Zum dritten Mal findet in diesem Herbst der Galerienrundgang „Kunst am Rothenbaum“ im gleichnamigen Hamburger Stadtteil statt.
Siebzehn Galerien, Auktionshäuser und Museen nehmen daran teil und laden auf einem fußläufigen Gebiet Kulturinteressierte, Kunstliebhaber und Sammler ein, in die vielfältige Welt der Bilder, Fotografien, Grafiken und Objekte aus unterschiedlichen Epochen einzutauchen.
Obwohl es in Hamburg eine ganze Reihe von anderen Rundgangsangeboten in Sachen Kunst und Kultur gibt (u.a. „Lange Nacht der Museen“, Galerienrundgänge wie „Walk Talk“, die HfbK-Jahresausstellung oder die „add art – Hamburgs Wirtschaft öffnet Türen für Kunst“), ist die „Kunst am Rothenbaum“ doch anders und eigen.
Die Erfahrungen und Eindrücke aus den letzten beiden Jahren waren nicht „…und noch ein Rundgang, bei dem man Kunst sieht…“, sondern vielmehr ein schon fast persönliches Zusammentreffen der großen Kunstfamilie. Atmosphärisch entspannt, ohne Zwänge oder Schwellenängste all die individuellen Orte zu besuchen, die sich der Kunst verschrieben haben – und miteinander in Kontakt und ins Gespräch zu kommen. Natürlich wird auch mit Kunst gehandelt.
Der seit 1894 eingemeindete Vorort Hamburgs galt ab Mitte des 19. Jahrhunderts wegen der aufgestauten Außenalster, dessen Vorland mit seinen Wiesen, Baumgruppen und der Ruhe, und auch wegen der Aufhebung der sogenannten „Mautsperre“ einige Jahre zuvor, 1860, als beliebter Wohn- und Erholungsort. Das ist bis heute so geblieben.
Die einst Hamburg vorgelagerte Maut- und Kontrollstation gab dem gesamten Stadtteil seinen Namen, soll doch der Schlagbaum in backsteinroter Farbe gestrichen, weithin sichtbar gewesen sein. Dieses Backsteinrot findet sich übrigens auch im Hamburger Wappen und als Grundfarbe von „Kunst am Rothenbaum“ wieder.
Heute bezahlt man keine Maut mehr am einstigen Grenzbaum, auch wenn Hamburg bis heute mannigfaltige andere Möglichkeiten hat, Einnahmen zu generieren– im übertragenen Sinn –, zum Beispiel gewinnbringende Nutzungs- und Strafgebühren für Parkende und Falschparkende zu erheben. Öffentliche Verkehrsmittel sind zu empfehlen.
Die Mischung aus Wohnquartier, Geschäftsviertel, Konsulaten, Kanzleien und Büros bildet den Grundcharakter. Daneben gibt es alteingesessene kleine Lädchen, Bars und Restaurants und eben auch eine auffallend lebendige Galerieszene.

Straßenraster mit Teilnehmern zur Orientierung. © Kunst am Rothenbaum
Wenn man den Flyer oder das Smartphone mit der Übersichtskarte in Händen hält, dann findet man siebzehn nummerierte dunkelgraue Markierungen im Straßenraster. Beginnend mit der 1 an der Rothenbaumchaussee 64 mit dem MARKK – Museum am Rothenbaum und endend mit der 17, der „kleine gegenwart“ am Hallerplatz 8.
Wo man seinen Rundgang beginnt, ist an der Zählung der Karte weder festzumachen noch bindend. Das dichteste Aufkommen ist jedenfalls entlang des Mittelwegs. Die weiteren beteiligten Galerien, Auktionshäuser und Museen sind: Reichstein Townhouse (Rothenbaumchaussee 48) , die Tibetan Lama Art – Hamburg (Schlüterstraße 2), JB FineArts (Tesdorpfstraße 21), die Galerie Melbye-Konan (Mittelweg 169), die Galerie von Hidde van Seggelen (Mittelweg 166b), die Middelway Gallery (Mittelweg 163) das Auktionshaus Rotherbaum (Mittelweg 162), die Galerie Roschlaub (Mittelweg 21) die Magnus P. Gerdsen Galerie und Kunsthandel (Mittelweg 152), Le Claire Kunst – und wie im vergangenen Jahr mit dem Thole Rotermund Kunsthandel in den Räumen zu Gast (Magdalenenstraße 50). Die Hamburger Dependance von Karl&Faber Kunstauktionen findet sich auf anderer Etage im gleichen Gebäude (Magdalenenstraße 50), der Galerie Watson (Milchstraße 2), Marcard Pro Arte verlässt seine Büroräume und ist zu Gast im Studio 28 (Milchstraße 28), die Mikado Asiatica Galerie / Villa Harmonie (Mittelweg 110b). Und schließlich gegenüber die „ARTelier 45 Galerie und Kunstraum“ (Mittelweg 45).
Für auswärtige Besucher sei der Hinweis gegeben, dass der Mittelweg sogenannte Berliner Hufeisen-Hausnummernzählung aufweist, es geht auf der einen Straßenseite mit der Zählung hoch und auf der anderen Seite runter, während alle anderen Straßen im Vorort Rothenbaum im Straßenseitenwechsel gerade-ungerade gezählt werden.
Am Kunstwochenende gibt es zwischen Freitag, 10. Oktober und Sonntag, den 12. Oktober 2025 zudem ein kleines Begleitprogramm mit Art-Talks und Einführungen zu einigen der Ausstellungen.
Freuen können sich die Besucher auf Werke der irischen Installationskünstlerin Siobhán Hapaska und ihre Präsentation von „Reclining Lion“ in der Galerie Hidde van Seggelen oder auf die erste Einzelausstellung in Deutschland der französischen Malerin Marie de Villepin unter dem Titel „Visions of Collisions“ in der Galerie Melbye-Konan. Man kann behaupten, dass de Villepin aus einer Künstlerfamilie stammt, auch wenn ihr Vater eher als Politiker als als Schriftsteller bekannt sein dürfte.
Die in Köln lebende Regine Schumann zeigt mit „You Make my Day“ in der Galerie Watson neonlichtige Acrylglas-Arbeiten, die „kleine gegenwart“ widmet sich Fotografien von Nan Goldin, zu denen es auch einen Art-Talk über ihr Werk geben wird.
Auch Marcard Pro Arte zeigt Fotografie: Klaus Frahm, bekannt als Architektur- und Kunstfotograf, mit Serien aus Theater- und Opernräumen (4th Wall) sowie der farbigen Seite von Werft- und Dockarbeit.
Wer eine der größten privaten Buddha-Sammlungen anschauen möchte, sollte die Mikado Asiatica Galerie besuchen.
Fernöstliches ist auch im MARKK – Museum am Rothenbaum zu sehen. Dort sind gleich mehrere Ausstellungen präsent, fokussiert ist jedoch die kürzlich eröffnete „Druckfrisch aus den Zwanziger Jahren. Einblicke in Chinas Moderne“. Diese zeigt, wie Massenproduktion die Kunst, Kommunikation, den Kommerz und das Lebensgefühl einer Generation im damals republikanischen China beeinflusste.
Thole Rotermund Kunsthandel als Gastaussteller bei Le Claire Kunst bietet Werke von u.a. August Macke, Theodore Lux Feininger, Hans Thuar, Eduard Bargheer und Jeanne Mammen an.
Die Magnus P. Gerdsen Galerie und Kunsthandel eröffnet am 10. Oktober die Ausstellung „…nah am Wasser“ u.a. mit Arbeiten von Eduard Bargheer, Bernhard Vogel, Emil Nolde, Helga Lang und Rasmus Hirthe.
Und schließlich zeigen die Künstlerinnen Gabriele Völckers und Barbara Winkler-Wolf Bilder aus ihrem aktuellen Schaffen.
Auch die weiteren Orte – Galerien, Museen, Auktionshäuser und Präsentationen – gilt es, sich am „Kunst am Rothenbaum“-Wochenende in Ruhe zu erobern und zu genießen.
Kunst am Rothenbaum – Galerierundgang
Freitag, 10.10.2025, von 17 bis 21 Uhr, Sa., 11.10. und So. 12.10.2025 12 bis 18 Uhr
Hamburg-Rothenbaum
Weitere Informationen (KaR)
Hinweis: KulturPort.De — Follow Arts ist seit 2024 Medienpartner von „Kunst am Rothenbaum“

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