Kultur Blog
- Geschrieben von Thomas Mießgang -
Es war eine bleierne Zeit: An einer geopolitischen Nahtstelle des Kalten Krieges versuchte sich ein nur oberflächlich entnazifiziertes Österreich als «Geisteskontinent» (Friedrich Heer) und Kulturgroßmacht neu zu erfinden.
Die «langen 1950er-Jahre» erstreckten sich bis weit ins nächste Jahrzehnt, in der Kulturpolitik dominierte, getragen vom Missionierungswillen des ÖVP-Unterrichtsministers Felix Hurdes, ein konservativer, rechtskatholischer Kulturalismus, der nahezu nahtlos an die Zeit vor 1938 anschloss.
Im Sinne einer offiziellen Staatskulturdoktrin war vor allem wichtig, was Burg und Oper an Sinn- und Bedeutungsproduktion lieferten, und auch ein gewisses Schwelgen im Habsburgermythos verband sich gut mit einem Kulturbegriff, der im erhabenen Überzeitlichen die Rettung vor der unmittelbaren Vergangenheit suchte.
- Geschrieben von Claus Friede -
Eine neue und überaus sehenswerte Ausstellung im Jüdischen Museum Wien macht ein bedeutendes Kapitel jüdischer Frauengeschichte sichtbar.
Es gibt Fragen, die erst sehr spät gestellt werden: Das Jüdische Museum in Wien geht den Gründen nach, warum der größte Teil aller Fotostudios in Wien zwischen 1860 und 1938 in weiblich jüdischer Hand waren.
Sie kamen aus wohlhabenden liberalen Familien, höhere Schulbildung und Berufsausbildung war Teil des jüdischen Selbstverständnissen und der Beruf schien auch deshalb so beliebt, weil er keine akademische Ausbildung erforderte, die damals für Frauen per se schwer zu erlangen war.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Sie ist Hamburgs Mutter Courage: Peggy Parnass hat mit ihren Gerichtsreportagen Geschichte geschrieben.
In Ihrem Buch „Kindheit“ stellt sie sich erneut ihrer eigenen Geschichte.
Isabelle Hofmann (IH): „Kindheit“, illustriert von der brasilianischen Künstlerin Tita do Rêgo Silva mit großartigen Originalholzschnitten, ist eines der schönsten Künstlerbücher dieses Herbstes. Ihre Erinnerungen an diese Zeit jedoch sind grauenvoll. Die Nazis haben Ihre Eltern und Großeltern umgebracht. Bis auf eine Tante in Belgien, einen Onkel in London und ihren kleinen Bruder, mit dem Ihre Mutter Sie 1939 nach Schweden schickte, wurde Ihre gesamte Familie ausgelöscht. Hatten Sie nicht gesagt, dass Sie nie über Ihre Kindheit sprechen wollen?
- Geschrieben von Christel Busch -
50 Jahre Sammlerleidenschaft – und kein Ende in Sicht...
Hans-Peter Riese, ehemaliger Journalist und ARD-Auslandskorrespondent, sammelte rund 300 Objekte aus Malerei, Grafik, Collage, Fotografie und Skulptur. Nur einen Teil davon - 150 repräsentative Exponate - zeigt die Ausstellung „Dialog über Grenzen“ im St. Annen-Museum Lübeck. Die Schau dokumentiert die parallele Kunstentwicklung von Künstlern im Westen und im Ostblock, vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Ein spannender Dialog über ideologische Grenzen hinweg.
- Geschrieben von Laura Ingianni -
Die Galerie Lichtpunkt Ambacher Contemporary in München und danach das Kunstforum Markert in Hamburg zeigen Werke des Malers Armin Mühsam unter dem Titel „Historical Inevitability“ - "Historische Unvermeidbarkeit".
Der Künstler ist Wahlamerikaner, Deutscher, Siebenbürger. Mühsam malt am liebsten Interieurs, Landschaften und Architekturmodelle in Öl. Auf seinen meist leuchtend bunten Bildern fehlen die Menschen. Sie müssen aber da gewesen sein, denn sie haben Spuren hinterlassen.
- Geschrieben von Claus Friede -
Es ist weltweit DAS Filmfestival für Poesie und Film, und verbindet alle zwei Jahre die Genres miteinander.
Schon vor der Eröffnung des 6. ZEBRA Poetry Film Festivals kam beim wartenden Publikum die Frage auf, warum der Namensgeber des Festivals ein Zebra ist. Das konnte dann einer der Programmmacher, Thomas Zendelgiacomo DelBel, endlich auf der Bühne aufklären: „MGM hat den brüllenden Löwen, wir haben das Zebra“. Und wie es sich für eine gute Corporate Identity gehört, werden die Filmpreise – nein, keine kleinen Zebrafigürchen sein, sondern Zebra-Schals einer Leipziger Designerin.
- Geschrieben von Claus Friede -
Ein Stuhl, rot-golden wie für die Zuschauer, hängt knapp über dem Bühnenboden, rechts und links an der Lehne trägt der goldenen Schwingen.
Pegasus kurz vor der Landung im Allee-Theater an der Max-Brauer-Allee. Ein hübsch verfremdetes Zitat der rot-goldenen, verheißungsvollen Stühlesammlung im Zuschauerraum.
Bald ist das vollbesetzte Haus freudiger Erwartung, die theaterleitende Familie Deeken sowieso. Denn der Pegasus-Preis, seit 1999 von ExxonMobil jährlich verliehen an ein Hamburger Privattheater, besteht ja nicht nur aus einer hübschen goldglänzenden Statue des geflügelten Rosses, sondern auch aus ganz profanen, aber nicht weniger beflügelnden 35.000 Euro, mit denen das Gewinner-Theater eine der kommenden Inszenierungen noch sehens- und hörenswerter machen kann.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der 22. Oktober 2012 ist ein ganz besonderer Tag für die Schule für Schauspiel Hamburg.
An diesem Tag wird gefeiert. Was mit einer kleinen Ballettschule und einer Tanztheatergruppe im Jahr 1982 namens „Winter auf Mallorca“ begann, entwickelte sich in rasantem Tempo zunächst zu einer Fortbildung für Schauspieler. Der Raum des Ballettstudios wurde zu klein und so zogen die beiden Gründerinnen, Michaela Uhlig und Olivia Rüdinger, in die Oelkersallee 33 zwischen Hamburg-Altona und Schanze und boten eine dreimonatige Fortbildung für Schauspieler im Alter zwischen 25 und 50 Jahren an. Das „Studio O33“ wurde fünf Jahre später zur „Schule für Schauspiel Hamburg“ und hat sich in den letzten 25 Jahren einen internationalen Ruf, mit Ablegern in Köln und Zürich erworben. Gefeiert wird übrigens in den Hamburger Kammerspielen.
- Geschrieben von Daniel Hirsch -
Die aktuelle Ausstellung der Berlinischen Galerie liefert unerwartete Eindrücke der künstlerischen Arbeit mit dem Medium Fotografie aus einem Land vor unserer Zeit – Überraschend ist dabei allerdings nicht nur die visuelle Kraft der gezeigten Werke der DDR-Fotografie, auch die Dramaturgie der Ausstellung überzeugt.
Zwanzig Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung haftet der Kunst des zweiten deutschen Staates in den öffentlichen Diskursen noch häufig der Nimbus der staatlichen Auftragskunst an. Dass die künstlerische Fotografie der DDR aber weit mehr zu bieten hat als die linientreue Verherrlichung des realsozialistischen Gesellschaftssystems, zeigen die in der Berlinischen Galerie präsentierten Positionen von rund dreißig Künstlern aus fünf Jahrzehnten.
- Geschrieben von Sarah Seidel und Claus Friede -
In Hamburg ist die Ausstellung "Steve McQueen – The Last Mile" mit 35 ausgewählten Fotografien seiner letzten Ehefrau Barbara McQueen im Museum Prototyp bis 31. Dezember 2012 erstmals in Deutschland zu sehen.
Anlässlich des 20. Filmfest Hamburg und einer Steve McQueen-Filmnacht traf sich Barbara McQueen mit den KulturPort-Journalisten Sarah Seidel und Claus Friede und sprach in einem Interview über ihre erste Begegnung mit Steve McQueen und über die gemeinsamen Jahre bis zu seinem Tod.