Musik
Joe Cocker

Wenn Titanen auf der Bühne stehen, hat selbst der Himmel ein Einsehen. Dicke Wolken hingen über Hamburg, als ‚Papa Joe’, das schier unverwüstliche Fossil aus Woodstock-Tagen, Punkt 20 Uhr die Freilichtbühne des Stadtparks betrat.
Doch es blieb trocken und warm, und so konnten viertausend Zuschauer ohne störende Regenschirme vor der Nase alten Hits wie "Unchain my Heard“ und "You can leave your Hat on“ mit summen.

Für seine Fans bleibt Joe Cocker einfach der Größte, auch im Alter noch. Mit „Summer in the City“ beschwor er gleich zu Anfang den gebrauchten August, den Petrus den Hamburgern in diesem Jahr angedreht hat. Und, tatsächlich, für eineinhalb Stunden stellte sich echtes Sommergefühl ein.
Zugegeben, Cocker hat einen enormen Bauch bekommen. Sein unverwechselbarer Ur-Schrei klingt nicht mehr ganz so kräftig wie einst und auch die Hände, die früher so heftig in der Luft zappelten, dass man Angst bekam, sind wesentlich ruhiger geworden. Doch was soll’s. Seine Fans sind auch ruhiger geworden. Wie schon beim Bob-Dylan-Konzert Ende Juni, präsentierte sich das Zuschauer-Rund vor der Open-Air-Bühne als ein einziges Meer aus silbergrauen Häuptern. Dicht an dicht standen die älteren Herrschaften auf dem abgetretenen Rasen, auch wenn das Stehen einigen schon sichtbar schwer fiel. Doch was tut man nicht alles, um sein Idol noch einmal live zu sehen. Jedem war klar, dass die „Hard Knocks“- Tournee Cockers letzte sein kann, auch wenn das Stehauf-Männchen des Rock mit seinen 67 Jahren noch enorm gut drauf ist. Seine markant-verrauchte Stimme lässt immer noch alle Nervenenden vibrieren und es gibt nach wie vor keinen besseren Beatles-Interpreten. Der gecoverte legendäre Woodstock-Hit „With A Little Help From My Friends“ klang so unverbraucht wie vor vierzig Jahren und begeisterte an diesem denkwürdigen Abend ebenso, wie die wunderbaren Schmuse-Songs „You Are So Beautiful“, „Up Where We Belong und „N’Oubliez Jamais“.

Aber auch die Vorgruppe ist einer Erwähnung wert: Shootingstar Tim Bendzko bewies, dass er noch mehr drauf hat, als „Nur noch kurz die Welt retten“. Schon erstaunlich, wie souverän der 25-Jährige Sonnyboy aus Berlin auf großer Bühne agiert. Von diesem talentierten Singer-Songwriter wird man in Zukunft garantiert noch mehr hören.
Insgesamt also ein runder Abend. Obwohl - mit einer Zugabe von Joe Cocker wäre er noch schöner gewesen.

Foto: Andrew MacPherson

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