Meinung
Mail aus Riga - Nebels Welt XIX

Von den Privattheater-Tagen, die die Bühnen im ganzen deutschsprachigen Raum ansprechen, von Forderungen, die eher das Gegenteil bewirken und von der Kultur so im ganz Allgemeinen.
Mal wieder geht es ums Geld. Es lässt sich so leicht fordern. Bei den 2. Privattheatertagen in Hamburg, die mit 600.000 € vom Bund gefördert werden, gab es natürlich Ansprachen, wogegen ja nichts einzuwenden ist: Was gesagt werden muss, muss gesagt werden. Es sprachen der Initiator dieser Tage und Intendant des Altonaer Theaters Axel Schneider zum Programm, das hohes Lob in den Medien erhalten hatte, von einer Steigerung der Besucherzahl von 10 %, was eine Auslastung von über 90% entsprach.

Es sprach noch dieser und jener entweder coram publico oder in mehr vertrauterem Kreise und es sprach der Bundestagstagsabgeordnete Kruse (CDU), der das Geld beim Bund locker gemacht hatte; dafür ganz großes Lob. Dass er der Meinung war, dass die Kultur zu wenig bekomme – na das kennt man ja – nur dass er der anwesenden Kultursenatorin Kisseler (SPD-nah) empfahl am besten den Kulturetat zu verdoppeln, ist doch ein leicht vergifteter Wunsch. Darauf beruft man sich jetzt gerne und die CDU kann in der Kulturszene punkten. Bis vor zwei Jahren war sie – zur Erinnerung – selbst am Ruder. Und mit ca. 3% am Gesamtetat liegt Hamburg nicht schlechter da als andere Bundesländer. Und wetten – wenn dies einträte, dann wäre es immer noch zu wenig. Die Elbphilharmonie, die jetzt – aber nun ganz gewiß – 750 Mio. € kosten und in diesem Jahrhundert auch noch fertig werden soll, ist in diesen Zahlen nicht mit eingerechnet. Von dem eigentlichen Problem – die oft prekäre Lage der Kunstschaffenden – wird dann weniger geredet. Das private Engagement für die Kultur – so wie in den USA, was hier auch anempfohlen wird – erzeugt doch nur einen speziellen Kichereffekt. Das Geld geht größtenteils in repräsentative Aufführung und lebt auch von Stiftungen, was natürlich zu begrüßen ist. Aber es wird damit überhaupt keine Flächendeckung erreicht. Es gibt im mittleren Westen beispielsweise Orte, wo das nächste Buchgeschäft 300 Km entfernt ist; auch in Meilen ausgedrückt, klingt das nicht so dolle.

Ich hatte mich ja in mehreren meiner Kolummnen mit dem Verhältnis Geld und Kultur beschäftigt, aber das wäre dann schon wieder eine ganz andere Geschichte – allgemein gesehen.

Ihr Klaus Peter Nebel


Prof. Dipl.-Bibl. Prof. h.c. Klaus Peter Nebel ist Leiter des Studiengangs Kultur- und Medienmanagement an der Lettischen Kulturakademie in Riga/Lettland. Von 2007 - 2010 arbeite er als Professor für Marketing- und Unternehmenskommunikation an der UMC (University of Management and Communication), Berlin, Potsdam; In den Jahren 2007 und 2008 war er als Direktor der Konzernkommunikation der maxingvest AG, Hamburg tätig (Holding für Beiersdorf AG, Tchibo GmbH, tesa AG) und Leiter der Unternehmenskommunikation der Tchibo GmbH, Hamburg. Über 20 Jahre, von 1983 bis 2007 war er Leiter Presse & Public Relations der Beiersdorf AG in Hamburg.

Hinweis: Die Inhalte dieser "Kolumne" geben die Meinung der jeweiligen Autoren wieder. Diese muss nicht im Einklang mit der Meinung der Redaktion stehen.

Foto: Claus Friede

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