Kunsthandwerk, Grafik & Design
Poster Rock. Gig-Poster und die Flatstock Convention

Punk-Rock ist museumsreif geworden, zumindest auf dem Papier: Mit der Ausstellung „Poster Rock“ zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe zum ersten Mal in Europa eine Auswahl von 140 Siebdrucken, die Punk-, Heavy-Metal- oder Grundge-Fans Freudentränen in die Augen treiben dürfte: Die sogenannten Gig-Poster haben längst Kultstatus erreicht.
Gig-Poster sind im Grunde nichts anderes als Konzertplakate – allerdings, wie Ausstellungs-Kurator Jürgen Döring betont, keine „glatten und geleckten“ aus dem Hochglanz-Musikbetrieb, wie sie an jeder Litfaßsäule kleben, sondern kleine, feine Grafiken, deren Entwürfe mit den Bands abgestimmt wurden. Sie sind limitiert, handsigniert und immer mit dem Ruch des Undergrounds, des Widerborstigen und Unangepassten behaftet. Was Wunder, dass sie sich seit ihrem Aufkommen in den USA vor 25 Jahren rasch zu heiß begehrten Sammelobjekten der Fans entwickelt haben. Victor Moscoso, Rick Griffin, Stanley Mouse – ältere Semester der Gig-Poster-Gemeinde werden diese Namen kennen. Sie waren die ersten Plakatkünstler im Westen der USA, die in den späten 1960er Jahren eigenwillige, psychedelisch anmutende und fast unleserliche Entwürfe für lokale Konzertveranstalter druckten, deren Formensprache eindeutig vom Jugendstil beeinflusst ist.

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Mittlerweile ist eine neue Generation am Zuge, die sich auf diese Vorbilder beziehen, aber ansonsten frech und humorvoll alle Stilrichtungen verarbeiten, insbesondere Comics, japanische Mangas und zeitgenössische Kinderbuch-Illustrationen. Mit der Flatstock Convention haben sie seit 2002 eine jährlich stattfindende Messe am Rande großer Musikfestivals ins Leben gerufen, seit 2006 gehört das Reeperbahn Festival in Hamburg zu den Austragungsorten.

Die Ausstellung, die gemeinsam mit dem Festival, der Flatstock Convention und der Hamburger Galerie Feinkunst Krüger entstand, gibt einen Überblick über die Geschichte der Bewegung und stellt die wichtigsten Protagonisten der US-Szene vor: Art Chantry, Mat Daly, Justin Hampton, Derek Hess, Frank Kozik, Jay Ryan, Diana Sudyka und das Künstlerkollektiv Fort Thunder. Und wie man an dieser Liste schon erkennt, sind Frauen in dieser Szene Mangelware.

Eine immerhin hat es geschafft: Tara McPherson (39), freischaffende Künstlerin und Musikerin, ist mit ihren oft geheimnisumwobenen Frauenfiguren – Nixen, Nymphen, Elfen, Teufelchen und Diven – mittlerweile so erfolgreich, dass sie in New York ihre eigene Galerie betreibt.

Poster Rock. Gig-Poster und die Flatstock Convention
Zu sehen bis zum 1. November 2015, im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz 1 in Hamburg.
Geöffnet: Di-So 10-18 Uhr. Do bis 21. Uhr.
Weitere Informationen


Abbildungsnachweis:
Header: v.l.n.r.: Justin Santora, Flatstock Europe 6, 2011, Siebdruck. © Justin Santora / Bongoût, The Fantomas / Melvins Big Band, 2006, Siebdruck, 67,5x47,4cm. © Bongoût (Gfeller+Hellsgård) / Tara McPherson, Beck, 2005, Siebdruck, 58,5x40,6cm. © Tara McPherson
Galerie:
01. Ausstellungsansicht. Foto: Michaela Hille
02. Jim Mazza, Melvins, 2007, Siebdruck, 50,8x66,2cm © Jim Mazza
03. Ausstellungsansicht. Foto: Michaela Hille
04. Strawdogs, "Les Savy Fav” (2011), Siebdruck, 46x64cm. © Strawdogs
05. Diana Sudyka, The Walkmen, Chicago, 2006, Siebdruck, 63,5x48,2cm
06. Lars P. Krause, Flatstock Europe 5, 2010, Siebdruck.© Lars P. Krause / www.douze.de
07. Justin Hampton, The White Stripes, 2003, Siebdruck, 69,4x50,2cm. © Justin Hampton
08. Derek Hess, Jesus Lizard, 1995, Siebdruck, 71,2x39,7cm. © Derek Hess
09. Frank Kozik, Babes in Toyland Killdozer, Chicago, 1995, Siebdruck, 89x57,2cm. © Frank Kozik

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