Jazz Musik – wissen was zu hören lohnt
- Geschrieben von Sven Sorgenfrey -
Da geht die Sonne auf: Es rappelt ein wenig, ein paar einleitende Akkorde und schon gehts los; in Musik gegossene Lichtreflexionen, ein einziges Glitzern wie Sonne auf gekräuseltem Wasser. Karlzon lässt perlen – ein bisschen wie Lyle Mays. Das Stück liegt in Sound, Stimmung und Charakter sehr nahe an den Klassikern der Pat Metheny Group. Man erwartet jeden Moment das notorische Gitarrensynthesizer-Quaken des blauweißgeringelten Grinsemanns.
- Geschrieben von Willy Theobald -
Als ich Tom Gaebel zum ersten Mal hörte, war ich schwer beeindruckt: Der singt ja wie Sinatra – ist aber nicht Sinatra. Soweit, so gut. Aber was soll ich mit Sinatra-Songs von Gaebel wenn ich jede Menge Sinatra-Platten habe? Okay, live ist das etwas anderes: Sinatra ist tot – Gaebel lebt.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Unverkennbar – das ist sie! Auch wenn der erste Titel sich erstmal aus leisem Tongemurmel empordrängeln muss. Wenn Annie Lennox’ Stimme dann erklingt, ist nach wenigen Takten klar: Sie ist wieder da, einzigartig wie immer. Nach ihrem Weihnachtsalbum vor vier Jahren setzt sie nun auf das „Great American Songbook“, belebt Jazz und Blues der 30er und 40er. Sie hat sich 12 Titel von Größen wie Billie Holiday, Ella Fitzgerald, Louis Armstrong oder Duke Ellington ausgesucht, die – zwar immer als Klassiker erkennbar – durch ihre Stimme und Interpretation einen neuen, coolen, modernen Touch bekommen.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Momente, Szenen, Bewegendes einfangen – das will Till Brönner mit seiner neuen Veröffentlichung wieder einmal. Diesmal geht es darum, was rings um Filmhits aller Couleur in Erinnerung bleibt – bei jedem mit einem sehr eigenen Bild. Brönner geht es etwas leichter an als andere – geschmeidiger, ruhiger, auf keinen Fall aber weniger emotional. Dramaturgisch genau stellt er einen Filmsong hinter den anderen, klassische wie neuzeitlichere, mal mit Jazzband, mal mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Man meint, er male ein Bild.
- Geschrieben von Christoph Forsthoff -
Riskant, solch ein musikalisches Selbst-Portrait. Natürlich gibt jeder (wahre) Künstler mit seinem Werk ein Stück seiner Seele preis, doch wer gleich einem ganzen Album den Titel „Self-Portrait“ verpasst, der weckt beim Zuhörer nicht nur Neugier, sondern auch Erwartungen. An eine vielfältige Musiker-Persönlichkeit und eine ganz eigene Note, an Erkundungen, ja Offenbarungen des musikalischen Ichs – gerade im Jazz.
- Geschrieben von Sven Sorgenfrey -
Der US-Amerikaner Justin Clark hat sich für ein Instrument entschieden, das bei den meisten von uns wohl nicht in den Top 30 landet, wenn es um die musikalische Erziehung der Kinder geht: die Bassposaune. Das hat – im scharfen Kontrast beispielsweise zur Trompete – den Vorteil, dass er nicht auf einen bestimmten Stil oder ein übermächtiges Vorbild festgelegt ist. So hat Clark zunächst eine steile Karriere als Orchestermusiker, Solist und Lehrstuhlinhaber in der klassischen Musiksparte hingelegt.
- Geschrieben von Christoph Forsthoff -
Nein, den gern bemühten Vergleich mit Lang Lang mag Yojo gar nicht. Zu Recht, denn dieser Pianist kennt keine Genregrenzen! Und wenn sich hier mit Alexander Suleiman noch ein Cellist an seine Seite gesellt, der das Saiten-Abenteuer liebt, gibt das im Ergebnis einen ebenso wilden wie intelligenten Ritt durch die Tonräume.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Mancher kennt sie vielleicht schon als Hälfte des Jazz-Duos „Le Bang Bang“, jetzt kommt Stefanie Boltz mit einer Scheibe unter eigenem Namen. „Love, lakes and snakes“ entführt in einen entspannten Tag, lässt die alltäglichen Lasten abfallen. Gleich mit „Sunrise“ versüßt sie uns den ersehnten strahlenden Sonnenaufgang. Mal relaxt, mal eindringlich, mal erzählerisch-begleitend führt sie mit Herz und Seele durch diese Sammlung von elf Eigenkompositionen und drei Standards.
- Geschrieben von Willy Theobald -
Irgendwie denkt man sofort an Portishead oder Massive Attack – aber der Vergleich hinkt. Slowly Rolling Camera passen lediglich in die gleiche Schublade. Doch diese, ebenfalls britische, Formation klingt ganz anders: Eine bislang nie gehörte Allianz aus Kommerz, Können und Kunst. Hier wirkt nichts angestrengt sondern auch in den avantgardistischsten Passagen spielerisch. Falls Musik noch eine Zukunft hat – hier ist sie!!!!
- Geschrieben von Sven Sorgenfrey -
In der ehrwürdigen Tradition des Orgeltrios von Urahn Jimmy Smith bis zu Medeski, Martin, Wood nehmen Larry Goldings, Peter Bernstein und Bill Stewart einen besonderen Platz ein. Es ist Bill Stewarts erste richtige Band, und sie ist klar auf sein herausragendes Talent zugeschnitten: Stewart ist eben nicht nur ein Schlagzeuger, bei dem man schon froh sein kann, wenn er ein eigenes Auto hat und zählen kann, wie John Scofield einst anmerkte, sondern er ist ein unglaublich sensibler Zuhörer und Begleiter, ausgestattet mit einem untrüglichen Gespür dafür, wann er verstärken, wann zurücknehmen, wann konterkarieren muss.
- Geschrieben von Willy Theobald -
Übrigens: Der Kollege Sorgenfrey hat mir kürzlich erzählt, dass in der Steinzeit des "www" alle Texte, die „Pamela“, „Anderson“ und „nackt“ in den (unsichtbaren) Metadaten enthielten, von den Suchmaschinen bevorzugt wurden. Jetzt bin ich natürlich gespannt auf den Google-Score dieser Rezension – aber das wollte ich gar nicht erzählen...
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Tausende haben sie erst kürzlich beim Hamburger Elbjazz gefeiert – zumindest die, die das Glück hatten, in die Maschinenbauhalle eingelassen zu werden. Ulita Knaus, 44, Hamburgerin, kam mit ihrer neuen Scheibe – und begeisterte.
- Geschrieben von Sabine Meinert -
Hätte man Rebekka Bakken früher mit Tom Waits in einem Satz erwähnt, wäre das wohl einigermaßen erstaunlich gewesen. Doch seit die norwegische Sängerin von der Bigband des Hessischen Rundfunks (hr-Bigband) für ein Tom-Waits-Projekt angefragt wurde, sind sich auch diese beiden musikalischen Pole nähergekommen. Und nun kommt die CD mit Waits-Songs. Gleich vorab: „The piano has been drinking“ ist nicht dabei. Das hätte Bakken wohl auch nicht entsprochen. Gemeinsam mit Arrangeur Jörg Achim Keller hat sie andere Songs ausgewählt und veredelt.
- Geschrieben von Christoph Forsthoff -
Hartnäckigkeit. Vielleicht würde mancher auch von Penetranz sprechen, aber es ist einfach die Liebe zur Musik im Allgemeinen und zum Jazz im Besonderen, die Massoud Godemann antreibt. Ganz gleich, ob es nun um Aufmerksamkeit bei Journalisten für sein jüngstes Album geht oder um die Schärfung des Bewusstseins beim Publikum, dass auch eine halbakustische Gitarre weit mehr als nur virtuos zu gniedeln vermag.Nämlich „Seelen anzuzupfen“, wie der Perser diese, seine Kunst selbst nennt, Menschen zu berühren und dafür etwa sangliche Melodien mit zusätzlichen Harmonien auszuschmücken. Nur keine überflüssige Note spielen (und schon gar keine Skalen), scheint sein Konzept zu lauten, in dem sich der Gitarrist mit seinem langjährigen Bassisten Gerd Bauder einig weiß.