Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Kaum zu glauben, aber wahr: Das Werk des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti (1901-1966) kann auch heute noch überraschen.
Dabei ist es hundertfach beschrieben, besprochen, analysiert und interpretiert worden. Doch nun warten die frühen surrealistischen „Spielfelder“ in der Hamburger Kunsthalle, wie auch die „Begegnungen“ im Bucerius Kunst Forum mit neuen Erkenntnissen auf. Es ist keine Doppelausstellung im eigentlichen Sinne, beide Institutionen nähern sich dem facettenreichen Werk des Jahrhundertkünstlers von ganz unterschiedlichen Seiten. Aber sie ergänzen sich hervorragend, denn sie kreisen beide um Giacomettis obsessive Suche nach der Verschmelzung von Leben und Kunst.
- Geschrieben von Claus Friede -
Abenteurer ist eine Berufsbezeichnung, die in der heutigen Zeit recht selten vorkommt.
Sie stellt eine Kategorie dar, die seit spätestens Ende der 60er-Jahre des 20. Jahrhunderts so gut wie ausgestorben scheint. Briten und besonders Skandinavier hatten ein gutes Jahrhundert die Abenteurer-Nase vorn: Roald Amundsen (Arktis), Sven Hedin (Tibet) und Thor Heyerdahl (Kon-Tiki), um nur einige zu nennen. Sie waren gleichwohl im Dienst der Wissenschaft unterwegs, als auch als Forscher, Entdecker, Filmer und Autoren.
- Geschrieben von Laura Ingianni -
Für die Stadt München kuratiert das skandinavische Künstlerduo Elmgreen & Dragset von Januar bis September 2013 eine Ausstellungsreihe mit dem Titel „A Space called Public/Hoffentlich Öffentlich“, die auf verschiedenen bedeutenden Plätzen in der Innenstadt stattfinden wird.
Eine Lektüre der Internetseite des Projektes lohnt sich, kann man sich doch ein dreiviertel Jahr auf Projekte bekannter zeitgenössischer Künstler wie Stephen Hall, Martin Kippenberger, Ed Ruscha und vielen mehr freuen. Die Künstlerauswahl ist spannend und überraschend für ein Projekt des Kulturreferates unserer schönen, aber auch sehr behaglichen bayerischen Landeshauptstadt.
- Geschrieben von Claus Friede -
"Luft ist die Quelle allen Lebens, das Atmen, der Lebensatem der Erdatmosphäre. Deshalb trägt sie so viel Poesie in sich." Fujiko Nakaya
Im Jahr 1961 zeigte der französische Künstler Yves Klein in seiner Ausstellung „Monochrome und Feuer“ im Krefelder Haus Lange eine zwei Meter hoch in die Luft schießende Feuerfontäne. Sein Wunsch nach immateriellen Wirkungen der Kunst steht in enger Verbindung zu seiner Idee körperlicher Selbstdisziplin, Körperbeherrschung und Konzentration. Klein war über den Judosport eng mit der japanischen Grundauffassung von Geist- und Körperbeherrschung verbunden. Im Jahre 1952/53 reiste er nach Japan, um einen den höchsten Judo-Dan zu erreichen. Die Verbindung von Immaterialität und körperlicher Disziplin ist im Land der aufgehenden Sonne mit einer sehr langen Tradition verbunden.
- Geschrieben von Oliver Ballendat -
Die 'Tanzenden Türme' kommen im Flockenwirbel über dem Mojo Club an der Reeperbahn gefühlvoll in Bewegung.
In Bewegung kommt auch die 23-jährige deutsche Sängerin Elisa Schmidt, die kurz und knapp unter SCHMIDT auftritt. Geschmückt mit Federboa und Silberglitzerkleid macht sie im Rahmen ihrer ‚Pop Noir'-Tour am vergangenen Samstag im unter den Türmen verborgenen Hamburger Mojo Club Station.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
State Building, Reichstag, Eiffelturm. Ein Kaleidoskop aus Wahrzeichen prunkt hoch am Himmel des Hamburger Hauptbahnhofes, darunter Name und Adresse des Reiseveranstalters.
Tagtäglich füttert uns die Werbung mit Schlüsselreizen, auf die wir konditionierten Medienmenschen anspringen, wie der berühmte Pawlow’sche Hund auf das Klingelzeichen. So ähnlich funktionieren auch die Bilder von Helle Jetzig, die in der Galerie Borchardt in Hamburg zu sehen sind.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Schlechtes Stück, klasse Schauspieler – auf diese Formel ließe sich Yasmina Rezas „Ihre Version des Spiels“ im St. Pauli Theater herunterbrechen.
Für Hannelore-Hoger-Fans ist die Hamburger Inszenierung dennoch empfehlenswert: In ihrer Rolle als medienscheue Star-Autorin zeigt sich die Schauspielerin in Bestform.
- Geschrieben von Kerstin Schüssler-Bach -
Mit einer Krönungsoper für die junge Elizabeth II. sollte Benjamin Britten einem nationalen Mythos huldigen: dem goldenen Elisabethanischen Zeitalter der Renaissance.
Doch Brittens ‚Gloriana‘ wurde nicht das erwartete patriotische Fest, sondern eine feine psychologische Studie über getäuschte Hoffnungen und die Einsamkeit des Mächtigen.
- Geschrieben von Thomas Redl -
Architektonische Archäologie in den Bergen.
Bad Gastein ist ein gebautes Monument der Geschichte und Gegenwart des Kur- und Alpintourismus im mitteleuropäischen Raum wie es kaum ein zweites gibt.
Eine hybride Sammlung von bedeutenden Grand Hotel Bauten der Belle Époque, historischen Villen und Hotelburgen aus den 1960er, 70er und 80er-Jahren. Von der historischen Bausubstanz vergleichbar mit Sankt Moritz fristen leider heute im Ortskern von Gastein monumentale historische Hotels ein verwaistes Dasein. Drei große Häuser und das Kongresszentrum wurden vor circa 10 Jahren von einem Wiener Investor gekauft und stehen seitdem, durch Bauzäune abgeriegelt, leer. Auch das Grand Hotel de l´Europe erfährt, besitzmäßig auf verschiedenen Investoren aufgesplittert, nur mehr eine Teilnutzung. In den mondänen Räumen dieses Hauses flanierend, spürt man noch den Glanz der Blütezeit von Bad Gastein und erahnt das Leben, das hier einmal stattgefunden hat. Man sieht hier sprichwörtlich an der Architektur, was alles hier passiert ist, was im Laufe der Zeit verspielt wurde und den heutigen Status quo von Bad Gastein. Die Morbidität, die man im ganzen Ortskern spürt, kann man förmlich an den bröckelnden Fassaden der historischen Hotels abtasten.
- Geschrieben von Daniel Hirsch -
Pablo Larraíns „¡NO!“ ist nicht nur ein bewegender Film über den friedlichen Sturz des chilenischen Diktators Pinochet, sondern auch eine tiefe Verneigung vor der Werbeästhetik der 1980er-Jahre.
Verschleppung, Folter und tausendfache Hinrichtungen in den Reihen der Opposition sind auf immer mit dem grausamen Kapitel der Militärdiktatur Augusto Pinochets verbunden, der Chile nach dem Putsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende 17 Jahre lang autokratisch regierte. Die jüngere Geschichte des südamerikanischen Landes, der sich Pablo Larraín schon in seinen letzten beiden Filmen (Tony Manero und Post Mortem) widmete, ist gewiss kein einfacher historischer Stoff. Mit „¡NO!“ gelingt ihm dennoch ein wunderbar leichter Abschluss seiner Trilogie, der die alltägliche Repression der Diktatur bei allem Schmunzeln eindrücklich nachempfinden lässt.