Mit der Goethe-Medaille werden in diesem Jahr der türkische Kulturförderer Osman Kavala, die Sprachwissenschaftlerin Li Yuan aus China und der Autor David Van Reybrouck aus Belgien geehrt. Überreicht wird die Goethe-Medaille im Rahmen eines Festakts am 28. August 2025 in Weimar durch die Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost. Die Verleihung findet erstmals öffentlich statt. Beim zeitgleich stattfindenden Kunstfest Weimar wird die Arbeit der Preisträger*innen im Diskurs oder auf der Bühne vorgestellt. Die Goethe-Institute im Ausland schlagen Kandidat*innen aufgrund ihres zentralen Beitrags zur internationalen Kultur- und Bildungspolitik und ihres herausragenden künstlerischen und bildungsrelevanten Schaffens vor; die Auswahl der Preisträger*innen trifft eine Jury unter dem Vorsitz von Thomas Oberender.
Die Präsidentin des Goethe-Instituts Gesche Joost betont anlässlich der Bekanntgabe der diesjährigen Preisträger*innen der Goethe-Medaille: „Wir erleben eine Welt der neuen Rauheit, in der demokratische Werte vielfach unter Druck geraten. Gerade jetzt brauchen wir kulturelle Verständigung und Menschen, die einen Unterschied machen. In unserem weltweiten Netzwerk der Goethe-Institute treffen wir auf genau solche Menschen, die sich mit Mut, Kreativität und einem wachen Blick für Kultur und Sprache im Austausch mit Deutschland einsetzen: Osman Kavala ist ein unermüdlicher Ideengeber und Initiator, der mit großem Einsatz noch immer kulturelle Räume schafft und mit seiner Arbeit zivilgesellschaftliche Netzwerke in der Region nachhaltig stärkt. Seit ihrem Studium in Berlin bringt Li Yuan mit großem Engagement die Professionalisierung des Faches Deutsch als Fremdsprache voran – als Professorin inspiriert sie zahlreiche angehende Lehrkräfte und Wissenschaftler*innen in China. Mit Initiativen wie der NGO „G1000” denkt David Van Reybrouck Demokratie grundlegend neu – nicht als bloße Repräsentation, sondern als lebendige, partizipative Praxis. Seine unabhängige Forschung schafft die Grundlage für ein tiefes Verständnis gesellschaftlicher Dynamiken und politischer Teilhabe. Mit ihren mutigen Ansätzen und Projekten wirken die Preisträger*innen weit über die Türkei, China und Belgien hinaus. Ich freue mich sehr, dass wir in diesem Jahr das herausragende Engagement dieser drei so unterschiedlich arbeitenden Persönlichkeiten mit der Goethe-Medaille ehren.“
Thomas Oberender, Vorsitzender der Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille, sagt zur Auswahl der Preisträger*innen: „Die diesjährigen Preisträger*innen schaffen durch ihre Arbeit neue Perspektiven und innovative Formen der Kultur- und Sprachvermittlung. Sie hinterfragen und verändern damit auf bemerkenswerte Weise die bestehenden Standards kultureller Praktiken und sind auf ihre Weise leise Revolutionär*innen.“
Aus den Begründungen der Jury für die Preisvergabe:
Die von Osman Kavala 2002 gegründete Organisation Anadolu Kültür hat Projekte wie das Diyarbakır Arts Center und den Kunstraum Depo in Istanbul initiiert, die Menschenrechte, Kunst und Kultur stärken. Anadolu Kültür widmet sich der Förderung der kulturellen Vielfalt und des Dialogs, insbesondere mit den unmittelbaren Nachbarregionen der Türkei. Auch nach seiner Verhaftung im Jahr 2017 leistet Kavala weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Friedens- und Versöhnungsarbeit in der Region. Seine Organisation unterstützt die Bewahrung des vielfältigen anatolischen Erbes und fördert die lokale und internationale Zusammenarbeit zwischen Künstler*innen und Nichtregierungsorganisationen für eine Kultur des friedlichen Miteinanders.
Die chinesische Germanistin Li Yuan hat mit ihren Forschungsprojekten, ihren zahlreichen Monografien und Lehrwerken und der Gründung von drei nationalen Wettbewerben für Deutschstudierende den Lehrplan und die Unterrichtspraxis an chinesischen Schulen und Universitäten tiefgreifend mit beeinflusst und vorangetrieben. Sie ist verantwortlich für die Erstellung des größten Lernersprachenkorpus – einer Sammlung von Texten und gesprochener Sprache von Fremdsprachenlerner*innen. Ziel des Korpus ist es, typische Fehler zu ermitteln und daraus didaktische Konzepte zu entwickeln. Ihre Arbeit trägt wesentlich zur interkulturellen Verständigung, der Förderung von Nachwuchswissenschaftler*innen sowie der Stärkung und Erhaltung des Faches Deutsch als Fremdsprache in China bei.
David Van Reybrouck setzt sich mit seinen streitbaren Plädoyers zu alternativen Wahlverfahren und der Einrichtung von Bürgerräten für eine Erneuerung demokratischer Prozesse ein. Seine recherchereichen Bücher über Südafrika, den Kongo oder Indonesien machen Perspektiven sichtbar, die von der westlich dominierten Geschichtsschreibung oftmals wenig beachtet werden. Der interdisziplinäre Ansatz seiner Bücher und ihr Fokus auf marginalisierte Stimmen verbinden einen klaren literarischen Stil mit einem emotionalen Zugang. Aus diesem Grund zählen sie zu den bedeutendsten Beiträgen im politischen Diskurs der Gegenwart.
Die Goethe-Medaille ist das offizielle Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland und der wichtigste Preis der auswärtigen Kulturpolitik. Sie wird in diesem Jahr zum 70. Mal verliehen. Jedes Jahr schlagen Mitarbeitende der Goethe-Institute in Abstimmung mit den deutschen Auslandsvertretungen Kulturakteur*innen aus allen Regionen und kulturellen Sparten sowie dem Wissenschafts- und Sprachbereich vor. Aus den Vorschlägen wählt eine Jury – die Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille, bestehend aus Persönlichkeiten aus Deutschland aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst und Kultur – drei Preisträger*innen aus. Die Goethe-Medaille würdigt Verdienste um die Förderung der deutschen Sprache sowie von Kultur und Künsten in den Heimatländern der Preisträger*innen. Sie ehrt damit auch die Erneuerung und ständige Aktualisierung eines internationalen Verständnisses von Kultur. Der Preis macht auf zukunftsweisende Themen und Strömungen aufmerksam und stärkt die Internationalisierung der deutschen Kulturlandschaft, die globale Vernetzung und wechselseitig lernende Zusammenarbeit. Die Verleihung findet am 28. August, dem Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes, in Weimar statt.
Die Kommission zur Verleihung der Goethe-Medaille 2025 bestand aus René Aguigah (Moderator und Ressortleiter „Literatur, Philosophie, Religion“ Deutschlandfunk Kultur, Berlin), Julia Grosse (Künstlerische Leiterin Contemporary And, Berlin), Anna Henckel-Donnersmarck (Kuratorin und Leiterin der Berlinale Shorts, Berlin), Matthias Lilienthal (Dramaturg und Intendant, Berlin), Thomas Oberender (Autor und Kurator, Berlin), Antje Rávik Strubel (Autorin, Potsdam), Andrea Zschunke (Leiterin Musik WDR3, Köln); in Vertretung des Auswärtigen Amtes: Anna Bartels (Beauftragte für Auswärtige Kulturpolitik); in Vertretung des Goethe-Instituts: Carola Lentz (Präsidentin des Goethe-Instituts a. D.), Gesche Joost (Präsidentin des Goethe-Instituts, als Gast) und Johannes Ebert (Generalsekretär des Goethe-Instituts).
Das künstlerische und diskursive Rahmenprogramm zur Goethe-Medaille in Weimar entsteht in Zusammenarbeit mit dem Kunstfest Weimar. Die Holtzbrinck Publishing Group unterstützt das Kulturprogramm der Goethe-Medaille 2025
Weitere Informationen zur Goethe-Medaille, Biografien der Preisträger*innen sowie eine Aufstellung der bisher Geehrten finden Sie unter: www.goethe.de/goethe-medaille
Das Goethe-Institut ist das weltweit tätige Kulturinstitut der Bundesrepublik Deutschland. Mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern fördert es die Kenntnis der deutschen Sprache, pflegt die internationale kulturelle Zusammenarbeit und vermittelt ein aktuelles Deutschlandbild. Durch Kooperationen mit Partnereinrichtungen an zahlreichen weiteren Orten verfügt das Goethe-Institut insgesamt über rund 1.000 Anlaufstellen weltweit. www.goethe.de
Quelle: Goethe Institut
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