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»Noten bestimmen mein Leben. Ich konnte Noten lesen, bevor ich Worte lesen konnte. Bei meinem ersten Konzert war ich sechs Jahre alt, ich spiele seither Konzerte und habe noch nie ein Jahr ausgelassen. Platten mache ich seit 1963, also seit mehr als 50 Jahren. Mein Lebenstraum hat sich somit erfüllt, sagt Joachim Kühn, einer der profiliertesten Jazzmusiker Europas.

Die Stadt Leipzig, die Thomaskirche und die Musik von Johann Sebastian Bach – seine Kindheit in dieser klassischen musikalischen Umgebung sollte Joachim Kühn nachhaltig prägen. Es war der ältere Bruder Rolf Kühn, der Klarinette spielte und den Pianisten schon in dessen Kindertagen für den Jazz begeisterte. Mit 22 Jahren blieb Joachim Kühn nach einem von Friedrich Gulda initiierten Wettbewerb für junge Jazz­musiker im Westen. 1966 dann der erste umjubelte Auftritt der beiden Brüder beim Jazzfest Berlin und wiederum knapp ein Jahr später ihr Auftritt mit der internationalen Liga des Jazz beim amerikanischen Newport-Festival. Ein Auftritt, der in eine Platten­aufnahme mit John Coltranes damaligen Produzent Bob Thiele für das Label Impulse! gipfelte. 1968 ging Joachim Kühn nach Paris, wo er seinen ersten Plattenvertrag bekommen hatte. Dort traf er auf den amerikanischen Freejazz-Trompeter Don Cherry, mit dem er zusammen spielte und aufnahm. Zwischen 1976 und ’81 begab sich der Pianist in die Jazzrock-Szene Kaliforniens, kehrte aber schließlich wieder nach Europa zurück. Joachim Kühns Trio mit dem Bassisten Jean-François Jenny-Clark und dem Schlagzeuger Daniel Humair gehörte bis in die späten 1990er Jahre zu einem der wichtigsten Aushängeschilder des europäischen Jazz. Die Begegnung mit der Freejazz-Ikone Ornette Coleman Mitte der 1990er Jahre eröffnete dem Pianisten noch einmal neue Welten und ermutigte ihn, ein eigenes musikalisches System zu entwickeln – »The Diminished Augmented System«. Beziehungen zu unterschiedlichsten Musikern in vielen verschiedenen Ländern der Welt und beständig neue musikalische Zusammenhänge sind stetige Inspirationsquellen für den kompromisslosen Pianisten, der vor Jahren auf Ibiza sein Zuhause gefunden hat.

»Schönheit und Wahrheit« - Malerei von Joachim Kühn
Ausstellung vom 11. bis 21. Mai 2017
Eröffnung am Mittwoch den 10. Mai 2017 um 19 Uhr
Begrüßung: Horst Werner | Einführung & Talk: Sarah Seidel (Jazz / NDR Info)
Solokonzert von Joachim Kühn am Donnerstag den 11. Mai 2017 um 20 Uhr Eintritt: 25 Euro
Fabrik der Künste | Kreuzbrook 10–12 | 20537 Hamburg Ausstellung geöffnet Di bis Fr, 15–19 Uhr | Sa und So, 12–18 Uhr
präsentiert in Kooperation mit der Galerie Jens Goethel.

2011 wurden die Brüder Rolf und Joachim Kühn mit einem Echo Jazz für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, 2012 erhielten Joachim Kühn und die hr-Bigband den Echo Jazz für das Bigband-Album des Jahres. 2014 folgte eine weitere Echo Jazz-Auszeichnung für Joachim Kühn als »Instrumentalist des Jahres National / Piano«. 2017 ist er mit seinem Album »Beauty & Truth« gleich zweimal für den Echo Jazz nominiert, wieder als »Pianist des Jahres national« und einmal mit seinem New Trio als »Ensemble des Jahres national«.

Zur Malerei kam Joachim Kühn durch den Schweizer Schlagzeuger und Maler Daniel Humair, der ihn Mitte der 1980er Jahre in die Museen und Galerien von Paris mitnahm, ihm unterschiedliche Kunst-Strömungen nahebrachte und ihn schließlich dazu animierte, selbst zu malen. Als Joachim Kühn 1992 nach Ibiza zog, war das Licht der Baleareninsel der letzte Auslöser für ihn, zu Pinsel, Farbe und Leinwand zu greifen. Ein Licht, das sich in fast jedem seiner Bilder manifestiert. Es sind Bilder, die aus sich heraus strahlen. Bilder, in denen sich immer wieder die Noten finden, die das Leben des 73-jährigen Künstlers bestimmen. Kühns Malerei ist entstanden, als er gerade mal nicht am Klavier saß – manchmal auch nachts auf seiner Terrasse.

»Ich habe viel damit experimentiert, bis ich herausgefunden habe, was ich malen möchte. Und da mein Leben mit Noten zu tun hat, dachte ich, es würde zu mir passen, Noten zu malen. Für mich war eine Partitur schon immer ein Kunstwerk. Da sehe ich auch den Zusammenhang. Noten oder ein Bild – beides sind Kunst­werke für mich. Ich male abstrakt, das ist mein Kunstgeschmack, aber ich bin eigentlich offen für alles«, sagt Joachim Kühn.

Die Malerei ist seine zweite Leidenschaft. So wohnt den abstrakten Schöpfungen in Farbe, Komposition und Struktur viel Kraft und Poesie inne. Die Werke werden in einer großen Ausstellung erstmalig in Hamburg gezeigt – eine Präsentation in der Fabrik der Künste, in deren Rahmen Joachim Kühn als Musiker und Maler gewürdigt wird. Sein Solo-Konzert in der Fabrik der Künste wird von der Jazzredaktion des NDR mitgeschnitten.

Quelle: Galerie Jens Goethel

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