Kultur Blog
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Ziemlich blöd guckt sie aus der Wäsche. Nein, falsch, vielmehr aus der Schärpe.
Die Frau mit dem dunkel angelaufenen Kopf und ihren zwei Einkaufstaschen steht ja völlig nackt vor gelbem Grund – bis auf die rote Schärpe, die sich leuchtend von dem gelbgrünlichen Leib abhebt. „Selbstjustiz durch Fehleinkäufe“ hat Martin Kippenberger (1953-1997) diese 1984 auf die Leinwand gebannte Abrechnung mit einer Liebschaft genannt. „Aber Kippenberger wäre nicht Kippenberger, wenn seine Arbeit nicht zugleich allgemein ein gekonnter Seitenhieb auf das Kunstsammeln wäre“, schreibt Harald Falckenberg in seiner Einführung.
- Geschrieben von Anna Grillet -
Seinen Film „Leviathan” inszeniert der russische Regisseur Andrey Zvyagintsev als erschütternde bildgewaltige Parabel über die Ohnmacht des kleinen Mannes.
An der abgeschiedenen felsigen Küste der arktischen Barentssee betreibt Kolia (Alexey Serebryakov) eine winzige Reparaturwerkstatt. Das Haus mit dem grandiosen Blick aufs Meer ist seit Generationen in Familienbesitz. Der Automechaniker lebt dort mit seiner jungen Frau Lilya (Elena Lyadova) und dem Sohn aus erster Ehe. Doch nun hat es der korrupte gierige Bürgermeister Vadim (Roman Madyanov) auf das lukrative Grundstück abgesehen. Er bietet eine lächerlich niedrige Kaufsumme. Als Kolia ablehnt, droht die Enteignung.
- Geschrieben von Christel Busch -
Im Martin Gropius-Bau in Berlin werden Arbeiten der chinesischen Fotokünstlerin Liu Xia präsentiert. Die Protagonisten ihrer Schwarz-Weiß-Fotografien sind Puppen. Puppen mit schreienden Mündern, aufgespießt auf Holzpfähle, gekreuzigt zwischen Türbeschlägen, in Einmachgläser gequetscht, gefesselt, deformiert und erhängt. Sie sind Metaphern für die politischen Repressionen in China, aber auch für ihr persönliches Leid, ihre Ohnmacht gegenüber dem chinesischen Staatssystem. Denn die 54jährige, Ehefrau des inhaftierten Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo, steht seit fünf Jahren unter Hausarrest und Polizeibewachung.
Nach der spektakulären Ai-Weiwei-Ausstellung im Sommer 2014, setzt sich das Haus erneut mit der Situation chinesischer Künstler auseinander. Die aktuelle Schau „Liu Xia. Eine Fotografin aus China" zeigt rund fünfzig Fotografien aus den späten 90er-Jahren – also vor ihrem Hausarrest. Ergänzt werden die Fotoarbeiten mit ihren Gedichten sowie Filmen, die einen Einblick in ihren Alltag geben und ein Fernsehinterview aus dem Jahr 2012.
- Geschrieben von Kerstin Schüssler-Bach -
„Glück, das mir verblieb“ – Von Hamburg aus trat Wolfgang Erich Korngolds Oper „Die tote Stadt“ den Siegeszug um die Bühnen der Welt an.
Nun kehrt sie endlich in die Hamburgische Staatsoper zurück. Dirigentin Simone Young nimmt sich der opulent schimmernden Partitur an. Regisseurin Karoline Gruber leuchtet in die psychoanalytischen Winkel des Protagonisten Paisl, der von Publikumsliebling Klaus Florian Vogt gesungen wird.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn: Joan Miró (1893-1983), der Sonne-Mond-und Sterne-Maler, gehört zweifellos zu den populärsten Künstler des 20. Jahrhundert.
Auf Mallorca und in seiner Geburtsstadt Barcelona hegen und pflegen zwei kapitale Stiftungen den umfangreichen Nachlass, Poster und Kalenderblätter in Millionenauflage zeugen von seinem Ruhm. Umso erstaunlicher, dass einer derartigen Lichtgestalt der Moderne heute noch neue Perspektiven abzuringen sind. Und doch, es gibt sie: In der Ausstellung „Miró. Malerei als Poesie“ beleuchtet das Bucerius Kunstforum zum ersten Mal die enge Beziehung des Katalanen zur zeitgenössischen Literatur und zeigt auf, wie stark der Meister magischer Symbole in die Welt surrealistischer Dichter eingebunden war. Ohne das Wort, das wird hier klar, wäre sein Werk undenkbar gewesen.
- Geschrieben von Christel Busch -
Die Kunsthalle St. Annen Lübeck widmet dem Lübecker Künstler Erasmus Zipfel eine große Sonderausstellung.
Aus seiner jüngsten Schaffensphase zeigt das Haus rund fünfzig großformatige, Werke von geradezu explodierender Farbigkeit. Die Bilder belegen, dass Zipfel seine Malweise beharrlich und konsequent weiter entwickelt hat: Er malt abstrakt, keine Figurationen, keine erdfarbenen Töne mehr. Stattdessen dominieren intensive, teils reine Komplementärfarben in gelb, grün, blau bis hin zu einem kräftigen rot. Seinen Abstraktionen liegen digital bearbeitete, stark verfremdete Fotografien zugrunde.
- Geschrieben von Hans-Juergen Fink -
Am Montag ging das Festival „Lux aeterna“ zu Ende, das 24 Konzerte mit spiritueller Musik aus aller Welt präsentiert hat. Stolze Bilanz: Auch weniger bekannte Künstler spielten vor vollem Haus; elfmal hieß es gar „ausverkauft“. Knapp 22.000 Besucher bescherten dem Musikereignis eine Auslastung von 85 Prozent. KulturPort.De sprach mit Elbphilharmonie-Generalintendant Christoph Lieben-Seutter über den Stellenwert solcher Festivals und über die neue Neugier auf unbekannte Musik.
- Geschrieben von Laura Altmann-Ingianni -
Eine Ausstellung anlässlich des 80. Geburtstags des Künstlers in München.
Im Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern ist soeben eine große Retrospektive des graphischen Werkes von Konrad Klapheck eröffnet worden. Zur morgendlichen Pressekonferenz kommt ein erlesenes kleines Grüppchen von Museumsleuten, Journalisten, Galeristen und der Künstler höchstpersönlich. Nach einer Einführung des Kuratoren der Ausstellung und Klapheck-Spezialisten Siegfried Gohr sowie den üblichen Ausstellungsbeteiligten, führt der Künstler selbst durch die Ausstellung, mit der er sehr zufrieden zu sein scheint. Interessant und vor allem sehr unterhaltsam führt er über eine Stunde durch die Räume.
- Geschrieben von David Böhringer -
Die Hamburger Kammeroper ist immer für Überraschungen gut. Jetzt hat sie einen der Welthits des Opern-Repertoires auf ihre Mini-Bühne geholt: Giuseppe Verdis „La Traviata“ – und aus dem morbiden Liebesdrama ein kompaktes, böses Kammerspiel gemacht. Eine Aufführung, die sich sehen und vor allem hören lassen kann.
Das Schrumpfen aufs Kammeroper-Format bekommt der „Traviata“ außerordentlich gut, denn außerhalb der großen Chorszenen ist da nicht viel mehr als die Geschichte der Edel-Prostituierten Violetta, ihres mordsmäßig und etwas zu schnell verknallten Alfredo, bei dem sie angesichts der tödlichen Tuberkulose das einzige Mal sich auf etwas wie die wahre Liebe einlässt – oder das, was beide dafür halten. Und dann ist da Alfredos Vater, der auf Familienehre und gesellschaftliche Konvention pocht und das Paar gnadenlos bis in seine ländliche Idylle verfolgt und auseinander treibt.
- Geschrieben von Isabelle Hofmann -
Einblicke in hochkarätige Privatsammlungen gehören traditionell zu den Ausstellungsschwerpunkten des Hamburger Barlach Hauses – schließlich ist die weiße Museumsperle im Jenischpark selbst einem Sammler zu verdanken: Der Hamburger Fabrikant Hermann F. Reemtsma gab mit seiner kapitalen Barlach-Sammlung den Anstoß zu dem 1962 eröffneten Privatmuseum – dem ersten in Norddeutschland übrigens.