Musik Magazin
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

So ist das, wenn plötzlich die Wirklichkeit der Regie auf der Opernbühne diktieren darf, was noch geht und was grundlegend anders gemacht werden muss. Corona grätschte im Februar brutal mitten in die Vorbereitungen zur „Carmen“-Fassung der Hamburger Kammeroper, die vergangenen Freitag nun endlich Premiere feiern durfte.
Wie groß der Schnitt war, den der spanische Regisseur Alfonso Romero Mora am anderen Ende der Skype-Leitung in Madrid zusammen mit dem musikalischen Leiter und Bearbeiter Ettore Prandi, mit Intendant Marius Adam und dem Team der Hamburger Kammeroper am Allee Theater stemmen mussten, verdeutlichen schon wenige Zahlen: Statt der geplanten acht durften nur noch vier Sängerinnen und Sänger mitmachen.
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- Geschrieben von: Johannes Blum -

Operette bewegt sich permanent (das legitimiert und speist ihren Zungenschlag) in wechselseitigem Austausch von herrschender Moral und „Leitkultur“ einerseits und ihrer anarchischen Lächerlichmachung andererseits. Der theatralische Witz ist nahezu immer – auch in feudalen Zeiten – der Witz über oder gegen das Bürgertum. Das gegenseitige Verständnis zwischen Louis XIV. und Molière, der in sonnenköniglichem Auftrag Stücke wie Der eingebildete Kranke oder Tartuffe schrieb, ist nur zu erklären mit der gemeinsamen Verachtung der Verhaltensweisen, Moralvorstellungen und Bigotterien des aufstrebenden Bürgertums – betrieben aus entgegengesetzten politischen Richtungen.
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- Geschrieben von: Purple Schulz -

Meine kleine Schwester im Herzen, Regy Clasen, hat am vergangenen Samstag ihre Flügel ausgebreitet und ist davongeflogen wie das Rotkehlchen vor ihrem Fenster, über das sie sich noch ein paar Stunden zuvor gefreut hatte.
Bis zum letzten Moment ihres Lebens war sie – bewundernswert klar und bewusst – umgeben von ihrer Familie, Freundinnen und Freunden, Kollegen und Kolleginnen, die ihre letzten Monate im Hospiz auf außergewöhnliche Art und Weise begleiteten.
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- Geschrieben von: Claus Friede -

Das Ensemble C-Camerata Taipei gehört zu den interessantesten Kammerorchestern für Neue Musik und weist eine Reihe von Besonderheiten auf. Die Konzerte sind zuweilen lapidar mit „East and West“ (dt.: Ost und West) betitelt.
Dass sich heute, in einer globalisierten Welt, Fernöstliches und Westliches treffen ist natürlich mittlerweile und seit weit über einem Jahrhundert Normalität und nichts Besonderes – das gegenseitige Interesse aneinander ebenso. Um die Eigentümlichkeit herauszufiltern bedarf es mehr als einer geografischen, allgemeinen oder in Kilometern gemessenen Verortung!
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Das Gute siegt, die dunklen Mächte der Finsternis gehen am Ende in einer Rauchwolke auf. Der Beifall ist riesig in Hamburgs phantasievollem kleinen Opernhaus, der Kammeroper im Allee-Theater an der Max-Brauer-Allee.
Sie hat unter der Intendanz von Marius Adam gewaltig Fahrt aufgenommen und stellt mit Mozarts „Zauberflöte“ eine Inszenierung auf ihre winzige Bühne, die man als Hamburger Opern-Fan unbedingt gesehen und gehört haben muss. Vielleicht ist es nicht mal zu hoch gegriffen, wenn man die großartige Kleinkunst hier im Hinterkopf vergleicht mit der opulenten Umsetzung derselben Oper im großen Haus an der Dammtorstraße – und feststellt: Da hat die Kammeroper durchaus in manchen Punkten die Nase vorn.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Hansa Theater ade, am Steindamm steht jetzt der Berliner Kit Kat Club.
Vergangenes Wochenende feierte das Erfolgsmusical „Cabaret“ in Deutschlands ältestem Varieté bejubelte Premiere und es schien, als hätte es immer schon in dieses wunderbar intim-plüschige Ambiente gehört. Dass man den Film mit Liza Minnelli schnell vergaß, lag vor allem an dem brillanten Conférencier Tim Fischer, sowie dem hinreißenden Liebespaar. Nein, nicht Sally Bowles und Cliff Bradshaw. Gemeint sind Fräulein Schneider und Herr Schulz, so anrührend verkörpert von Angela Winkler und Peter Franke, dass sie den Protagonisten im Handumdrehen die Show stahlen.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Mit begeistertem Applaus honorierte das Premierenpublikum die Wiederaufführung von Jaromír Weinbergers Operette “Frühlingsstürme“ an der Komischen Oper Berlin.
90 Jahre ruhten die Frühlingsstürme. Die Originalpartitur blieb ebenso wie die Orchesterstimmen bis heute verschollen. Erhalten sind lediglich der gedruckte Klavierauszug und das detaillierte Regiebuch samt Libretto. Auf Grundlage dieses Materials und 1933 eingespielter Schallplattenaufnahmen einzelner Nummern hat Norbert Biermann mehr als zwei Jahre an der Rekonstruktion der Partitur gearbeitet und die Operette zum Teil neu arrangiert.
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- Geschrieben von: Frederike Krüger - Pascal Dusapin -

Pascal Dusapin, 1955 in Nancy geboren, ist einer der wichtigsten Impulsgeber der Gegenwartsmusik.
Im Gespräch zum 5. Philharmonischen Konzert des Philharmonisches Staatsorchesters Hamburg in der Elbphilharmonie gewährt er Einblicke in den Entstehungsprozess der Uraufführung von "Waves" und spricht dabei über Mathematik, Findungprobleme eines jeden Komponisten und seine Freude auf den Großen Saal in der Elbphilharmonie…
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Ein ungewöhnlich schönes Ambiente, ganz erstaunliche Stimmen und ein Spaßfaktor, wie er in der klassischen Musik wohl einmalig ist: Der „Halloween“-Sängerkrieg im Opernloft Hamburg war so vergnüglich, dass die Zuschauer eine geschlagene Stunde an Zugaben einforderten.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Das Bühnenbild zeigt Zerfall. Stéphane Laimé sorgt dafür, dass einem zuerst Venedig in den Sinn kommt anstelle von Sevilla. Zugemauerte Fenster geben alten Palazzi, von denen der Putz blättert, die triste Anmutung hoffnungslosen Zerfalls und fehlender Perspektiven.
„Don Giovanni“ ist der Abgesang für eine Gesellschaftsordnung, die keine zehn Jahre nach der Prager Uraufführung von „Der bestrafte Wüstling oder Don Giovanni“ in ganz Europa heftig von den Stürmen der französischen Revolution durchgeschüttelt werden wird. In ihrem Verlauf werden der französische König und seine aus Österreich stammende Königin enthauptet, Staaten ausradiert, Besitz- und Machtverhältnisse auf den Kopf gestellt, um am Ende – dem Adel entwunden – dem Bürgertum dienlich zu sein.
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- Geschrieben von: Marion Hinz -

Auch wer diese Wiederaufnahme bereits erlebt hat: die drei Kurzopern von Ernst Křenek an der Frankfurter Oper sind einen erneuten Besuch wert. Das Regiekonzept von David Hermann funktioniert im Zusammenspiel mit dem Bühnenbild von Jo Schramm perfekt, bietet szenischen Genuss pur.
Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester brilliert unter der Leitung von Lothar Zagrosek, lässt Křeneks Musik farbig und kontrastreich erklingen. Die Frankfurter Produktion, in der Regisseur David Hermann mit einer inhaltlichen Verknüpfung der Werke einen Bogen vom Aufstieg und Fall eines Diktators spannt, wurde bei den International Opera Awards 2018 als Wiederentdeckung des Jahres ausgezeichnet. Das liegt mit Sicherheit auch an Lothar Zagrosek, der bereits mehrere Opern des Komponisten einstudierte und alle Sinfonien Křeneks auf Platte aufgenommen hat.
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- Geschrieben von: Johannes Blum -

„Der Fels wird morsch, dem ich entspringe und meine Gotteslieder singe...“
„IchundIch“, Else Lasker-Schülers letztes Theaterstück, entstanden während ihres Exils in Palästina drei Jahre vor ihrem Tod 1945, sollte eigentlich „Der bekehrte Satan“ heißen. Die Auftragsoper von Johannes Harneit wird ab 1. November in der Staatsoper Hamburg inszeniert.
In der Spanne zwischen diesen Titeln und ihren (ent)sprechenden Bedeutungsräumen inszeniert sich Weltpolitik, private Erlösungsphantasien und Poesie. Aber es inszeniert sich auch die Autorin selbst, indem im Titel bereits anklingt, wie sie sich als zwar gespaltene und verletzte, letzten Endes jedoch, nach lebenstragischen Phasen doch in großer eigensinniger Stärke einheitliche Person sah. Die Kraft ihres Jüdisch-Seins spielt hier eine große Rolle: obwohl sie stets mit „den Juden“ haderte, hat sie sich doch zuweilen selbst mit dem Begriff identifiziert.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Vor zwei Jahren wurde er in Neumünster gefeiert, nun rockte Roger Hodgson die Kieler Sparkassen-Arena. Für die rund 5.000 Fans, die bereits bei den ersten Takten von „Take The Long Way Home“ mitklatschten, war das Supertramp-Revival zweifellos der Höhepunkt des diesjährigen Schleswig-Holstein-Musik-Festivals.
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- Geschrieben von: Hans-Juergen Fink -

Was, wenn „Liebe“ nur ein freundliches Wort wäre für ihre eigene Unmöglichkeit? Nur ein Sammelbegriff für Sehnsüchte, die unerreichbar sind in einer Gesellschaft, deren Verhältnisse nun mal nicht so sind, dass sich Individuen stressfrei begegnen und entfalten dürfen? Nur ein Etikett für ineinander verstrickte Lebensläufe, die mit der Unerbittlichkeit einer griechischen Tragödie immer schneller hin zu einem schwarzdunklen Ende drängen?
Im kleinen Saal der Elbphilharmonie ist im Rahmen des Musikfests Hamburg zu besichtigen, was übrigbleibt, wenn die Liebe zerbröselt.