Fotografie
Bernd und Hilla Becher: Kies- und Schotterwerk, Oberbüren/St. Gallen, CH 2001 3 Gelatinesilberabzüge, je ca. 30.0 x 40,0 cm © Estate Bernd & Hilla Becher, vertreten durch Max Becher; Courtesy Sprüth Magers

Das Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher (1931–2007 / 1934–2015) hat mit seinem Werk Maßstäbe in der Geschichte der Photographie gesetzt. Seit 1959 arbeiteten sie über Jahrzehnte hinweg nahezu ununterbrochen an einem gemeinsamen Œuvre, das sie in Deutschland, den Beneluxstaaten, Großbritannien, Frankreich, Italien, den USA und Kanada entwickelten.

 

Ihr künstlerischer Stil, geprägt von einer sachlich-dokumentarischen Bildsprache und verbunden mit methodischer Systematik, fand insbesondere in der Minimal Art und Konzeptkunst bedeutende Resonanz. Vor dem Hintergrund der Neuen Sachlichkeit und inspiriert von der dokumentarischen Photographie des 19. Jahrhunderts schufen sie eine Bildgrammatik, deren Einfluss bis heute in der zeitgenössischen Photographie spürbar ist.

 

Erstmals in Europa präsentiert die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur eine umfangreiche Werkschau, die mit über 300 originalen Schwarz-Weiß-Photographien und ergänzenden Exponaten die Vielfalt und Tiefe des Schaffens von Bernd und Hilla Becher inhaltlich wie formal sichtbar macht.

 

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Im Zentrum der Ausstellung stehen die von ihnen entwickelten Themen und Methoden: konsequente, planvolle Annäherungen an das photographische Motiv, die über Jahrzehnte hinweg variierend angewandt wurden. Die Ausstellung zeigt, wie diese Methoden entstanden, wie sie sich entfaltet haben und welche Sicht auf die unterschiedlichen Formen von Industriebauten, auf ihre Funktionalität und Einbeziehung in der Landschaft zugrunde liegt.

 

In der Ausstellung sind seltene Einzelarbeiten aus der Frühzeit beider Künstler zu sehen – entstanden zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren, zu einem großen Teil erstmals öffentlich gezeigt. Diese Arbeiten geben Einblick in die Entwicklung ihrer gemeinsamen Ästhetik.

 

BHB MudersbachBernd Becher: Mudersbach, 1950er Jahre, Aquarell, 35,5x59,9cm. © Estate Bernd & Hilla Becher, vertreten durch Max Becher; Courtesy Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur – Bernd und Hilla Becher Archiv, Köln

 

In einem der Aussstllungsräume widmen sich die Kuratoren dem Buch Anonyme Skulpturen. Eine Typologie technischer Bauten von 1970. Diese Publikation gilt als Grundstein ihres Werkes – ein Formenkatalog industrieller Konstruktionen, der zentrale Bauformen systematisch ordnet. Anhand zitierter Textpassagen zur Funktion der Objekte und anhand von Originalabzügen wird die Bedeutung dieser Publikation für das gesamte Œuvre der Bechers verdeutlicht.

 

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf den Industrielandschaften sowie auf Photographien gesamter Anlagen. Sie zeigen, dass die Bechers nicht nur einzelne technische Bauten, sondern auch deren funktionale Zusammenhänge und räumliche Kontexte dokumentierten. Gezeigt werden unter anderem Aufnahmen der Zeche Zollern 2 in Dortmund (veröffentlicht 1977) sowie der Zeche Ewald Fortsetzung in Recklinghausen (entstanden 1982–1985).

 

Einbezogen in die Ausstellung sind ebenso „Porträts“ von Wohn- und Siedlungshäusern im Ruhrgebiet – insbesondere aus der Nachkriegszeit –, die den Alltag und das Lebensumfeld der arbeitenden Bevölkerung im industriellen Bereich ins Bild setzen. Am Beispiel eines Fachwerkhauses aus dem Siegerland wird gezeigt, wie ein einzelnes Motiv in unterschiedlichen Präsentationsformen und Kontexten unterschiedliche Bedeutungen entfalten kann. 

 

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Blick in die Ausstellungsinstallation: „Bernd und Hilla Becher – Geschichte einer Methode”. Foto: © Patrick Schwarz; Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln

 

Auch sogenannte „Abwicklungen“ werden am Beispiel verschiedener Motivgruppen veranschaulicht. Die jeweiligen Bauwerke werden in diesen Sequenzen aus mehreren Perspektiven vorgestellt, sodass ein geradezu plastisches Bild der Motive entsteht.

Und nicht zuletzt werden sogenannte Typologien präsentiert: Photographische Zusammenstellungen von Kohlebunkern, Getreidesilos, Förder- und Wassertürmen, Hochöfen oder Kühltürmen, die zeigen, wie spezifische Darstellungsweisen, systematische Ordnung und Variation zur künstlerischen Aussage werden. Die einzelnen Photographien, entstanden in unterschiedlichen Ländern zwischen den 1960er- und frühen 2000er-Jahren, machen die von Bernd und Hilla Becher entwickelte Bildgrammatik in konzentrierter Form nachvollziehbar.

 

Eine Art „filmischen Epilog“ stellt ein Video von Max Becher dar, der seine Eltern 1987 auf einer Arbeitsreise nach Ohio begleitete. Hier wird der Arbeitsprozess des Künstlerpaars eindrucksvoll lebendig.


Bernd & Hilla Becher – Geschichte einer Methode

Zu sehen bis zum 1. Februar 2026. Die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Im Mediapark 7, in 50670 Köln.

Eine Ausstellung der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur in Kooperation mit dem Bernd & Hilla Becher Studio, Düsseldorf.

Öffnungszeiten: täglich außer mittwochs von 14 bis 19 Uhr

Am ersten Donnerstag im Monat geöffnet bis 21 Uhr: Es finden besondere Programmpunkte statt (Eintritt frei!).

Geschlossen 24., 25., 26., 31.12.2025 und 1.1.2026

 

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Schirmer/Mosel Verlag, München, mit Texten von Max Becher, Gabriele Conrath-Scholl, Marianne Kapfer und Urs Stahel. (Erscheinungstermin Anfang November 2025)

Das Ausstellungs- und Buchprojekt wird großzügig von der KUNSTSTIFTUNG NRW gefördert.

Weitere Informationen (Die Photographische Sammlung)

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