Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens startet die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) das Förderprogramm KEINE ZEIT ZU VERGESSEN. Es richtet sich an hochbetagte NS-Überlebende aus der ehemaligen Sowjetunion, die heute in Deutschland leben. Ihre Biografien sind geprägt von Krieg, jahrzehntelanger Nichtanerkennung ihrer Verfolgungsgeschichte und den Herausforderungen einer späten Übersiedlung nach Deutschland. Das Ziel ist es, ihre materiellen und sozialen Lebensumstände zu verbessern und ihnen in einer oft von Altersarmut geprägten Lebenssituation gezielte Unterstützung zukommen zu lassen. Angesichts tiefgreifender gesellschaftlicher und geopolitischer Herausforderungen bleibt die Unterstützung dieser hochbetagten Menschen eine moralische Verpflichtung und Ausdruck historischer Verantwortung für die Stiftung EVZ.
93 Prozent von Altersarmut betroffen
Es bleiben nur noch wenige Jahre, in denen direkte Hilfe die Gruppe der Überlebenden selbst erreicht. Aktuelle Krisen verschärfen ihre ohnehin oft prekäre Lage: In Deutschland sind hochbetagte NS-Überlebende aus postsowjetischen Ländern besonders häufig von Altersarmut betroffen. So zum Beispiel laut Schätzungen der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) rund 93 Prozent der 65.000 bis 70.000 jüdischen Zuwanderer:innen im Rentenalter, aber auch Überlebende der Leningrader Blockade von 1941-1944 und überlebende Sinti:ze und Rom:nja.
Ihre Lebensgeschichten sind vielfach gezeichnet von Leid und Entbehrung: Sie erlitten Verfolgung und Gewalt während des Zweiten Weltkrieges, fanden in der Sowjetunion oftmals keine offizielle Anerkennung ihres Schicksals und lebten in Armut und gesellschaftlicher Marginalisierung. Viele wagten schließlich den Schritt in ein fremdes Land – Deutschland – in dem sie sich erneut orientieren und behaupten mussten. Diese Menschen verkörpern in besonderer Weise Widerstandskraft und Lebensmut. Sie verdienen nicht nur unsere Achtung, sondern auch eine gezielte, kultursensible Unterstützung.
Würdevolles Altern sichern – Förderung bis zu 150.000 €
Dr. Andrea Despot, Vorstandsvorsitzende der Stiftung EVZ, sagt: „In unserem Jubiläumsjahr erneuern wir unser Versprechen: Wir stehen an der Seite ehemaliger Zwangsarbeiter:innen und NS-Überlebender. Sie verdienen Aufmerksamkeit, konkrete Hilfe im Alter, Respekt und eine Gesellschaft, die zuhört und handelt. Das ist der Kern unserer heutigen humanitären Arbeit und unsere historische Verantwortung.“
Die Stiftung richtet ihre Förderung darauf aus, den Überlebenden durch gezielte kultursensible Betreuungs- und Unterstützungsangebote, psychosoziale Begleitung oder Maßnahmen zur Stärkung der Teilhabe und sozialen Sicherheit konkrete Hilfe zu leisten. Auch Maßnahmen gegen Einsamkeit im Alter und zur Bewahrung ihrer Lebenszeugnisse gehören dazu. Dafür fördert die Stiftung EVZ im Jahr 2026 – unter Vorbehalt der Zustimmung ihres Kuratoriums – Projekte mit bis zu 150.000 € und mit einer Laufzeit von 24 bis 36 Monaten. Bewerbungen sind bis zum 27. November 2025 möglich.
Die Stiftung EVZ begeht zwischen dem 2. August 2025 und dem 13. Juni 2026 ihr 25-jähriges Bestehen. Mit ihrem Leitspruch KEINE ZEIT ZU VERGESSEN blickt sie zurück auf ihre Gründungsgeschichte, den Auszahlungsprozess und würdigt die ehemaligen Zwangsarbeiter:innen und Überlebenden des NS-Unrechts. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schirmherrschaft für das Jubiläum übernommen.
Über die Stiftung EVZ
Auftrag der Stiftung EVZ ist es, die Erinnerung an das Unrecht der nationalsozialistischen Verfolgung lebendig zu halten, die daraus erwachsende Verantwortung im Hier und Heute anzunehmen und die Zukunft aktiv zu gestalten. Zentrales Motiv der Stiftungsgründung im Jahr 2000 war die Auszahlung humanitärer Ausgleichsleistungen an ehemalige Zwangsarbeiter:innen des NS-Regimes – ein Meilenstein der deutschen Aufarbeitung. Heute fördert die Stiftung über ihre Handlungsfelder Bilden und Handeln Projekte und Aktivitäten, die den Überlebenden nationalsozialistischer Verfolgung, der Völkerverständigung und der Stärkung von Menschenrechten dienen.
Zur Ausschreibung "KEINE ZEIT ZUR VERGESSEN"
Quelle: Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ)

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