert und es wird am 50. Tag des Osterfestkreises, also 49 Tage nach dem Ostersonntag, begangen.
Im Neuen Testament wird in der Apostelgeschichte erzählt, dass der Heilige Geist auf die Apostel und Jünger herabkam, genau an jenem Tag als sie zum jüdischen Fest Schawuot‚ (hebräisch: „Wochen“ zum 50. Tag nach Pessach) in Jerusalem versammelt waren.
Dieses Datum wird in der christlichen Tradition auch als Gründung der Kirche verstanden. Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 nach Christi Geburt erwähnt.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Christus ist bereits zum Himmel gefahren am Sonntag ‚Exaudi’, der sich auf der Schnittstelle zwischen diesem Abschied und der Sendung des ‚Trösters’ des ‚Heiligen Geistes’ an Pfingsten befindet.
Exaudi – das bedeutet in der Liturgie des Sonntags – ‚Vernimm, o Herr, mein lautes Rufen, sei mir gnädig und erhöre mich!
Bach hat für diesen Anlass zwei Kantaten komponiert, die beide den gleichen Titel tragen ‚Sie werden euch in den Bann tun’, BWV 44 zum 21. Mai 1724 und BWV 183 zum 13. Mai 1725.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Vierzig Tage nach Christi Auferstehung an Ostern finden sich zwei Schlüsselfeste der Christen ‚Christi Himmelfahrt’ und weitere 10 Tage später ‚Pfingsten’.
Johann Sebastian Bach hat zu ihnen einige seiner schönsten Kantaten und ein Oratorium zu Himmelfahrt komponiert. Es ist schon merkwürdig, dass diese beiden Feste heute einmal als ‚Vatertag’ mit sinn-entleerten Trinkgelagen und als reiner ‚Ausflugstag’ begangen werden, ohne eigentlich noch ihre Bedeutung zu kennen.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Es ist so eine Sache mit dem Beten und dem letzten Sonntag vor Christi Himmelfahrt – ,Rogate’.
‚Not lehrt Beten’ sagt das Sprichwort und mancher weiß in letzter Sekunde ‚Da hilft nur noch Beten’. Warum fällt es so schwer, dieses Zwiegespräch mit Gott oder mit Christus? Er will uns beten lehren an der Schwelle seiner Himmelfahrt, daher heißt der Sonntag ‚Rogate’ auch nach der Lateinische Sequenz ‘Vocem jucunditatis annuntiate, et audiatur!’ Das heißt übersetzt etwa: "Verkündet es jauchzend, damit man es hört! Jauchzend beten damit man es hört!"
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Auch der Sonntag Cantate (‚Singet’) hat in der Epistel und dem Evangelium und auch in Bachs Cantatas wenig mit Singen zu tun – sieht man mal ab von der Tatsache, dass Bach seine Botschaften ‚singen’ lässt – sondern mit Abschied.
Christus’ Zeit auf der Welt geht zu Ende – er will heimkehren zu seinem Vater im Himmel und er verabschiedet sich von den Jüngern.
Nun ist es schon merkwürdig was er ihnen vorhält: „Und niemand unter euch fragt mich: Wo gehst du hin?“
Bach hat diese Merkwürdigkeit in einer Cantata zu diesem Sonntag aufgenommen die schließlich selbst die Frage stellt „Wo gehest Du hin?“ BWV 166 die penetrant im einleitenden Bass Solo fragt: „Wo gehest Du hin? Wo, wo, wo, wo…?’
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Man kann durchaus einige Verständnisprobleme bekommen, mit dem Sonntag ‚Jubilate’ und wie Bach ihn auffasst und in seine Cantatas umsetzt.
Die eine, BWV 12 ‚Weinen, Klagen, Sorgen Zagen’ mit der wir uns heute genauer beschäftigen wollen, die andere BWV 103, die dem im Sonntagevangelium angekündigten Wort Christi folgt und dies zum Titel nimmt: ‚Ihr werden weinen und heulen’ – weiter geht es im Text ‚ ...und die Welt wird sich freuen’.
Na, Dankeschön dafür – das ist nun der Jubel, das ‚Jubilate’ im Sonntag?!
- Geschrieben von Klaus Peter Nebel -

Von Wechseln, die die Welt bedeuten, von Wunschdenken aller Art und vom Glauben an das Gleiche.
Sieht man in die Medien, in die internationalen Unternehmen und in die Diplomatie, so gibt es ein Verbindendes, ein Gemeinsames: Den Wechsel. Und das mit Folgen. Wer sich die letzten Großereignisse anschaut, wird bemerkt haben, wie die Berichterstattung in den Medien völlig daneben lag.
- Geschrieben von Herby Neubacher -

Der ‚gute Hirte’ (Lateinisch ‚Pastor bonus’) ist im Christentum eine der ältesten und verbreitetsten Bezeichnungen für Jesus Christus.
Das rührt daher, das aller Ursprung christlichen Glaubens in den Gott-Legenden und Mythen eines nomadischen Hirtenvolks, den frühen Israeliten des Alten Testamentes, wurzelt.
Im Alten Testament ist das Hirtenbild sehr verbreitet: Abel, Abraham, Isaak, Jakob oder Joseph waren Hirten. Hirten wurden verheißene Führer des Volkes einerseits, verantwortungslose Könige und Richter andererseits als gute oder schlechte Hirten bezeichnet. Die bedeutendste Rolle als Hirte nahm David ein. Dem messianischen Hirten ‚mein Knecht David’, der das getrennte Volk vereinigen würde, schlägt aber Ablehnung und Mord entgegen. Jesus – der Nachfahre aus dem Hause David erleidet ein ähnliches Schicksal um es dann – am Ostertag – zu überwinden. Vielfach wird das Hirtenbild immer wieder auf Gott bezogen. Besonders findet sich das Bild aber im Psalm 23, dem ‚Hirtenpsalm’.