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Unzählige Dinge wandern über den Erdball – in Form von Handelsware, als virtuelle Gestalten auf Computerbildschirmen und im Gepäck von Touristen oder Migranten. Sie werden gekauft, getauscht, gestohlen, gesammelt, geschmuggelt, verschenkt und ausgestellt. An ihnen haften Schicksale. Folgt man den Bewegungskurven der Dinge – der schweizerischen Uhr im Haushalt des Kaisers von China, den als typisch afrikanisch erachteten Stoffen aus holländischer Produktion, der Nudel auf dem heimischen Teller, dem Kopftuch der bayerischen Bäuerin oder dem selfie stick in den Händen des Touristen –, so erfährt man viel Überraschendes über „gesellschaftliche Wandlungsfähigkeit“. 
Diese Bewegung von Objekten, Menschen und Ideen sowie die damit einhergehende Vermischung von Kulturen im Einwanderungsland Deutschland sind Gegenstand des Forschungsvorhabens Mobile Welten. Zur Migration der Dinge in transkulturellen Gesellschaften. Gemeinsam mit der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder, der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/Main und der Erich-Kästner-Schule in Hamburg-Farmsen untersucht das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) unter der kuratorischen Leitung von Roger M. Buergel die komplexen Verflechtungen von Objekt- und Lebenswelten durch Migration in Vergangenheit und Gegenwart.
 
Auftaktkonferenz
Am Beginn des Projekts Mobile Welten versammelt eine Konferenz am 6. und 7. Oktober im MKG Stimmen aus der Universität, dem Museum, der Kunst sowie dem institutionskritischen Aktivismus, um Bilanz zu ziehen: Welchen Niederschlag haben die zahllosen Initiativen und Projekte zu den epischen Themenkomplexen „Migration und Museum“, „Transkulturalität“, „Vermittlung und kulturelle Bildung“ oder „Kunst und transdisziplinäre Forschung“ bislang gefunden? Welche Elemente dieser Debatten und Praktiken haben sich bewährt und woran lässt sich anknüpfen? Das ausführliche Programm findet sich weiter unten.
 
Ausstellung: „Das transkulturelle Klassenzimmer – Dinge umordnen, Erfahrungen übersetzen, Bedeutungen verändern“
Ab dem 6. Oktober 2016 zeigt eine Ausstellung, die sich fortlaufend weiterentwickelt, das Ergebnis einer ersten Sichtung der Bestände des MKG. Unter der kuratorischen Leitung von Roger M. Buergel erforscht das MKG eigene Objekte auf ihre Transkulturalität. Dazu gehört beispielsweise persische Töpferware, die chinesisches Porzellan imitiert, oder ein Mantel von Alexander McQueen, der das britische Empire mit indischen Mustern bekämpft. Diese Objekte sprechen wenigstens zwei oder drei Sprachen – ebenso wie viele Bewohner der Stadt. In die Ausstellung fließen auch erste Erkenntnisse der Dingforscher ein. Das sind Schüler der Erich-Kästner-Schule in Hamburg-Farmsen, die als Experten des transkulturellen Alltags aktiv in die museale Forschung und Ausstellungsgestaltung eingebunden werden und das Museum untersuchen, aber auch die kulturübergreifende Dingordnung ihrer eigenen Lebenswelt ethnographisch erforschen. Ziel dieser wilden Forschung ist der Aufbau einer zweiten Sammlung von Ausstellungsobjekten, welche die historischen Exponate des Museums kommentiert, unterstützt oder konterkariert.
 
Das Forschungsprojekt
Das Forschungsprojekt im MKG ist Teil des größeren Verbundprojekts Mobile Welten. Zur Migration von Dingen in transkulturellen Gesellschaften, das von Sophia Prinz (Europa Universität Viadrina) inhaltlich und organisatorisch koordiniert wird. Weitere Verbundpartner sind die Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) und die Goethe-Universität Frankfurt am Main. Zum Abschluss des Verbundprojektes werden die Projektpartner 2018 ihre Ergebnisse in einer Ausstellung im MKG zusammentragen.
 
Gefördert wird das Projekt Mobile Welten. Zur Migration der Dinge in transkulturellen Gesellschaften für drei Jahre über die Forschungsinitiative "Die Sprache der Objekte – Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie vom Johann Jacobs Museum Zürich.
 
Programm
 
DONNERSTAG, 6.10.2016
 
10.00 - 11.00 Uhr  
Begrüßung im Ausstellungsraum „Mobile Welten“
Sabine Schulze, Roger M. Buergel, Sophia Prinz, Esther Pilkington/Ulrich Schötker, Friedemann Neumann
 
11.30 - 14.00 Uhr   
I. Dazwischen. Die transkulturellen Herkünfte der Gegenwart
Paul Basu (Vortrag), Inputs von Johannes Ismaiel-Wendt, Christian Kravagna, Arata Takeda
 
15.30 - 18.30 Uhr   
II. Komfortzone Museum. Zur Trägheit und Durchlässigkeit von Institutionen
Mark Terkessidis (Vortrag), Inputs von Nathalie Bayer, Ayse Güleç, Frauke Miera, Lorraine Bluche, Vassilis Tsianos
 
19 Uhr                    
Keynote von Manthia Diawara
 
FREITAG, 7.10.2016
 
10.00 - 13.00 Uhr 
III. Was kommt in die Vitrine? Zur Ideologie musealer Kategorien
Mirjam Shatanawi (Vortrag), Inputs von Stefanie Kiwi Menrath, Agnes Wegner, Friedrich von Bose, Gülay Gün, Susan Kamel 
 
14.30 - 16.30 Uhr  
IV. Körper auf der Flucht. Zur Erfahrung und Übersetzbarkeit erzwungener Migration
Adrienne Edward (Vortrag), Inputs von Daniel Kurjaković, Adnan Softić
 
17.00 - 19.30 Uhr   
V. Wer lernt von wem? Von Experten, die keiner fragt
Sybille Peters(Vortrag), Inputs von Jonas Tinius, Katharina Oberlik, Maike Gunsilius, Paul Mecheril
 
Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos. Anmeldung bis zum 4. Oktober 2016 bei:
Julia Lerch-Zajączkowska, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Weitere Informationen unter www.mobile-welten.org.
 
Quelle: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

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