Reisen

Eine erzählerische Reise durch die vorweihnachtlichen Kirchen Genuas: Um zwei der fünf Werke zu sehen, die Peter Paul Rubens (1577-1640) in Italien gemalt hat und die noch am Ort erhalten sind, für den sie hergestellt wurden, muss man nicht die Schwelle eines prunkvollen, aristokratischen Palastes überschreiten oder ins Museum gehen.

Besucher finden sie in der ehemaligen Jesuitenkirche, Chiesa Gesù di Genova, die Ende des 16. Jahrhunderts gebaut wurde, gelegen am zentralen Piazza Matteotti, oberhalb des alten Hafens.
Zu dieser Jahreszeit können grundsätzlich die Besucher einfach durch die geöffneten, einladenden Türen in die Räume der Kirchen eintreten.

 

Ein weiteres Gotteshaus in der historischen Altstadt bietet eine äußerst seltene Kostbarkeit der Spätgotik: Fresken – die einzigen in Ligurien – die vom deutschen Maler Jost Amman von Ravensburg (in Genua genannt Giusto da Ravensburg oder di Alemagna, geboren um 1420), in der Mitte des 15. Jahrhunderts im Kreuzgang von Santa Maria di Castello ausgeführt wurden.

 

Kraftvoll und im barocken Charme hält die Basilika Mariä Himmelfahrt bereit. Die großen Marmorskulpturen des in Marseille geborenen Pierre Puget (1620-1694) und des Genueser Filippo Parodi (1630-1702) gelten als erste und wichtigste Beispiele des Barocks der Stadt. Die ausdrucksstarken, erzählerischen Figuren sind geprägt von der Lehre in der Werkstatt seines Vaters Giovanni Battista und der Formensprache seines römischen Lehrmeisters Gian Lorenzo Bernini (1568-1680).

 

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Genua wirbt zurecht mit seinem einzigartigen europäischen Erbe, das der alten Hafenstadt viel Prestige einbrachte und bringt: Kunstwerke, die Macht und Kultur einer langlebigen Aristokratie widerspiegeln und auch heute noch ihre atmosphärischen Wirkungen erzielen. Schon vor langer Zeit wurden die prachtvollen Gemälde, Skulpturen, Fresken in die Freiheit und aus der Exklusivität entlassen, Paläste lassen sich zu bestimmten Öffnungszeiten, zum Beispiel zu den „Rolli Days“ im Oktober jeden Jahres besuchen, Kirchen und Klöster stehen allen offen.

Das von der Stadt beauftragte und unterstützte Projekt „Die Kirchen der Palazzi dei Rolli und die große Tradition der genuesischen Krippen" zielt darauf ab, die internationale, nationale und lokale Aufmerksamkeit weiter und noch intensiver auf diesen einzigartigen und im UNESCO-Weltkulturerbe verankerten Reichtum zu lenken. Viele der Werke haben den Lauf der Kunstgeschichte verändert, ganz zu schweigen von den politischen Persönlichkeiten, Seefahrern, Händlern und Geschäftsleuten, die das Schicksal Europas und der Welt von Genua aus prägten.

Für dieses Thema ist insbesondere Giacomo Montanari, außerordentlicher Professor an der Universität von Genua und wissenschaftlicher Kurator der „Rolli Days“, zuständig.


„Die meisten dieser Orte, ob Räume von Kirchen oder Klöstern, ob Paläste oder Gärten sind im Laufe der Zeit größtenteils unverändert geblieben, sie sprechen eine historische unverfälschte Sprache, die jedoch noch heute verständlich ist“, sagt er und weiter: „Genua war zwischen 1528 und 1684 eine wahre „Stadt der Wunder". Die Metapher „Siglo de los Genoveses“ – so nannten die Spanier dieses goldene Zeitalter – ist als Jahrhundert der Genueser in die Geschichte eingegangen, deren starke spanische Verbindung sich nicht allein in der Person von Kolumbus findet. Diese „Stadt der Wunder“ ist Genua noch heute.“

 

Vom 8. Dezember 2020 bis zum 6. Januar 2021 werden unter der Leitung und nach der Idee von Giacomo Montanari über zwanzig Videos, unzählige Fotos und Geschichten, die von jungen Kunsthistorikerkollegen recherchiert und bearbeitet werden, der Öffentlichkeit präsentiert.

 

Neben den kunsthistorischen Highlights liegt ein weiterer wichtiger Bestandteil in der Volkskunst und deren Traditionen, erläutert Montanari. Hier spielen zur Advents- und Weihnachtszeit in den Kirchen die vielen Krippen, zumeist aus Holz geschnitzt, eine zentrale Rolle. Leider ist diese Kunstrichtung über einen langen Zeitraum vernachlässigt worden.
Diese genuesische Tradition ist übrigens in Qualität und Quantität neben dem neapolitanischen Brauchtum zu nennen. Die Schule des barocken Holzschnitzkünstlers Anton Maria Maragliano (1664-1739) war über zwei Jahrhunderte bedeutsamer Nukleus in der gesamten ligurischen Region.


Die Kirchen der „Palazzi dei Rolli“

Die weiteren teilnehmenden Kirchen, Klöster und Institutionen sind:
- Basilica di N. S. Assunta in Carignano (Santi Fabiano e Sebastiano)
- Basilica della Santissima Annunziata del Vastato
- Chiesa del Gesù (Santi Ambrogio e Andrea)
- Chieda di San Siro
- Chiesa di San Donato
- Chiesa Cattedrale di San Lorenzo
- Chiesa di Santa Maria di Castello
- Chiesa di Santo Stefano
- Chiesa di San Luca
- Oratorio di San Filippo Neri
- Chiesa della Madonnetta (presepe maraglianesco)
- Museo del Tesoro della Cattedrale
- Museo dei Beni Culturali Cappuccini
- Presepe della Madonna del Monte (presso gli spazi di Regione Liguria)
- Accademia Ligustica di Belle Arti

 

Weitere Informationen zu dem Thema und über Genua finden Sie hier:
- Digitales Reisen: Der Zauber der UNESCO-Fresken und Palastarchitektur von Genua
- Geheimnisvolles, schönes Genua – die „Rolli Days“

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