Kultur Blog
- Geschrieben von Christel Busch -

"Ich bin es gewohnt durch Farbe und Form meine innersten Gefühle zum Ausdruck zu bringen". Das sagte Felix Nussbaum zu seinen Bildern.
Die frühen Bilder des jüdischen Malers sind noch frei von Emotionen. Nüchtern, ohne Sentimentalität, fast dokumentarisch spiegeln sie sein Leben wider. Erst die späten von Angst, Emigration und Exil geprägten Gemälde geben Einblick in sein Innerstes, sein tragisches Leben, das 1944 in einer der Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz endet. Seit 1998 präsentiert das Felix-Nussbaum-Haus – ein Erweiterungsbau des Architekten Daniel Libeskind an das Kunstgeschichtliche Museum Osnabrück – über 200 seiner Werke: Portraits und Selbstportraits, Zeichnungen, Stillleben, Landschaftsbilder und Straßenszenen aus allen Schaffensperioden. 2011 erweitert der Architekt den Bau um einen neuen Eingang mit Foyer und Bibliothek.
- Geschrieben von Anna Grillet -

Den verzweifelten Kampf um Recht und Gerechtigkeit inszeniert Arnaud des Pallières als archaisch poetischen Western in der rauen Bergwelt der Cevennen.
Unwiderstehlich: Mads Mikkelsen als glückloser Ehrenmann.
Heinrich von Kleists Novelle verlor seit ihrem Erscheinen 1810 nie an politischer Aktualität, im Gegenteil: Regisseur Volker Schlöndorff verfilmte 1969 den Literaturklassiker dem damaligen Zeitgeist entsprechend als engagiert bemühte Parabel auf die weltweiten Studentenunruhen. Des Pallières geht den entgegengesetzten Weg: er konzentriert sich ganz auf seinen Protagonisten, dessen Gefühle, Ideale und inneren Konflikte. Der in Paris geborene Regisseur und Drehbuchautor kürzte den Text radikal, verlegte die Handlung aus dem 16. Jahrhundert von Brandenburg und Sachsen nach Südfrankreich, in die Cevennen: Eine oft karge steinige Landschaft, unwegsam durch ihre tiefe Schluchten und windigen Hochebenen. Hier lebt der Pferdehändler Michael Kohlhaas (Mads Mikkelsen) mit seiner Frau Judith (Delphine Chuillot) und der Tochter Lisbeth (Mélusine Mayance). Ein ruhiges fast idyllisches Dasein.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -

Autorenprominenz am Hamburger Hafen: T.C. Boyle, Daniel Kehlmann, Uwe Timm und Liao Yiwu gehören zu den über 70 Schriftstellern beim diesjährigen Harbour Front Literaturfestival, das vom 12. bis 21. September 2013 stattfindet.
Ungewöhnliche Veranstaltungsorte zum Entdecken literarischer Perlen: Das Harbour Front Literaturfestival versammelt auch dieses Jahr wieder namenhafte Autoren der deutschen und internationalen Literaturszene am Hamburger Hafen, die dem Publikum ihre neuesten Werke vorstellen werden. Bei den rund 80 Veranstaltungen ist wohl für jeden Geschmack etwas dabei: Das breit gefächerte Programm reicht von Belletristik über Lyrik zu Sachbüchern, Kinder- und Jugendliteratur sowie Graphic Novels.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -

Pragmatisch und praktisch ist sie in jedem Fall – und ziemlich geräuschlos.
Eine Frau, die gern im Hintergrund bleibt, fleißig arbeitet und „Manager-Qualitäten“ für sich beansprucht. Die wird sie auf Schloss Gottorf auch sicher brauchen: Zum 1. September übernahm Kirsten Baumann (50) die Leitung der Abteilung Kunst und Kulturgeschichte der Stiftung Schleswig-Holsteinischer Landesmuseen Schloss Gottorf. Die Kunsthistorikerin, zuvor Direktorin des Museums der Arbeit in Hamburg (seit 2009), übernimmt damit die Nachfolge des glücklosen Jürgen Fitschen, der nach Machtkämpfen mit Stiftungschef Claus von Carnap-Bornheim vorzeitig seinen Schreibtisch räumte.
- Geschrieben von Claus Friede -

Das Lexikon besagt, dass eine Zeitkapsel ein Behälter zur Aufbewahrung von Dingen für eine bestimmte Zeit ist.
Sie darf erst nach Ablauf eines bestimmten Zeitintervalls geöffnet werden, mit dem Zweck, zeittypische Dinge an die nächsten Generationen weiterzugeben.
Auch die Schwarz-Weiß-Fotografien der gleichnamigen Ausstellung in der Galerie der Handelskammer Hamburg waren über einen langen Zeitraum der Öffentlichkeit unbekannt, als ob sie in einer Zeitkapsel eingeschlossen gewesen wären. So hat der 1923 geborene Yang Chi-Hsin noch zu Lebzeiten selbst den Ausstellungstitel „Zeitkapsel“ gewählt. Seiner Frau ist es allerdings zu verdanken, dass die Negative mehrere Umzüge und Jahrzehnte überstanden.
- Geschrieben von Mirjam Kappes -

Umbruchsjahr 1933: Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wird auch die Filmproduktion Deutschlands grundlegend neu gestaltet.
Die Filmreihe „Zerstörte Vielfalt“, die gerade im Hamburger Kino Metropolis angelaufen ist, widmet sich jenem Transformationsprozess vom Weimarer Kino zum NS-Film.
Der UFA-Film „Morgenrot“ ist zu zweifelhafter Prominenz gelangt. Bekanntermaßen war es der erste Film, den sich Adolf Hitler nach seiner Vereidigung zum Reichskanzler mit ausgewählten Vertretern seiner neu installierten Regierung am 2. Februar 1933 in Berlin ansah. Der stark von nationalistischem Gedankengut geprägte, anti-englische U-Boot-Film ist aber nicht nur historisches Zeugnis – er markiert zugleich eine Umbruchsituation des deutschen Filmschaffens, die noch im selben Jahr eingeläutet werden sollte: Das Ende des Weimarer Kinos, und der Einzug des nationalsozialistischen Films.
- Geschrieben von Claus Friede -
Sie gehört zu den beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands, steht auf Theaterbühnen, gibt Lesungen, spricht Texte, spielt in Fernsehserien und ist auf der Kinoleinwand zu sehen – die Rede ist von Nina Petri.
In diesem Sommer ist sie 50 Jahre alt geworden, ein guter Grund, mit ihr eine Zwischenbilanz zu ziehen und überhaupt, sich einmal mit der gelassenen, entwaffnend ehrlichen und haltungsbewussten Frau zu unterhalten. Claus Friede traf Nina Petri in Hamburg-Ottensen und blickte mit ihr in die Vergangenheit, Gegenwart und auch etwas in die Zukunft.
- Geschrieben von Anna Grillet -

Den ersten Spielfilm in Saudi-Arabien hat eine Frau gedreht: Haifaa Al Mansour.
In einem Land, wo Kinos verboten sind, realisierte sie ein zauberhaftes, mutiges, packendes wie anrührendes Coming-of-Age-Movie. Die Arbeitsbedingungen waren abenteuerlich.
Die zehnjährige Wadjda (Waad Mohammed) am Stadtrand von Riad wünscht sich nichts sehnlicher als jenes grüne Fahrrad, das sie in einem Spielzeugladen entdeckt hat. Den Nachbarsjungen Abdullah (Abdullrahm Al Gohani) beim Wettrennen zu besiegen, davon träumt sie. Doch in dem islamischen Königreich ist es Mädchen untersagt, Fahrrad zu fahren. Wadjda macht sich wenig aus Regeln oder Verboten, unter ihrer schwarzen Abaya trägt sie enge Jeans und coole Chucks, tobt draußen herum wie ein Wildfang. Auf dem Schulhof betreibt sie regen Handel mit Mixtapes westlicher Popmusik, selbst geflochtenen Freundschaftsbändern, agiert als Überbringer unerlaubter Liebesbotschaften. Hauptsache es bringt Geld, denn das Rad ist teuer und von den Eltern keine Hilfe zu erwarten für so eine verrückte Idee.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Wenn es um den Nachlass bildender Künstler geht, verwandelt sich die flapsige Frage oftmals in eine Feststellung: „Das ist Kunst, das kann weg!“
Es gibt zahllose Geschichten von zerschlagenen Kollektionen und Kunstwerken, die auf dem Sperrmüll landeten. Man denke nur an die Sammlung Carl Vogel, des ehemaligen Präsidenten der Hamburger Hochschule für bildende Künste. Jahrelang kämpfte er vergeblich um ein eigenes Museum in Hamburg. Nach seinem Tod fiel das Werk in dubiose Hände und wurde schließlich beim Kunsthaus Lempertz versteigert. Nicht weniger traurig der Niedergang des Nachlasses von Wols (1913-1951): Erst verblieb er in der Obhut der Witwe, dann erbten ihn ihre nächsten Ehemänner – schließlich wurde er auf einer Auktion in alle Winde verstreut.
- Geschrieben von Harry Popow -

Haben wir das nötig? Das ach so reich gewordene aber im globalen Konkurrenzkampf armgesparte und im Sinken begriffene Staatsschiff benötigt Freiwillige, die kostenlos einspringen und retten, was es für die Machteliten zu retten gibt, denn die Kassen fürs Soziale sind leer.
Deshalb der Aufschrei: Bürger, begebt Euch in die Schulen, Kirchen, Sport- und Kulturvereine sowie in die Krankenhäuser und leistet freiwillig Sozialarbeit. Denkt an die katholische Soziallehre, die dafür plädiert, dass dem Staat nur solche Aufgaben aufgebürdet werden sollen, die die Einzelnen, sprich besonders die Familien, nicht alleine tragen können. Denkt an die barmherzigen Samariter, denkt an die Bibel, denkt an die heilige Elisabeth von Thüringen, die die Armen speiste. Das war vor 800 bzw. 200 Jahren. Und heute? Mehr Selbst- und Nächstenhilfe! Helft mit, den Staat schlanker zu machen. Hebt Euren Arsch, denn es ist vorbei mit dem „Wohlfahrtsstaat“.