Kunsthandwerk, Grafik & Design
© The Artisan Affair

Als das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg im Februar 2025 das Ende der traditionsreichen Messe für Kunst und Handwerk verkündete, war der Schock in der Szene der angewandten Kunst groß. Wie konnte es möglich sein, eine derart renommierte, über 140 Jahre alte Institution im Handstreich zu beenden?

 

Wie sollte es möglich sein, eine exklusive Plattform für hochkarätiges zeitgenössisches Kunsthandwerk zu ersetzen? Gerade mal neun Monate später, eröffnet Anfang November „The Artisan Affair“ in den Mozart-Sälen des Logenhauses Hamburg an der Moorweide – eine Messe mit dem Anspruch, die Lücke zu füllen.

 

„In jeder Krise liegt eine Chance“ – dieses Sprichwort scheint das Lebensmotto von Messegründer Frank Pressentin zu sein. Der „Hanseatic Penmaker“, wie er sich und seine Tätigkeit nennt, hat erst vor gut fünf Jahren begonnen, seine Leidenschaft fürs Handwerk zu professionalisieren und unter der Marke „Elbwood“ exquisite Schreibgeräte zu produzieren.

 

Davor war der gelernte Erzieher erfolgreicher Geschäftsführer einer sozialpädagogischen Einrichtung mit 40 Mitarbeitern. Doch als prozessoptimierender Manager fühlte sich Pressentin zunehmend unwohl. Also verkaufte er kurzerhand seine Anteile an dem Unternehmen und fing nochmal ganz von vorn an. Ein durchaus gewagter Schritt für einen nicht mehr allzu jungen Familienvater. Doch der Erfolg gab ihm Recht. Seine luxuriösen Füllfederhalter sind international mittlerweile so begehrt, dass auf seiner Website derzeit der Hinweis zu finden ist: „Keine neuen Bestellungen mehr in 2025“.

 

Frank Pressentin hat ein „Unternehmer-Gen“, keine Frage. Was er beginnt, das macht er mit 150-prozentigem Engagement. Seine Risikobereitschaft, für eine Idee in Vorleistung zu treten und sie mit professionellem Knowhow durchzuziehen, verspricht nun auch die neue Hamburger Messe „The Artisan Affair“ zum Erfolg zu führen.

 

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Durch die Teilnahme am „German Pen Fest“ Anfang Februar 2025 hatte er die Mozartsäle im Logenhaus am Dammtor kennengelernt und war von der Atmosphäre der Räume begeistert. Als er unmittelbar darauf vom Ende der MK&G-Messe erfuhr, war sein Unternehmergeist sofort wieder hellwach: „Ich habe kurzerhand entschieden, dass ich diese Lücke füllen möchte“. Ganz einfach, weil „der Austausch mit dem Publikum, aber auch mit anderen Kunsthandwerkern, für mich essenziell ist. Er inspiriert und führt zu Weiterentwicklung. Die Zusammenarbeit mit einem Schmuckkünstler beispielsweise hat meine Arbeit enorm bereichert“.

 

Und leider sei die „Biennale angewandter Kunst“ der Arbeitsgemeinschaft des Kunsthandwerks Hamburg (AdK) – bei der er Mitglied ist –, die im Juni 2026 wieder im Museum der Arbeit stattfindet, diesbezüglich kein Ersatz, zumal dort nicht verkauft wird. „Die Biennale angewandter Kunst ist ein tolles Format, aber eine Ausstellung im klassischen Sinne“, so Pressentin. „Bei einer Messe hingegen steht die Begegnung zwischen Schaffenden und Besuchenden im Fokus: Die Objekte allein sind schön, doch wenn ihre Entstehungsgeschichte erzählt wird, entsteht ein Funke – oft sogar eine lebenslange Beziehung zwischen den Künstlern und Künstlerinnen und den Sammlern.“

 

„The Artisan Affair“, die Messe „an der Schnittstelle von Handwerk, Kunst und Design“, wird nun angetreten diesen Funken zu schüren: Die Mozart-Säle mit ihrem wunderschönen, gediegenen und zugleich persönlichen Ambiente seien die perfekte Umgebung für ein anspruchsvolles Publikum, das erlesenes Kunsthandwerk von internationalem Standard schätzt, sagt der Initiator und beginnt zu schwärmen. „In dem Begriff Kunsthandwerk steckt so viel Kraft! HAND, WERK, KUNST – Diese Worte verdienen einen verantwortungsvollen Umgang!“

 

The Artisan Affair Hirsch Vollmer Seifert EkbergKunsthandwerk von Elke Hirch, Signrid Vollmer und clasetta (Etta Seifert und Clas Ekberg). © The Artisan Affair


Über 40 Künstlerinnen und Künstler aus allen Gewerken und allen Teilen Deutschlands nehmen nun an der ersten „The Artisan Affair“ in Hamburg teil. Schmuckkünstlerin Sara Cossham aus München und Clasetta-Leuchten aus Potsdam sind ebenso dabei, wie die Leipziger Keramikerin Corinna Petra Friedrich oder Möbelbauer Martin Wilmes aus Bremen. Und natürlich sind neben Frank Pressentin auch viele Meisterinnen und Meister angewandter Kunst aus der AdK Hamburg vertreten.

 

Bei der Auswahl der Ausstellenden, so erzählt Frank Pressentin, hätte er sich „zuallererst“ auf sein Bauchgefühl verlassen. Denn neben herausragender Qualität der Objekte sei auch die Persönlichkeit der Schaffenden entscheidend: „Wenn jemand mit Begeisterung von seiner Arbeit erzählt, spüren das die Besucher sofort. So entsteht eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.“

 

Daran, dass die Messe ein durchschlagender Erfolg wird, hat der vielfach begabte hanseatische Penmaker und Entrepreneur übrigens keinen Zweifel: Für das nächste Jahr sind die Mozart Säle im Logenhaus bereits gebucht.


„The Artisan Affair“

Zu besuchen an den Tagen vom 8. November 2025, 11–19 Uhr und 9. November 2025, Im Logenhaus Provinzialloge von Niedersachsen (Hamburg) Mozart-Säle, Moorweidenstraße 36, in 20146 Hamburg.

Geöffnet: 8.11. 11–19 Uhr | 9.11. 11–18 Uhr.

Weitere Informationen (Elbwood)

eBooklet zum Download mit allen Informationen, Ausstellern und Veranstaltungen (124 Seiten)

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