Theater - Tanz
Phantom der Oper - antiquiertes, seelenloses Ausstattungstheater

Wer die Deutschlandpremiere des „Phantoms der Oper“ 1990 sah, dem kam der Empfang zum „Comebacks des Jahres“ vertraut vor: Demonstranten und Polizei vor dem Eingang zur Neuen Flora.
Diesmal aber kein Protest gegen das Theater, sondern dafür: Die Belegschaft der Show sei im Vergleich zu damals auf die Hälfte geschrumpft – so schimpften Mitarbeiter. Insbesondere die Musiker hätten zu leiden. Stimmt: Andrew Lloyd Webber orchestrierte das Musical neu und dampfte es auf nunmehr 14 Musiker ein. Der Klang wirkt dadurch zwar weniger raumgreifend, dafür aber eine Spur eleganter.

 
Musik
Hype um Haim: Mädels-Trio aus Kalifornien mischt den Pop-Rock auf

Wenn jemand den Titel als meist gehypte Band des Jahres 2013 verdient, dann ist es Haim.
Das Trio aus Los Angeles, bestehend aus den Schwestern Este (27), Danielle (24) und Alana (22), hat Kritiker weltweit von sich begeistern können. Auf der aktuellen Europa-Tour „Days Are Gone“ machte Haim auch in Hamburg Halt – ein Grund mehr, die Band einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

 
Bildende Kunst
Cris Pink: „Offshore“ – nebulöse Lichtschleier in unzähligen Farbschichten

Unter dem Titel „Offshore“ stellt die Hamburger Galerie Hengevoss-Dürkop erstmals Landschaften der auf Mallorca lebenden deutschen Künstlerin Cris Pink vor.
„Offshore“, ein geläufiger Begriff aus der Wirtschaftssprache, bedeutet im ursprünglichen Sinne „küstenfern“ – und die Landschaften von Cris Pink sind in der Tat fern der Küste: Bis auf wenige Ausnahmen dominieren Wasserlandschaften im Werk der gebürtigen Koblenzerin, die seit mehr als 30 Jahren auf Mallorca lebt.
Diese Landschaften sind keine Abbilder der Natur, keine Dokumente, auch wenn sie nach konkreter Anschauung vor Ort entstanden sind. Cris Pink reist viel und sie zeichnet auf ihren Reisen unentwegt. Zurück im Atelier jedoch löst sie sich von den naturalistischen Skizzen, entkleidet die Landschaft gleichsam ihrer Körperlichkeit und transformiert sie zu spirituell durchdrungenen Empfindungsräumen aus Licht und Farbe.

 
Bildende Kunst
Nur das Talent... Käthe Kollwitz und die Frauen der Berliner Secession

Den "Malweibern" der Berliner Secession (1898–1913) Käthe Kollwitz, Julie Wolfthorn, Dora Hitz, Sabine Lepsius, Clara Siewert, Charlotte Berend-Corinth und Maria Slavona ist die Ausstellung der Herbert Gerisch-Stiftung in der Villa Wachholtz, Neumünster, gewidmet.
Die Schau präsentiert über 60 Exponate, darunter Portraits, Stillleben und Landschaftsbilder sowie Grafiken und Aquarelle. Die Arbeiten geben Einblick in das künstlerische Schaffen der Malerinnen im Berlin der Jahrhundertwende. Die Ausstellung weist aber auch auf die schwierige Lebenssituation der Künstlerinnen im Deutschen Kaiserreich von 1871 hin. Mit der Gründung der Berliner Secession ändert sich erstmals ihre Situation. Frauen sind als gleichberechtigte Mitglieder zugelassen. Beginnt nun der Siegeszug des weiblichen Geschlechts in der bildenden Kunst?

 
Festivals, Medien & TV
Cinefest Hamburg 2013: Verboten! Filmzensur in Europa

Unerwünscht, entschärft, zensiert: Eingriffe in die Produktion, Distribution und Aufführung von Filmen hat es schon seit den Anfängen des Mediums gegeben.
Das diesjährige Hamburger Cinefest widmet sich diesen verbotenen Filmen in einer neuntägigen Filmfestival-Reihe. Noch bis zum 24. November werden bekannte und weniger bekannte Beispiele aus europäischem Raum und den USA gezeigt, die ihrer Zeit der Filmzensur zum Opfer fielen.

 
Film
Venus im Pelz

Ironisch, provokant, amüsant, erotisch. Geschlechterkampf als Kammerspiel.
Roman Polanski versteht sich auf die düsteren Abgründe der menschlichen Seele. Mit meisterhafter Eleganz und Raffinesse verfilmte er David Ives’ Broadway Hit. Unwiderstehlich: Emmanuelle Seigner.

Das Vorsprechen ist eigentlich längst vorbei, keine der Schauspielerinnen taugte etwas. Theaterregisseur Thomas (Mathieu Amalric) möchte am liebsten alles hinwerfen, zumindest schnell heim, da steht plötzlich Vanda (Emmanuelle Seigner) vor ihm: Laut, vulgär, ungebildet, ganz offensichtlich ohne jedes Talent, aber sie lässt sich nicht abwimmeln, quasselt ununterbrochen. Ein Kaugummi kauendes abgetakeltes Flittchen, genau der Typ von Frau, den Thomas verabscheut. Doch nach und nach verwickelt sie den völlig verwirrten Regisseur in eine Diskussion über das Stück, zwingt ihn nicht nur die Stichworte fürs Vorspielen zu liefern sondern auch die Rolle des masochistischen Severin zu übernehmen.

 
Film
“Jung & Schön” – Wo Liebe nur stört

Ungewohnt behutsam inszeniert Regisseur François Ozon das Porträt einer 17jährigen Schülerin, die sich selbst zum obskuren Objekt der Begierde stilisiert. Hinreißend: Marine Vacth als geheimnisvolle “Belle de Jour”.
Wenn etwas in diesem Film zu provozieren vermag, dann jene raffiniert unspektakuläre Selbstverständlichkeit mit der François Ozon seine Geschichte erzählt und die Protagonistin ihre Entscheidungen trifft.
Sommerferien mit der Familie am Meer. Aus dem Urlaubsflirt mit einem jungen Deutschen macht Isabelle (Marine Vath) sich wenig. Sie schläft trotzdem mit ihm – für sie ist es das erste Mal. Ein Ereignis, das sie seltsam kalt lässt. Sie steht daneben, beobachtet sich selbst, so wie es sonst manchmal der kleine Bruder tut, wenn er ihr nachspioniert. Als das neue Schuljahr beginnt, richtet Isabelle eine Website ein, bietet ab 300 Euro ihre erotischen Dienste als Escort an. Das Geld versteckt sie im Kleiderschrank zwischen den Pullovern. Weder Freunde noch Familie ahnen, was sie an den Nachmittagen treibt.

 
Kultur, Geschichte & Management
Affordable Art Fair Hamburg 2013

Vom 14. bis 17. November 2013 ist die Kunstmesse "Affordable Art Fair" wieder zu Gast in Hamburg – als einzigem Austragungsort in Deutschland.
Auf der international ausgerichteten Messe für zeitgenössische Kunst werden Werke der Malerei, Skulptur, Fotografie und Grafik präsentiert, mit einer Einschränkung: Keine Arbeit darf teurer als 5.000 Euro sein.

 
Kunsthandwerk, Grafik & Design
Thomas Theodor Heine, Durchs dunkelste Deutschland

Das hannoversche Museum Wilhelm Busch wirft mit Karikaturen aus dem „Simplicissimus“ und einigen Memorabililien Schlaglichter auf Politik und Gesellschaft des ausgehenden Kaiserreiches.
Die satirische Zeitschrift „Simplicissimus“ ist Synonym für Sprachwitz und blendende Zeichenkunst. Woche für Woche wird ab 1896 der trügerische Friede im kaiserlichen Deutschland durch das Knurren der zähnefletschenden roten Simpl-Bulldogge gestört, die ihre Ketten gesprengt hat. Reaktionär, inhuman, mindestens aber illiberal erscheinen den Blattmachern die Zeiten. Sie sehen eine Kluft zwischen Untertanen und dem Staatsapparat mit Polizei, Justiz, Beamtentum, Militär, dem Klerus. Verbote, Beschlagnahmungen und Anklagen gegen die als verderblich angesehene Zeitschrift sind gang und gäbe.

 
Theater - Tanz
Orientbegeisterung in Altona – „Die Italienerin in Algier“

Für die Inszenierung der in Vergessenheit geratenen komischen Oper „Lauter Verrückte“ von Johann Simon Mayr (1763-1845) hat Philipp Kochheim soeben den Rolf Mares Preis erhalten.
Nun hatte das nächste preisverdächtige Stück an der Hamburger Kammeroper Premiere: „Die Italienerin in Algier“, Gioachino Rossinis genialer Wurf aus dem Jahr 1813. In der schlanken deutschen Fassung von Barbara Hass (Text), Andreas Franz (Regie) und Fabian Dobler (musikalische Bearbeitung) ist der orientalische Ausstattungspomp drastisch reduziert und eine mitreißend moderne, pointierte Groteske entstanden, in der Feline Knabe als ebenso stimmgewaltige wie selbstbewusste Isabella die Überlegenheit einer Domina an den Tag legt.

 

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