Der in Berlin lebende Kontrabassist und Komponist Haggai Cohen-Milo, bekannt für seine genre-übergreifenden und interdisziplinären Werke, veröffentlichte soeben sein neuen Albums „Gravitations“.
Das Auftragswerk der Symphoniker Hamburg, – eine mutige Neukomposition, wurde live in der ikonischen und klangfeinen Laeiszhalle Hamburg aufgenommen.
Als kreative Ausgangspunkte für das Album dienen Mahlers Das Lied von der Erde, Verdis Requiem und Debussys Prélude à l’après-midi d’un faune – gemeinsam ausgewählt mit Daniel Kühnel, dem Intendanten der Symphoniker Hamburg. Das Album nähert sich der Anziehungskraft klassischer Musik nicht durch Arrangements oder Bearbeitungen, sondern durch neue Kompositionen von Haggai Cohen-Milo, die sich deutlich von den Originalwerken entfernen. Entstanden im Rahmen einer dreiteiligen Konzertreihe, spiegelt das Album die intensive Auseinandersetzung des Komponisten mit dem klassischen Repertoire wider – neu interpretiert durch eine dynamische Fusion aus Jazz, Improvisation und Spoken Word. Am Kontra-bass führt Haggai Cohen-Milo ein herausragendes Ensemble an: Emma Rawicz und Maria Kim Grand (Saxofon), James Shipp (Vibraphon, Keyboards), Philip Dizack und Justin Stanton (Trompeten), Tamuz Dekel (Gitarre), Amir Bresler und Ziv Ravitz (Schlagzeug) sowie der Spoken-Word-Künstler Stimulus.
Haggai Cohen-Milo beschreibt seinen kreativen Prozess als Raumfahrt: „Ich fühle mich wie ein Raumschiff, das vom Mond – dem klassischen Werk – angezogen wird, ihn dann aber hinter sich lässt, um mit Gegenkraft neue Welten zu erkunden.“ In „Gravitations“ umkreist er die Originale in einem Prozess des Dialogs, der Analyse und der Improvisation – auf der Suche nach dem emotionalen Kern der Werke, um diesen gemeinsam mit seinen Mitwirkenden in etwas völlig Neues zu verwandeln. Im Zentrum von „Gravitations“ steht die Frage: Was erzählen uns die großen Meisterwerke der klassischen Musik der letzten 150 Jahre – und was sagen sie uns heute noch?
Die erste Single des Albums, Lacrimosa Part One, ist eine bewegende Neuinterpretation von Verdis Lacrimosa. Das Ergebnis ist ein vielschichtiges, zutiefst emotionales Werk: „Es ist meine Reaktion auf die bekannte Passage aus Verdis Requiem, Teil der Dies Irae-Sequenz der katholischen Messe“, sagt der Komponist. „Während der Arbeit an dem Stück sprach ich mit dem Dirigenten Sylvain Cambreling, der diese Stelle als eine der wichtigsten im gesamten Requiem bezeichnete. Ich ließ mich vom rhythmischen Gefühl und der Phrasierung der Basslinie inspirieren und versuchte, ein ‚Tränenlied des Tages‘ für mich selbst zu schreiben. Ich entwickelte immer neue Melodien – und durch die Kombination aus Traurigkeit, Selbstreflexion und einem Hauch von schwarzem Humor fand ich schließlich die passende.“
Die zweite Single, Song of the Earth, gehört zu den swingenderen Stücken des Albums und zitiert direkt aus Mahlers Lied. „Wer genau hinhört, erkennt die ursprünglichen Motive. Der Track endet mit Mahlers Thema – fast wie im Original, aber neu interpretiert mit unserem Klang.“ Der Titeltrack 3+3 ist von Debussy inspiriert und basiert auf zwei Abschnitten mit jeweils drei Takten aus seinem Originalwerk. Die Stücke wurden in One-Take-Sessions aufgenommen und speziell für dieses Ensemble geschrieben, um Raum für Improvisation rund um zentrale Themen zu lassen. „Gravitations“ fängt so die Verletzlichkeit und rohe Intensität eines Live-Erlebnisses ein. „Ich habe Live-Aufnahmen schon immer geliebt“, sagt Cohen-Milo. „Es gibt kein Versteck – man hört die Geschichte, das Risiko, die Energie zwischen den Musiker, dem Saal und dem Publikum.“
Für Cohen-Milo geht es in „Gravitations“ letztlich darum, durch Musik Gemeinschaft zu schaffen. „Ich schreibe Musik, um sie mit meinen Freunden zu spielen – das war schon immer mein Traum. Musik als soziales Werkzeug – für Gespräche, Verbindung und gemeinsame Erkundung mit der Band und dem Publikum.“ Dieser Gemeinschaftsgedanke zeigt sich besonders in Lacrimosa Part Two, einem Rap-getriebenen Coda zum Eröffnungstrack, in dem Stimulus über Cohen-Milos düster-verspielte Klanglandschaften eine Reflexion über Trauer und Identität liefert. „Gravitations“ ist ein Album, das niemals stillsteht. Es bewegt sich fließend zwischen Jazz, Klassik, Hip-Hop – und etwas ganz Eigenem. Mal schwebt es leicht und frei, dann verankert es sich in präzisen Grooves oder wendet sich in poetischer Introspektion nach innen. „Gravitations“ vereint nicht nur klassische und jazzige Traditionen, sondern schafft einen neuen Raum, in dem beide koexistieren können – die Essenz des Originals bewahrend und dennoch mit einer zeitgenössischen, lebendigen Stimme versehen.
Haggai Cohen-Milo: Gravitations
Mitwirkende: Emma Rawicz, Maria Kim Grand, Philip Dizack, James Shipp, Justin Stanton, Amir Bresler, Ziv Ravitz und Stimulus
Label: XJAZZ! Music
EAN: 0199350370182
YouTube-Videos:
Datenschutzhinweis zu YouTube Videos. Um das verlinkte Video zu sehen, stimmen Sie zu, dass dieses vom YouTube-Server geladen wird. Hierbei werden personenbezogene Daten an YouTube übermittelt. Weitere Informationen finden sie HIER.
- Song Of Earth | Haggai Cohen-Milo x GRAVITATIONS (5:45 Min.)
- "3 + 3" | Haggai Cohen-Milo X GRAVITATIONS: Debussy (5:15 Min.)
Tracklist:
01. Lacrimosa
02. Lacrimosa-Epilogue
03. Salva me
04. Song Of The Earth
05. Descending Chords
06. 3+3
07. Verdi Transition
08. Debussy Transition
09. Like We
Konzert mit Haggai Cohen-Milo
Am So. 22. Juni 2025 19:30 Uhr
Laeiszhalle, Großer Saal, Hamburg
Martha Argerich Festival
"If music be the food of love, play on!" – Martha Argerich / Mischa Maisky / Haggai Cohen-Milo / Célia Kameni / Marcin Masecki / Amir Bresler
Kommentar verfassen
(Ich bin damit einverstanden, dass mein Beitrag veröffentlicht wird. Mein Name und Text werden mit Datum/Uhrzeit für jeden lesbar. Mehr Infos: Datenschutz)
Kommentare powered by CComment