Der Bariton Nicholas Mogg und der Tänzer Louis Musin sind die Träger des Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preises. Der Eduard Söring-Preis geht an Clara Bellegarde. Die mit je 8.000 Euro dotierten Preise werden am 12. April 2025 im Rahmen des Operndinners von der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper und in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Peter Tschentscher, vergeben. Bei der Wahl der Preisträgerinnen und Preisträger folgt die Opernstiftung der Empfehlung des Opernintendanten Georges Delnon, des Ballettintendanten Demis Volpi sowie des Hamburgischen Generalmusikdirektors Kent Nagano.
„Es ist der Opernstiftung ein großes Anliegen, besondere Begabungen und die Vielseitigkeit des künstlerischen Nachwuchses zu fördern. Die Intendanten haben begabte Künstlerinnen und Künstler ausgewählt, die durch ihr besonderes Talent, Engagement, die Arbeit und Hingabe an ihre Kunst aufgefallen sind. Es ist uns eine große Freude ihre Karrieren durch die Verleihung unserer Preise zu ehren und sie dadurch zu unterstützen und weiter zu außergewöhnlichen künstlerischen Leistungen zu motivieren“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Schmidt. „Wir gratulieren unseren Preisträgerinnen und Preisträgern von Herzen und wünschen allen viel Glück auf ihrem Weg!“
Opernintendant Georges Delnon gratuliert dem Preisträger: „Nicholas Mogg ist seit der Spielzeit 2022/23 Mitglied des Solistenensembles der Hamburgischen Staatsoper, zuvor war er Mitglied des Internationalen Opernstudios. Seitdem hat der Bariton eine herausragende stimmliche und darstellerische Entwicklung gezeigt. Beispielhaft seien genannt seine Rollendebuts als Papageno in Die Zauberflöte, Mitjucha in Boris Godunow, Guglielmo in Così fan tutte oder Silvio in I Pagliacci. Sie stehen stellvertretend für sein breitgefächertes Repertoire, seine vielseitige Begabung und herausragende Musikalität. Hervorzuheben sind auch seine Auftritte an anderen bedeutenden Opern- und Konzerthäusern wie der Elbphilharmonie, Opernhaus Zürich, Barbican Hall, Concertgebouw Amsterdam, KKL Luzern oder der Philharmonie de Paris. Nicholas Mogg ist zu einer wichtigen Säule unseres Ensembles geworden und zu einem Publikumsliebling in Hamburg.“
Ballettintendant Demis Volpi lobt den diesjährigen Oberdörffer-Preisträger: „Louis Musin verkörpert in herausragender Weise das Wesen des Hamburg Ballett: Er besitzt eine tief verwurzelte Neugierde in seinem Streben nach neuen Ausdrucksformen, und lebt und verkörpert gleichzeitig die Tradition der Compagnie. Nicht nur in der laufenden Spielzeit brillierte er technisch und schauspielerisch im Neumeier-Repertoire als Romeo und zeigte eindrucksvoll seine Wandlungsfähigkeit in „Tod in Venedig“. Auch in zeitgenössischen Werken eines William Forsythe oder Justin Peck überzeugte er zum einen durch seine bravouröse klassische Technik, zum anderen durch eine explosive Energie gepaart mit lässiger Coolness. Auf der Bühne strahlt Louis Musin eine magnetische Anziehungskraft aus und zeigt eine ehrliche Empathie für die Figuren, die er verkörpert. Die mitreißende Dynamik seiner Darbietungen fesselt das Publikum von der ersten bis zur letzten Bewegung. Besonders herauszuheben ist seine Bereitschaft zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung – sei es auf künstlerischer, technischer oder emotionaler Ebene.“
Generalmusikdirektor Kent Nagano hebt die Qualitäten der diesjährigen Eduard-Söring-Preisträgerin hervor: "Clara Bellegarde vereint brillante Kunstfertigkeit und virtuose Technik mit einer außergewöhnlichen Raffinesse in ihrem Spiel. Die Nuancen, die sie der Harfe entlockt, sind überaus reichhaltig - das war zuletzt beispielsweise bei ihrem Auftritt als Solistin im Silvesterkonzert zu erleben. In der gemeinsamen Arbeit ist sie erfrischend neugierig, aufgeschlossen und flexibel, ihre starke Persönlichkeit trägt maßgeblich dazu bei, der einzigartigen Präsenz und dem Profil des Philharmonischen Staatsorchesters Lebendigkeit zu verleihen. Mit Clara Bellegarde wird eine beliebte junge Kollegin ausgezeichnet, die sich bestens in die Tradition des Orchesters einfügt und die anderen Mitglieder wunderbar unterstützt. Ich gratuliere ihr sehr herzlich."
Die Preisträger
Der britische Bariton Nicholas Mogg ist Mitglied des Solistenensembles der Staatsoper Hamburg, wo er von 2019 bis 2022 Mitglied des Internationalen Opernstudios war. Zu seinen jüngsten Rollen zählen Guglielmo (Così fan tutte), Ned Keene (Peter Grimes), Silvio (I Pagliacci) und sowohl Dancaïro als auch Morales (Carmen). Weiter wirkte er an Uraufführungen von Komponisten wie Samuel Penderbayne, Lorenzo Romano, Johannes Harneit und Salvatore Sciarrino mit. In der Spielzeit 2024/25 gab Nicholas an der Staatsoper Hamburg wichtige Rollendebüts als Schaunard (La Bohème) und Papageno (Die Zauberflöte), sowie sein Hausdebüt am Opernhaus Zürich als Phileas Fogg (In 80 Tagen um die Welt von Jonathan Dove). Zu den jüngsten Konzerthöhepunkten zählen sein Debüt als Solist in der Elbphilharmonie, Auftritte in der Barbican Hall, im Concertgebouw Amsterdam, im Palau de la Música Catalana, im Bozar Brüssel, im KKL Luzern und in der Philharmonie de Paris mit Dirigenten wie Kent Nagano, Sir John Eliot Gardiner, Ton Koopman und Alan Gilbert. Zu seinen jüngsten Engagements gehören Tourneen mit Bachs h-Moll-Messe, der Johannes- und der Matthäuspassion mit dem Orchestra of the 18th Century, sowie Händels Messias mit dem English Chamber Orchestra, dem Orquesta Ciudad de Valencia und dem Real Orquesta Sinfónica de Sevilla. Seine Debütaufnahme mit Musik von Carl Loewe, die er zusammen mit dem Pianisten Jâms Coleman eingespielt hat, wurde im Dezember 2021 veröffentlicht und von der Kritik hoch gelobt. Nicholas Mogg ist Absolvent des Opernkurses an der Royal Academy of Music, sowie des Clare College in Cambridge, wo er Chorstipendiat war. Er ist Absolvent des National Opera Studios im Vereinigten Königreich, wo er durch einen Young Artist Development Award im Rahmen des Glyndebourne New Generation Programme gefördert wurde.
Der Tänzer Louis Musin wurde in Belo Horizonte, Brasilien in eine Ballettfamilie geboren. Sein Vater, Nicolas Musin, war u. a. Solist des Hamburg Ballett und auch seine Mutter, Fernanda Tavares Diniz, war Balletttänzerin. Seine Ausbildung erhielt der 22-jährige an der Dance Area in Genf und an der Ballettschule des Hamburg Ballett. Zu seinen wichtigsten Lehrer*innen dort zählten u.a. Gigi Hyatt, Kevin Haigen, Janusz Mazon, Christian Schön und Konstantin Tselikov. Schon als Schüler der Ballettschule besetzte ihn John Neumeier in seinen Balletten: Als junger Aschenbach trat er bei Tod in Venedig mit der Compagnie auf. 2021 wurde er Mitglied des Hamburg Ballett und tanzte bereits in seiner zweiten Spielzeit die Hauptrolle des Romeos bei der Wiederaufnahme von John Neumeiers Romeo und Julia in den Ballett-Tagen der 50. Jubiläumsspielzeit von John Neumeier im Sommer 2023. Zum Beginn der Spielzeit 2023/24 avancierte er zum Solisten.
John Neumeier kreierte für ihn Ein junger Soldat in Dona Nobis Pacem (2022) und ein Solo in Epilog (2024), seinem letzten abendfüllenden Ballett mit der Compagnie des Hamburg Ballett. Insgesamt zählt Louis Musin nach seinen dreieinhalb Spielzeiten beim Hamburg Ballett neben Romeo aus Romeo und Julia schon zahlreiche Rollen aus den John Neumeier-Balletten zu seinem Repertoire: Louis in Liliom, Fritz in Der Nussknacker, Stanislav Nijinsky in Nijinsky, Telemachos in Odyssee, Der Wanderer, der Gondoliere, ein Tanzpaar, Dionysos, der Friseur, der Gitarrist in Tod in Venedig, Demetrius in Ein Sommernachtstraum sowie Solopartien in Matthäus-Passion, Ghost Light und Dritte Sinfonie von Gustav Mahler. Mit Beginn der Spielzeit 2024/25 wurde das Repertoire unter der neuen Intendanz von John Neumeier um weitere choreografische Tanzsprachen ergänzt und Louis Musin tanzte Solos in The Times Are Racing von Justin Peck sowie Blake Works V – The Barre Project von William Forsythe.
Die französische Harfenistin Clara Bellegarde wuchs in einem musikalischen Umfeld auf: Ihre Eltern waren beide Musiker, was ihren frühen Zugang zur Musik maßgeblich prägte. Schon im Alter von sechs Jahren entdeckte sie ihre Liebe zur Harfe in ihrer Heimatstadt Lille. Diese Leidenschaft führte sie zu einer beeindruckenden Karriere: 2015, mit gerade einmal 23 Jahren, wurde sie zur Solo-Harfenistin des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg ernannt. Seitdem begeistert Clara nicht nur in Hamburg, sondern auch als Gastmusikerin in renommierten Orchestern weltweit. Sie spielt regelmäßig mit den Münchner Philharmonikern, dem Orchestre de la Suisse Romande, der Staatskapelle Berlin, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Orchestre de l’Opéra de Paris, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, sowie dem Concertgebouworkest Amsterdam. Clara Bellegarde erhielt ihre Ausbildung an renommierten Musikhochschulen. Nach einem Vorstudium bei Anne Le Roy schloss sie ihren Bachelor bei Isabelle Moretti am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris ab, bevor sie ihren Master an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt bei Françoise Verherve erlangte. Ihre ersten Orchestererfahrungen sammelte sie im Orchestre Français des Jeunes und im Gustav Mahler Jugendorchester, wo sie als junge Musikerin entscheidende Impulse für ihre Karriere erhielt. Später kehrte sie als Coach zu diesem Orchester zurück, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit der nächsten Generation zu teilen. An der Harfe schätzt sie den vielseitigen Klang, der nicht nur himmlisch-zart, sondern auch sehr kraftvoll sein kann und ihrer Seele Ausdruck verleiht. Sowohl auf der Konzertbühne als auch im Orchestergraben in der Oper liebt sie die Rolle der Harfe, dem Gesamtklang eine ganz besondere Klangfarbe hinzuzufügen, und so gemeinsam etwas Einzigartiges zu erschaffen.
Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis und Eduard Söring-Preis
Für die Bereitstellung der Preisgelder von je 8.000 Euro konnte die Opernstiftung drei Förderer gewinnen. Der Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis wird in diesem Jahr zum 57. Mal, der Eduard Söring-Preis zum 44. Mal, an junge Künstlerinnen und Künstler der Staatsoper Hamburg, des Hamburg Ballett und des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg verliehen. Der erste Träger des Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preises war Hans Sotin, ihm folgten unter anderen Franz Grundheber, Hanna Schwarz, Kurt Streit, Gigi Hyatt und Gamal Gouda. Der Eduard Söring-Preis wird an Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg verliehen. Die gezielte Nachwuchsförderung der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper hat mit der Auslobung der beiden Preise begonnen und wird seit 1994 auch mit der Gründung und Unterstützung des Internationalen Opernstudios der Staatsoper fortgesetzt. Mit der Förderung der opera piccola engagiert sich die Opernstiftung mit großer Freude auch für den Nachwuchs im Kindergarten- und Schulalter.
Quelle: Staatsoper Hamburg
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