Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Wenn Titanen auf der Bühne stehen, hat selbst der Himmel ein Einsehen. Dicke Wolken hingen über Hamburg, als ‚Papa Joe’, das schier unverwüstliche Fossil aus Woodstock-Tagen, Punkt 20 Uhr die Freilichtbühne des Stadtparks betrat.
Doch es blieb trocken und warm, und so konnten viertausend Zuschauer ohne störende Regenschirme vor der Nase alten Hits wie "Unchain my Heard“ und "You can leave your Hat on“ mit summen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Von Sommer war nichts zu spüren bei der Eröffnung des diesjährigen Sommerfestivals auf Kampnagel (bis 28. August), Intendantin Amelie Deuflhard und Matthias Von Hartz, der künstlerische Leiter des Festivals, waren dennoch bester Laune. Was Wunder: Der Vorverkauf lief so gut wie nie, mehr als eineinhalb soviel Karten wie im vergangenen Jahr waren im Vorfeld gefragt.
- Geschrieben von Claus Friede -
Das Ernst Deutsch Theater in Hamburg erhält 2011 die höchstdotierte Privattheaterauszeichnung, den „Pegasus-Preis“ des Unternehmens ExxonMobil.
Bereits 2003 konnte das EDT, wie es liebevoll abgekürzt wird, den Preis ins Haus holen. Eine Jury aus Theater- und Kulturjournalisten formulierte soeben als eines der ausschlaggebenden Kriterien für die Vergabe: „Die Intendantin Isabella Vertés-Schütter und ihr Team haben in den letzten Jahren einen markanten Strukturwandel des Hauses vollzogen. Dabei ist ihnen eine interdisziplinäre Vernetzung mit der Stadt gelungen.“
Claus Friede traf Isabella Vértes-Schütter im Ernst Deutsch Theater und sprach mit ihr über Vernetzung, strukturellen und programmatischen Wandel und über Jugendarbeit.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Niemand hat unser Bild der Vögel so geprägt wie der Ornithologe Johann Friedrich Naumann (1780-1857), ein Landwirt, der sich der Vogelkunde verschrieb und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum wohl bedeutendsten Vogelmaler Europas avancierte.
Anders als sein amerikanischer Zeitgenosse John James Audubon (1785-1851), dessen Werke heute kaum noch bezahlbar sind, ist Naumann jedoch fast vollständig in Vergessenheit geraten.
- Geschrieben von Aline Wetzelaer und Ineke Minuscoli -
Die italo-somalische Schriftstellerin Cristina Ubax Ali Farah gilt als weibliche Schlüsselfigur literarischer Migrationserfahrung aus dem ehemaligen italienischen Kolonialstaat Somaliland.
1973 in Verona/Italien als Tochter einer italienischen Mutter und eines somalischen Vaters geboren, verbringt sie ihre Kindheit in Mogadischu bis dort 1991 der Bürgerkrieg ausbricht. Seitdem erregt Somalia nicht nur durch seine dramatische politische Lage, sondern auch durch einen radikalen Islamismus und durch Piratenübergriffe vor der afrikanischen Küste sowie, als eine der Ursachen, die Hungerkatastrophen, internationales Aufsehen. Noch im gleichen Jahr flüchtet Ali Farah mit ihrem kleinen Sohn über Ungarn nach Verona. Schließlich lässt sie sich 1996 in Rom nieder, wo sie zwei weitere Kinder auf die Welt bringt und ein Literaturwissenschaftsstudium an der römischen Universität abschließt.
- Geschrieben von Claus Friede -
Ulrich Maiss ist Cellist, kein gewöhnlicher, keiner, den man im Orchestergraben vermutet, und keiner, der ausschließlich in einem Ensemble den Tenorpart der Streicher übernimmt.
Ulrich Maiss aka Cellectric ist Sounddesigner, experimenteller Musiker und beherrscht dennoch auch ein klassisches Repertoire. Sein Studium der klassischen Musik im Fach Violoncello schloss er 1993 an der Hochschule der Künste Berlin mit Examen ab. Es folgte eine internationale Karriere als Interpret zeitgenössischer und klassischer Kammermusik, die ihn durch Westeuropa, Nordamerika und nach Japan führte. Maiss spielte Uraufführungen namhafter Komponisten, wie Joseph Butch Rovan, Mario Bertoncini, Kasper T. Toeplitz, Ulrich Krieger, Phill Niblock und Il-Ryun Chung. Er arbeitet live und im Studio mit Lou Reed, Al Di Meola, Zülfü Livaneli, Element Of Crime, Markus Stockhausen, Vinx und Maria Farandouri und ist oder war Mitglied in Bands und Ensembles: envyloop, zeitkratzer, der Kammerakademie Potsdam, im Ensemble Oriol, KooKoon, ZsaZsa Buschkow, Berlin Improvising Composers Ensemble, im Boris Blacher Ensemble und Trio Filou. Seine Kompositionen und Sounddesign-Installationen wurden in Deutschland, den USA, Kanada und auf der Biennale in Venedig uraufgeführt.
- Geschrieben von Claus Friede -
Der Westwendische Kunstverein in Gartow nimmt sich eines Themas an, das in der Kunst des Westens selten auftaucht und wenn, dann meistens mit Mitteln des Mediums der Fotografie. Inhaltlich fokussiert diese den Moment einer Ästhetik des Verlassenen, eines menschenentleerten, verfallenden Ortes.
„Die Straße der Enthusiasten“ ist keine fiktive Namensgebung einer Allee, sondern Realität: Die ukrainische Stadt Pripjat, in unmittelbarer Nähe der Atomkraftwerks von Tschernobyl, wurde 1970 für die Beschäftigten gebaut. Zur damaligen Zeit eine sowjetische Modellstadt mit vielen Vorzügen und höherer Lebensqualität als in manch anderer Stadt. Am süd-östlichen Stadtrand zog sich eine breite Allee, die den Enthusiasmus und der Begeisterung der 1960er- und 70er-Jahre für Fortschritt, Technik und das Atomzeitalter in der Sowjetunion huldigte. „Die Straße der Enthusiasten“ war wie ein Kaleidoskop der sowjetischen Industrialisierung.
- Geschrieben von Claus Friede -
Teresa Margolles ist Künstlerin, ausgebildete Gerichtsmedizinerin und lebt in Mexiko City.
In dieser Kombination ihres Tuns und Umfeldes steckt schon eine gewisse Brisanz, denn Margolles holt den Alltag aus Mexiko in europäische Museen.
Ciudad Juárez, eine Millionenstadt an der Grenze zum US-Bundesstaat Texas, nimmt seit Jahren eine traurige Spitzenposition in der Verbrechensstatistik Mexikos ein. Mit ihrer Ausstellung „Frontera“ reflektiert Teresa Margolles über den von der organisierten Kriminalität in der Stadt und allgemein, in der mexikanischen Gesellschaft, verursachten Schmerz, über die Ohnmacht und die Aussichtslosigkeit, mit Mitteln, die jeden Ausstellungsbesucher packen.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Alles bei diesem Maler sei so „ohne Form und voller Leerstellen“, dass es an das „erste Chaos der Welt(entstehung)“ erinnern würde, schrieb der britische Essayist William Hazlitt 1816 hämisch.
Es gäbe sogar Leute, die William Turners Bilder „Pictures of nothing“ nennen würden. Ganz offenkundig hatte der gute Mann nicht begriffen, welch profundes Naturverständnis Turners revolutionärer, weit vorgreifender Landschaftsmalerei zu Grunde lag. In der Ausstellung „William Turner. Maler der Elemente“ führt das Bucerius Kunst Forum ab dem 2. Juni eben dieses Verständnis vor Augen: Knapp hundert Aquarelle und Gemälde, überwiegend Leihgaben aus der Londoner Tate Gallery, dokumentieren in Hamburg, wie eng der künstlerischer Aufbruch des visionären Engländers mit den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen jener Zeit verbunden war. Zugleich spiegelt die Schau aber auch die religiöse Sichtweise des Malers, der Gott als Einheit mit Kosmos und Naturbegriff.
- Geschrieben von Claus Friede -
Die Kunsthalle in Emden nähert sich während der Laufzeit des 22. Filmfests Emden und darüber hinaus einem Thema, das einen nachvollziehbaren Bogen zwischen den beiden Genres Film und Kunst spannt:
Gezeichnete, getuschte und collagierte Storyboards werden Werken der bildenden Kunst gegenüber- oder anhand gestellt.