Bildende Kunst
Armin Mühsam: „Anthroposcenes“ oder Wer Weite in sich trägt, kann sie malen

Weite kann geographisches Maß und eine gefühlte Dimension sein. Die Schweizer Reiseschriftstellerin und Fotografin Ella Maillard schrieb während ihrer Afghanistan-Reise im Jahr 1939: „Nur wer Weite erfassen und reifen lassen kann, kann sie besitzen“.
Dieser Satz lässt sich geradezu passgenau auf die Malerei von Armin Mühsam anwenden, auch dann, wenn seine Werke nichts weiter als Landschaft und Raum thematisieren würden. Doch der Künstler arbeitet an wesentlich komplexeren Themen, die sich nicht gleich auf den ersten Blick erschließen und der Begriff der Weite erhält letztlich eine vielschichtige und bedeutsame Komponente. Die Weite wird zur Tragweite.

 
Bildende Kunst
Paul Klee - Engel - Hamburger Kunsthalle

Ein jüdisches Sprichwort sagt, dass man erst dann weiß, ob man einem Engel ins Gesicht gesehen hat, wenn er wieder gegangen ist.
Es stammt aus der Zeit, als Engel noch Autoritätspersonen waren, männliche wohlgemerkt, die kamen um zu verkünden, zu richten oder zu rächen. „Die Engel“ von Paul Klee in der Hamburger Kunsthalle sind weder Racheengel noch Schutzengel. Es sind vielmehr Kobolde, Geister, Zwitterwesen, so zart, klein, verloren oder verschmitzt, dass man sie am liebsten in den Arm nehmen möchte, um sie vor der Welt und allem Unbill zu behüten.

 
Bildende Kunst

Im Jahr 1994 entwickelte sich in einem heruntergekommenen und unansehnlichen Vorort nord-östlich von Beijing, im Arbeiter-Stadtbezirk Chaoyang, eine außergewöhnliche Künstler- und Performance-Szene.

Selbst die informelle Namensänderung des Quartiers durch Künstler in „Dàshānzi Yìshùqū“ (Kunstbezirk Dashanzi) wurde 1995 regelrecht zu einer Performance. Das Straßenschild des heute längst veränderten, aufgefrischten und kommerzialisierten Vororts wurde ausgewechselt und durch „East-Village“ ersetzt, als Reminiszenz an den gleichnamigen New Yorker Stadtteil, der in den 1960er-Jahren zum Künstlerzentrum wurde.

 
Bildende Kunst
Emil Schumacher. Beseelte Materie

Wie feiert man ein Jubiläum? Mit Champagner und Häppchen?
Die Kunsthalle St. Annen in Lübeck, 2003 auf den Ruinen der ehemaligen Klosterkirche errichtet, feiert ihren zehnjährigen Geburtstag mit einer großen Jubiläumsaustellung "Emil Schumacher. Beseelte Materie". Aus dem facettenreichen Œuvre des Künstlers präsentiert das Haus Gemälde, Gouachen und Serigraphien aus allen Schaffensperioden.

 
Bildende Kunst
body next to body - Aspekte des Körpers in der Sammlung Cserni

Die in der Steiermark ansässige Sammlung Cserni hat ihren Fokus auf österreichische Kunst ab den 1960er-Jahren.
Eine Auswahl der Werke aus der Sammlung ist nun erstmalig in Hamburg zu sehen. Das Kunstforum Markert zeigt bis Ende Juni über fünfzig Arbeiten in einer Ausstellung, die von Franz Cserni eigens kuratiert wurde. Cserni, der selbst in seiner langjährigen malerischen Tätigkeit ein beachtliches umfangreiches Oeuvre geschaffen hat, übertrug seine Leidenschaft für die Kunst auf seinen Sohn Martin.

 
Bildende Kunst
Klapheck. Bilder und Zeichnungen - Düsseldorf

Wer kennt sie nicht, die Schreibmaschinen, Bügeleisen, Nähmaschinen, Haushaltsgeräte mit den rätselhaften Bildtiteln "Der Hausdrachen", "Die gekränkte Braut", "Die Schwiegermutter", "Der Schürzenjäger", "Die Soldatenbräute"?
Die Maschinenbilder mit der kalten, metallisch glänzenden Oberfläche und der reduzierten Formensprache sind über 40 Jahre die Obsessionen von Konrad Klapheck. Ende der 1990er-Jahre kommt plötzlich die Zäsur. Der Maler wendet sich der Figurenmalerei zu, expliziert der des Aktes. Erotische Frauenbilder entstehen und als Liebhaber des Jazz porträtiert er befreundete Jazzmusiker in Bars und Clubs.
Die chronologisch konzipierte Retrospektive "Klapheck. Bilder und Zeichnungen" im Museum Kunstpalast in Düsseldorf präsentiert mit rund 70 Exponaten – Bilder, Zeichnungen und Vorstudien – einen repräsentativen Querschnitt aus allen Schaffensperioden des in Düsseldorf lebenden Künstlers.

 
Bildende Kunst
A Romantic View – Die Sammlung Rademakers in Riga

Der Kauf ihres ersten Kunstwerkes war Ursula und Jef Rademakers im Jahr 1988 noch gründlich auf den Magen geschlagen:
Vor lauter Entsetzen auf der Biennale von Paris ein sündhaft teures Gemälde einer Winterlandschaft gekauft zu haben, entschied sich das niederländische Ehepaar, den reservierten Tisch im extravaganten Restaurant kurzerhand zu stornieren und doch lieber bei einer Fastfood-Kette zu dinieren.

 
Bildende Kunst
Meret Oppenheim - Sprengel Museum Hannover

Zu ihrem 100. Geburtstag in diesem Jahr wird Meret Oppenheim mit mehreren Ausstellungen geehrt.
In Wien, in Berlin und derzeit auch in Hannover, wo das Sprengel Museum eine fein arrangierte Schau zeigt: „Über den Bäumen“ vereint gut 60 Arbeiten, vorwiegend aus dem zeichnerischen Werk der Künstlerin.

 
Bildende Kunst
Alberto Giacometti – Begegnungen an den Spielfeldern

Kaum zu glauben, aber wahr: Das Werk des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti (1901-1966) kann auch heute noch überraschen.
Dabei ist es hundertfach beschrieben, besprochen, analysiert und interpretiert worden. Doch nun warten die frühen surrealistischen „Spielfelder“ in der Hamburger Kunsthalle, wie auch die „Begegnungen“ im Bucerius Kunst Forum mit neuen Erkenntnissen auf. Es ist keine Doppelausstellung im eigentlichen Sinne, beide Institutionen nähern sich dem facettenreichen Werk des Jahrhundertkünstlers von ganz unterschiedlichen Seiten. Aber sie ergänzen sich hervorragend, denn sie kreisen beide um Giacomettis obsessive Suche nach der Verschmelzung von Leben und Kunst.

 
Bildende Kunst

"Luft ist die Quelle allen Lebens, das Atmen, der Lebensatem der Erdatmosphäre. Deshalb trägt sie so viel Poesie in sich." Fujiko Nakaya
Im Jahr 1961 zeigte der französische Künstler Yves Klein in seiner Ausstellung „Monochrome und Feuer“ im Krefelder Haus Lange eine zwei Meter hoch in die Luft schießende Feuerfontäne. Sein Wunsch nach immateriellen Wirkungen der Kunst steht in enger Verbindung zu seiner Idee körperlicher Selbstdisziplin, Körperbeherrschung und Konzentration. Klein war über den Judosport eng mit der japanischen Grundauffassung von Geist- und Körperbeherrschung verbunden. Im Jahre 1952/53 reiste er nach Japan, um einen den höchsten Judo-Dan zu erreichen. Die Verbindung von Immaterialität und körperlicher Disziplin ist im Land der aufgehenden Sonne mit einer sehr langen Tradition verbunden.

 
Bildende Kunst
Helle Jetzig: romantic 2.0. Neue Arbeiten, neue Technik

State Building, Reichstag, Eiffelturm. Ein Kaleidoskop aus Wahrzeichen prunkt hoch am Himmel des Hamburger Hauptbahnhofes, darunter Name und Adresse des Reiseveranstalters.
Tagtäglich füttert uns die Werbung mit Schlüsselreizen, auf die wir konditionierten Medienmenschen anspringen, wie der berühmte Pawlow’sche Hund auf das Klingelzeichen. So ähnlich funktionieren auch die Bilder von Helle Jetzig, die in der Galerie Borchardt in Hamburg zu sehen sind.

 
Bildende Kunst
Egle Otto, Marcel Petry: „Geänderte Dialektik“

Die Kunst der Gesprächsführung, der Unterredung steht im Mittelpunkt der Ausstellung „Geänderte Dialektik“.
Der Titel verweist auf eine aktiv betriebene Veränderung, um zu einer wie auch immer gearteten Wahrheitsfindung zu gelangen. Wenn sich die rhetorischen Stil- und Analysemittel verändern, so ändern sich immer auch die Gesprächsprozesse sowie deren Ergebnisse. Das gilt für die interne künstlerische Kommunikation ebenso, wie für die Gegenüberstellung und den Dialog mit Werken anderer Künstler, als auch mit dem Betrachter.

 
Bildende Kunst
Sammeln und bewahren – Anna Guðjónsdóttir

Sie hatte mit dem Gedanken gespielt Fischerin zu werden und zur See zu fahren, so wie es ihre nordischen Vorfahren getan hatten.
Doch dann entschloss sich die Isländerin Anna Guðjónsdóttir (54) zu reisen und Kunst zu studieren. Sie schiffte sich 1983 auf einem Dampfer Richtung Hamburg ein, wurde drei Jahre später an der Hochschule für bildende Künste bei Franz Erhard Walther aufgenommen und entdeckte hier, wie stark sie die Natureindrücke ihrer Kindheit künstlerisch geprägt hatten. Unter dem Titel „Vitrine“ zeigt Guðjónsdóttir noch bis zum 17. Februar 2013 ihre neuen Arbeiten im Schenefelder Rathaus bei Hamburg. Aber Achtung: Wer diese Ausstellung besucht, wird ebenfalls Bestandteil der Kunst. Passanten nämlich könnten durch die große Fensterfront in den Ratssaal schauen – wie in eine überdimensional große Vitrine.

 
Bildende Kunst
Überwältigend kühn. Der ganze Rohlfs in Kiel.

Die Kunsthalle zu Kiel ehrt den Maler Christian Rohlfs anlässlich seines 75. Todestages mit einer umfassenden Ausstellung seiner Zeichnungen, Aquarelle, Grafiken, Skizzenbücher und Gemälde.
Ein langes Krankenlager brachte den 1849 im holsteinischen Niendorf geborenen Christian Rohlfs zur Kunst. Unglücklich vom Apfelbaum gefallen, führte eine spätere Entzündung zur Amputation des rechten Beines. Der behandelnde Arzt, ein Schwager Theodor Storms, erkannte das zeichnerische Talent des jungen Mannes und empfahl ihn an die Weimarer Akademie, an der sich Rohlfs 30 Jahre lang des großherzoglichen Mäzenatentums sicher sein konnte. Er malte naturalistisch, akademisch-realistisch, rezipierte van Gogh und die Pointillisten, wandte sich der Freilichtmalerei zu und verfolgte – unabhängig von den französischen Impressionisten – eine dennoch vergleichbare Richtung.

 

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